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Die Weihnachtsbotschaft - Schlemmerleben mit ALG II

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bjk

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Ort: Berlin


New PostErstellt: 24.12.06, 06:57  Betreff: Ankündigung:  Die Weihnachtsbotschaft - Schlemmerleben mit ALG II  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

- oder, was Hotte und Änschie uns in ihren Weihnachtsanlabereien (wohlweislich) nicht sagen werden:


entnommen aus: http://www.sozialticker.com/



- Informationen zum Eckregelsatz


Wer schon immer detailierte Informationen zum Eckregelsatz gesucht hat,
sollte sich diese Seite nicht entgehen lassen.

Hier erfahren Sie wie der Eckregelsatz sich zusammenstellt
und vor allem welche Anteile der “Ansparsumme für Haushaltsgeräte”
eigentlich im Wahrheit für was berechnet werden sollte.


weiterlesen hier





[editiert: 24.12.06, 08:18 von bjk]



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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 24.12.06, 07:19  Betreff: Re: Die Weihnachtsbotschaft - Schlemmerleben mit ALG II  drucken  weiterempfehlen




170,-€ Erschwerniszuschlag für Argemitarbeiter ?


Also, wenn man sich diese Information ganz langsam zu Gemüte führt, kommt man unweigerlich auf böse Gedanken ! Ist es nicht schon schlimm genug, dass die Bearbeiter keine Abzüge für vermasselte Fälle und Fehlinformationen bekommen ?

Für viele Menschen ist es einfach unbegreiflich, dass die allgemein schlechte Bearbeitung in den Argen (siehe auch hier) auch noch mit Sonderzuschlägen bedacht wird. Erwähnen sollte man auch, dass im 1.Arbeitsmarkt die Nachtschicht und Wochenendzuschläge entfallen sollen, obwohl man dort von echter Leistung sprechen kann. Und nur weil die Berechnung der KdU etwas Schwieriger ist, gibt es gleich mehr Kohle ? Was sollen andere Bearbeiter sagen, die sich mit Wohngeld und Mehrbedarfen beschäftigen müssen ?

Ist das neue Fazit also, “Stell Dich blöd an, Abzüge gibt es nicht. Wenn Du mal was richtig machst, gibt es aber Prämien !“ ???


...........................................................................................................




... und was sollen wir ALG-II-Sozialschmarotzer dazu sagen?
... na dann, frohe Weihnachten

bjk
ALG II-Unterschichtler





[editiert: 24.12.06, 08:46 von bjk]



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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 24.12.06, 08:32  Betreff: Re: Die Weihnachtsbotschaft - Schlemmerleben mit ALG II  drucken  weiterempfehlen



... aufgespießt von http://www.jungewelt.de/ (Weihnachtsausgabe)



Sehnlichster Weihnachtswunsch

eines wahrhaften Christenmenschen



Schluß jetzt mit neuen Angeboten an Frank,
statt dessen Amtsarzt und,
wenn rechtlich möglich,
Mittelkürzung.

Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in der Rheinischen Post über den arbeitslosen Henrico Frank, der Kurt Becks Jobangebote unter anderem wegen eines Bandscheibenschadens abgelehnt hatte.


Henrico Frank erhält monatlich 345 Euro ALG II-Regelsatz-Almosen - (Einschub bjk)




[editiert: 10.08.11, 11:36 von bjk]
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Gast
New PostErstellt: 24.12.06, 17:55  Betreff: Re: Die Weihnachtsbotschaft - Schlemmerleben mit ALG II  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: bjk
    Schluß jetzt mit neuen Angeboten an Frank,
welche "Angebote" meint denn Backenbläser Laumännchen? Meines Wissens hat keines der ihm unterstellten Arbeitsagenturen dem Henrico irgendein Angebot gemacht.
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 06.01.07, 11:44  Betreff:  regierungsamtliche Lügen - aus dem Hause Müntes nichts Neues  drucken  weiterempfehlen




Jubel-Statistiken des BRD-Herrschaftsapparates, gefälscht weil Daten unterschlagen und/oder selektiert -
wer von der real existierenden Politmafia anderes erwartet hat, ist selber schuld.

bjk
ALG II-Unterschichtler




kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2006/12-29/049.php


Die offizielle Arbeitslosenzahl ist eine vielfache Lüge

Von Winfried Wolf



Franz Müntefering, der SPD-Vizekanzler, stellte sich Anfang Dezember stolz vor dem Reichstagsgebäude den Medien, um »ungewöhnlich gute Zahlen« zu vermelden. Erstmals seit vielen Jahren sei die Zahl der in Deutschland registrierten Arbeitslosen unter die Schallgrenze von vier Millionen, genau auf 3995000, gefallen. Aus seiner Sicht ist dies ein spätes Resultat der »Reformen«, die unter Kanzler Gerhard Schröder mit der »Agenda 2010« und mit den diversen »Hartz-Programmen« umgesetzt wurden. Der CDU-CSU-Koalitionspartner sieht in den Zahlen vor allem einen – erstaunlich schnellen – Erfolg der großen Koalition.

Erstaunlich ist vor allem der kollektive Gedächtnisverlust der Kaste der Politikerinnen und Politiker. Als es in Westdeutschland 1975 erstmals mehr als eine Million Erwerbslose gab, erschien dies allen Parteien absolut inakzeptabel. »Lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosenquote«, proklamierte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt. Als 1982 die Arbeitslosenzahl erstmals über zwei Millionen stieg, äußerte der neue Bundeskanzler Helmut Kohl: »Die hohe Arbeitslosenzahl ist absolut unerträglich«. Bis 1990 war die westdeutsche Erwerbslosenzahl unter demselben Kanzler dann auf drei Millionen angestiegen. Bei Herstellung der »deutschen Einheit« galt diese Zahl bei allen westdeutschen Politikern als Schandfleck. Niemand hätte auch nur gewagt zu sagen, daß man 16 Jahre später eine Steigerung auf 3,9 Millionen gesamtdeutsche Erwerbslose als »Erfolg« feiern würde.

