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Waisenkinder - verbotene Wünsche

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Punisher

Ort: Karlsruhe

New PostErstellt: 30.03.09, 23:27  Betreff:  Waisenkinder - verbotene Wünsche  drucken  weiterempfehlen

Geblendet von seinem Alltagsstress vergisst der Mensch manchmal die vielen Wunder, die es in der Natur gibt. Doch manchmal kommen wir zur Ruhe, und nehmen uns Zeit, wieder richtig hinzusehen. Wenn wir in der Natur oder einem Park Vögel beobachten, sehen wir manchmal eine Vogelmutter, die sich liebevoll um ihren Nachwuchs kümmert. Doch nicht immer sind es ihre leiblichen Küken. Manchmal wird ein elternloses Küken von einer Vogelmutter gefunden und in ihrer Familie aufgenommen. Eine "Blume", die nur selten blüht, doch die Welt kann schön sein, wenn man sie mit den richtigen Augen sieht...

Duc ist ein Waisenkind aus Vietnam, das weder seine Eltern, noch sein genaues Alter kennt. Er wurde einst vor einem Waisenhaus mit schweren organischen Schäden als Findelkind abgelegt. Die Erkrankung ist vermutlich eine Folge des Entlaubungsmittels "Agent Organe", dass die US-Army während des Vietnamkriegs vor 40 Jahren massenhaft in seiner Heimat abgeworfen hatte. Dabei wirkte sich das Mittel nicht nur auf die Kinder der Vietnamesen aus. Auch eigene Soldaten hat die US-Army damit massenhaft vergiftet. Die Folgen zeigen sich bis heute, während die verantwortlichen Militärs nur zähneknirschend die Verantwortung übernommen haben.

Während seiner Zeit im Waisenhaus musste Duc die Hölle durchmachen. Obwohl er normal intelligent war, hatte er Entwicklungsrückstände, die laut eines vietnamesischen Gutachtens auf Unter- und Fehlerernährung beruhten. Mit anderen schwerstgeschädigten Kindern wurde er gemeinsam in Schlafsäle gesteckt, gefüttert und manchmal ans Bett angebunden. Doch auch Waisenkinder beobachten manchmal die Vögel und in ihren Herzen beginnt ein Wunsch zu erwachen, von dem sie es nicht wagen, ihn jemand zu erzählen. Diese Kinder denken dann oft, das sei ein dummer Wunsch, da er nicht in Erfüllung gehen könne...

Doch das Schicksal schien sich auf Ducs Seite zu stellen, als er im Jahre 2006 mit anderen kranken Kindern zur Heilbehandlung nach Deutschland kommen durfte. Bei seiner Ankunft war er nur einen Meter groß, obwohl er laut Pass bereits fast acht Jahre alt sein sollte. Durch die Operationen, die durch Spenden ermöglicht wurden, hatte er eine Chance auf ein Leben ohne Behinderung.

Leider währte Ducs Freude nicht lange, als Ende 2006 der Vermittler Icco (International Childs Care Organisation) ins Visier der Staatsanwaltschaft Hamburg geriet. Die 1997 gegründete Organisation galt in Deutschland lange Zeit als seriöse Anlaufstelle für Auslandsadoptionen und als Hilfsorganisation für behinderte Kinder in armen Ländern. Die Anklage lautete aber jetzt auf Untreue und Kinderhandel, sprich Umgehung von Gesetzen gegen Bezahlung.

Margarete H. und Ihre Familie erklärten der Organisation gegenüber damals ihre Bereitschaft, Duc bei sich aufzunehmen und die medizinische Behandlung zu organisieren. Erst Monate nach ihrer Zusage erfuhr H. von den Vorwürfen gegen Icco. Daher wollte sich von der Organisation distanzieren und wandte sich Anfang 2007 an das Jugendamt mit der Bitte um einen neuen Amtsvormund für Duc.

Doch mit dem Jugendamt in Luckenwalde begannen die Probleme erst: Bereits nach dem ersten Besuch der neuen Vormündin stellte sie sofort Ducs Identität in Frage. Da er für das in seinem Pass angegebene Alter viel zu klein war, sollte er zurück geschickt werden. Das Jugendamt, das eigentlich zum Schutz von Waisenkindern verpflichtet ist, verständigte die Ausländerbehörde. Prompt wurde Duc die Aufenthaltserlaubnis zur medizinischen Behandlung entzogen, obwohl noch wichtige Operationen bevorstanden. Sein Pass wurde einbehalten. Duc sollte jetzt abgeschoben werden!

Dürfen nur gesunde Kinder Träume haben? Waren die Gedanken von Duc zu hoch geflogen, als er die Vögel beobachtet hatte? Zum Glück fiel Duc erneut auf die Füße, als nach einer Intervention der Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg, Karin Weiss, sein Aufenthalt vorübergehend wieder gestattet wurde. Die Frage um seine Identität klärte sich fast ein Jahr später, als Duc seinen Pass zurückbekam. Michael Grunwald, Sprecher des Jugendamtes Potsdam, machte klar, dass bereits vor fünf Monaten dem Jugendamt in Luckenwalde die Identität von Duc zweifelsfrei bestätigt wurde. Er berief sich dabei auf das deutsche Generalkonsulat, sowie auf die vietnamesischen Behörden. Doch anscheinend ging es dem Jugendamt Luckenwalde bei Duc um etwas ganz Anderes...

