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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 14.07.05, 00:08     Betreff: Re: Der Wahlkampf ist eröffnet: Eine Stellungnahme v.Gesine Lötsch PDS

kopiertaus: http://www.jungewelt.de/2005/07-14/020.php



Interview
Interview: Peter Wolter


»Wir brauchen einen neuen Spartakusbund«


Gründung der Linkspartei wäre ein Schritt aus der Depression heraus. Alle heutigen Parteien sind nur Wahlvereine. Ein Gespräch mit Theodor Bergmann*


* Prof. Dr. Theodor Bergmann wurde 1916 geboren. Er war u.a. Landarbeiter und gehörte in der Weimarer Republik und im Exil der Kommunistischen Partei-Opposition an, aus seiner Feder stammen viele Werke zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Bis 1981 war er Professor für international vergleichende Agrarpolitik an der Universität Hohenheim.

F: Sie haben fast 100 Jahre deutscher Geschichte miterlebt, vor allem die der Arbeiterbewegung. Wie ordnet sich die angestrebte Gründung der Linkspartei in Ihre Erfahrungen ein?

Es hat viele neue Organisationen, Parteigründungen und Spaltungen gegeben. Das ist ein Teil unserer Geschichte. Ich glaube nicht, daß wir immer in einer Partei sein sollten, es muß ab und zu Spaltungen geben. Es können nicht Rosa Luxemburgs Freunde mit Gustav Noske in einer Partei sein.

Die deutsche Arbeiterklasse steckt in einer Depression: Der Reformismus ist ebenso zusammengebrochen wie das stalinistische Kommunismusmodell. Abgesehen davon wäre es aber gut, daß wir wieder eine Vertretung im Bundestag haben, der bisher ja keineswegs den Willen des Volkes widerspiegelte.

Die Linkspartei ist nicht das Gelbe vom Ei, sie ist nur ein kleiner Schritt, um aus der Depression herauszukommen. Sie kann unsere Forderungen aber nur dann zu Gehör bringen, wenn wir von unten Druck machen.

F: Wie läßt sich Druck auf Parteifunktionäre der PDS und Gewerkschaftsbürokraten der WASG ausüben?

Darunter sind auch ehrliche Linke, die wissen, wo die arbeitenden Menschen der Schuh drückt. Die meisten sind keine Marxisten, sondern Leute, die meinen, »mitgestalten« zu müssen. Es geht aber nicht darum, im Bundestag etwas zu gestalten, sondern zu protestieren. Wir brauchen so etwas wie einen neuen Spartakusbund, aus dem eine sozialistische Partei entstehen könnte. Ziel muß der Sozialismus sein – was viele nach dem Niedergang des realen osteuropäischen Sozialismus aufgegeben haben. ATTAC sagt, eine andere Welt sei möglich – ich sage, diese andere Welt kann nur eine sozialistische sein.

F: Jetzt geht es aber doch erst einmal um die Bundestagswahl ...

Im Grund sind alle heutigen Parteien nicht mehr als Wahlvereine. Früher wurde diskutiert, es gab Streit um Richtungen, man kämpfte um eine neue Gesellschaft. Deswegen ist so etwas wie ein Spartakusbund nötig, der zeigt, daß wir erstens den Sozialismus brauchen und daß wir ihn zweitens auch erreichen können.

F: Welche Rolle messen Sie Gregor Gysi und Oskar Lafontaine zu? Sind das ernsthafte Politiker oder nur die Medienkasper der Linken?

Sie sind Wahlkampflokomotiven, aber keine Marxisten. In unserer Mediengesellschaft gibt es kaum noch linke Medien – junge Welt und Neues Deutschland sind schon fast die einzigen Ausnahmen. Wir haben in Deutschland ein Monopol der Kapitalisten, denen 99,6 Prozent der Medien gehören. So etwas nennt sich hierzulande Pressefreiheit. Und deswegen brauchen wir Leute wie Gysi und Lafontaine, die in dieser Medienlandschaft telegen auftreten können.

Das Wesentliche ist doch, daß wir auf der Straße und in den Betrieben wieder zu einer Kraft werden. Und dazu kann ein kleiner Wahlerfolg sicherlich ermutigen.

F: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland wird häufig mit der zu Beginn der 30er Jahre verglichen. Es heißt, Schröders sogenannte Reformpolitik erinnere an die Brüningschen Notverordnungen. Ist es schlüssig, solche Parallelen zu ziehen?

Es gibt Analogien, aber nichts wiederholt sich. Damals hatten wir wenigstens noch linke Parteien. Die sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiter warteten in ihren Lokalen auf den Aufruf, gegen die Nazis zu kämpfen – der kam aber nicht.

Heute haben wir wieder sechs Millionen Arbeitslose. Die stehen aber nicht vor dem Arbeitsamt Schlange, sondern sitzen zu Hause, nachdem man ihnen suggeriert hat, sie seien selbst an ihrer Lage schuld.

Die Arbeiterklasse gibt es nach wie vor, aber das Klassenbewußtsein ist durch die Politik der Reformisten und auch der KPD/DKP schwächer geworden. Wir sind immer noch heute eine Klasse »an sich«, aber leider noch nicht wieder eine Klasse »für sich«.



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