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Export von Arbeitsstellen

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wolfgangwallnerf

Beiträge: 2

New PostErstellt: 20.08.05, 10:31  Betreff: Export von Arbeitsstellen  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Würde eine so vehemente Erhöhung der Arbeitslosenzahl wegen der Abwanderung von Betrieben in Ländern geschehen, die nicht der EU beigetreten sind, würde dem Problem der Abwanderung und der mangelnden einheimischen Produktionen sicherlich durch erhöhte Zölle entgegen getreten.
Innerhalb der EU ist das aber wegen der fehlenden Handelsbeschränkungen nicht möglich. Möglich erscheint mir aber die Einführung der Beschränkung von Handelswegen.

Mit einigem Verwaltungsaufwand wäre es im Einverständnis fast der gesamten europäischen "Altländer" (ohne Länder des ehemaligen Ostblockes, ausgenommen natürlich Ostdeutschland), dass der Transport von Waren in ein anderes Land (oder auch schon in eine andere Region) nur dann möglich ist, wenn die einzuführenden Waren dort nicht erzeugt werden.
Sollte eine einheimische Produktionsstätte bereits vorliegen, müsste der Transport der im Ausland produzierten Güter so teuer werden, dass eine (auch zusätzliche) Produktion im Inland zumindest gleichteuer wäre (kostenneutral).

Das schmälert zwar die Gewinne von Unternehmern, es ist aber voraus zu sehen, dass Unternehmer auch für geringere Gewinne produzieren werden.
Jedenfalls wäre eine erneute Ansiedlung von Betrieben zu erwarten und damit eine gewaltige Verringerung der Arbeitslosenzahl (und damit der diesbezüglichen Steueraufkommen). Die „ehemaligen „Ostländer“ erfahren dadurch keine Produktionsminderung, es ist ja z.B. deutschen Unternehmern möglich, zu den Bedingungen des angestrebten Landes auch zu produzieren, d.h. neue Betriebe ansiedeln.

Auch Lohndumping wäre damit bekämpft.

Natürlich gäbe es einige Waren, die einfach nicht einheimisch produziert werden könnten, da greift aber auch nicht die Regelung der bereits bestehenden Produktion und ein Transportverbot kämen nicht zustande. Im Grunde genommen wäre das eine Regelung zum (zeitweiligen und befristeten) Schutz einheimischer Unternehmer, etwas was schon in mittelalterlichen Kommunen durchaus üblich war.

Die negativen Auswirkungen der Globalisierung sind keinesfalls ein "GOTTGEWOLLTES NATURGESETZ", sondern IMMER NUR AUSDRUCK DER VOM WÄHLER SANKTIONIERTEN POLITIK!
Es taucht die Frage auf, warum seitens der Politik nicht so eine "einfache" Möglichkeit in Betracht gezogen und diskutiert wird? Natürlich entsteht der Eindruck, dass es sich hier um bedeutende Geldmassen handelt und so entsteht wieder ein begründeter Verdacht, dass die Wähler absichtlich für dumm gehalten werden, um einen Geldfluss an Entscheidungsträger (auch Politiker) nicht zu behindern.

Die Möglichkeit der Beschränkung von Transportwegen hätte selbstverständlich auch einen kolossalen Umweltschutzaspekt.
Wenn jetzt ein Einwand käme, die Freiheit der Handelswege sei erstes Gebot der EU, dann frage ich, welche Mehrheit der europäischen Bevölkerung will das? Ändern kann man eine politische Richtung immer und eine Mehrheit dazu wäre leicht zu bekommen!

Untenstehend sende ich Ihnen noch ein Interview, dass der Journalist Ferdinand Niehammer mit mir machte und das im Internet bereits an einigen Stellen veröffentlicht wurde (inklusive dazugehörender Gedanken zu Brechts ‚Mutter Courage und ihre Kinder'. Sie können damit frei machen, was Sie wollen).

NUN DER TEXT DES INTERVIEWS, ZU IHRER FREIEN VERFÜGUNG.

Beschränkung von Handelswegen
(und kurze Bemerkungen zu Bert Brechts ‚Mutter Courage und ihre Kinder')

Ferdinand Niehammer spricht mit Wolfgang Wallner F.,
dem Autor des Buches:
‘Elihu; Hinterlassene Aufzeichnungen aus der Ewigkeit' (http://elihu.wolfgangwallnerf.com)


Niehammer: Hallo Wolfgang!
Wallner F.: Freut mich, wieder von Dir zu hören!