Dabei ist die nackte Zahl von 3995000 offiziell registrierten Erwerbslosen eine vielfache Lüge. Um nur drei Aspekte zu nennen: Erstens verschweigt die aktuelle Erwerbslosenzahl die Tatsache, daß sich 1,6 Millionen Menschen mit staatlich finanzierten Beschäftigungsprogrammen, Qualifizierungsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobs durchs Leben schlagen. Allein damit erhöht sich die Zahl der real Beschäftigungslosen auf rund 5,5 Millionen. Zweitens unterschlägt die Regierungsangabe die enorm hohe Zahl von Menschen, die »working poor« sind, Menschen, die zwar Arbeit haben, aber davon kaum leben können. Von den 40 Millionen Erwerbstätigen (Lohnabhängige und Selbständige), die es derzeit gibt, hat nur die Hälfte ein Beschäftigungsverhältnis, das bis vor zehn Jahren als »Normalarbeitsverhältnis« galt – mit 35 bis 40 Stunden in der Woche. Es gibt inzwischen bereits elf Millionen Teilzeitbeschäftigte. Dies kommt einer enormen Entwertung der noch vorhandenen Arbeitsplätze gleich. Drittens schließlich gibt es unter diesen Menschen, die als »erwerbstätig« gelten, sich jedoch in keinem »Normalarbeitsverhältnis« (mehr) befinden, bereits drei Millionen, die wöchentlich weniger als 15 Stunden arbeiten. Es muß davon ausgegangen werden, daß die Menschen in dieser Gruppe zumindest teilweise zum Erwerbslosenheer gerechnet werden müssen.

Selbst bei vorsichtigen Schätzungen liegt damit die reale Zahl der Menschen, die in diesem Land keine Erwerbsarbeit haben und eine solche wünschen und zu einem Leben in Würde bräuchten, bei deutlich mehr als sechs Millionen.





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bjk

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New PostErstellt: 06.01.07, 12:32  Betreff: Re: Die Weihnachtsbotschaft - Schlemmerleben mit ALG II  drucken  weiterempfehlen




kopiert ais: http://www.sozialticker.com/gewinner-vater-staat.html


Gewinner: Vater Staat?


Was passiert in der jetzigen Zeit, mit der Politik in Deutschland ? Mit welchen Mitteln, wird ein gesamtes deutsches Volk diktiert ? Nun sind es wahrscheinlich nicht die “dümmsten” Bürger dieses Staates, wenn die Frage aufkommt, wie viel Millionen € unsere Regierung durch die Hartz - Reformen eingespielt haben müsste ! Aber man stelle diese Frage ganz bewusst. Jeder Bürger dieses Landes, sollte mal anfangen, das kleine “Einmal Eins” in die Praxis umzusetzen. Rechnen kann sehr Aufschlussreich sein, wenn man sich nicht verblenden lässt.

Dazu eine kleine Milchmädchenrechnung:


Wenn 5 Millionen Arbeitslose, die Leistungen um nur 10 € gekürzt bekommen, dann fragt man nun mal nach, wie viele Millionen € kommen dann am Jahresende heraus ?

Wenn einmalige Beihilfen von den 1,8 Millionen Sozialhilfeempfängern gestrichen wurden, die im Jahr Durchschnittlich nicht unter 400,-€/Jahr gelegen haben, so ergibt das nochmal ein paar Millionen.

Oder rechnen wir uns doch nur mal die Einsparungen im Bereich des Krankensystems aus. Oder nur mal die zusätzlichen Zahlungen an ausländische Mitbürger. Und selbst wenn wir Zahlungen an Mieten einrechnen, kommen wir immer noch nicht auf die Summe,

die unsere Regierung an Steuerverschwendungen in unserem Land aufzuweisen hat. Über 30 Milliarden € !

Und da wollen die Politiker jedem weiß machen, ein paar Sozialbetrüger sollen Schuld sein, wenn dieses Sozialsystem nicht mehr zu halten ist ?

Hallo … für wie dumm werden die Menschen nur gehalten ?





[editiert: 09.08.11, 14:12 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 06.01.07, 13:02  Betreff: Re: Die Weihnachtsbotschaft - Schlemmerleben mit ALG II  drucken  weiterempfehlen




Verbrecherhirne unter Talaren

gekaufte kriminelle Thinktanks liefern Stichworte und fertige Strategien, nach 2 Jahren Hartz IV die Daumenschrauben noch mehr anzuziehen, denn den Unterschichtlern ginge es noch zu gut, sonst wären sie längst zu Millionen aufgestanden.


Ein christlicher Politverbrecher aus Hamburg will auch eilfertig am besten gleich morgen Hartz IV von 345 auf 200 Euro kürzen. - Tja, nur zu, damit endlich ein Orkan aufkommt, der die ganze Verbrecherbande an den Schalthebeln der Macht samt ihren Helfershelfern und Mitläufern hinwegfegt. Denn wer den Wind sät, wird Sturm ernten!

bjk
ALG II-Unterschichtler



kopiert aus: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/archiv/06.09.2006/2757630.asp


Koalition soll Hartz IV kürzen

Wirtschaftsweise: Weniger Arbeitslosengeld II bringt rund 350 000 neue Jobs

Von Cordula Eubel



Berlin - Mit einem neuen Kombilohn-Modell könnten nach Berechnungen des Sachverständigenrats rund 350 000 neue Stellen für Langzeitarbeitslose und Geringqualifizierte in Deutschland entstehen. Um Arbeit im Niedriglohnsektor attraktiver zu machen, empfehlen die Wirtschaftsweisen der Bundesregierung, den Regelsatz beim Arbeitslosengeld II um 30 Prozent abzusenken. Der SPD-Arbeitsmarktexperte Klaus Brandner lehnte diesen Vorschlag ab. „Die Koalition wird die Leistungen nicht kürzen. Es ist ein Irrtum, dass dadurch mehr Beschäftigung geschaffen wird“, sagte Brandner dem Tagesspiegel.

Der Sachverständigenrat empfiehlt darüber hinaus, die Zuverdienstmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose sowie die Bedingungen für geringfügige Beschäftigung (Mini- und Midijobs) zu überarbeiten. An diesem Freitag übergeben die Ökonomen der Bundesregierung ein Gutachten zum Kombilohn, dessen Kurzfassung dem Tagesspiegel vorliegt. Die große Koalition will in diesem Herbst den Niedriglohnsektor neu organisieren. Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) will dabei über Kombilöhne, Mindestlöhne und Zuverdienste für Langzeitarbeitslose beraten.

Würde das Arbeitslosengeld II um 30 Prozent abgesenkt, so erhielten die rund zwei Millionen Betroffenen nur noch einen Regelsatz von rund 240 Euro im Monat, heute sind es 345 Euro. Die Kürzungen würden nach Ansicht des SPD-Arbeitsmarktpolitikers Brandner jedoch dazu führen, dass das Existenzminimum für die Betroffenen nicht mehr gewährleistet ist. Brandner sagte, es gehe nicht darum, mehr Druck auf Arbeitslose auszuüben. Die große Nachfrage nach Ein-Euro-Jobs – bis hin zu Wartelisten – zeige schon jetzt, dass die meisten Menschen bereit seien, Arbeit anzunehmen. „Unser Problem sind die fehlenden Arbeitsplätze“, sagt der SPD-Politiker.

