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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 09.03.10, 13:43     Betreff: Re: Fotobericht zur Frauen-, Lesben-, Trans-Demo 2010 in Berlin-Pankow



Gleich vorweg: anders als die eindrucksvolle  frauenpolitische Demo vom 8. März 2009 auf dem Potsdamer Platz und anders als die nachfolgenden Fotos vielleicht vermuten lassen, war die gestrige Frauen-, Lesben-, Trans-Demo in Pankow keine Werbung für frauenpolitische Ziele. Die wenigen frauenpolitischen (und antimilitaristischen) Aussagen wurden durch das Verhalten der Demo-Anmelderinnen konterkariert.

Die Demo sollte vom Garbatyplatz am S- und U-Bahnhof Pankow in der Florastraße zum Frauenknast in der nahen Kissingenstraße führen. Gegen 18:15 Uhr hatten sich etwa 150 Personen versammelt, es waren erwartungsgemäß nur wenige Männer darunter. Das Transparent am Lauti prangerte Abschiebung als Rassismus an, sodaß zunächst vermutet werden konnte, dies sei eines der politischen Ziele dieser Frauendemo. Andere politische Aussagen wie z. B.  frauenpolitische Demo vom 8. März 2009 auf dem Potsdamer Platz waren jedoch auf Transpis oder Plakaten von außen noch nicht zu entdecken.

Aber eine bunte Luftballontraube inmitten der Demonstrantinnen weckte mein Interesse. Wie schon 2009 stand dort wieder ein Tisch voller Prospekte und sorgfältig gestapelter Büchsen, beklebt mit antimilitarischen Slogans. Gleich daneben am Boden lagen mit Pflastersteinen beschwert verschiedene Anti-Sexismus-Botschaften (Bilder 2 - 5). Als ich einige Fotos machte, gefiel das zwei Demonstrantinnen nicht. Als ich mich zu erkennen gab und ihnen freundlich versicherte, daß ich in jedem Falle die Gesichter unkenntlich machen würde, erwiderten sie mit strenger Miene wörtlich mehrfach: "Das sei ihnen wurscht und ich habe die Frauendemo zu verlassen, es sei ihre Demo". Basta. Da die Fotos im Kasten waren, ging ich achselzuckend zum Lauti, um dort ein paar Aufnahmen zu machen.

Vor dem Lauti standen hauptsächlich Polizeibeamte von der Einsatzleitung (Bild 6). Zwei Beamte forderten mich freundlich auf, doch auch sie beide separat zu fotografieren. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und schwupp waren sie im Kasten. Was sie, nachdem sie sich das Ergebnis (Bild 7) angeschaut hatten, höchst zufrieden machte, vor allem, als sie erfuhren, sie würden veröffentlicht. Das war aber auch schon die einzigste vergnügliche Episode. Denn kaum hatte ich mich von den beiden abgewendet, trat eine Demonstrantin aus einem Frauen-Trios reiferen Alters mit wichtigem Gesichtsausdruck heran und verlangte, ich solle die hier gemachten Fotos löschen. Nicht schon wieder dachte ich, machte aber nochmals gute Miene zum dämlichen Spiel. Meine Erklärungsversuche und die Hinweise auf eine solidarische Berichterstattung wurden mit den gleichen Worten, mit denen mich die beiden anderen indoktrinierten jungen Demonstrantinnen schon zuvor aus der Demo ekeln wollten, barsch abgeblockt. Noch eisiger wurde ihre Haltung, als ich ihr beschwichtigend meine Hand auf ihren Oberarm legen wollte und sie dies erbost abwehrte, so als ob sie dahinter einen schlimmen sexistischen Macho-Annäherungsversuch vermute. Nun sah auch ihre noch reifere Freundin ihren Auftritt als Rächerin verletzter Frauenehre gekommen. Was ich mir da herausnehme, wo ich doch so freundlich angesprochen wurde, waren noch die freundlichsten Sätze. Bei soviel geballter "Freundlichkeit" mußte ich spontan an Sokrates denken und ihn ob seiner Gelassenheit, wenn sein Eheweib Xanthippe ihn mal wieder nervte, bewundern. Da wollte ich dem großen Philosophen nicht nachstehen, drehte mich um und ging ans andere Ende der Demo.

Dort stand etwas abseits ein Fotograf, der mir lächelnd sagte, diese Frauen wollten eben keine Männer in ihrer Nähe. Und offensichtlich auch keine solidarische Berichterstattung, fügte ich grienend hinzu. Nun wurde mir auch klar, warum nur wir beide als Fotografen vor Ort waren und andere Kollegen gar nicht erst gekommen waren. Aus dem Plakat zum Demoaufruf wird jedenfalls ein grundsätzliches Männeraussperrgebot nicht ersichtlich. Es waren zunächst auch vereinzelt solidarisierende Mitstreiter da (Bild 8). Wie zur Bestätigung kam dann kurz vor dem Demostart eine entsprechende Lauti-Durchsage, daß alle Männer diese Frauendemo zu verlassen haben. Wenn sie, die sympathisierenden Männer, denn schon meinten, sich mit der Frauendemo solidarisieren zu wollen, sollten sie das gefälligst separat in anderen Aktionen in anderen Stadtteilen tun. Daß innerhalb der Demo keine Männer mitlatschen sollten, ist an einem speziellen Frauentag zu respektieren und auch durchaus akzeptabel. Daß aber die Veranstalterinnen Männern am liebsten verbieten möchten, überhaupt zu erscheinen, ist schlicht und ergreifend beknackt. Der Antifa hatte dann auch mit seiner roten Flagge (Bild 8) noch vor dem Demostart das Feld geräumt. Nachdem die Anti-Demo in die Berliner Straße eingebogen war (Bild 18), war auch meine Solidarität auf dem Nullpunkt angelangt und ich verließ diese Versammlung, die offenbar vor allem vom Geist übellauniger Xanthippen getragen war.

Männer-Diskriminierung getarnt als Anti-Sexismus war so das ziemlich einzige, was als wirklich kämpferisch auf dieser Demo rüberkam. Die ohnehin schon wenigen und eher versteckten politischen Kampfansagen und -aussagen gingen leider deshalb nicht nur in der Außenwirkung völlig unter. Die diesjährige Demo zum Weltfrauentag in Berlin leistete der respektvollen linken Solidarität untereinander, insbesondere innerhalb der Geschlechter, einen peinlichen Bärendienst.

Bernd Kudanek alias bjk





... ich tue was Linke tun, Ungerechtigkeit bekämpfen!
von Yossi Wolfson
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