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Reizwort Zionismus - was ist darunter zu verstehen?

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bjk

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New PostErstellt: 12.06.07, 06:33  Betreff: Re: Reizwort Zionismus - was ist darunter zu verstehen?  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2007/06-04/027.php?sstr=Naivit%E4t%7Cund%7CKollaboration


Naivität und Kollaboration

Endlich ist Lenni Brenners Standardwerk über das Verhältnis des Zionismus zum Faschismus auf deutsch erschienen

Von Nick Brauns



Zu den Mythen des Zionismus zählt die Gründungslegende Israels, wonach der jüdische Staat das Erbe des Kampfes gegen den Nazifaschismus angetreten habe. Tatsächlich stand die zionistische Bewegung – im Unterschied zu zahlreichen Kommunisten und Sozialisten jüdischer Herkunft – niemals an vorderster Front bei der Bekämpfung des Faschismus. Ihrem Ziel eines jüdischen Staates in Palästina wurde alles andere untergeordnet. Und für dieses Ziel waren die Zionisten bereit, mit den faschistischen Regimes in Europa zu kollaborieren.

Diese »unheimliche Zusammenarbeit« zeigt Lenni Brenner in seinem Werk »Zionismus und Faschismus« auf. In der englischsprachigen Welt gilt das bereits 1983 unter dem Titel »Zionism in the Age of the Dictators« erschienene Buch als Standardwerk. Die deutsche Ausgabe wurde nach dem neueren Forschungsstand überarbeitet und mit einem Vorwort von Dieter Elken zur gegenwärtigen Antisemitismusdebatte sowie ausgewählten Quellen im Anhang ergänzt.

Völkische Strömung

Der aus einer orthodoxen jüdischen Familie stammende Autor wird sich von Zionisten und Anti-Deutschen den Vorwurf des Selbsthasses einhandeln. Zudem beziehen sich einzelne rechtsextreme Websites positiv auf sein Werk. Doch Rassismus läßt sich dem 1937 geborenen US-Amerikaner schwer vorwerfen, der 1963 zu den Organisatoren des Marsches von Martin Luther King nach Washington gehörte, mehrfach wegen seines Engagements gegen den Vietnamkrieg inhaftiert wurde und mit dem legendären Black-Power-Aktivisten Stokly Carmichael das »Komitee gegen Zionismus und Rassismus« gründete.

Brenner zeigt, wie der Zionismus seit seiner Entstehung ein Spiegelbild anderer völkischer Strömungen war und mit dem Antisemitismus eine feindliche Symbiose einging. Antisemitismus wurde in der zionistischen Presse als unausweichliche und verständliche Reaktion auf ein angebliches »Parasitentum« der Juden an anderen Völker entschuldigt. Nur ein eigener Judenstaat könne Abhilfe schaffen, lautete der zentrale Glaubenssatz des Zionismus. Die Assimilation der Juden erschien den Zionisten dagegen als Gefahr für ihr Palästinaprojekt. So begrüßte der Führer der Staatszionistischen Organisation in Deutschland Georg Kareski im Interview mit Goeb­bels Zeitung Der Angriff die Nürnberger Rassegesetze mit ihrem Verbot von Mischehen als die Erfüllung alter zionistischer Forderungen.

Entsprechend verweigerten sich die zionistischen Verbände einem gemeinsamen Abwehrkampf mit Kommunisten oder Sozialdemokraten gegen die faschistische Bedrohung. Die deutschen Zionisten sprachen sich ausdrücklich gegen einen internationalen Boykott gegen Deutschland aus. Statt dessen wurde das von der Mehrheit der Juden weltweit abgelehnte Haavara-Abkommen zwischen Zionisten und Nazis geschlossen, das Auswanderung deutscher Juden nach Palästina im Gegenzug zu Handelsbeziehungen während der 30er Jahre regelte.

Es ging den zionistischen Führern keineswegs um die Rettung möglichst vieler Juden vor ihrer Vernichtung, sondern um die Einwanderung gesunder, kräftiger und gut ausgebildeter Juden für das zionistische Kolonialprojekt in Palästina. Deutlich wird dies in den Worten des späteren Staatsgründers Israels, David Ben Gurion: »Wenn ich wüßte, daß es durch Transporte nach England möglich wäre, alle (jüdischen) Kinder aus Deutschland zu retten, durch Transporte nach Palästina aber nur die Hälfte, würde ich mich für Letzteres entscheiden. Denn wir müssen nicht nur das Leben dieser Kinder abwägen, sondern auch die Geschichte des Volkes Israel.« Entsprechend schloß der ungarische Zionistenführer Kasztner 1944 mit den Nazis das Abkommen, einige tausend vor allem junge, zionistische oder landwirtschaftlich ausgebildete Juden nach Palästina zu bringen, um im Gegenzug durch seien Einfluß Widerstandshandlungen der 450000 ungarischen Juden gegen ihre Deportation zu unterbinden.

Brauchbares Werkzeug

Da den Nazis das zionistische Ziel der Massenauswanderung von Juden nach Palästina entgegenkam, waren die Zionisten während der 30er Jahre niemals den gleichen Repressalien ausgesetzt wie die anderen jüdischen Verbände. Angesichts der erzwungenen Auflösung der nichtzionistischen Verbünde fand stattdessen eine erzwungenen Gleichschaltung der deutschen Juden in den zionistischen Verbänden statt, die vor der NS-Machtübernahme nur eine Minderheit des deutschen Judentums repräsentierten. Neben den Nazifahnen war die blau-weiße Zionistenfahne die einzig zugelassene Fahne im Reich, und im April 1935 erlaubte die Polizei der revisionistisch-zionistischen Jugendorganisation Herzlia sogar das Tragen ihrer Uniform. »Vor dem Zweiten Weltkrieg waren unsere Operationen in Deutschland weder illegal noch geheim. Das Büro der Gestapo war gerade auf der anderen Straßenseite von unserem, und sie wußten ganz genau, wer wir waren und was wir taten«, bestätigte der an der illegalen Einwanderung von Juden aus »Großdeutschland« nach Palästina beteiligte Mossad-Agent Ehud Avriel.

