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Welt in Spannung

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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 08.04.09, 17:50  Betreff:  Welt in Spannung  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://de.indymedia.org/2009/04/246649.shtml



Welt in Spannung

Wal Buchenberg   08.04.2009 16:54


In den letzten vier Monaten sind in den USA über 2,5 Millionen Lohnarbeiter zusätzlich auf die Straße gesetzt worden. in den USA entstehen Zeltstädte mit Leuten, die kein Dach mehr über dem Kopf finden, wie anderswo Zeltstädte nach einem schweren Erdbeben entstehen.
In Deutschland ist bisher die Arbeitslosigkeit nur wenig gestiegen. Da werden noch Altautos auf Staatskosten verschrottet und Massenentlassungen durch eine Million Kurzarbeiter auf Kosten der Arbeitslosenkasse hinausgeschoben.
Noch sind Banken- und Unternehmenspleiten zahlenmäßig begrenzt, noch haben wir keine Staatsbankrotte gesehen. In Deutschland wird noch häufiger über Lohnerhöhungen als über Lohnsenkungen verhandelt, auch wenn hier Mercedes-Benz mit 2 Mrd. Euro geplanten Lohnkürzungen den Anfang machen will. Noch sehen wir in Westeuropa keine rasche Vermehrung der Armutsbevölkerung.
Mit den wachsenden Krisenfolgen werden auch soziale Unruhen und politische Proteste zunehmen, aber sie werden nicht überall gleichzeitig und nicht in allen Ländern gleichermaßen zunehmen. Die globalen Zentren und Epizentren dieses kapitalistischen Erdbebens versucht der folgende Überblick aufzuzeigen.


Wir leben in der Anfangsphase des schwersten globalen Wirtschaftsbeben seit 50 Jahren und noch sind nicht alle wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen zu spüren und sie sind nicht überall gleichermaßen zu spüren. Wer da meint, die jetzige Wirtschaftskrise sei harmlos und bald ausgestanden, der sollte sich mit den Wachstumszahlen der Weltwirtschaft von 1950 bis 2009 befassen. Zum ersten Mal seit 50 Jahren gerät die Weltwirtschaft in die Minuszone. Zum ersten Mal seit 50 Jahren wird im globalen Maßstab Wohlstand vernichtet. Der Wirtschaftsmotor des Kapitalismus gerät nicht nur ins Stottern, der Wagen rutscht rückwärts.






1. Die kapitalistischen Metropolen


1.1. Gläubigerländer

Es ist kein Geheimnis, dass die gegenwärtige Krise ihren Ausgangspunkt in den angelsächsischen Ländern genommen hat. Die Volkswirtschaften in den USA und Großbritannien, aber auch in Irland und Spanien sind hoch verschuldet und haben "über ihre Verhältnisse" gelebt. Es ist aber lächerlich, wenn Politiker und Kapitalvertreter in den Exportländern Deutschland, Japan oder China behaupten, das sei "nicht unsere Krise".
Die Exportländer konnten nur deshalb so gute Geschäfte machen, weil die verschuldeten Ländern auf Pump gekauft haben. Wer hat denn den Kaufrausch und Baurausch der verschuldeten Länder finanziert? Es waren die Gläubigerländer Deutschland, Japan und China. Ohne den wachsenden Kredit der einen hätte es die wachsende Verschuldung der anderen und die scheinbare Blüte der Weltwirtschaft bis zum Jahr 2006 nicht gegeben.


1.2. Schuldnerländer

Die USA und Großbritannien sind die Zentren des gegenwärtigen Wirtschaftsbebens. Je größer dort die wirtschaftlichen Zerstörungen sind, desto heftiger sind die Rückwirkungen auf die Gläubigerländer Deutschland, Japan und China. Das wahrscheinlichste Szenario ist ein Verfall des Dollarkurses, dadurch werden Importe in die USA erheblich verteuert. Fällt der Dollar um 30 Prozent, dann verteuern sich für die Amerikaner ihre Importe um 30 Prozent - es sei denn, die Exporteure in Deutschland, Japan und China senken ihre Preise. Damit brechen das Handelsvolumen und die Profite der Weltexporteure weg. Ein Rückgang des Welthandels ist unvermeidlich und dazu braucht es keine Anhebung der Importzölle wie damals in der Weltwirtschaftskrise von 1929.
Länder, die nicht wie die USA in der eigenen Währung verschuldet sind, können zwar ebenfalls ihre Währung abwerten und damit den Außenhandel regulieren, gleichzeitig verschlimmert sich aber damit ihre Schuldenbilanz, denn sie müssen ihre Schulden in der verteuerten ausländischen Währung bedienen. Wechselkursänderungen können da sofortige Staatsbankrotte nach sich ziehen.