N: Heute habe ich Fragen zum Kapitel ‚8B / g726 - DAX14 - 598Li - 755 / DU', einem Kapitel des Buches ‚Elihu'. Da geht es um ein Leben in Elihus Wanderung auf einem ‚Ereignisstrahl', wie Du sagst, der keine Zukunft bringt.
WF.: Ich bin sicher, dass es so etwas geben kann.

N: Du schreibst da: ‚Eine Änderung zum Besseren hätte nur dann eintreten können, wenn die Handelswege teurer oder ganz beschränkt geworden wären'. In Anbetracht der alarmierenden Zahl der Arbeitslosen in Deutschland und Österreich möchte ich von Dir gerne wissen, ob es hier mit dem unantastbaren ‚Heiligtum' der Europäischen Union, der ‚Unbeschränkten Transportwege' einen Zusammenhang geben könnte.
WF.: Da muss ich ein wenig in die Vergangenheit Österreichs gehen. Vor dem Beitritt Österreichs zur EU hatte dieses Land relativ wenig Arbeitslose, ein hohes Lohnniveau und trotzdem eine ‚funktionierende', heimische Wirtschaft.

N: Es war doch so, dass Österreichs Wirtschaft auch deswegen ‚funktionierte', da für eingeführte Waren, die einheimische Produktionen gefährdeten, fast ‚Strafzölle' verlangt wurden. Österreich war praktisch eine ‚geschützte Werkstatt'
WF.: Das sehe ich auch so. Aber ich sehe das auch nicht unbedingt als etwas Schlechtes an.

N: Aber diese Zölle stellten doch eine Wettbewerbsverzerrung dar.
WF.: In allen Zeiten wurden bei der Einfuhr von Waren Zoll verlangt, manchmal auch in fast räuberischer Absicht. Das gewährte aber den heimischen Arbeitern ein relativ sicheres Einkommen und, was wichtiger ist, die Möglichkeit der ‚absichtslosen Bildung'.
Wichtig war immer, ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Import und Export zu erhalten. Es gab sogar im Mittelalter Städte, die durch eine rigorose Zollwirtschaft wegen der Handelsbeschränkungen – mitunter auch ‚nur' kulturell - zugrunde gingen!
Daran, dass es zwischen den einzelnen Staaten keine Zölle gibt, kann nur eine stark exportierende Wirtschaft Interesse haben.

N: Was meinst Du mit ‚absichtsloser Bildung'.
WF.: Das ist die Bildung, die ‚zwecklos' ist. Sie ist keine Ausbildung für einen Zweck, der nicht im sich bildenden Menschen selbst liegt. Ein Zweck zur Ausbildung liegt immer in etwas, was außerhalb des Menschen existiert, zum Beispiel ein Arbeitsplatz. Bildung bedarf immer der freien Entscheidung zu ihr.

N: Aber eine sinnvolle Ausbildung erleichtert doch die Arbeitsfindung.
WF.: Ist das wirklich das Interesse des Menschen oder liegt das ‚nur' in dessen Rolle die er ‚spielt', zum Beispiel als Arbeiters?

N: Wie könnte man sich eine Einfuhrbeschränkung zur Ankurbelung einer heimischen Wirtschaft aber vorstellen?
WF.: Die Europäische Union nimmt immer mehr Länder auf, deren Lohnniveau, Arbeitsbedingungen und Umweltstandards so niedrig sind, dass einheimische herstellende Betriebe wegen der geringeren Konsumentenpreise damit nicht konkurrieren können. Man fürchtete bei Erweiterungsverhandlungen immer, dass die ‚Hochlohnländer' von ‚billigen Arbeitern' überschwemmt werden.

N: Das hat sich aber nicht so ergeben, jedenfalls nicht im befürchteten Ausmaß.
WF.: Ja, da gleich Produktionsstätten wegen der Arbeitsbedingungen und der Umweltstandards günstiger in die neuen Billiglohnländern exportiert wurden. Die Einführung der gemeinsamen Währung hilft der Wirtschaft, Geld ohne Wechselverluste zu transferieren. Es hat sich herausgestellt, dass es billiger kommt, gleich die ganze Produktion zu exportieren, als billige Arbeitskräfte ins Land zu holen.

