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In Berlin ein eher noch zartes Protestpflänzchen - die aCampada-Bewegung

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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 29.08.11, 18:03  Betreff:  In Berlin ein eher noch zartes Protestpflänzchen - die aCampada-Bewegung  drucken  weiterempfehlen


Seit dem 05.06.2011 haben sich auch in Berlin basisdemokratische und konsensorientierte Menschen zusammengetan, um die friedliche Protestbewegung weiterzutragen, die  nach der verzweifelten Selbstverbrennung eines Gemüsehändlers in Tunis am 17.12.2010 begonnen und seither die Menschen auf öffentlichen Plätzen in Nordafrika bis nach Madrid in Spanien fordern läßt: "Echte Demokratie - JETZT!"

Die Berliner Bewegung aCampada hat in ihrer Startseite http://acampadaberlin.blogspot.com/ unter http://acampadaberlin.blogspot.com/p/unser-manifest_22.html eine Erklärung, ein Manifest, über Ziele und Absichten veröffentlicht. Konkretere Ausführungen über ein vorgeschlagenes 10seitiges Procedere, auf öffentlichen Versammlungen über bloße Absichten hinaus auch zu den gewünschten Zielen und dies möglichst im allgemeinen Konsens zu gelangen, lassen sich unter http://www.echte-demokratie-jetzt.de/wp-content/uploads/2011/07/quickguide_volksversammlung_de11.pdf nachlesen. Mit dem Schlußsatz im Kapitel "Kollektives Denken" auf der ersten Seite »wir lernen; wir werden das schaffen: alles, was wir brauchen, ist Zeit« wird vorausschauend schon mal um sehr viel Geduld und um grundsätzliche Bereitschaft zu Kompromißlösungen gebeten. Weiter geht's mit einer Aufzählung von Grundlagen, wie mensch  auf Versammlungen zur Konsensfindung gelangen kann. Dann werden Wunschvorstellungen über Rollen, Funktionen und Abläufe bzw. Logistik auf (idealen) Versammlungen vorgestellt. Konstruktive Diskussionen sollen durch eine positive Sprache und Vermeidung negativer Aussagen erreicht werden, auch kenne eine "inkludierende" Sprache "keine Geschlechtsunterschiede".

Anleihen aus der Graswurzelbewegung ( http://de.wikipedia.org/wiki/Graswurzelbewegung ) der 1960-70er Jahre bzw. eine Verwandtschaft, ja sogar eine Renaissance des damaligen Netzwerkes sind bei der aCampada-Bewegung unübersehbar. Ob sie sich aber wirklich wie Phoenix aus der Graswurzel-Asche erheben und durchsetzen kann, muß sich erst noch zeigen.

Das bisher größte Aufsehen wurde den Alex-CampiererInnen am vergangenen Freitag, den 26.08.2011 zuteil, als ihr Zeltcamp nahe der Weltzeituhr gewaltsam von der Berliner Polizei geräumt wurde. Es kam zu teilweise extrem brutalem Vorgehen durch die Beamten, weiterführende Links:
http://www.youtube.com/watch?v=egg1uf_PC4E&feature=youtu.be
http://www.tagesspiegel.de/mediacenter/fotostrecken/berlin/campraeumung-am-alex/4547708.html?p4547708=4#image
http://www.tagesspiegel.de/berlin/ohne-camp-keine-raeumung/4541364.html
http://www.tagesspiegel.de/berlin/die-campierer-kehren-zurueck/4549114.html

Nach dem Motto, jetzt erst recht, rief aCampada für den gestrigen Sonntag, den 28.08.2011, erneut zu einer Kundgebung ab 15 Uhr nahe dem Brunnen der Völkerfreundschaft ( http://de.wikipedia.org/wiki/Alexanderplatz#Brunnen_der_V.C3.B6lkerfreundschaft ) auf dem Alex auf. Als ich gegen 15:30 Uhr dort eintraf, hatten sich bereits etwa 50 Leute versammelt. Aus einem VW-Bus wurden noch Materialien für Pflasterzeichnungen etc. pp ausgeladen. Mindestens ein Zelt war auch dabei, das eigentlich aus Protest gegen die polizeilichen Gewalteskalation vom vergangenen Freitag aufgebaut werden sollte. Doch bevor es dazu kam, wurde dieses Vorgehen mehrheitlich abgelehnt, um erneute Polizeigewalt gar nicht erst wieder entstehen zu lassen. Ein "Daniel" meinte laut Tagesspiegel, er habe am Freitag wohl der Polizei im Weg gestanden, panisch reagiert und deshalb Faustschläge kassiert. - Tja, er hat die "Vermeidung negativer Aussagen" offensichtlich voll verinnerlicht. Nicht jede/r hielte - konstruktives Diskussionsverhalten hin oder her - auch noch die linke Backe hin, wenn er/sie auf die rechte geschlagen wurde. Der Autor dieses Beitrags jedenfalls ganz bestimmt nicht.

