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Gedanken zur Terrorhysterie - zu Ursache und Wirkung

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Autor Beitrag
crack

Beiträge: 25
Ort: Eitorf


New PostErstellt: 29.07.05, 13:49  Betreff:  Re: Gedanken zur Terrorhysterie - zu Ursache und Wirkung  drucken  weiterempfehlen

Zitat von Sir Peter Ustinov:

_____________________________________________________________

Krieg ist der Terror der Reichen und Terror ist der Krieg der Armen...
_____________________________________________________________


Was mir persönlich zur Terrorpanik immer wieder auffällt ist die Tatsache, das es um einen sehr hohen Faktor warscheinlicher ist bei einem x-beliebigen Transportmittel Unfall ums Leben zu kommen, als von einer 'Terrorbombe' (Hm-sind nicht alle Bomben Terrormittel?) zerfetzt zu werden...

just my 2 pence...



mit freundlichen Grüssen,
with best regards,

crack
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 25.07.05, 12:28  Betreff:  Re: Gedanken zur Terrorhysterie - zu Ursache und Wirkung  drucken  weiterempfehlen




ein kluger Kommentar in


Flugverbote sofort, überall!

Von Karin Nölte



Selbstmord mit einem Ultraleichtflugzeug auf der Reichstagswiese – das ist tragisch und dramatisch genug. Daraus eine Debatte über Terrorgefahr und Flugverbote zu fabrizieren, ist absurd. Aus Spekulationen parteipolitischen Honig zu saugen, ist abenteuerlich.

Privatflieger und Hobbypiloten trifft’s zuerst, obwohl gerade der aktuelle Zwischenfall bewies, dass ein Verbot gar nicht durchzusetzen ist. Und was meint man mit Privatflügen? Gilt das Verbot auch für allein reisende Außenminister, eingeladene Staatsgäste, milliardenschwere Investoren? Und warum nur über der Innenstadt? Was ist wertvoller im Regierungsviertel als in Wohnquartieren, Stadien, Konzertsälen? Was ist mit den Schätzen der Museumsinsel, was mit der Wasser- und Energieversorgung, was mit gefährlichen Substraten in Forschungslabors? Kann ein Flugverbot irgendwo anfangen, darf es irgendwo enden?

Konsequenterweise müssten die großen Verkehrsflugzeuge hundert Kilometer um Berlin herumfliegen. Tegel, Tempelhof, Schönefeld wären sofort zu schließen. Polizeihubschrauber dürften nicht länger Graffiti-Maler jagen.

Alles, was von Menschenhand fliegt, müsste strikt verboten werden. Wozu dann aber auch die jetzt von CDU-Politikern geforderten Kriegsgeräte gehörten: Kampfhubschrauber, Jagdgeschwader, Abfangjäger, Raketen. Dafür Flugverbote sofort und überall! Die Welt wäre lebenswerter, eine Ursache des Terrorismus beseitigt. Die Debatte aber geht ins Gegenteil. Sie bedient sich eines untauglichen Objekts zur Befriedigung wahltaktischer Interessen.





[editiert: 25.07.05, 12:30 von bjk]
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 24.07.05, 10:34  Betreff:  Gedanken zur Terrorhysterie - zu Ursache und Wirkung  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen




politischer Feuilletonbeitrag


Eduardo Galeano

Redensarten

Nach den Londoner Attentaten


New York, Madrid, London:
Der Terrorismus hat wieder zugeschlagen« – so oder ähnlich lauteten weltweit die Schlagzeilen der meisten Zeitungen. Sie berichteten über die Explosionen, die London erschüttert haben. Und vergaßen, Afghanistan oder Irak zu erwähnen. Sind etwa die Bombenangriffe gegen Afghanistan und Irak keine terroristischen Anschläge? Ist es nicht immer oder fast immer die arbeitende Bevölkerung, die unter den Anschlägen und im Krieg zu leiden hat? Verdienen sie etwa nicht den gleichen Respekt und das Beileid wie andere Opfer von menschenverachtenden Handlungen und Einstellungen?
Grob geschätzt sind nicht weniger als 3000 Bauern von Bomben zerfetzt worden, die Bin Laden in Afghanistan gesucht, aber nicht gefunden haben. Nicht weniger als 25000 Zivilisten, viele von ihnen Frauen und Kinder, sind von Bomben getötet worden, die auf der Suche nach Massenvernichtungswaffen über dem Irak abgeworfen worden sind – oder sind im nicht endenden Blutbad umgekommen, das durch die ausländische Besatzung des Landes provoziert wird.