N: Die dann zusätzlich für Ängste in der Bevölkerung sorgen.
WF.: Es gibt Medien, die ‚das Fremde' als etwas Bedrohliches darstellen. es könnte aber auch z.B. Neugierde repräsentieren.
Das Fremde, hier absichtlich auf ausländischen Arbeiter projiziert, bedroht das System, wird behauptet. Das stimmt ja auch irgendwie, denn dadurch werden die möglichen Arbeitsplätze im Land geringer. Es stimmt aber grundsätzlich nicht, denn diese Menschen sind ja früher von der Wirtschaft herein geholt worden!
Und was noch ärger ist, die Wirtschaft muss daran interessiert sein, dass solche Arbeiter diskriminiert werden, denn dann müssen sie sich ruhig verhalten und weiter billigst und ohne Mindesterfordernisse an den Arbeitsplatz arbeiten. Es ist noch immer nicht anders, als Wallraff in ‚Ganz unten' schrieb. Nur heute sind die Verantwortlichen gewarnt. So ein Buch hätte keine Chance zu erscheinen. So etwas geschieht aber ganz automatisch aus dem Grunde, da die Wirtschaft interessiert sein muss, möglichst billig zu produzieren und möglichst teuer zu verkaufen. Aber wie gesagt, heute verlegt man die Produktion.

N.: Ja, aber das kann doch nur solange gut gehen, als wir, die Käufer, Geld zum Kauf der Waren haben. Die Wirtschaft muss also auch dafür sorgen, dass Geld vorhanden ist, um die billig produzierten Waren auch zu kaufen.
WF.: Unbedingt muss sie daran Interesse haben.
Aber denken wir das einmal durch. Es werden vielleicht in China billig Waren erzeugt und bei uns verkauft.
Was geschieht? Wenn bei uns keine Waren mehr erzeugt werden, gibt es bald kein Geld, um die Waren aus China, seien sie noch so billig, zu kaufen. Mit reinen Dienstleistungsbetrieben und ‚Fun- and Eventveranstaltungen' kann eine Wirtschaft nicht existieren. Aber es steigt natürlich das Lohnniveau in China und die dortige Bevölkerung kann sich bald mehr Einkäufe leisten.
Es kann sich die Richtung der Exporte dann umkehren. Von billigen Produktionsstätten dann bei uns zu den finanzstarken Käuferschichten in China. Unzweifelhaft wird es – natürlich über den Umweg von Dritt- und Viertländern – dazu kommen.
Das bedeutet, die Wirtschaft braucht sich nicht darum kümmern, dass wir Mitteleuropäer höhere Einkünfte beziehen, um ihre Waren auch kaufen zu können. Durch die billigen Importe von z.B. Agrargütern wird dabei auch gleich die Primärwirtschaft vernichtet.

N: Also, was tun?
WF.: Ich bin mir sicher, dass die Wirtschaft auch dann produzieren wird, wenn die Gewinne vorhanden, aber geringer wären. Wenn importierte Waren so teuer wären, wie im Land produzierte, entstünden sofort neue einheimische Betriebe. Der Transportweg für bestimmte Produkte, die auch im eigenen Land erzeugt werden können, muss so teuer werden, dass sich ein Transport nicht mehr lohnt.

N: Es würde damit auch Sozial- und Steuerdumping, wie es in den Ländern der Europäischen Union populär gemacht wird, zurückgedrängt!
WF.: Es kann nur im kurzsichtigen Interesse der arbeitenden Bevölkerung sein, Stolz oder Befriedigung wegen niederen Sozialleistungen und geringer Steuerpflicht der Unternehmer zu empfinden.
Mit Bedingungen wie sie derzeit bedauerlicherweise in Entwicklungsländern herrschen, kann eine einheimische Wirtschaft nie konkurrenzieren.
Tatsächlich liegt billigste Produktion aber im durchaus legitimen Interesse eines Unternehmers. Wäre ich ein Unternehmer, wären mir niedere Löhne, viele Arbeitslose, keine Umweltschutzbedingungen, niedere Steuern und freie, kostengünstige Transportwege aus vitalem Grunde wichtig.
Wenn hier vom arbeitenden Volk Altruismus für einen endlich geschafften Aufschwung der ‚Dritten Welt' eingefordert wird, muss man sehen, welche Gewinne andererseits hiermit gemacht werden. Altruismus, der aus solchen Gründen von Unternehmern angeregt und durch Medien populär gemacht wird ist mehr als fadenscheinig.
Im puren Kapitalismus gibt es eben keine Menschlichkeit.