2. Die kapitalistische Peripherie


Die Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1936 hatte eine stimulierende Wirkung auf viele rückständige Länder vor allem in Lateinamerika. Der Rückgang ihrer Rohstoffexporte in die kapitalistischen Metropolen zwang diese Länder ihre Importe zu reduzieren und führte zum Aufbau eigener Verarbeitungsindustrien im Land. Eine belebende Wirkung der Weltwirtschaftskrise ist heute vielleicht nur noch in einigen afrikanischen Ländern zu erwarten. Asien und Lateinamerika sind heute viel stärker in die Weltwirtschaft eingegliedert als damals und können sich daher weniger als damals von der Weltwirtschaft "entkoppeln".
Im Groben lassen sich die aufstrebenden Wirtschaftsmächte in drei Gruppen teilen:


2.1. Die "Spekulationsländer"

Deren Wirtschaftsaufbau der letzten 20 Jahre wurde durch fremdes, importiertes Kapital angetrieben. Dazu zahlen vor allem die "neuen Demokratien" in Osteuropa. Deren Regierungen sind nun stark verschuldet und ihre Einnahmen brechen in der Krise weg. Das bringt sie dem Bankrott näher. Gleichzeitig droht ihnen, dass privates Kapital, dass dort ausländische Firmen investiert haben, abgezogen wird, sobald die Mutterfirmen selber in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Das ist 1930 in Deutschland passiert, als amerikanisches Kapital von dort abgezogen wurde.
Besonders gefährdet in dieser Gruppe sind Ungarn, die baltischen Länder und Bulgarien. Aber auch Island, Griechenland und Spanien sind von ausländischem Kapital abhängig. Je mehr sich die weltweite Krise vertieft, desto "scheuer" wird dieses Kapital. Das bringt arme Schuldnerländer in besondere Schwierigkeiten.


2.2. Die Warenexporteure (asiatische Tiger)


Deren Wirtschaftsboom der letzten Jahre wurde hauptsächlich vom Schuldenkonsum in den USA getragen. Soweit diese Länder Finanzpolster angesammelt haben, sind sie in der Lage, ihre Wirtschaften auf eigenen Konsum umzustellen, wie das den Ländern Lateinamerikas in den 1930ern und 1940ern teilweise gelungen ist. Allerdings sind einige asiatische Regierungen recht unstabil und ihre Sozialsysteme sind nicht "krisenfest". Auch ein erfolgreiches Umsteuern ihrer Exportwirtschaft in heimischen Konsum ist nicht ohne Einbrüche und Zusammenbrüche zu machen.
Viel wird im Westen spekuliert über die "Wanderarbeiter" Chinas, die nun millionenfach außer Arbeit sind. Diese "Wanderarbeiter" sind tatsächlich halbproletarisierte Bauern und kehren nach Verlust ihrer städtischen Fabrik- und Bauarbeit in ihre Dörfer zurück. Dort haben sie meist noch ein kümmerliches Stück Land, das im günstigsten Fall fürs nackte Überleben reicht. Korrupte und verschlafene Beamte auf dem Land werden durch diese halbproletarisierten Bauern eine heilsame Unruhe verspüren. Ein politische Gefahr für die Regierungen in den chinesischen Metropolen sind diese landarmen Bauern nicht.


2.3. Die Rohstoffexporteure

Dazu gehören etliche Länder Lateinamerikas und Afrikas, der Nahe Osten und Russland. Diese Länder haben bei einer schrumpfenden Weltwirtschaft mit sinkender Nachfrage nach ihren Rohstoffen und mit niedrigeren Preisen zu kämpfen. In einigen Ländern (z.B. Venezuela und Ecuador ) hängt das Geschick ihrer Regierungen stark von einem hohen Exporterlös ab. Das kann zu Staatsbankrotten führen.
Die arabischen Ölexporteure werden ihren gewohnten Luxuskonsum reduzieren müssen, aber wohl keine massenhafte Verarmung spüren - mit Ausnahme vielleicht des Iran . Russland und einige afrikanische Länder nutzen vielleicht die Chance, ihre Wirtschaften vom bloßen Rohstoffexport zu entkoppeln.




3. Zunehmende Spannung in der Welt


Die Hungerunruhen des letzten Jahres in Kamerun, Ägypten, Äthiopien, Haiti, Indien, Indonesien, Elfenbeinküste, im Senegal und anderen Ländern waren ein Vorspiel dessen, was auf uns zukommt.
Wie bisher erläutert, sind jedoch die Folgewirkungen der Wirtschaftskrise auf die einzelnen Länder und Ländergruppen ganz unterschiedlich. In allen Ländern der Welt wird es durch die Krise mehr Arme geben und die Masseneinkommen werden sinken. In allen Ländern der Welt werden die Vorurteile und Vorbehalte gegen Immigranten und ethnische Minderheiten zunehmen. In allen Ländern wird die Ratlosigkeit, aber auch die Schuldenlast der wirtschaftlich und politisch Herrschenden wachsen.