Tatsächlich war der Zionismus in den Augen des NS-Regimes lediglich ein brauchbares Werkzeug zur Durchsetzung seiner Judenpolitik in der Zeit vor der »Endlösung« doch keineswegs ein als gleichberechtigt akzeptierter Verhandlungspartner. »Während der ganzen Zeit spielten die Nazis mit den Zionisten Katz und Maus. Hitler hatte nie vor, irgend jemanden davonkommen zu lassen, nur weil er die Juden ermutigte, nach Palästina auszuwandern«, macht Brenner deutlich, »Die Zionisten hatten einfach die Tatsache ignoriert, daß Hitler alle Juden haßte und daß er besonders die zionistische Ideologie verachtete. Sie waren einfach Reaktionäre, die sich in ihrer Naivität entschlossen hatten, die Gemeinsamkeiten zwischen ihrer Ideologie und Hitlers hervorzuheben.«

Diese Naivität endete nicht einmal, als der Genozid an den europäischen Juden begonnen hatte. Die in Palästina terroristisch gegen die britische Besatzungsmacht und die Araber operierende Stern-Gruppe der sogenannten revisionistischen Zionisten machte 1941 angesichts einer angeblichen »Interessengemeinschaft zwischen den Belangen einer Neuordnung Europas nach deutscher Konzeption und den wahren nationalen Aspirationen des jüdischen Volkes« dem Nazireich ohne Erfolg das »Angebot einer aktiven Teilnahme am Kriege an der Seite Deutschlands«.

Mit Yitzhak Schamir wurde später einer dieser Möchtegern-Alliierten Hitlers israelischer Ministerpräsidenten. In der Tradition des revisionistischen Zionismus stehen heute die Likud-Partei und die Kadima des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert. In den 30er Jahren wurden die Revisionisten von anderen Strömungen im Judentum aufgrund ihrer Mussolini-Bewunderung übrigens als jüdische Faschisten bezeichnet.


Lenni Brenner: Zionismus und Faschismus: Über die unheimliche Zusammenarbeit von Faschisten und Zionisten. Kai Homilius Verlag, Berlin 2007, 370 Seiten, 24,80 Euro



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bjk

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New PostErstellt: 12.06.07, 08:34  Betreff: Re: Reizwort Zionismus - was ist darunter zu verstehen?  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2007/06-12/027.php



12.06.2007 / Abgeschrieben / Seite 8


Der Zwischenfall mit dem US-Spionageschiff »Liberty« 1967


Am 8. Juni 1967, drei Tage nach dem Angriff Israels auf Nachbarstaaten, wurde das US-Spionageschiff »Liberty« in internationalen Gewässern des Mittelmeers von israelischen Kampfflugzeugen beschossen und bombardiert. Außerdem kam es zu einem Gefecht mit israelischen Torpedobooten. 34 US-Navy-Angehörige wurden getötet, 172 verletzt. 1987 wurden die Akten nach mehreren Untersuchungen auf diplomatischer Ebene geschlossen. Israel zahlte 13 Millionen US-Dollar Entschädigung an Opfer und Hinterbliebene, da es sich um eine Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt habe. Überlebende Besatzungsmitglieder bestehen darauf, daß es sich um ein Kriegsverbrechen gehandelt hat. Am Freitag erinnerte die BBC an den Vorfall:

Der Angriff auf die »Liberty« (...) ist seit vier Jahrzehnten eine Quelle für Kontroversen. Die Unterstützer Israels behaupten, daß Kritiker den Vorfall lediglich benutzen, um den Staat Israel schlechtzumachen, während die Ankläger betonen, daß der Angriff auf die »Liberty« ein Kriegsverbrechen war, das bis heute nicht aufgedeckt wurde. … Die Behauptung daß eine Vertuschung vorliegt, wurde 2003 durch den Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission gestützt, der darauf verweist, daß der Angriff auf die »Liberty« »der einzige schwere Marineunfall war, der vom Kongreß nicht gründlich untersucht worden ist«.

Zu den am weitesten verbreiteten Theorien, warum Israel mit einer solch drastischen Aktion gegen seinen Supermachtverbündeten vorgegangen ist, gehört, daß die Mannschaft des 40 Millionen Dollar teuren Spionageschiffs »Liberty« Zeuge eines israelischen Massakers an ägyptischen Kriegsgefangenen geworden ist. Israel bestreitet energisch, daß seine Truppen ägyptische Gefangene exekutiert haben (...). Einer anderen Theorie zufolge mußte das Schiff deshalb zerstört werden, weil die »Liberty« vorzeitig von Israels Geheimplan erfahren hatte, zwei Tage später in Syriens Golanregion einzumarschieren. … Das wohl dunkelste Motiv für den Angriff unterstellt der Journalist Peter Hounam in seinem 2003 erschienenen Buch »Operation Zyanid«, wonach der Angriff auf die Liberty im voraus geplant und zwischen der israelischen und amerikanischen Regierung abgesprochen war, um anschließend Ägypten und dessen Supermachtverbündeten, die Sowjet­union, für den Angriff verantwortlich zu machen.