Die Wirtschaftsweisen empfehlen, die heutigen 400-Euro-Minijobs deutlich einzudämmen. Die Einkommensgrenze für die steuerfreien und mit pauschalen Sozialabgaben belegten Minijobs soll von derzeit 400 auf 200 Euro sinken. Wer neben dem Arbeitslosengeld II einen Minijob annimmt, soll im gleichen Umfang seine Stütze gekürzt bekommen. Ein Nebenjob soll sich für den Betroffenen erst wieder lohnen, wenn er mehr als 200 Euro brutto im Monat abwirft. Der Sachverständigenrat schlägt vor, dass Arbeitslose bei einem Verdienst zwischen 200 und 800 Euro 50 Prozent statt bisher 20 Prozent behalten dürfen. Mit steigendem Bruttoeinkommen soll auch gleitend die Höhe der Sozialbeiträge steigen, die entrichtet werden müssen.

Wer keine reguläre Stelle findet, müsste demnach seinen Transfer durch eine Arbeitsgelegenheit auf dem zweiten Arbeitsmarkt aufbessern. Die Wissenschaftler prophezeien, dass die Betroffenen dadurch im Vergleich zu heute keine finanziellen Einbußen hinnehmen müssten. Gleichzeitig könne ihre Arbeitsbereitschaft überprüft werden. Zumindest in der Anfangsphase müsse sich die Zahl der Arbeitsgelegenheiten verdoppeln, erwartet der Sachverständigenrat. Derzeit sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) knapp 300 000 Personen in einem Ein-Euro-Job tätig.

Dass die Vorschläge umstritten sein werden, nehmen die Experten im Gutachten schon vorweg: Wenn der Politik die Kraft für die Kürzung des Arbeitslosengeldes II – eine „weitreichende und gesellschaftlich kontroverse Maßnahme“ – fehle, dann solle sie zumindest den Mut haben, auf eine andere, wenig wirksame aber teure Ausweitung bisheriger Instrumente zu verzichten.






[editiert: 09.08.11, 14:12 von bjk]
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bjk

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New PostErstellt: 22.02.07, 08:15  Betreff:  „Die Würde des Menschen steht unter Finanzierungsvorbehalt"  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.linkezeitung.de/cms/content/view/2155/39/


„Die Würde des Menschen steht unter Finanzierungsvorbehalt"

von Ellen Diederich , 21.02.2007


Warum ich an einem Hungerstreik teilnehme


Ich bin Lang-Zeit erwerbslos.

Tag für Tag, Nacht für Nacht, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr.

Nein, nicht arbeitslos, sondern erwerbslos, darauf bestehe ich.


„Die wollen doch gar nicht arbeiten!"

Nein. Arbeiten tue ich mehr als genug. Lese, schreibe an gegen die Vernichtung des Sozialen, Rede bei Veranstaltungen und Kundgebungen, organisiere Aktionen gegen Krieg und Gewalt, die Frauen angetan wird.

Ich entwickele Programme für Kinder, die arm sind, die Schwierigkeiten mit der Schule haben, Flüchtlingskinder, geflohen aus unerträglichen Lebensverhältnissen, vor großer Armut und Gewalt, vor Krieg, vor Bombardements und Vergewaltigung in den Ländern ihrer Eltern.


Ich spiele mit Kindern in der Grundschule hier in meiner Straße, eine Grundschule, in der 80% der Kinder keine deutschen Wurzeln haben, versuche, sie zu unterstützen, sich ein Stück Kindheit zurück zu erobern, ihnen dabei zu helfen, ein Bewusstsein über ihre Kultur, die Schönheiten und Andersartigkeiten herauszufinden, sie als gleichwertig zu sehen. Wir erfinden Spiele ohne Wettbewerbe, Spiele, in der sie und wir Freundlichkeit und solidarisches Handeln lernen können.

Z.B. „Der/die unsichtbare FreundIn". Jede® in der Gruppe zieht den Namen eines anderen Kindes oder von uns Erwachsenen. Keine® verrät, welchen Namen er oder sie gezogen hat. Vier Wochen lang sind wir besonders freundlich und liebenswürdig zu unserem/r unbekannten FreundIn. Die anderen versuchen, herauszufinden, wer unser(e) FreundIn ist. Es ist wunderbar zu sehen, wie die Kinder sich bemühen, freundlich zu sein, auch Jungen mit Mädchen untereinander, bei denen es sonst meistens nur heißt: Och, die Mädchen oder och, die Jungen.

Alle Regeln in der Gruppe werden gemeinsam entschieden. Nur eine Regel ist vorgegeben und unumstößlich: Keine Gewalt! Wir haben zwei Dreiecksschilder mit rotem Rand gemalt wie im Straßenverkehr: Halt. Quer über das Schild haben wir geschrieben:

Keine Gewalt! Jedes Mal haben zwei Kinder die verantwortungsvolle Aufgabe, darauf zu achten, dass keine Gewalt entsteht. Zeigt sich etwas im Ansatz, halten sie das Schild zwischen die Streitenden. Natürlich können wir auch streiten, aber eben: Ohne Gewalt. Das gilt auch für die Erwachsenen, sollten sie anfangen zu schreien. Es ist sehr spannend, zu sehen, daß eine solche Regel in drei Wochen zum festen Bestandteil unserer Gruppe wird.

Ich arbeite. Immer, Nie arbeite ich nicht. Ein anderes Wort für Leben.

Fotografiere den Verfall und den Tanz um das goldene Kalb in meiner Stadt, in der die Erwerbslosigkeit wie überall im Ruhrgebiet sehr hoch ist. Gleichzeitig haben wir das größte Einkaufszentrum Europas hier, in das Tag für Tag viele Tausend Menschen mit zumeist traurigen Gesichtern strömen.

„Kein Fortschritt. Das wäre doch mal einer!" Sagt Roger Willemsen.

Die Folgen der Globalisierung sind hier deutlich zu sehen.

Ich bin Sammlerin. Ich sammle Zeugnisse über die Anpassung der Medien und der Werbung an die Verarmung. „Essen sie sich reich! Hier sind die Brötchen einen Cent billiger", wirbt eine Bäckerkette. „Wenn die Menschen kein Brot haben, sollen sie doch Burger essen - Deutschland braucht einen König!" wirbt Burger King in Anlehnung an den berühmten Satz von Marie Antoinette, als sie den Hungermarsch auf Versailles ankommen sieht.