N: Eine Beschränkung der Transportwege wäre aber eine verwaltungsaufwendige Angelegenheit.
WF.: Das kann ich mir vorstellen.
Aber billiger als immer mehr Arbeitslose zu haben, ungeachtet der brisanten politischen Zustände, in die man sich da begibt. Wenn ein Unternehmer im Ausland wegen der Kosten des Transportes nicht billiger produzieren kann, wird er aber sicher im Inland produzieren. Geld verdient er damit allemal auch. Bei allen solchen Überlegungen muss man beachten, um welche horrenden Geldbeträge es geht. Da scheint auch ein wenig Misstrauen angebracht, dass über eine relativ einfache und Erfolg versprechende Methode, wie es eine Beschränkung der Verkehrswege wäre, auch von Politikern nicht gesprochen wird.

N: Und durch weniger Transporte wäre auch der Umwelt geholfen.
WF.: Mir gefällt der Ausdruck ‚Umwelt' nicht, da eine ‚Umwelt' uns umgibt und nicht Teil unserer Selbst ist.
Die Welt umgibt uns nicht nur, wir sind Teil davon!
Derzeit versuchen Politiker, egal ob Linke oder Rechte, uns davon zu überzeugen, dass die schlechte Wirtschaftslage aus der ‚globalen' Vernetzung entsteht und deswegen bestenfalls geringe, nationale Mittel dagegen bestehen.
Da erheben sie die Verschlechterungen praktisch zu ‚Naturgesetzen'.
Mir fällt da Bert Brechts Uraufführung der ‚Mutter Courage' ein. Damals hatte in der Schweiz Therese Giese die Mutter Courage so ‚gut' gespielt, dass die Zuseher ergriffen und zu Tränen gerührt waren, weil die arme Frau im Dreißigjährigen Krieg ihre Kinder verlor aber trotzdem nicht aufgab.
Ein grandioser Erfolg also.
Brecht aber war erzürnt.
Er hatte das Drama als ‚Episches Theater' geschrieben. Damit wollte er erreichen, dass der Zuseher eben nicht ‚mitleidet', sondern die Handlung als kritischer Mensch beurteilen konnte. Da hätte er unweigerlich gemerkt, dass die Mutter Courage gerade wegen ihrer wirtschaftlichen Interessen ihre Kinder verlor.
Krieg ist kein Naturgesetz!
Hätte die Courage nicht unter so menschenverachtenden Bedingungen, wie sie im Krieg herrschen, ihre wirtschaftlichen Gewinne im Auge gehabt, hätten ihre Kinder überlebt. Tatsächlich war also die Courage am Tod ihrer Kinder Schuld. Brecht verfasste mit ‚der Weigl' eine Modellinszenierung, die das klar stellte. (Zu Brechts ‚Mutter Courage' siehe Wallner F´s. Bemerkungen am Schluss dieses Gespräches)
Mir kommen die Begründungen der Politiker über die Wirtschaftslage als eine ebenso ‚schlechte' Inszenierung wie die Uraufführung der Courage in der Schweiz und die von vornhinein aussichtslosen Versuche, die Auswirkungen der Wirtschaftspolitik zu verstecken oder auch mit Hilfe der Medien zu verschleiern als bemerkenswert falsch motiviert vor. Medien wecken dazu Emotionen, aber sind an Ideen nicht interessiert. Auch Auflagenzahlen korrumpieren bekanntlich.
Auch vor dem Zweiten Weltkrieg wurden Schuldige für die schlechte Wirtschaft gesucht und gefunden. Der Hass auf bestimmte Bevölkerungsteile könnte aber heute verhindert werden, wenn das gewollt ist.

N: Brecht hat vollkommen Recht wenn er sagt: ‚Das Fressen kommt vor der Moral!' es ist eigentlich zum ‚Kotzen', dass die Menschen sich noch immer so leicht manipulieren lassen
WF.: Da fällt mir eine Meldung einer Zeitung in Österreich anlässlich des Mordes an einen Bayerischen Modemacher Anfang des Jahres 2005 ein. Die vielgeliebte Zeitung sagte vom Mörder, es war ein „irakischer Asylstricher!“. Was da für Emotionen mit jedem Wort und Wortteil erweckt werden und, was noch schlimmer ist, auch für mich hat jeder Wortteil bereits negative Besetzungen, trotzdem ich glaubte, ein ‚bewusster' Konsument zu sein!