Diese These wird von Kapitän zur See Ward Boston, Anwalt des US-Marine-Gerichts gestützt, der wenige Tage nach dem Vorfall mit den Analysen begann. Kapitän Boston sagt, daß die Untersuchungsergebnisse, die er unterschrieben hatte, später von Regierungsanwalten geändert wurden. Er behauptet auch, daß der Vorsitzende des Gerichts, Konteradmiral Isaac Kidd, ihm gesagt hatte, daß ihm von US-Präsident Lyndon Johnson und Verteidigungsminister Robert McNamara befohlen worden war, zu der Schlußfolgerung zu kommen, daß der Angriff ein Fall von falscher Identifizierung war.

Quelle: http://news.bbc.co.uk/2/hi/middle_east/6690425.stm
Übersetzung: Rainer Rupp



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[editiert: 12.06.07, 08:37 von bjk]
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Thutmosis

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New PostErstellt: 14.10.07, 09:35  Betreff: Re: Reizwort Zionismus - was ist darunter zu verstehen?  drucken  weiterempfehlen

Also man muss bedenken das es jüdische Anizionisten gibt und die mag ich auch. In Israel sind auch Juden vertreten die die Politik der Zionisten( Mauerbau, Checkpoints) nicht befürworten und auch dagegen kämpfen. Ich komme mit allen Juden klar, nicht das mich irgendjemand jetzt falsch versteht. Aber die meisten Juden sind für Israel, das sieht man auch in Antwerpen!


Ich warte erstmal diese Nahostkonferenz ab. Danach wird die Zukunft dann ein wenig klarer sein, wie es ausgeht in der Palästina-Frage.


[editiert: 14.10.07, 09:42 von Thutmosis]
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bjk

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New PostErstellt: 24.06.11, 12:58  Betreff: ... wie Israel mit seinen FriedensaktivistInnen umgeht  drucken  weiterempfehlen

gelesen in: http://www.neues-deutschland.de/artikel/200554.in-polizeigewahrsam.html?sstr=Polizeigewahrsam


Von Gideon Spiro, Tel Aviv


In Polizeigewahrsam


Ein israelischer Friedensaktivist beklagt die Normen seines Staates


Um 11 Uhr morgens am Montag, dem 6. Juni, klopfte ein Polizist an meiner Tür und übergab mir eine »Einladung«, mich um 11.30 Uhr (!) »bei der Polizei zu einem Verhör zu melden«. Ich wurde gebeten, mich mit dem Ermittler Shara Weiss bei der Polizeiwache in der Dizengoff-Straße im Herzen Tel Avivs zu treffen. Das Einladungsschreiben trug die Unterschrift des Hauptkommissars Osnat Peleg-Shvili. Ich fragte per Telefon eine Frau Peleg-Shvili nach den Gründen der Einladung, aber sie weigerte sich, mir detaillierte Auskunft zu geben.

Um 11.45 Uhr war ich auf der Polizeiwache und suchte den Ermittlungsbeamten Weiss. Er war nicht in seinem Büro. Im Korridor fragte ich einen Herrn in Zivil, ob er Shahar Weiss kenne. »Das bin ich«, antwortete er. »Ich wurde zu einem Verhör mit Ihnen eingeladen«, sagte ich. »Warten Sie, ich werde Sie aufrufen.«

Wenige Minuten später betrat ich den Verhörraum und erfuhr die Gründe der Ermittlung: Eine rechtsextreme Gruppe mit dem Namen »Judical Forum« (Gerichtliches Forum), darunter auch Siedler, hatte zu einer meiner Kolumnen eine Klage wegen »Anstiftung zu Gewalt« eingereicht.

Mit großer Geduld erklärte ich, dass die Kolumne nicht nur nicht zur Gewalt aufrief, sondern diese ablehne. Der Artikel behandelte die Frage: Sind bewaffnete Siedler Teil der Besatzungstruppen oder sind sie unschuldige zivile Passanten? Meine Antwort: Bewaffnete Siedler, auch wenn sie zivil gekleidet sind, gehören zu den Besatzungstruppen. Der Kampf, den das besetzte Volk gegen sie führt, kann nicht gleichgesetzt werden mit Angriffen gegen friedfertige Zivilisten.

Gegen Ende der Kolumne schrieb ich, dass es arrogant wäre, wenn ich mir als Angehöriger einer Besatzungsmacht anmaßen würde, den Palästinensern vorzuschreiben, wie sie ihren Kampf gegen die Besatzung zu führen hätten. Würden sie mich jedoch fragen, dann würde ich ihnen sagen, dass ich den gewaltfreien Kampf, wie er in den Dörfern Bil'in und Ni'lin geführt wird, vorziehe, denn er schont nicht nur Menschenleben, sondern ist auch effektiver.

Nach dem Verhör wurde ich in das Büro der Beamtin Peleg-Shvili gebracht. Sie sagte: »Ich verhafte Sie. Haben Sie etwas zu sagen?« Ich antwortete: »Das ist ein Skandal.« Mir wurde mein Recht zugestanden, einen Rechtsanwalt zu informieren. Dann begann die Prozedur der Verhaftung einer Person, die eines schweren Verbrechens beschuldigt wird. Mir wurden Fragen gestellt, beispielsweise ob ich zu Selbstmord neige. Am Ende wurde ich in eine Zelle gebracht. Der für die Einweisung neuer Gefangener verantwortliche Polizist befahl mir, meine Taschen zu leeren, und steckte den Inhalt in einen Umschlag. In der Zelle waren sieben Palästinenser aus den besetzten Gebieten. Sie waren ertappt worden, als sie nach Arbeit suchten, um für ihre Familien ein paar Lebensmittel kaufen zu können: Es waren »Shabahim«, wie in Israel Menschen genannt werden, die sich illegal im Land aufhalten.