Mit anderen zusammen versuchen wir, Erwerbslose in NRW zusammen zu bringen, dass wir uns gemeinsam wehren können.

Seit 48 Jahren bin ich Friedensarbeiterin, bin in viele Teilen der Erde, in Atomtestgebiete gegangen und in Länder gegangen, in denen Krieg ist. Um Solidarität zu zeigen, um auf Folterpraktiken aufmerksam zu machen, um Widerstand zu unterstützen. Habe viele Aktionen mit organisiert. Friedensmärsche und Blockadeaktionen vor Atomwaffenlagern, internationale Treffen wie die Weltfrauenkonferenzen, Radioprojekte, Versuche, ökologisch zu wirtschaften unterstützt und vieles mehr.

Ich mache Ausstellungen über die Verbrechen des Krieges und der Globalisierung, für Jugendliche eine über die Globalisierung und ihre Folgen am Beispiel von Coca Cola und Mc Donald's.

Am liebsten aber berichte ich über Hoffnung und HoffnungsträgerInnen. Ich will wissen, wo gibt es Lichtblicke, was geschieht bereits und wo?

Schreibe über die Friedensnobelpreisträgerinnen, über AkteurInnen für den Frieden, über Menschen, die das seit vielen Generationen entwickelte Saatgut sammeln, bewahren, um gegen die Gentechnik anzugehen, sich gegen die Patentierung von Lebensmitteln wehren, über Menschen, die Felder mit genmanipuliertem Saatgut anzünden und dafür Gefängnis in Kauf nehmen, die Mc Donald's Filialen demontieren, die durchsetzen, dass im Knast Obst und Gemüse angebaut werden kann, so die Gefangenen einen Bezug zum Lebendigen haben können. (die Rückfallquote in diesem Knast ist um 70 - 80% geringer als üblich) Über Frauen, denen es in zehn Jahren gelang, den Hunger aus ihrer Stadt Belo Horizonte in Brasilien zu vertreiben.

Mit großer Aufmerksamkeit sehe ich das, was sich in Lateinamerika in vielen Teilen entwickelt. Ausgehend vom Ya basta! - Es reicht! Der Zapatisten am 1. Januar 1994, hat die Welle des Aufstandes große Teile des Kontinents erreicht. Ich habe die Bewegung in Chiapas kennen und viel von ihnen gelernt.

Die Sammlerin. Sammlerin von Zeugnissen über subversiven Widerstand, von Widerständigkeit über Verbrechen gegen die Menschlichkeit, vor allem auch von Hoffnungsmomenten. Ich sitze bis spät in die Nacht und lese, schneide aus, klebe ein. In 600 Ordnern werden Dokumente gesammelt, unendlich viele Reden, Flugblätter, Artikel sind im Computer gespeichert, Fotos, Filme und Kunst zusammengetragen. Ich sichte, suche aus den Fernsehangeboten die Beiträge heraus, von denen ich hoffe, dass sie sich der Wahrheit verpflichtet fühlen. Der Wahrheit über Krieg, über Erwerbslosigkeit, über Kinderarmut, über Gewaltverhältnisse. Es gibt sie, diese Berichte, ich zeichne sie auf. Aber eben auch Berichte über Versuche von Menschen, die nicht einverstanden sind mit den Entwicklungen und sich subversiv, mutig, spöttisch gegen die „Kosmokraten, die Herrscher des Imperiums der Schande" (Jean Ziegler), gegen die „transkontinentalen Feudalherren, die planetarische Macht ausüben", (Konstantin Wecker) zur Wehr setzen.

Es sind Menschen wie José Bové, Giugliana Sgrena, Vandana Shiva, Arundhati Roy, Noam Chomsky, Wangari Maathai, Shirin Ebadi, Naomi Klein, Maria Mies, Mikis Theodorakis, Pete Seeger, Angela Davis und andere, die mir die liebsten sind. Menschen, die weit entfernt sind von jeder Macht und doch eigen-mächtig.

Deren Stimme trotz aller Versuche, sie auszuschalten, zu hören ist.

Die „anerkannten VerkünderInnen der Wahrheit" kann ich nicht ertragen, die Pleitgens, die Christiansens, die Schwatzrunden der so genannten ExpertInnen, die immer unverschämter die Verbrechen des Systems, die Verarmung und den Ausschluß von Millionen Menschen rechfertigen. Das Gesicht der jungen Fernsehansagerin, die immer gleich lächelnd die grauenvollsten Berichte verliest, macht, dass ich sofort abschalte.

Aber auch die sind unerträglich, die meinen, sie tun etwas Gutes, wenn sie für die „Vertafelung der Gesellschaft" arbeiten. Alleine in meiner Stadt mit etwas über 200.000 EinwohnerInnen gibt es 11 Ausgabestellen der Tafel. „Ich bekomme mehr zurück, als ich gebe." Sagt Frau Christiansen, wenn sie von ihren Unicef Touren zurückkommt. Wohl war. Ach, diese großen traurigen Kinderaugen, die so dankbar sind für die Krumen. Unicef ist zum Ablaß der Gesellschaft mutiert. Die Perversion der Spendengalaveranstaltungen, wo die Reichen zu ihrer Erbauung zusammenkommen und etwas „Gutes" tun ist kaum zu toppen.

Die Armen sind dazu geschaffen, dass wir mildtätig bleiben?

Die Darstellung der Verschwendung der Reichen ist so pervers wie der Fakt selber. Eine Frau wie Paris Hilton, diese verzerrte Karikatur des Mensch seins, wird zur Ikone und weltweiten Autoritätsfigur hochstilisiert.

Viele tausend verhungernder Kinder Tag für Tag, die Wohlstandskrüppel mit den aufgespritzten Lippen, aufgefüllte Busen, verhungernde Models, die glattgebügelten unbeweglichen Gesichter, die Fußballmillionäre, die selber nicht wissen, wie ihnen geschieht, die Euphorie in schwarz-rot-gold, wo dann ohne viel öffentliche Aufmerksamkeit in der Zeit mal eben Gesetze durchgebracht werden, die die Rechte von Millionen Menschen weiter beschneiden. Das ist nicht die Welt, in der ich leben möchte.