Wenn umgekehrt der Irak die USA besetzt hätte, was sich niemand vorstellen kann, dann wären vergleichsweise mehr als 300000 Zivilisten getötet worden. So ein Horror wäre natürlich zu einem Jahrtausendereignis gemacht worden, das über Jahrhunderte präsent geblieben wäre. Da die Toten aber Iraker sind, wird der Tatbestand schnell übergangen. Im Jahr 1776 hieß es in der Unabhängigkeitserklärung der USA, daß alle Menschen gleich geschaffen sind. Nur wenige Jahre später wurde diese Auffassung in der ersten Verfassung präzisiert, als man für die Volkszählungen vorschrieb, daß jeder Schwarze drei Fünfteln eines Weißen entsprechen würde. Welchen Anteil von Mensch ist heute ein Iraker wert? „Einige sind gleicher als andere«, sagt man.

Man sagt auch »Andere werden kommen, dich zu rächen«. Der Staatsterrorismus – der potente Vater aller Terrorismen – findet seine besten Alibis bei den Terroristen, die er selber schafft. Er vergießt jedes Mal Krokodilstränen, wenn der Dreck an die eigenen Scheiben spritzt, und gibt sich ahnungslos über die Folgen seines eigenen Tuns. Bisher hatten die Herren der Welt kaum zu klagen, denn die Greueltaten der Fanatiker und Verrückten liefern stets nützliche Rechtfertigungen für ihr Tun und ihre Straffreiheit.

»Lügen haben kurze Beine«. In Wirklichkeit aber haben Lügen entsetzlich lange Beine. Sie laufen sogar schneller als die Widerrufe der Lügner. Nachdem in alle vier Windrichtungen verbreitet worden war, daß der Irak eine Gefahr für die Menschheit darstellte, haben Bush und Blair öffentlich eingestanden, daß im Land, das sie besetzt und zerschlagen haben, keine Massenvernichtungswaffen vorhanden waren. Bei den darauffolgenden Wahlen in den USA und in Großbritannien hat sie die Bevölkerung zur Belohnung wiedergewählt. »Verbrechen zahlen sich nicht aus.« Sogar Sprichwörter wissen nicht, was sie sagen. Die Welt gibt nicht weniger als 2,2 Milliarden US-Dollar täglich – ja, täglich – für die Militärindustrie aus, die Industrie, die den Tod produziert. Und Tag für Tag steigen diese Ausgaben.

Kriege brauchen Waffen, die Waffen brauchen Kriege und beide – Krieg und Waffen – brauchen Feinde. Es gibt kein lukrativeres Geschäft als das Morden auf industrieller Basis. Eine abgeleitete Industrie davon ist die Industrie der Angst, der Produktion von Feinden. Sie ist die wichtigste Einnahmequelle jener Konzerne, die sich der Unterhaltung und Kommunikation widmen. In Hollywood geht kaum noch ein neuer Film in den Vertrieb, bei dem es keine Explosion gibt. Feinde werden sogar im unbekannten Weltall gesucht, denn auch von dort drohen, zum planetarischen Horror, terroristische Attentate.

Die Militärindustrie muß Angst und Furcht erzeugen, um ihre unvermessene Existenz zu rechtfertigen. Der perverse Kreislauf ist in Gang: Die Welt wird zum Schlachthof, der zum Irrenhaus wird, das wieder ein Schlachthof wird … Irak, ein Land das bombardiert, besetzt und erniedrigt worden ist, wird zur aktivsten Schule des Verbrechens. Die Invasoren, die behaupten, Befreier zu sein, haben dort eine Art von Schnellbrüter für Terroristen geschaffen, der sich von der Verzweiflung und Perspektivlosigkeit der Menschen ernährt.

* Eduardo Galeano, Autor von »Die offenen Adern Lateinamerikas« und »Erinnerungen an das Feuer«, ist uruguayischer Schriftsteller und Journalist


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