Die Zelle war klein, schlecht belüftet, es roch ziemlich übel, mit ein paar Sitzmöglichkeiten. Einen Journalisten wegen eines Artikels zu verhaften und ihn gleich zu Beginn der Ermittlungen in eine Zelle zu sperren, ist beispiellos in Israel. Vor allem wenn es dabei um einen 76-Jährigen geht. Einen Mann meines Alters unvorbereitet in eine Zelle zu stecken, kann zu Schlaganfall oder Herzinfarkt führen.

Nach einer halben Stunde musste ich zurück in das Büro des Hauptkommissars. Sie hatten vergessen, eine DNA-Probe von mir zu nehmen, schließlich war ich ein gefährlicher Krimineller. Ich wollte mich weigern, aber sie erklärten mir, dass mir das Gesetz kein Recht auf Verweigerung zugesteht, und wenn ich darauf bestünde, würden sie mich mit Gewalt dazu zwingen. Außerdem würde meine Strafe um ein halbes Jahr erhöht werden.

Mit chirurgischen Handschuhen nahm eine Polizistin die Probe. Anschließend wurde ich in die Zelle zurückgeführt, die inzwischen mit noch mehr Palästinensern überfüllt war.

Woran denkt ein Mann, wenn er im Alter von 76 Jahren das erste Mal in eine Gefängniszelle gesperrt wird? Er spürt plötzlich Symptome eines zum Tode Verurteilten, denn er könnte ja tatsächlich jeden Moment sterben. Du siehst dein Leben an dir vorüberziehen wie einen Film.

Ich war noch ganz in Gedanken versunken, als ich hörte, wie die Polizistin dem Gefängniswärter zurief: »Hol den älteren Mann raus!« Die Eisentür wurde geöffnet, ich erhielt meine Habseligkeiten und ging zum Büro des Hauptkommissars. Vor der Tür wartete schon mein Freund und Rechtsanwalt Avissar Lev auf mich. Und auch Rechtsanwalt Michael Sfard hatte Gott und die Welt mobilisiert, damit ich auf Kaution frei käme. Wir gingen auf die Straße, tranken einen Kaffee und versuchten herauszubekommen, was das alles zu bedeuten habe.

Neben persönlicher Schikane – vor Jahren hatten mich Siedler und die israelische Rechte als Staatsfeind beschuldigt und ich wurde mehr als einmal am Telefon bedroht – diente meine Verhaftung wohl einem von meiner Person unabhängigen Ziel. Schließlich muss auch der ahnungsloseste Siedler davon ausgehen, dass ein 76 Jahre alter Mann sich nicht mehr ändern wird oder eingeschüchtert werden kann. Es sollte eine Botschaft sein an junge Menschen: Seid vorsichtig, haltet eure Meinung zurück, und wenn ihr die Toleranzschwelle der Rechten überschreitet, endet ihr in einer Gefängniszelle. Die Normen des gewalttätigen Siedlerstaates werden immer mehr zu Normen des Staates Israel.

Mein einziges Verbrechen ist meine Weigerung, am Festival des Tötens und der Vertreibung von Arabern, am Abfackeln von Moscheen und am Landraub teilzunehmen. Seit Jahren sage ich Palästinensern, wenn sie meine Meinung hören wollten, dass ich ihnen ihr Recht auf Widerstand und Revolte gegen die Besatzung nicht bestreite.

Es ist ein Unterschied, ob man einen bewaffneten Siedler angreift oder einen friedfertigen Zivilisten. Dennoch ist der gewaltlose Kampf vorzuziehen, denn es gibt keinen sauberen bewaffneten Kampf. Der bewaffnete Kampf zieht immer auch die nicht kämpfende Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft. Man sollte sich nicht von Irgun (zionistische Untergrundorganisation, die vor der israelischen Staatsgründung gegen die britische Mandatsmacht in Palästina kämpfte – Anm. d. Red.) inspirieren lassen, die auf Märkten Bomben legte und Zivilisten tötete, sondern von Martin Luther King, der die Zusammenarbeit mit rassistischen Behörden verweigerte. Unter den gegenwärtigen geopolitischen Bedingungen, angesichts einer bis an die Zähne bewaffneten Besatzerarmee mit ihren Siedler-Hilfstruppen hätten die Palästinenser außerdem keine Chance in einem bewaffneten Kampf.

Es gibt keine Alternative zum unbewaffneten Massenkampf. Keine Macht der Welt könnte lange dagegen halten, wenn hunderttausend Palästinenser aus Nablus, hunderttausend aus Ramallah, hunderttausend aus Hebron und hunderttausend aus Bethlehem zu den Siedlungen marschieren, sie unter menschliche Belagerung nehmen und fordern: Verlasst unser Land und gebt uns zurück, was ihr uns gestohlen habt!

Übersetzung aus dem Englischen: Doris Pumphrey



Gideon Spiro wurde 1935 in Berlin geboren. Er emigrierte 1939 mit seiner Familie nach Palästina. Bis zum Jom-Kippur-Krieg (1973) war er Fallschirmspringer der israelischen Armee. Nach dem israelischen Einmarsch in Libanon 1981 verweigerte er jeden weiteren Kriegsdienst und gründete mit anderen Deserteuren die Organisation »Yesh Gvul« (Es gibt eine Grenze). Spiro ist Mitinitiator des Israelischen Komitees für einen atomwaffenfreien Nahen Osten. Er publiziert Kolumnen auf der Website www.kibush.co.il. Im ND erschien zuletzt von ihm »Die Geburt eines neuen Nahen Ostens« (12. Februar 2011).