„Die Wahrheit braucht immer einen Mutigen, der sie ausspricht! Bild dir deine Meinung - Bild Zeitung" wirbt die Zeitung mit den 4 Buchstaben. Als Menschen, die die Wahrheit aussprachen, nimmt sie unsere Vorbilder: Mahatma Gandhi, Martin Luther King, die mit ihrem Leben für das Aussprechen der Wahrheit eingestanden sind, Albert Einstein, Sigmund Freud. Die Zeitung, die die Wahrheit wie keine andere verachtet, bedient sich der pazifistischen Denker und Akteure, um für ihre widerlichen Lügen zu werben.

Ich sammle Zeugnisse über die Helfershelfer der Kosmokraten, die PolitikerInnen in den Parlamenten,

(„Der Bundestag, das ist der Friedhof der Alphatiere, ein SOS-Erwachsenendorf, ich möchte immer spenden, wenn ich die sehe!" Sagt mein Lieblings-Kabarretist Hagen Rether in seinem Programm „Liebe").

Ich sammle Zeugnisse über die Bürokraten in den Verwaltungen, über die Herren des Morgengrauens, die Flüchtlinge bei Nacht und Nebel aus ihren ärmlichen Behausungen heraus holen, sie verfrachten, als Frachtgut zurückschicken. Die arrogant in Amtsstuben sitzen und die Menschen verwalten, die aus dem System herausfallen, weil ihre Firma pleite macht, verkauft worden ist. Die Steuergelder, Sozialhilfe in Milliardenhöhe an Konzerne geben, die dann kurze Zeit später die Betriebe dicht machen. Ich sammle Dokumente über gewichtig dreinblickende Menschen in Talkrunden, ZeitungsjournalistInnen, die vorgeben, zu wissen, worüber sie da reden.

Es gibt Ausnahmen. Peter Grottian, Politikprofessor an der FU und Harald Thomé, Sprecher von Tacheles sind solche Ausnahmen. Die nicht abhauen, wenn es ernst wird. Sie geben nicht auf, engagieren sich unermüdlich mit uns. Sie werden ab und zu noch zu Talk Runden eingeladen, kommen aber immer weniger zu Wort.

Ist es Arbeit, was ich da tue? Ja, das ist Schwerstarbeit, weil sie immer die Beschäftigung über das, was Menschen Menschen antun können, beinhaltet.

Nein, ich bin erwerbslos, nicht arbeitslos.

Arbeitslos sind „die anderen". Die sich langweilen, die die Gerichts- oder Talkshows in den Privatsendern schauen. Die so viel über die betrügerischen Absichten, die Abzockerei der Arbeitslosen hören, dass sie sich selber für schuldig halten. Die keine Zeitung mehr lesen, das Saufen anfangen.

Die mit den grauen Gesichtern, die in der Schlange im Arbeitsamt vor und hinter mir stehen. Wo ich verzweifelt überlege, was ich da tun kann? Musik mitbringen? Tango tanzen? Clownin spielen, wenn wir da so endlos in der Reihe stehen? Es ist der Ort, wo es keine Garderobe gibt, man also im Winter in dicken Klamotten herumsteht, wo eine Stimme den Nachnamen ohne Herr oder Frau aufruft. Was sie dann, nachdem ich sehr vernehmlich protestiert habe, nicht mehr tut.

Ich auch eine von denen? Ich doch nicht. Ich falle doch nicht in dieses Loch.

Ich habe mich doch noch niemals gelangweilt. Nein.

Ich analysiere.

Das kann ich ja. Alles analysieren. Ich weiß ja Bescheid. Warum das so ist und wie mit der Globalisierung, wie es kommt, dass täglich mehr Menschen keine bezahlte Arbeit mehr haben. „Wenn man das weltweite Arbeitsvermögen betrachtet, so sind in den nächsten zehn Jahren etwa die Hälfte der Menschen überflüssigen Menschen, die auf die eine oder andere Weise von diesem Planeten verschwinden müssen", sagt die Ökonomin Susan George, eine der Gründerinnen von attac bei einem Vortrag in Stockholm. Der Satz trifft mich wie ein Blitzschlag. Genau das geschieht ja längst. Durch die Verweigerung von Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, bezahlbaren Medikamenten, durch Krieg um Ressourcen, die die Lebensmöglichkeiten unvorstellbar reduzieren, durch die Deponierung von Landminen und Streubomben und weiteren Grausamkeiten. Ich analysiere weiter. Wie die Welthandelsorganisation arbeitet, welche Funktion die Weltbank und der Internationale Währungsfond haben, was eine Freihandelszone, wie das mit den verschiedenen Formen der Sklaverei heute ist, wie viele Kinder täglich an Hunger, Mangel an Medikamenten und unsauberem Wasser sterben, wie viel der Irak Krieg täglich kostet, wie wenig im Unterschied für den Wiederaufbau vorhanden ist, dass jeder Mensch in Deutschland täglich 1.80 Euro für die Bundeswehr ausgibt, was die Planungen der 3.000 Staudämme in Indien für 50 Millionen Menschen, die aus ihren Dörfern vertrieben werden, bedeutet, was die Gentechnologie ist, was das UNO Embargo für den Irak bedeutet hat, wie die Medien manipulieren, was alles an öffentlichem Eigentum verscherbelt wird, wie hoch die Auslandsschulden der Länder Lateinamerikas, Afrikas und Asiens sind, dass inzwischen 2% unserer Bevölkerung über die Hälfte des Vermögens besitzen. Ich kann alles ableiten. Leiten wohin?

Wer? Ich? Ich doch nicht.

Ich bin ja aufgehoben. In der Linken, der Frauenbewegung, der Gewerkschaft.

Ich treffe mich doch mit denen, die Bescheid wissen, die auf ihre Fahnen geschrieben haben, dass sie sich nicht mit den Plänen der Herrschenden abfinden.

Hier, wo die Erwartungen an solidarisches Handeln am größten sind, sind die Enttäuschungen am gewaltigsten.

Das Arbeitsamt informiert mich: Ich müsse meine Lebensversicherung verkaufen und zunächst mal davon leben. Ich bin seit 47 Jahren Gewerkschaftsmitglied, war Stipendiatin der gewerkschaftseigenen Hans-Böckler-Stiftung. Jetzt möchte ich mir Rat bei der DGB Rechtsberatung holen. „Ja, wenn jetzt die Arbeitslosen auch noch mit ihren Problemen kommen, wir haben schon genug anderes zu tun", sagt der Rechtssekretär beim DGB. Er gibt mir eine falsche Rechtsauskunft, die für mich gravierende Folgen hat.