Dort wurde weiterhin im Mist gewühlt, um Duc seine Identität abzusprechen. Das Amt stellte zunächst Strafanzeige gegen unbekannt wegen Urkundenfälschung. Dann schikanierten sie Duc mit einer Reihe von ärztlichen Untersuchungen. Es erfolgten Röntgen- und Zahnuntersuchungen, sowie eine Blutabnahme, um endlich auf das vom Amt gewünschte Ergebnis beim Alter zu kommen. Dabei glaubte auch Ducs Mutter, dass er durchaus jünger sein könnte, wie in seinem Ausweis steht. Aber er sei nun mal ein Findelkind, und deshalb seien Fehler des Heimpersonals bei der Altersschätzung nichts Außergewöhnliches. Ihre Anwältin Petra Schlagenhauf ergänzte, dass das Alter von Findelkindern für die Identität keine Rolle spielt.

Darüber hinaus glaubte Margarete H. nicht, dass ihr Pflegesohn und andere Icco-Kinder Opfer von Kinderhandel durch diese Organisation wurden. Die ihr vorgeführten Fotos und Dokumente ließen für sie keinen Zweifel offen, dass Duc wirklich ein jahrelang elternloses und nicht gefördertes Kind war. Auch ihrer Anwältin leuchtete ein, dass Kinderhandel mit behinderten Kindern überhaupt keinen Sinn macht. Das sah man in Luckenwalde anders, weshalb die Jugendamtsleiterin Waltraut Kahmann die Prozeduren verteidigte, die Duc über sich ergehen lassen musste.

Und während die Behörden in Luckenwalde noch größeren Bockmist bauten, hatte man auch noch seine Förderung verschlafen. Dabei stand Duc Frühforderung wegen seiner Entwicklungsrückstände vor der Einschulung zu. Doch die Vormündin versäumte nicht nur die Schulanmeldung, sondern hat den Antrag auf Frühforderung des Schularztes auch noch für fünf Monate nicht unterschrieben – aus finanziellen Gründen!

Was dann folgte, war für Duc nur noch ein entwürdigendes Schauspiel, weil die Vormündin sich immer weiter in Lügen verstrickte. Schließlich setzte das Vormundschaftsgericht in Luckenwalde ihrem unwürdigem Treiben endlich ein Ende. Es bescheinigte dem Jugendamt Unfähigkeit darin, die Interessen des Kindes wahrzunehmen und entzog ihm die Vormundschaft. Das war auch bitter nötig, den mittlerweile konnte man sich die wahren Gründe für die Behandlung von Duc denken: Laut der Anwältin von Margarete H. soll die Amtsleiterin Waltraut Kahmann auf eine Bitte um eine Aufenthaltsgenehmigung für Duc geäußert haben, dass sie kein Verständnis dafür hätte, dass kranke Kinder aus Vietnam in Deutschland zur Behandlung ein Visum bekämen. Sie selbst bestreitet das nachträglich, aber wie sonst kann man so kalt gegenüber einem kranken Kind sein?

Eine weiße Weste hatte das Jugendamt Luckenwalde schon lange nicht mehr: Im Jahre 2006 gab es schon mal bundesweit Schlagzeilen, als die Polizei zwei unterkühlte Kinder fand, die mitten im Winter in einer unbeheizten Hütte hausen mussten. Obwohl das Jugendamt von der Kita informiert war, dass die Geschwister einen vernachlässigten Eindruck machten, nahm man die Sache auf die leichte Schulter. Und das, obwohl sich auf dem Grundstück Kampfhunde herumtrieben... Hat das Jugendamt bei Duc ebenso versagt wie vor zwei Jahren?

Für Duc spielt das aber keine Rolle mehr. Endlich brauchen er und seine Plegefamilie keine Angst mehr zu haben, dass irgendjemand sie je wieder auseinanderbringen könnte. Die Wege der Liebe sind oft lang und nicht immer einfach, doch sie findet immer wieder einen Pfad in große Herzen. Duc lebt nun in einer neuen Welt: Seine Pflegeeltern bezeichnet er liebevoll als "Mama" und "Papa", und in seiner große Schwester sieht er ein Vorbild. Sie hat ihm Inlineskaten beigebracht und an ihrer Hand erkundet er die Umgebung ihres Hauses. Wenn sie aus der Schule nach Hause kommt, platzt er fast vor Freude. Viele Waisenkinder kennen so eine Welt nur aus ihrenn Gedanken, wenn sie die Vögel beobachten. Einige von ihnen wissen irgendwann, dass ihr Wunsch nicht dumm war, weil er in Erfüllung gegangen ist... Vielleicht sind Vögel weniger kompliziert darin, ein Kind aufzunehmen als wir Menschen. Daher können wir uns nicht darüber beschweren, dass die Welt schlecht sei. Die Welt selbst ist grandios und bietet unzählige Möglichkeiten, glücklich zu sein. Daher sollte die Frage eher lauten: Wie sind wir Menschen?

Herzlichst
Ihr Punisher


Ein Lied über die Traurigkeit eines Waisenkindes (Nobody's Child):

http://ll-moral.org/KarenYoung.html

Ein Beitrag von http://ll-moral.org/Startseite.html


[editiert: 01.04.09, 09:04 von bjk]
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