... ich tue was Linke tun, Ungerechtigkeit bekämpfen!
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bjk

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New PostErstellt: 14.05.12, 16:34  Betreff: Steine werfen oder Frieden stiften?  drucken  weiterempfehlen

gelesen in: http://www.neues-deutschland.de/artikel/226749.steine-werfen-oder-frieden-stiften.html



Von Andreas Boueke    14.05.2012

Steine werfen oder Frieden stiften?


Alltag in Bethlehem - der Palästinenser Houssam sucht seinen Weg



Der 14. Mai ist ein Feiertag in Israel, der Tag der Unabhängigkeit. Die meisten Palästinenser aber bezeichnen den 14. Mai 1948 als »Nakba«, die Katastrophe. Sie erinnern sich daran, wie sie aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Neun Millionen Palästinenser leben heute als Flüchtlinge in anderen Ländern oder leiden unter der israelischen Besatzung.

»Wir alle verstehen die Sprache der Musik«, sagt Nassar Ibrahim, der Direktor des palästinensisch-israelischen Zentrums für Alternative Information (AIC) in Bethlehem. »Die Musik vermittelt unsere Botschaft mit einem Lächeln. Denn trotz Besatzung, trotz der Kontrollpunkte, Morde, Gefängnisse, des Landraubs, illegaler Siedlungen, trotz all dem können wir noch immer lächeln.«

Vor allem Europäer sind zu einem Konzert der Gruppe Jadal in das AIC gekommen. Nassar Ibrahim begrüßt sie und nutzt die Gelegenheit, für die Sache seines Volkes zu werben: »Millionen von Palästinensern leiden unter der israelischen Besatzung. Das normale Leben der Jugendlichen wird zerstört. Sie verlieren ihre Väter, ihre Familien, ihr Land, ihre Häuser, ihre Schulen.«

Direkt neben dem Konzertsaal ist eine Küche. Dort kocht der 24-jährige Palästinenser Houssam ein Abendessen für die ausländischen Gäste. »Es ist gut, dass sie nach Bethlehem kommen. Sie versuchen, die Situation in Palästina zu verstehen.« Houssam arbeitet als Freiwilliger im AIC: »Damit habe ich angefangen, als ich vor fünf Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde.« Manchmal bietet sich für Houssam auch die Möglichkeit, in dem Zentrum ein wenig Geld zu verdienen. Für jede Person, die an seinem Abendessen teilnimmt, bekommt er fünf Schekel, etwa einen Euro. So kann er rund 20 Euro verdienen. Das reicht für die Transportkosten einer Woche, denn er fährt jeden Tag mit dem Bus von Bethlehem nach Abu Dis, ein Stadtteil Ostjerusalems. Dort studiert er an der Al-Quds-Universität.

Wenn sie Lust dazu haben, sperren sie uns ein

Inzwischen ist das Konzert zu Ende. Nassar Ibrahim steht an einer Theke in den Kellergewölben neben dem Konzertsaal. Die Bar ist voller Zigarettenrauch. Ich frage ihn, ob er Lust hat, mir die abendlichen Straßen Bethlehems zu zeigen. Sofort drückt er seine Zigarette aus, springt vom Hocker, begleitet mich nach draußen und beginnt zu erzählen. »Früher war Bethlehem besetzt. Zur Zeit sind wir umgeben von Besatzern. Aber ständig kommen israelische Soldaten auch in die Stadt.«

Die Nacht ist kühl. Plötzlich bleibt der hagere Palästinenser stehen. Er schaut in das Dunkel der Straße. »Dort drüben stehen israelische Soldaten. Wenn ich sie sehe, kommen mir zwei einfache Fragen. Was machen sie hier? Und warum sind sie hier? Sie geben mir das Gefühl, dass ich in meinem eigenen Land nicht respektiert werde. Wenn sie Lust haben, können sie mich einfach mitnehmen und einsperren.«

»Viele Umstände machen unser Leben schwierig«; erklärt der junge Palästinenser. »Zum Beispiel dauert die Fahrt von Bethlehem bis zur Universität eigentlich nur etwa 20 Minuten. Aber an den Kontrollpunkten kann immer etwas passieren. Manchmal halten die Soldaten uns eine Stunde lang fest, manchmal zwei Stunden, drei, vier. An einigen Tagen schließen sie den Kontrollpunkt, und du musst einen anderen Weg finden. Einmal haben wir zu zehnt versucht, an den Häusern vorbei zu gehen, um studieren zu können. Sie haben uns alle geschnappt, in einen Militärwagen gebracht und geschlagen.«

Ostjerusalem ist der Teil der Stadt, den die Palästinenser für sich beanspruchen. Dazu gehört auch ein Teil der für sie besonders wichtigen Altstadt. Dort steht der Felsendom an einer Stelle, an der die Himmelfahrt des Propheten Mohammed stattgefunden haben soll. Houssam kann die berühmte goldene Kuppel des Gebäudes von vielen Stellen aus sehen, aber hingehen kann er nicht. Dafür bräuchte er eine Genehmigung der israelischen Behörden. Aber ein junger Palästinenser wie Houssam bekommt keine solche Genehmigung.