Ich sage bei Veranstaltungen, dass ich erwerbslos bin. „Du machst eine so gute Arbeit, du kannst doch schreiben, wir müssen mal sehen, dass wir dir Arbeit geben können", sagt ein gut meinender Kollege. Ich lächle in mich hinein, weiß inzwischen, was ich von solchen Bekundungen halten kann.

Mein Freund Jakob Moneta ist da konsequent anders. Er ermöglicht mir, nach Palästina zu fahren, um zu berichten und die Ausstellung über Coca Cola und Mc Donald's fertig machen zu können. Helga und Albrecht, meine FreundInnen in Heilbronn laden mich öfter zu Veranstaltungen oder auch so in diese zauberhafte Gegend ein. Wo ich mich ein paar Tage fallen lassen, die Schönheit der Region genießen kann. Zennure, meine kurdische Freundin, lädt mich in die Türkei ein. 12 Tage Sommer und Meer. Bei ihnen muß ich keine devote Dankbarkeit zeigen.

Ich fahre zu einem Treffen der Rosa Luxemburg Stiftung nach Mainz. Thema ist Frauenpolitik. Das Treffen ist in einem Kulturzentrum außerhalb der Stadt. Wir reden unter anderem über die besondere Betroffenheit von Frauen in dieser Krise. Es ist Mittag, Mittagspause. Wir gehen jetzt essen, wird gesagt. Essen gehen? Es gibt ein Restaurant in diesem Zentrum. Ein Mittagessen kostet dreimal so viel, wie wir als Hartz IV Abhängige an drei Tagen für Essen und Trinken zur Verfügung haben: 3.60 € pro Tag. Würden wir also dreimal während dieser 2 Tage essen gehen, müssten wir 8 Tage lang hungern. Die, die verdienen, gehen essen. Die Hauptamtlichen, die Funktionärinnen, die Akademikerinnen, die, die noch Arbeit haben. Wir, die Erwerbslosen, die Studentinnen können uns das Essen nicht leisten. Es war nicht angekündigt, dass kein Essen bereitgestellt werden kann, dass es nur ein teures Restaurant gibt, Geschäfte zum Einkaufen gibt es nicht. Meine Wut wächst, schwillt an zum Zorn.

„Dabei wissen wir doch,

auch der Haß über die Niedrigkeit

verzerrt die Züge.

Auch der Zorn über das Unrecht

macht die Stimme heiser."

BB - An die Nachgeborenen



Die, die öffentlich verkünden, sie sehen die Probleme der Verarmung, bekommen nicht mal in ihrer unmittelbaren Umgebung mit, welcher Riß sich dort inzwischen aufgetan hat.

Als die Frauen vom Essen zurückkommen, und wir wieder beginnen, ergreife ich das Mikrofon: Mein Vorschlag ist sarkastisch gemeint: Die Rosa Luxemburg Stiftung oder die Linkspartei könnten ja für ihre nächsten Treffen die örtliche Tafel beauftragen, für die Armen der politischen Treffen Essen bereit zu stellen.

Eine Kollegin, sie ist Europa Abgeordnete, sagt allen Ernstes: „Das ist aber ein guter Vorschlag!" Mir bleibt die Spucke weg. Was verdient so eine Abgeordnete der Linkspartei im Europaparlament? Wie weit sind sie entfernt von uns? Was bedeutet das für das Ego, den Fahrdienst des Europaparlamentes oder des Bundestages zu benutzen, 1. Klasse zu fahren und zu fliegen, sich keine Gedanken über Telefonkosten, Miete, Gesundheitsversorgung, gesundes Essen, gute Stoffe, Kosten zur Erholung machen zu müssen?

Wie weit ist es von den Anpassungsprozessen, die die Grünen so beispielhaft vorgeführt haben, zu dem was Kurt Tucholskys in seinem großem Gedicht: „An einen Sozialdemokraten" beschreibt?

„Du zuckst die Achseln beim Hennessy

und vertrittst die deutsche Sozialdemokratie.

Du hast mit der Welt deinen Frieden gemacht.

Hörst du nicht manchmal, in dunkler Nacht

Eine leise Stimme, die mahnend spricht:

Genosse, schämst du dich nicht?"



Was macht die hoch bezahlte Arbeit in den Institutionen, den Gewerkschaften, den Parlamenten mit den Menschen, die mal ein Gespür für Ausbeutung, Unterdrückung, Ungerechtigkeit hatten? Wie können sie in so kurzer Zeit so korrumpiert werden?

Die Linke hat immer große Ziele, gute Worte, wunderbare Visionen gehabt:

Würde, Solidarität, solidarische Ökonomie, Frieden, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Kollektivität, Toleranz, Akzeptanz, Großzügigkeit. Das sind Worte, die die Vorstellung von einem erfüllten Leben für die Mehrheit der Menschen, des Planeten insgesamt beschreiben. Diese Begriffe sind mit Visionen von Fähigkeiten und Vorstellungen befriedigender Beziehungen der Menschen untereinander verbunden, mit Zusammenhängen, in denen wir uns aufgehoben fühlen und weiter entwickeln können.

Eben weil wir Ansprüche an Gesellschaftsveränderung haben, erwarten wir auch auf dem Weg dorthin im politischen Umfeld zumindest ein Bemühen, den Zielen entsprechende Formen des Umgangs miteinander zu entwickeln. Doch die Realität ist anders.

Politische Kultur beinhaltet auch, wie Menschen miteinander umgehen, die, aus der Kritik am bestehenden, eine andere Gesellschaft wollen. Wie oft aber stehen wir fassungslos da, wie viel Konkurrenz um Macht, um Posten, Gerangel um einen Platz in der Hierarchie, Missverständnisse, Neid, Hierarchien, Eitelkeiten wir in unseren eigenen Zusammenhängen erleben. „Keiner der Genossen sieht sehr streichelbar aus!" Der Ablauf unserer Treffen ist weit entfernt von den guten Visionen, die wir haben, die Diskrepanzen zu dem, worüber geredet wird und was real geschieht, scheinen unüberwindbar.

„Die Quelle von Feindseligkeit und Gewalt liegt in einer Kultur, die Leistung und Besitz über alles stellt und es Menschen kaum möglich macht, ein Selbst zu entwickeln, das auf Vertrauen und Mitgefühl beruht."

Arno Gruen, Ich will eine Welt ohne Kriege, in: Tagebuch Konstantin Wecker, 5.10.2006

Unsere politischen Zusammenhänge sind entkörperlicht, wir sind quasi herzamputiert. Anstatt „barfuss zum kleinen Prinzen zu kommen", landen wir in einer emotionalen Geröllwüste, aus der nahezu jede Schönheit verschwunden ist.