N: Immer schon hat man über Medien auch Negatives sagen können.
WF.: Man müsste halt wissen, was man tut und auch was man liest.
Vielleicht habe ich mit den ‚Transportwegen' Recht. Das ist natürlich nicht die Hauptaussage und das wichtigste Anliegen des Buches ‚Elihu'. Aber ich meine, dass es endlich menschenunwürdig sein sollte, täglich Sorge um die Existenz zu haben. Was aber nicht unbedingt zu einer automatischen Versorgung ‚von der Wiege bis zur Bahre' führen muss. Der mündige Mensch ist für sich verantwortlich, nur so kann er dem Beispiel Elihus nachfolgen.
Die Gemeinschaft der Menschen, also auch der Staat, hat für die günstigsten Entwicklungsmöglichkeiten der Menschen, also von sich selbst vorzusorgen. Ein Staat ist eine Gemeinschaft von Menschen, nicht der Wirtschaft oder des Kapitals! Sonst hat der ‚Ereignisstrahl' auf den wir uns befinden, wie im Kapitel ‘8B / g726 - DAX14 - 598Li - 755 / DU' aus dem Buch ‚Elihu' keine Zukunft. Das ‚DU' am Ende des Titels steht übrigens für das persönliche Fürwort dort, allerdings ist im Titel auch ‚DAX' enthalten, der Börseindex!
Ich hoffe aber doch auf eine Zukunft und auf Vernunft.
Karl Marx soll nicht Recht behalten, wenn er wollte, dass Kapitalismus nur durch eine gewaltvolle Revolution zu beenden ist. Vielleicht erscheint wieder eine ‚sanfte Evolution', wie es einmal die Utopie des Sozialismus war. Als Mehrheit im Staat könnten wir Menschlichkeit ja einfordern, indem wir nur Politiker wählen, die das garantieren.
Eine faire Wirtschaft und eine Menschheit, die bewusste Regeln der Wirtschaft festlegt, könnten gewährleisten, dass nicht eine Region zugunsten einer anderen absichtlich in den Ruin getrieben wird. Es wäre um die Aufklärung schade!

N: Danke für das Gespräch.
WF.: Bitte Ferdinand, ich danke Dir. Setzen wir einmal fort?

N: Bin mir ziemlich sicher.


BEMERKUNGEN ZU
BERT BRECHT: ‚MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER'

(verfasst von Wolfgang Wallner F.)



Episches Theater
Entwicklung:

1. Aristotelisch-Lessingsche Dramaturgie

Aristoteles (384 - 321 v. Chr.) bestimmte in seiner Schrift Poetik das Wesen der Dichtkunst. Der Dichter sollte berichten, was geschehen sein könnte, Dichtung darf nichts Unwahrscheinliches enthalten, was im wirklichen Leben niemals geschehen könnte.
Aristoteles Definition der Tragödie: „Die Tragödie ist die Nachahmung einer edlen und abgeschlossenen Handlung von einer bestimmte Größe in gewählter Rede, derart, dass jede Form solcher Rede in gesonderten Teilen erscheint und dass gehandelt und nicht berichtet wird und dass mit Hilfe von Mitleid und Furcht eine Reinigung von derartigen Affekten bewerkstelligt wird“.
Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781) begründete auf der Poetik des Aristoteles die Hamburger Dramaturgie, eine Neubegründung einer nationalen Dramatik. Diese neue Form des Theaters hat in der Folgezeit nicht nur die Autoren, sondern auch die Theaterpraxis bestimmt, mit ihr setzte sich Brecht auseinander.
Lessing: (über Aristoteles) „ Man hat ihn falsch verstanden, falsch übersetzt. Er spricht von Mitleid und Furcht, nicht von Mitleid und Schrecken, und seine Furcht ist durchaus nicht die Furcht, welche uns das bevorstehende Übel eines anderen, für diesen anderen, erweckt, sondern die Furcht, welche aus unserer Ähnlichkeit mit der leidenden Person für uns selbst entspringt; es ist die Furcht, dass die Unglücksfälle, die wir über diese verhänget sehen, uns selbst treffen können...., mit einem Worte: diese Furcht ist das auf uns selbst bezogene Mitleid“.

2. Brechts „Epische Theater“

Nach Brecht soll der Zuseher sich nicht mit den Personen identifizieren, sondern er soll sich distanzieren. Das epische Theater will den Zuschauer in eine kritische Distanz zu dem auf der Bühne Dargestellten halten, will ihm keine allgemeingültigen Lösungen vorexerzieren, sondern zum Nachdenken anleiten. Er soll nicht kulinarisches Theater genießen, sondern beim Geschehen mitdenken. Ein solches Verhalten entspricht dem eines Menschen, der weiß, dass er Natur und Geschichte durch seine Hände verändern kann. Das Epische Theater bildet die Welt nur modellhaft ab, legt sie dem Zuschauer vor, damit er selbst eingreifen und die gewonnenen Einsichten bei seiner gesellschaftlich - praktischen Tätigkeit anwenden kann.