Über 14 000 Studierende sind an der öffentlichen Al-Quds-Universität eingeschrieben, mehr Studentinnen als Studenten. Die meisten der jungen Frauen tragen ein Kopftuch. Aber einige tragen ihr Haar auch offen, bedeckt nur mit einer Sonnenbrille, Augen und Lippen deutlich geschminkt. Houssam ist es egal, ob eine Frau ein Kopftuch trägt oder nicht. »Einige tragen den Hidschab aus religiöser, islamischer Überzeugung, andere aus kulturellen Gründen. Und viele tragen keinen.« Er schlägt vor, die Direktorin der Fakultät für Frauenstudien zu besuchen. Die Professorin Al Labadi ist eine der ersten palästinensischen Feministinnen, die sich um einen Dialog mit jüdischen Frauen in Israel bemüht hat. »Auch einige meiner Studierenden haben Erfahrungen im Austausch mit Israelis«, sagt sie. »Manche sind zu einer Konferenz gegangen oder haben an einem Jugendcamp teilgenommen. Aber wenn sie zurückkommen, dann sagen sie alle, es sei unmöglich mit den Israelis zu leben. Da gibt es keine Hoffnung. Es wird keinen Frieden mit Israel geben, solange die Israelis unser Leben kontrollieren.«

In einer Mensa der Universität kauft sich Houssam zwei in Plastik verpackte Donuts einer US-amerikanischen Firma. Das ist sein Mittagessen. Es gibt aber auch typische arabische Reisgerichte, »Makloba« mit Huhn oder »Mansaf« mit Rindfleisch. Die Studenten können sicher sein, dass in der Küche der Uni kein Schweinefleisch verarbeitet wird. Houssam sagt auch: »Ich habe einmal Alkohol probiert. Er hat mir aber nicht geschmeckt.«

Früher hat auch Houssam Steine auf israelische Militärwagen geworfen. »Ich war 17 Jahre alt. Ich war jung. Du willst etwas tun. Du lebst in dieser Situation. Es war die Zeit der Intifada. Alle Leute haben gegen die Besatzung gekämpft. Ich wollte dabei sein. Ich wollte tun, was ich konnte.«

Im kleinen und im großen Gefängnis

Houssam war keiner der Kämpfer an der vordersten Front. Er war vorsichtig und wusste immer, wo es einen geeigneten Fluchtweg gab. Aber dann hat jemand seinen Name genannt. »Sie haben meinen Cousin verhaftet. Die ersten 45 Tage war er in einem Gefängnis in Jerusalem. Sie nennen es Mascobiya. Es ist ein hartes Gefängnis. Sie nutzen es, um Antworten zu bekommen. Manchmal setzen sie dich auf einen kleinen Stuhl und stecken deinen Kopf in eine schmutzige, scheußliche Tüte. Dann beginnen die Fragen. Sie erlauben dir nicht zu schlafen, eine ganze Woche lang.«

Schon bald wurde auch Houssam verhaftet. Mehrere Wochen lang wurde keine Anklage gegen ihn erhoben. Außer einer Aussage des Cousins gab es keinerlei Beweise für Houssams Beteiligung an dem Volksaufstand. »Sie haben mir Handschellen angelegt, an Händen und Füßen. Das tat sehr weh, drei Tage lang, 24 Stunden. Im Gericht mussten wir an vielen Tagen in einem kleinen Raum von zwei Quadratmetern warten, 14 Personen. Es gab kein Fenster, nur dieses gelbe Licht, von sechs Uhr morgens bis neun Uhr abends.«

Houssam saß zwei Jahre lang im Gefängnis, oft auch in Isolationshaft. »Du bist allein in einem kleinen Raum. Sonst nichts. Wenn sie das Essen in den Raum schieben, musst du dir die Nase zuhalten, weil es entsetzlich stinkt. Sie machen oft das Licht aus, zwei oder drei Tage lang. Diese Räume sind unter der Erde. Da siehst du nicht einmal den Finger neben deinem Gesicht.«

Wirklich frei fühlt sich Houssam aber auch jetzt nicht. »Ich bin raus aus dem kleinen Gefängnis, aber ich bin noch immer in einem großen Gefängnis. Hier im Westjordanland wird alles von Israel kontrolliert. Sie geben uns die Erlaubnis, rauszugehen oder drinzubleiben. Sie geben uns Nahrung, sie geben uns Wasser. Genauso wie im Gefängnis.«




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New PostErstellt: 14.05.12, 16:39  Betreff: Re: Steine werfen oder Frieden stiften?  drucken  weiterempfehlen


  Höre, Israel!

  Als wir verfolgt wurden,
  war ich einer von euch.
  Wie kann ich das bleiben,
  wenn ihr Verfolger werdet?

  Eure Sehnsucht war,
  wie die anderen Völker zu werden
  die euch mordeten.
  Nun seid ihr geworden wie sie.

  Ihr habt überlebt
  die zu euch grausam waren.
  Lebt ihre Grausamkeit
  in euch jetzt weiter?

  Den Geschlagenen habt ihr befohlen:
  "Zieht eure Schuhe aus".
  Wie den Sündenbock habt ihr sie
  in die Wüste getrieben

  in die große Moschee des Todes
  deren Sandalen Sand sind
  doch sie nahmen die Sünde nicht an
  die ihr ihnen auflegen wolltet.

  Der Eindruck der nackten Füße
  im Wüstensand
  überdauert die Spuren
  eurer Bomben und Panzer.