Endlose Sitzungen, zu denen wir aus Pflichtgefühl gehen, bei denen wir das Ende der Diskussion herbeisehnen, weil die Abstraktionen des Umgangs kaum mehr auszuhalten sind. Wir erfahren voneinander nur einen kleinen Ausschnitt, der gerade für diesen Zweck gebraucht wird, ganz wie die Gesellschaft es vorgibt. Nur nicht zu nahe kommen. Stärke zeigen, sich unangreifbar machen. Zugegebene Schwächen könnten bei nächster Gelegenheit gegen uns verwandt werden.

„Die Politik darf nie die Poesie besiegen! Sie hat sich der Poesie unterzuordnen, soll von ihr lernen, von ihren Ver-rückt-heiten und ihrer Aufrichtigkeit. Wenn sie das nicht kann, sollten wir ihr auf die Sprünge helfen - mit Wahnsinn und Anarchie, Musik, Tanz und Gedichten." Konstantin Wecker, Tagebuch vom 30.6.2006

Wer hat die Definitionsmacht dessen, was Leben ist?

Welches Leben wird uns durch die Medien vorgeführt?

Neben den Filmen, in denen Gewalt als einziges Mittel zur Lösung von Konflikten zu sehen ist, wird in seichten Filmen das Leben der oberen Mittelschicht, ÄrztInnen, ProfessorInnen, Förster und ihrer schönen Frauen, TierforscherInnen, ausgewalzt. Der Aufwand, der um Tiere betrieben wird, ist in diesem Genre zig fach höher als der um Kinder, die arm sind. Das Leben in Villen, Forsthäusern, die Liebesdramen dieser klebrigen Mittelschicht, die sich so gut als Puffer zwischen oben und unten missbrauchen lässt, wird zum Modell erklärt.

Wir, die materiell Armen, werden schreiend, dumm, oder bedauernswert dargestellt. Manchmal auch heroisch, wenn wir so gut mit den 345 Euro auskommen und noch behaupten, das sei doch nicht zu wenig Geld, damit könne man gut auskommen.

So wie der Ex Bundeskanzler Helmut Schmidt das behauptet. In seiner Jugend habe eine Facharbeiterfamilie weniger gehabt. Wir sollen endlich mit dem Jammern aufhören. Dieser Mann, dieser Technokrat und Militarist, hat, als er Kanzler war, gesagt: Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen. So sieht unsere Politik heute aus.

Prekarität, Prekariat, neue Wörter erobern die politische Diskussion, die Berichterstattung, die Feuilletons. Sie werden von so genannten „Fachleuten" gebraucht, die sich weit entfernt wähnen von der Lage der für die Kapitalverwertung überflüssigen Menschen. Das sind inzwischen in Deutschland an die 10 Millionen Menschen.

Wer versteht eigentlich, was mit Prekarität/Prekariat gemeint ist?"
Das Wortungetüm Prekarität/Prekariat hat das Ziel der Verwirrung, nicht der Aufklärung. Wir haben ja klare Worte:

* Armut
* Proletariat
* Vernichtung erkämpfter sozialer Rechte
* Globalisierung als veränderte Form des Kolonialismus
* Gier der Herrschenden
* Für die Kapitalverwertung überflüssige Menschen
* Ausbeutung und Disziplinierung derer, die im Arbeitsprozeß sind









Die sozialen Rechte, die wir hatten, die jetzt Stück für Stück vernichtet werden, waren keine Geschenke, sondern das Ergebnis der Kämpfe vieler Generationen mit unzähligen Opfern. Der Begriff soziale Gerechtigkeit ist ein Begriff der Französischen Revolution und der Arbeiterbewegung, die so sehr dafür gekämpft haben, die Misere sichtbar zu machen und zu verändern. Prekarität ist die Wegnahme erkämpfter sozialer Rechte, ein Ergebnis neoliberaler kapitalistischer Politik, die sich Frauen und Männer ohne Widerstand gefallen lassen sollen.

Manchmal gibt es Lichtblicke.

Ich lese im Stern ein Interview mit einem Millionär und reibe mir verwundert die Augen. Götz Werner heißt dieser bemerkenswerte Mensch, Gründer der Drogeriekette DM. Er hat sich viele Gedanken über das bedingungslose Grundeinkommen gemacht. Durch seine Person wird diese Debatte öffentlich breit angestoßen.

Er kritisiert Hartz IV in wenigen Sätzen, die mehr aussagen, als viele lange Analysen.

„Und was ist denn Hartz IV? Hartz IV ist offener Strafvollzug. Es ist die Beraubung von Freiheitsrechten. Hartz IV quält die Menschen, zerstört ihre Kreativität. Wir brauchen ein Recht auf Einkommen. Ein Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen." Götz W. Werner, Ein Grund für die Zukunft: Das Grundeinkommen, rückseitiges Deckblatt

Unterschiedliche Fachleute verschiedener Seiten rechnen alles durch und kommen zum Ergebnis, dass es machbar sei. Aber das wäre eine Gefahr für das System, wenn die Menschen, unabhängig vom Druck, über ihre Arbeit entscheiden, Arbeitszeit reduzieren könnten.

Dazwischen sitze ich, die Sammlerin. Ich sammle die Berichte über den Widerstand, versuche, nicht daran zu denken, dass ich Hartz IV abhängig bin. Spüre es jetzt im Winter natürlich umso mehr. Heizen nur in einem Zimmer, und auch nur dann, wenn ich längere Zeit dort bin. Sitze im Mantel, Wolldecke über die Beine, dicke Socken, Handschuhe, wie sie sonst die Marktfrauen tragen, in denen die Finger frei sind und warme Schuhe, wenn ich schreibe. Bin ich unterwegs bei einem Treffen in durchgängig geheizten Räumen, ist mir das fremd. Wundere mich nicht, dass ich immer weniger schlafen kann, nachdem einer der Briefe, die viele hunderttausend Menschen erreicht haben, auch bei mir in den Briefkasten flattert: Ihre Wohnung ist zu teuer. Reduzieren Sie ihre Miete oder ziehen Sie aus. Die große Wohnung hat mit dem Friedensarchiv zu tun, das ich in vielen Jahren aufgebaut habe.

Nachts in der Schlaflosigkeit unkontrolliertes Essen und mehr Fernsehkonsum als gut ist. Ich nehme drastisch an Gewicht zu.