Epische Struktur in „Mutter Courage..“: In der Uraufführung (Zürich 1941), an deren Inszenierung Brecht nicht mitwirkte, wurde die Mutter Courage von Therese Giese so gespielt, dass der Zuschauer Mitleid mit der tragischen Mutter empfinden musste, die durch die Schrecken des Krieges ihre Kinder verlor. Der Ausgang ist, wie in der klassischen Tragödie tragisch, weil die Courage unwissentlich die Kinder ins Verderben stürzt, obwohl sie alles zu tun glaubt, sie vor den Schrecken des Krieges zu retten. Brecht war über diese Aufführung bestürzt, da er sich gründlich missverstanden sah. So erarbeitete er 1949 in Berlin eine Modellinszenierung (seine Frau Helene Weigel als die Courage), in der Weigel die Courage als zornig darstellte. Dieser Zorn war aber nicht der Zorn der Courage, sondern der Zorn der Schauspielerin über die Courage. Obwohl die Züricher Aufführung ein großer Erfolg war, hat sie lediglich das Bild des Krieges als eine Naturkatastrophe und eines unabwendbaren Schicksals gegeben und noch dazu dem Kleinbürger im Zuschauerraum seine eigene Unzerstörbarkeit, seine Fähigkeit zu überleben, bestätigt.

Interpretation

Charaktere:

Mutter Courage:

Mutter Courage ist eine Händlerin, die im Dreißigjährigen Krieg als eine den Soldaten folgende Marketenderin lebt und die ihre Kinder, so weit möglich, aus den Kriegsgeschehnissen heraushalten will. Zu Beginn des Dramas zeigt sich aber schon, wo sie ihre Prioritäten setzt: Sie will Eilif vor den Werbern schützen, durch den Handel mit einem Werber übersieht sie aber, dass Eilif mit dem Werber mitgeht. Sie stellt ihre Interessen als Händlerin über denen der Mutter. So sagt auch einer der Werber: Will vom Krieg leben, wird ihm wohl auch etwas geben“. Als Marxist ist der Widerspruch im Handeln der Courage für Brecht aber keine tragische, unabwendbare Katastrophe. Die kapitalistische Gesellschaft ist Ursache dieses Handelns, Mutter Courage ist eine Vertreterin des Kapitalismus, deren Grundlage der Handel, das Verschaffen von persönlichen Vorteilen ist. Diese Haltung wird auch in der Szene deutlich, in der die Courage mit dem Koch über den Verkauf des Kapauns handelt. Der Koch ist in einer Zwangslage, da er für seinen Feldwebel Fleisch auftreiben muss. Der Preis für das Tier wird vorerst, den Gesetzen des Angebotes und der Nachfrage gehorchend immer mehr gesenkt. Als sie ihren Sohn Eilif (als Held) entdeckt, treibt sie, obwohl das Essen auch ihrem Sohn zugute kommen soll, den Preis in unverschämte Höhe. Die Courage sucht im Krieg ihre Vorteile, als ein Gerücht über Frieden ausbricht, glaubt sie, ruiniert zu sein, doch als sie merkt, dass der Krieg weitergeht, ist sie wieder obenauf. Im gesamten Drama verflucht sie nur dann einmal den Krieg, als ihre Tochter Kattrin überfallen und verstümmelt wird.
In der 7. Szene behauptet sie, dass der Krieg den Menschen besser ernähre, und dass auch der Friede den Schwachen vertilgt.
Ihrer kapitalistischen Gesinnung folgend, ist sie auch Schuld an der Nichtrettung ihres Sohnes Schweizerkas. Sie will ihn durch Bestechung vor der Hinrichtung bewahren. Der Versuch gelingt aber nicht, da sie ihre wirtschaftliche Grundlage gegen das Leben des Sohnes eintauschen muss. Sie handelt zu lange und so wird Schweizerkas doch hingerichtet. Als sie im letzten Moment doch bereit wäre, ihren gesamten Handel gegen das Leben des Sohnes einzutauschen, ist es schon zu spät. Sie hat wieder ihre wirtschaftlichen Interessen über das Leben des Sohnes gestellt.
Als sich die Courage und ein junger Soldat, dem Ungerechtigkeit unerträglich ist beim Offizier beschweren wollen, sagt die Courage zum Soldaten, dass jeder einmal kapitulieren müsse, weil die Wut verraucht und ein Aufbegehren den Geschäften schadet. Sie singt das Lied von der großen Kapitulation. In diesem Lied werden Entwicklungsphasen der Courage geschildert. Zu Beginn ist sie ein optimistisches Kind, das sich für etwas Besonderes hält, dieser Teil endet mit einer optimistischen Redewendung (Jeder ist seines Glückes Schmied). Weiter wird im Lied die folgenden Erkenntnisse erzählt, die Courage hat Kinder und kein Geld. Wieder folgen Redewendungen, diesmal aber solche, die nach Anpassung verlangen (Man muss sich mit den Leuten stellen, eine Hand wäscht die andere, man kann nicht mit dem Kopf durch die Wand). Im Weiteren werden diese beiden Erfahrungen gegenüber gestellt, der grenzenlose Optimismus und die Resignation ( Der Tüchtige schafft es, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, wir werden den Laden schon schmeißen - entgegen - Man muss sich nach der Decke strecken). Die einzelnen Strophen enden: „Der Mensch denkt: Gott lenkt. Keine Red davon!“ Die letztendlich gefasste Lebensweisheit der Courage lautet also Anpassung.
Durch diese Anpassung kommt es zu einem Widerspruch zwischen ihren Geschäftsinteressen und den menschlichen Bedürfnissen, der unter den Bedingungen dieser Gesellschaft unüberbrückbar ist und an dem ihre Kinder sterben.