  Von Erich Fried
 




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New PostErstellt: 14.05.12, 16:44  Betreff: Re: Steine werfen oder Frieden stiften?  drucken  weiterempfehlen


   Freiheit und Selbstbestimmung
   für die Palästinenser


   Die Schreie der gefolterten Palästinenser im Gefängnis von
   Hebron und in den anderen israelischen Geheimdienstkellern
   und auch die Schüsse
   die palästinensische Kinder und Jugendliche auf der Straße
   niedergestreckt haben
   sind nicht ungehört verhallt.
   Trotz Terror demonstrieren Zehntausende und fordern ihr
   Recht über 1.000 wurden verhaftet, Dutzende erschossen.
   Israel geht den Weg seines heimlichen Bundesgenossen
   Südafrika Apartheid und Rassismus endlich ganz ohne Maske.

   Als von Hitler vertriebener Jude und in der Welt
   herumgekommener Schriftsteller erkläre ich meine
   Solidarität mit dem palästinensischen Volk.
   Alle Welt ist aufgerufen zu verhindern, daß Terror und
   Unrecht eskalieren.
   Die Juden sind aufgerufen, sich laut gegen die Verbrechen
   zu wenden, die in ihrer aller Namen begangen werden.
   Die Deutschen sind aufgerufen zu helfen:
   Ohne Hitler wären nie genug verbitterte Einwanderer
   gekommen, um die Palästinenser so unterdrücken zu können.
   Die Amerikaner sind aufgerufen, ihren israelischen
   Satelliten nicht weiter rasen zu lassen.

   Alle Welt muß endlich offenen Auges Solidarität üben.
   Der Terror muß aufhören.
   Freiheit und Selbstbestimmung für die Palästinenser!


   Von Erich Fried




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New PostErstellt: 15.05.12, 06:17  Betreff: Re: Steine werfen oder Frieden stiften?  drucken  weiterempfehlen


zitiert aus: http://www.taz.de/Palaestinensische-Vertreibung-1948/!93377/



Palästinensische Vertreibung 1948

Wer sich erinnert, wird abgestraft   von Susanne Knaul

Der Gedenktag der palästinensischen Vertreibung unterliegt einem neuen Gesetz. Öffentlichen israelischen Einrichtungen droht Geldentzug, falls sie den Tag begehen. ( ... ) Die ursprüngliche Version sah noch Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren vor. Die Regierung übernahm diese Fassung zunächst, ließ dann aber, infolge des öffentlichen Drucks, wieder davon ab. ( ... ) Die Juristin von Adallah stellt das Nakba-Gesetz in eine Reihe von Reformen, die sich gezielt gegen die arabische Minderheit in Israel richteten und die sie als „rassistisch“ bezeichnet. Dazu gehört etwa die Regelung, die eine Familienzusammenführung für arabische Ehepaare verhindert. „Allein die Existenz des Nakba-Gesetzes untergräbt die Gleichberechtigung für alle Bürger.“ ( ... )

den vollständigen Artikel lesen unter: http://www.taz.de/Palaestinensische-Vertreibung-1948/!93377/




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[editiert: 15.05.12, 06:17 von bjk]
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New PostErstellt: 20.07.14, 06:24  Betreff: Hebron 1929–Shuafat 2014 - Artikel von Avraham Burg  drucken  weiterempfehlen

entnommen aus: http://diefreiheitsliebe.de/allgemein/hebron-1929-shuafat-2014#more-27494



Hebron 1929–Shuafat 2014


Die ganze Welt spricht momentan über den Krieg im Nahen Osten, Stimmen des Friedens an der Seite der Unterdrückten sind selten geworden ( http://diefreiheitsliebe.de/international/alba-staaten-kritisieren-israelische-gewalt ), umso schöner, dieser Artikel von Avraham Burg, einem ehemaligen Politiker der israelischen Arbeiterpartei.

Die letzten Tage bin ich still geblieben. Mir fehlen die Worte, um den lokalen Trubel und den Sturm der Emotionen zu beschreiben. Was lässt sich sagen in Bezug auf Mord und Gewalt, rassistischen Doktrinen und religiösen Eifer, verknüpft mit schrecklicher politischer Schwäche und einer Schwäche des Intellekts seitens der israelischen Führung? Was kann gesagt werden, das nicht bereits gesagt worden ist? Nichts. Und so blieb ich still.

In Shuafat wurde alles sehr scharf und klar. In diesen Tagen welkt Jerusalem in der Mittagshitze dahin. Arbeiter der Stadtverwaltung wischen die Überreste der Zusammenstösse auf den nach Shuafat führenden Strassen weg. Die ausgebrannten Stationen der Leichtbahn säumen den Weg zur zentralen Moschee und zum Zelt der Trauernden. Es ist halbvoll. Fotografien von Mohammed Abu Khdeir schmücken die Wände der Moschee. Ein leichter Ostwind, von der Wüste her kommend, füllt das Zelt für einen Moment mit Leben. Die von überall aus Palästina gekommenen Besucher entschuldigen sich mit beschränktem Wortschatz bei mir dafür, dass es kein Wasser gibt. «Wegen des Fastens, Sie verstehen.» Es werden Reden gehalten. Über Gott, den Barmherzigen, den Gnadenvollen. Über den Märtyrer, der zur ewigen Ruhe gegangen sei. Alle Dinge, die man unter solchen Umständen zu hören erwartet, werden gesagt. Sie sind zornig auf Mahmoud Abbas, machen sich lustig über Binyamin Netanyahu und fürchten um ihre Zukunft.