Bin viel zuhause. Bis jetzt der Fluchtpunkt, den ich bald nicht mehr haben soll. Fahre kaum noch Fahrrad, wie früher. Habe ja hier genug zu tun. Ziehe die Vorhänge manchmal nicht auf, versinke in meiner Welt. Dort bin ich unendlich reich, innerlich, mit Musik und Büchern und von dem, was ich mir alles ausdenken kann, was zu tun ist.

Draußen habe ich keine Lust, den FreundInnen zu sagen, dass ich mir Essengehen, Kino, Theater gehen nicht leisten kann. Bekomme auch im engen Umfeld immer mehr das Gefühl, nur unwillig geduldet zu sein als diejenige, die die materielle Armut repräsentiert.

Ich warte auf den Frühling. War froh, als der Frühling im letzten Jahr kam und doch kaum in der Lage, ihn zu genießen. „Daß dieser Mai nie ende!" singt Konstantin Wecker. Ach, was für eine schöne Vorstellung, dieses Gefühl wieder mal zu haben.

Die Wellen von Angst, die durch den Körper gehen, sind durch noch so viel Reflexion nicht wegzubringen. „Angst essen Seele auf." Rainer Werner Faßbinder

Mein Portemonnaie wird gestohlen, alle Ausweispapiere. Lohnt es sich noch, einen neuen Personalausweis zu beantragen? Der kostet viel Geld. Wozu? Symbolhaft: Ich verliere langsam meine Identität.

Nein, nicht dann, wenn ich unterwegs bin. Da bin ich die, die ich immer war. Gefragt als Rednerin, als Organisatorin, Fotografin. Dann fahre ich mit dem ICE durch die Gegend, das Fahrgeld wird erstattet. Für einen Kaffee im Zug reicht es nicht. Zuhause kann ich mir kaum eine Busfahrkarte leisten. Die Schizophrenie ist vorprogrammiert.

Ich schiebe den Gang zur Bank so lange wie möglich hinaus, will nicht wahrhaben, wie ich von Woche zu Woche, von Monat zu Monat verarme. Nein, in diesem Winter nicht wie sonst im Schlussverkauf einen guten Pullover, ein Paar Schuhe für das nächste Jahr kaufen. Ich werde immer geübter im Stopfen.

Die Zeitungen berichten über meine Misere. Ich bin durch die Stadt, in der ich lebe, für Friedensarbeit ausgezeichnet. Ein Leser stiftet eine Jahresabo für eine Zeitung, die ich brauche, wie die Luft zum atmen. Zwei Freunde geben für eine begrenzte Zeit einen Zuschuß zur Miete für das Archiv. Die Stadt gibt einen kleinen Beitrag für meine Arbeit in der Schule. Das sind kleine Aufschübe, keine wirklichen Lösungen.

Jede® von denen, von uns, versucht so gut wie er oder sie kann, individuell Lösungen zu finden. Wir haben es noch nicht geschafft, uns wirklich zusammen zu tun.

Wer, ich? Ja, ich! Ich bin eine von denen. Eine von uns.

Ich bin immer fremder in dieser Welt, verstehe diese Gesellschaft nicht mehr. Worüber reden die? Neue Automodelle, Handys, Konsum, exquisite Gerichte kochen? Nicht zufällig stehen Koch- und als Ergänzung dazu Abnehmbücher monatelang an der Spitze von Bestsellerlisten des Stern. Manchmal kaufe ich mit schlechtem Gewissen den Stern, weil ich ihn mir eigentlich nicht leisten kann. Einfach, um zu wissen, wie wird ein großer Teil der Bevölkerung informiert? Die Hochglanzwerbungen sind wie Nachrichten von einem anderen Planeten.

Ich habe alles gegeben, was ich konnte. Die, von denen ich die meiste Solidarität erwartet hatte, die politischen Gruppen und Menschen in diesem Umfeld, haben mich am meisten enttäuscht.

Nun soll ich endgültig aus der Wohnung ausziehen, all die Versuche, eine Lösung zu finden, um das subversive Wissen zu bewahren, haben nichts genutzt.

Ich habe gebeten zuzuhören, geflucht, gebrüllt, geheult, war freundlich und aggressiv, sanft und zornig. Ich laufe in Nebelwände. Doch Avalon ist nicht in Sicht.

Ich will nicht irgendwann alleine im Zimmer sitzen und mir die Pulsadern öffnen.

Wir haben noch unseren Körper, den wir im Widerstand einsetzen können.

Darum werde ich beim Hungerstreik als symbolischer Aktion mitzumachen.

Die Aktion beginnt am 2. April in Berlin.



Oberhausen, 15.2.2007

Ellen Diederich

* Zitat von Roland Rottenfusser


[editiert: 22.02.07, 08:20 von bjk]



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bjk

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New PostErstellt: 13.06.08, 09:38  Betreff:  ... sollen sie doch Kuchenkrümel fressen  drucken  weiterempfehlen

oder wie ein Kanzleramtsminister aus der Nazi-Assimilierungspartei uns seine "christliche" Weltsicht erklärt:


zitiert aus:  http://www.n-tv.de/Emc_Auch_Armut_ist_relativ_Erkenntnis_aus_dem_Kanzleramt/130620083507/978962.html



E=mc²: Auch Armut ist relativ

Erkenntnis aus dem Kanzleramt



Kanzleramtsminister Thomas de Maizière (CDU) hat vor einem leichtfertigen Umgang mit dem Begriff Armut in Deutschland gewarnt. "Wenn man sich in der Welt umguckt, sind wir immer noch eine reiche Überflussgesellschaft", sagte er dem "Mannheimer Morgen". "Und das zentrale gesundheitliche Problem bei uns ist nicht Unterernährung, sondern Überernährung."

Armut sei "ein relativer Begriff", gab de Maizière zu Bedenken: "Wer unter 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient, gilt als arm. Das heißt, wenn morgen alle Millionäre in Deutschland in die Schweiz auswandern würden, hätten wir unser Armutsproblem mit einem Schlag gelöst. Daran sieht man, wie wenig aussagekräftig das ist."

[ ... ]



Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!
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Albert von Bieren

Beiträge: 16

New PostErstellt: 13.06.08, 13:04  Betreff:  Re: Die Weihnachtsbotschaft - Schlemmerleben mit ALG II  drucken  weiterempfehlen

hi
das ist ja mal echt ein dummschwätzer.

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egal
New PostErstellt: 13.06.08, 15:33  Betreff: Re: ... sollen sie doch Kuchenkrümel fressen  drucken  weiterempfehlen

Die "reiche Überflussgesellschaft" besteht vor allem aus Typen wie dieser Kanzleramtsminister, der reichlich überflüssig ist und samt Konsorten zum Teufel gejagt gehört
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