Eilif:

Eilif ist ein tapferer Mann. Im Krieg ist er ein Held, weil er brutal Bauern tötet und das Vieh raubt. Seine Mutter hat ihm nicht Moral beigebracht hat, da sie Krieg und Frieden nur aus einem geschäftlichen Gesichtspunkt betrachtet. So hat sie ihm auch nicht gesagt, wie man sich verschiedenen Gegebenheiten entsprechend verhält. Als Eilif sich im (vermeintlichem) Frieden genau so verhält, wird er erschossen.

Schweizerkas:

Da Schweizerkas nicht klug ist, erzieht ihn die Courage zur Redlichkeit. Er liefert die Regimentskasse auch dann nicht aus, als sein Leben bedroht ist. Ohne seinen eigenen Vorteil zu beachten, richtet er sich nach den Lehren seiner Mutter. Durch die beabsichtigte Rettung der Kasse wäre nur weiter Krieg geführt und Menschen getötet worden. Es war also keine moralisch zu rechtfertigende Tat gewesen. Durch das zu lange Handeln seiner Mutter wird auch er hingerichtet.

Kattrin:

Kattrin ist ein fühlender Mensch, der stumm und verunstaltet ist und daher zu einem normalen Leben nicht fähig ist. Sie erhält die Wunden, als sie für den Handel ihrer Mutter tätig ist. Kattrin streichelt einen verwundeten Igel und schaukelt einen Säugling. Ihre Menschlichkeit ist jedoch stumm. Als sie vollkommen uneigennützig ihre Menschlichkeit artikuliert (Trommel am Dach), wird sie getötet. In ihrer Figur erweist sich, dass die Möglichkeit eines sozialen Daseins einer kapitalistisch orientierten Gesellschaft unterliegen muss. Als Kattrin getötet wird, halten sich die anwesenden Bauern heraus, obwohl durch den beabsichtigten Angriff auf die Stadt Halle eigene Verwandte ums Leben kommen könnten. Trotzdem gibt die Tat Kattrins auch Hoffnung gegen die Ideologie der Anpassung: Ein Bauernsohn lässt sich anstecken und unterstützt Kattrin.

Yvette Pottier:

Im Lied vom Fraternisieren erzählt die Hure über die aus ihrer Sicht einzigen Möglichkeit, den Krieg zu überleben, indem sie bei Gefahr durch Feinde ihren Körper einsetzt.