Der Geistliche der Gemeinde, der auch als Organisator fungiert, erzählt mir von den Vorbereitungen des Leichnams des Jungen für das Grab. Er hat diese Geschichte schon Hunderte Male zu Hunderten von Menschen erzählt, die Kondolenzbesuche abgestattet haben, und es bewegt ihn trotzdem noch. Einfache Worte, erschreckende Beschreibungen. Von einem Menschen, der gefesselt und verbrannt worden ist, von innen und von aussen, noch lebend. Er sprach in warmen Worten von dem Teenager, der nach der Mahlzeit im Morgengrauen vor Fastenbeginn mit seinen Freunden zum Gebet in die Moschee gegangen war. Unvermittelt wanderten meine Gedanken zu einer anderen Stadt, zu einer weiter zurückliegenden Gewalt. Ich dachte an ein kleines Mädchen, das in einer anderen Zeit lebte – anders und doch so ähnlich.

Ich schrieb unlängst über die Geschichte meiner Mutter in Hebron. Über ein kleines jüdisches Mädchen mit arabischen Nachbarn, einem arabischen Kindermädchen und edlen Haushälterinnen, die sie, meine Grossmutter und einen Teil der Familie vor den Amokläufern von Hebron retteten. Ich verdanke mein Leben und das Leben meiner Kinder den Helden Abu Shaker und Umm Shaker. Gerechte unter den Nationen, die riskierten, von ihren eigenen Leuten getötet zu werden, von jenen, die das Antlitz Gottes in ihnen verloren hatten und erbarmungslos so viele der Hebroner Juden umbrachten, wie es ihnen nur möglich war. Sie erstachen, vergewaltigten, erdrosselten und – verbrannten. Von einem Verbrennen zum anderen Verbrennen, vom Verbrennen der Juden in Hebron bis zum Verbrennen von Mohammed im Jerusalem-Wald erwachten alle meine Erinnerungen. Wer kann sich die schlechten Seelen jener jüdischen Hasser vorstellen, die ebenso dunkel sind wie die Seelen der Schlächter von Hebron 1929? Kann überhaupt jemand all jene verstehen, die ihre Ohren und Augen vor den Schreien des unschuldigen Jungen verschliessen konnten, der ermordet werden sollte? Das Verstehen hat seine Grenzen, doch die Erinnerungen haben offenbar keine Limiten.

Der Geistliche sprach vom Jungen Mohammed, der verbrannt worden war, und ich dachte an meine Mutter und daran, wie ihre Kindheit verbrannt wurde. Ich dachte daran, wie sich kein Jude für Mohammed Abu Khdeir aufgeopfert hat, daran, dass es noch nie israelische Juden gab, die Gerechte unter den Nationen waren. Die Art, die Araber von ihren Verfolgern des Glaubens des Mosche gerettet hätten. Ich dachte an den Jungen, der Träume geträumt hatte, und der jetzt nicht mehr war. Alles, was von ihm übrig geblieben ist, waren Albträume. Und ich dachte an die Mörder und ihren mörderischen Akt. Ihr Geist, der Geist des Kain, hat nicht nur ihn getötet. Viele Hoffnungen, die hier noch in den Herzen vieler Juden wie Palästinenser lebten, wurden mit ihm zur ewigen Ruhe gebettet.

Als ich das Trauerzelt verliess, bat ich um Entschuldigung. Ich entschuldigte mich bei dem unschuldigen Jungen, der den Monat des Ramadan feiern wollte – ein Monat der Betrachtung und der Zurückhaltung, die Tage der Versöhnung und Taten der Freundlichkeit. Doch sein Wunsch wurde ihm nicht erfüllt. Und ich bat um Entschuldigung im Namen vieler Juden, die nicht wissen, wo sie sich angesichts der aus unserer Mitte aufstrebenden Schande hinwenden sollten. Und ich bat um Entschuldigung als Mitglied der Menschenrasse dafür, dass ich nicht genug getan hatte, um für diesen Jungen und meine eigenen Kinder eine andere Realität zu schaffen. Dann bat ich bei meiner Mutter um Entschuldigung dafür, dass einmal mehr ihr Geist und ihre Hinterlassenschaft ermordet worden waren. An einem frühen verwünschten Jerusalemer Morgen, viele Jahre nach ihrem Tod, haben diese bösen Menschen meine Mutter ermordet sowie die Tatsache, dass sie von der Hölle errettet worden war und das nie vergessen hatte. Die Tatsache, dass die gesamte Hinterlassenschaft, die sie zurückgelassen hatte, darin bestanden, nie den palästinensisch-arabischen Mann zu vergessen, der im Aufbäumen einer spirituellen Stärke nicht nur sie gerettet hat, sondern die Menschheit in ihrer Gesamtheit. Und als der einsame Junge ermordet wurde, wurde auch ihre Hinterlassenschaft von Dank und Hoffnung getötet. Auch darüber trauerte ich bitterlich.

Avraham Burg ist ein israelischer Autor und ehemaliger Politiker der Arbeitspartei. 




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New PostErstellt: 20.07.14, 06:38  Betreff: Höre, Israel  drucken  weiterempfehlen


Höre, Israel

Erich Fried


Als wir verfolgt wurden,
war ich einer von euch.
Wie kann ich das bleiben,
wenn ihr Verfolger werdet?

Eure Sehnsucht war,
wie die anderen Völker zu werden
die euch mordeten.
Nun seid ihr geworden wie sie.

Ihr habt überlebt
die zu euch grausam waren.
Lebt ihre Grausamkeit
in euch jetzt weiter?




das vollständige Gedicht in: http://www.deutschelyrik.de/index.php/hoere-israel.html




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