Allerdings folgen soziale und politische Unruhen nicht automatisch auf wirtschaftliche Erdbeben und Einbrüche im Land. Einen Sturz der Regierung als Folge von Straßenprotesten gab es bisher nur in Island und in Lettland.

Ein sechswöchiger Generalstreik in Guadaloupe wurde durch eine Erhöhung der Löhne beendet. In Griechenland überstand die Regierung mehrwöchige Straßenproteste scheinbar unbeschadet.

Es hängt sehr viel von den bisherigen Erfahrungen ab, die die Notleidenden und die Protestierenden mit ihrer herrschenden Klasse gemacht haben. So sind zum Beispiel in Westeuropa die heutigen Sozialsysteme stabiler und tragfähiger und die heutigen Regierungen sind kompromissbereiter und "sozialer" als während der Krisenzeit von 1929ff.

Die Faktoren, die laut The Economist zur Instabilität eines politisches System beitragen, sind:
- Soziale Ungleichheit,
- lange Zeit der wirtschaftlichen Stagnation,
- verbreitete Korruption,
- abgehobene Staatspolitiker,
- ethnische Konflikte im Land,
- Unruhen in der Vergangenheit.
- spontane Streiks und gewaltsame Arbeitskonflikte,
- ungenügende Armenversorgung,
- instabiles Regierungssystem
- also entweder häufig wechselnde parlamentarische Regierungen oder autoritäre Regime ohne sozialen Rückhalt oder eine ganz fehlende "ordnende" Staatsmacht ("Failed States").
Was der Economist verschweigt, was aber oft bei sozialen und politischen Unruhen eine wichtige Rolle spielt, ist die gezielte Einmischung von außen. Wie sehr äußere Einmischung zur inneren Instabilität beiträgt, wird an den Ländern deutlich, die laut Economist die Liste der potentiellen "Unruhestaaten" anführen:

1. Zimbabwe,
2. Tchad,
3. Kongo (Demokratische Republik),
4. Kambodscha und der Sudan,
6. Irak,
7. Elfenbeinküste, Haiti, Pakistan, Sambia, Afghanistan, Zentralafrikanische Republik.

In sieben dieser zwölf Hochrisiko-Länder stehen entweder schon ausländische Soldaten oder eine ausländische Militärintervention ist offen angedroht. Die Weltwirtschaftskrise vermehrt nicht nur die inneren, sondern auch die äußeren Spannungen.

Dann folgt auf Platz 13 Nordkorea.

Insgesamt zählt der Economist 27 Staaten zu den Ländern, in denen es in diesem und nächsten Jahr sehr wahrscheinlich zu sozialen und politischen Unruhen kommen wird ("very high risk). Von diesen 27 Ländern liegen 13 in der Sub-Sahara-Zone von Afrika. Sechs Länder liegen in Asien, vier in Lateinamerika, drei in Osteuropa.

Bei weiteren 68 Staaten prognostiziert der Economist, dass es in den Jahren 2009/2010 "wahrscheinlich" zu Unruhen kommt ("high risk group").




Spanien (Rang 103), Frankreich (Rang 109) und die USA (Rang 109) nehmen einen mittleren Platz ein. Großbritannien, so meint der britische Economist, ist gegen Unruhen besser gewappnet als diese drei (Rang 132).
Die relativ stabilen Länder beginnen - wen wundert es? - mit Deutschland (Rang 150), gefolgt von Japan, Österreich, der Schweiz und Kanada. Die vor sozialen Unruhen sichersten Länder liegen alle in Skandinavien.

Wer den Kopf in sicheren Sand stecken will, der sollte einen skandinavischen Fjord aufsuchen. Wer sich jedoch einmischen will, der muss sich überlegen, wo und wie er sich positioniert. Indymedia wird mit Berichten und Kommentaren dabei sein.

Wal Buchenberg für Indymedia, 8. April 2009.


Weiterführende Artikel zum Thema:

Unsere und andere Krisen

Die Ausland AG (zur Exportwirtschaft Deutschlands)

Finanzkrise - was dann?

Wie Finanzmärkte funktionieren

Globale Armut - globaler Wohlstand




Es ist allerhöchste Zeit, Art. 1, Abs. 1 und Art. 20, Abs. 4, GG, Geltung und Wirkung zu verschaffen!


[editiert: 09.03.10, 10:32 von bjk]
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New PostErstellt: 08.04.09, 19:14  Betreff: Re: Welt in Spannung  drucken  weiterempfehlen

tja eins hat dieser artikel vergessen

dass 1930 die weltbevölkerung bei ca. 3 Milliarden war und nun bei 7 Milliarden steht und dass der globus ökologisch nicht mehr so dasteht wie 1930...

verflixt wir brauchen den warp antrieb, damit wir uns einen neuen planeten suchen können



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