Allgemein:

Die Courage geht in zweifacher Hinsicht durch die Handlung des Krieges. Sie sieht den Krieg in ökonomischer Sicht, gewinnt und verliert auch wieder. Die Mutter jedoch verliert alles: ihre Kinder, da im Krieg eine Bedingung geschaffen wird, unter der ein normales menschliches Leben nicht möglich ist. Im Drama erkennt die Courage, dass die Ursache des Krieges in den Macht- und Wirtschaftsinteressen der Herrschenden liegt. Sie täuscht sich allerdings in der Ansicht, dass auch „einfache“ Leute am Krieg gewinnen können.
Man muss das Werk unter dem Gesichtspunkt des Marxismus betrachten, der von Brecht sowohl in der Darstellung des Krieges und seiner Folgen für die handelnden Personen als auch in der Art der Inszenierung (episches Theater, siehe oben) betrachten. Als solches muss „Mutter Courage und ihre Kinder“ als großartiges Gesamtkunstwerk und als vorbildhaft im Bereich des politisches Drama gesehen werden.
Wichtig erscheint, dass zum Unterschied zur Aristotelisch-Lessingschen Dramaturgie im epischen Theater kein, eigentlich auch so beabsichtigtes egoistisches Mitleid mit den dargestellten Personen entsteht ( siehe oben Lessing: ...diese Furcht ist ein auf uns selbst bezogenes Mitleid“) sondern der Zuseher, durch die Form des epischen Theaters bedingt, aus der Handlung und dem Mitleid herausgetreten, eine „wissenschaftlichere“ Betrachtungsweise ermöglicht bekommt, die ihm die Möglichkeit zur Reflektion und zum Andershandeln gibt. Das Mitleid wird dadurch auch von einem egoistischen Selbstmitleid zu einem soziologischen und humanistischen Mitleid gewandelt.
Wolfgang Wallner F.
Schriftsteller aus Wien

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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 27.09.05, 10:21  Betreff:  Re: Export von Arbeitsstellen  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: wolfgangwallnerf
    N: Brecht hat vollkommen Recht wenn er sagt: ‚Das Fressen kommt vor der Moral!' es ist eigentlich zum ‚Kotzen', dass die Menschen sich noch immer so leicht manipulieren lassen
hierzu paßt die aktuelle Meldung aus n-tv.online


Einigung in Wolfsburg

Zusage für Marrakesch



Die Volkswagen AG, Wolfsburg, wird ihren kompakten Geländewagen in Wolfsburg fertigen lassen. Nach monatelangen Verhandlungen erzielte VW am Montagabend mit dem Betriebsrat und der IG Metall eine entsprechende Einigung, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Für die Beschäftigten in der Produktion des neuen Fahrzeuges bedeutet dies eine deutliche Gehaltseinbuße. Als Alternative stand eine Produktion in Portugal zur Debatte.

Zu den Bedingungen des VW-Haustarifvertrages war eine Fertigung in Deutschland nach Angaben des Vorstands nicht wirtschaftlich darstellbar gewesen. Mit der Entscheidung für Wolfsburg werden nach früheren Angaben rund 1.000 Arbeitsplätze gesichert. Das Fahrzeug werde in der Auto 5000 GmbH gefertigt, dazu werde die bestehende Belegschaft durch rund 1.000 Auszubildende verstärkt.

Zudem habe der Vorstand die Zusage für die Produktion eines weiteren neuen Modells ab 2008 im Werk Emden gemacht. Die Fertigung werde "nach dem noch zu modifizierenden Haustarifvertrag" geschehen. Voraussetzung dafür sei das "Erreichen der Wirtschaftlichkeit" des Fahrzeuges. Details würden Mitte Oktober beschlossen. Um welchen Pkw es sich handelt, wurde nicht mitgeteilt. In Emden stellt VW das Modell Passat her.

Zusätzlich sei eine "Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Wolfsburg" beschlossen worden. Auf dieser Basis solle ein zusätzliches Modell im Stammwerk gefertigt werden können. Entscheidungen dazu stehen den Angaben zufolge noch aus.




... selber schuld - denn wer sich so erpressen läßt, verdient's nicht besser - - - könnte mensch sich achselzuckend abwenden und den ohnehin in Verruf geratenen VW-Betriebsräten und IG Metall-Funktionären den Autofahrergruß zeigen.

Doch leider sind von dieser gelungenen Erpressung eben nicht nur die willfährigen VW-WerkerInnen betroffen! Denn leider bleiben wieder einmal mehr
alle Einkommensabhängigen in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt als Verlierer auf der Strecke, weil verantwortungslose, zuweilen korrupte Betriebsräte und Funktionäre jeder Erpressung durch die Großindustrie nachgeben und als alternativlos oder sogar als ihren "Verhandlungserfolg" verkaufen!

Dabei kann es nur heißen:


Proteste auf der Straße! Streiks in der Fabrik!

Das ist uns're Antwort auf diese Politik!



bjk






[editiert: 27.09.05, 10:26 von bjk]
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