Wie auch immer, es wurde am besagten Sonntagnachmittag fleißig und konsenssuchend diskutiert, von zwei glimmenden Räucherstäbchen wurde dabei offenbar entsprechende Bewußtseinserweiterung erhofft. Statt lauten Beifalls- oder Mißfallensbekunden zu Diskussionspassagen wurden einstudierte Handzeichen benutzt. Allerdings konnten damit nicht alle gleichermaßen ihre jeweiligen Emotionen völlig unterdrücken,  Körperhaltung und Gesichtsausdruck verrieten hie und da doch noch gewisse Probleme beim gewünschten konstruktiven Harmoniebestreben. (Aber selbst ein Mahatma Gandhi war nicht perfekt, u. a. nachzulesen in http://www.ca-ira.net/verlag/leseproben/pdf/isf-frieden_lp-gandhi.pdf ).

Mit einem Gast, dessen Sohn als Kundgebungsteilnehmer dabei war, kam ich über Sinn und Zweck von aCampada ins Gespräch. Wir hoben beide heraus, daß das Engagement der meist jungen Leute angesichts der bestehenden weltweiten gesellschaftlichen und sozialen Probleme sehr positiv und lobenswert sei. Ralf war auch stolz auf seinen Sohn, trotzdem vermisse er seitens aCampada Angebote zur Lösung der angesprochenen Probleme. Denn wer gegen die Verhältnisse protestiere müsse nach seinem Verständnis auch eigene Lösungen anbieten, um entsprechendes Interesse und Mehrheiten bei der Bevölkerung zu erreichen. Ich hielt dagegen, weil Demos und Protest-Kundgebungen vom Charakter her "nur" öffentlich vorgetragene Meinungsäußerungen seien, die ausschließlich auf Mißstände hinweisen bzw. diese anprangern sollen. Massen-Demos sollen und können auch nur möglichst hohen öffentlichen Druck aufbauen, damit es zu erhofften Lösungen kommen kann. Hingegen könne und müsse von demokratischen Parteien und ähnlichen Interessengemeinschaften durchaus erwartet werden, es nicht beim bloßen Anprangern zu belassen sondern entsprechende Alternativen anzubieten, um notwendige Mehrheiten zu überzeugen. Insofern befände sich m. E. diese eher lockere aCampada-Kundgebung noch immer im Stadium des Öffentlichmachens von Mißständen, auch wenn sie schon auf gutem Weg zu einer Interessengemeinschaft sei. Ralf erwiderte, dann müßten die aCampada-Leute aber hier vor Ort doch wenigstens durch aktives Verteilen von Handzetteln und Ansprechen von PassantInnen auf ihr Projekt aufmerksam machen und zu interessieren versuchen. Dieses Argument ist plausibel und verdient es, daß sein Sohn dies auf künftigen Versammlungen als weitere Aufgabe für das Logistikteam vorschlagen wird.

Kurz vor 17 Uhr verließ ich die muntere Diskussionsrunde, die ich in 29 Fotoimpressionen dokumentiert habe. Kaum zu glauben, daß bei so viel freundlicher Graswurzel-Pazifismusbewegtheit Berliner Polizisten am vergangenen Freitag meinten, brutal und gewalttätig die Zelt-Kundgebung räumen zu müssen. Doch Demo-Insider wissen, daß Berliner Einsatzhundertschaften als Prügelbullen geradezu berüchtigt sind. Erst kürzlich hat ein Zugführer der 23. EHu eine geistig verwirrte Frau erschossen, angeblich in Nothilfe für einen von einer 53jährigen, 160 cm kleinen und 40 kg leichten Frau mit einem (Küchen-?)Messer "bedrohten" Kollegen, nachzulesen unter http://de.indymedia.org/2011/08/314913.shtml - einmal dürft ihr raten, wie die BRD-Justiz den "bedrohten" bürgerkriegsausgebildeten Zugführer, ein Mittdreißiger, wohl zur Verantwortung ziehen wird. Die aCampada-Leute mögen mir meine negative Sprache nachsehen aber ich bin nun mal kein Graswurzler und wat mutt dat mutt.

Ach ja, fast hätt ich's vergessen, den ganzen Sonntagnachmittag war auf dem Alex bis auf 2 gelb bewestete Anti-Konflikt-Teamler, die gegen 15:20 Uhr an der Weltzeituhr betont uninteressiert vorbei geschlendert sind, keinerlei Polizei in Sichtweite.



29 Fotoimpressionen

Sämtliche Demo-Fotos dürfen bei namentlicher Nennung des Knipsers und Angabe der Quelle für nichtkommerzielle Zwecke gerne heruntergeladen, gespeichert und weiterverbreitet werden.


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gegen 15:30 Uhr auf dem Alex
 
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ein großer grüner friedlicher Frosch

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Bildmitte, rechts neben dem großen grünen friedlichen ein kleiner weißer friedlicher Frosch

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immer wieder bleiben PassantInnen stehen - und würden vielleicht gerne informiert werden

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gelbe Rosen, zertrampelt und zerlatscht - diesmal waren es achtlose PassantInnen und keine brutalen Polizisten

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hier nochmal der kleine weiße friedliche Frosch

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... ich tue was Linke tun, Ungerechtigkeit bekämpfen!
von Yossi Wolfson


[editiert: 29.08.11, 18:53 von bjk]
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