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Baba Yaga


New PostErstellt: 26.12.03, 18:17     Betreff: Re: Mein Gefängnis - Erich Mühsam-Fundsache Eicke!



Theodor Eicke

Hier eine Beschreibung seines Lebenslaufes von Michael Schröders:



"Ein gescheitertes Leben:
Ein Kind des Krieges zunächst: mit 17 Jahren abgebrochene Realschule und Eintritt in das 23. bayerische Infanterieregiment, wurde Eicke Zahlmeister beim 3. und ab 1916 beim 22. bayerischen Infanterieregiment. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges als "Berufssoldat" vor dem beruflichen Nichts stehend, versuchte er sich am Wohnort seiner Frau in Ilmenau mit einem - auch angesichts der von seinem Schwiegervater entzogenen Unterstützung - gescheiterten Studium, um sodann, 1920, die Polizeilaufbahn zunächst als Spitzel und dann im regulären Polizeidienst einschlagen zu wollen. Immer wieder aber scheiterte er - an seiner fehlenden Schulausbildung, vor allem aber an seinem Hass auf die Weimarer Republik und an der Teilnahme an - für Polizeibeamte verbotenen - politischen Demonstrationen mit gewalttätiger Neigung. Schließlich fand er 1923 eine Anstellung beim IG-Farben-Konzern in Ludwigshafen - als Mitarbeiter und dann Leiter des internen Werk-Spionagedienstes. Immer noch blieb er aber politisch aktiv, was ihn schließlich am 1. Dezember 1928 mit der Mitgliedsnummer 114901 in die NSDAP führte - und in Röhms Saal- und Straßenschlachttruppe SA, die er im August 1930 zugunsten der SS um der verbesserten Aufstiegsmöglichkeiten willen verließ. Unter schneller Beförderung angesichts seiner Anwerbung neuer Mitglieder und der Organisation der SS in der bayerischen Pfalz bis Ende 1931 von Heinrich Himmler zum SS-Standartenführer (Oberst) befördert, blieben jedoch seinem Arbeitgeber seine politischen gewalttätigen Aktivitäten nicht verborgen - Anfang 1932 wurde er zunächst von der IG Farben entlassen, um zugleich in Bayern Bombenanschläge auf politische Gegner vorzubereiten, was ihm im Juli 1932 die Verurteilung zu zwei Jahren Gefängnis einbrachte. Protektion durch den späteren Reichsjustizminister Franz Gürtner verhinderten die Verbüßung dieser Haftstrafe, Eicke floh auf Befehl Himmlers nach Italien, um dort ein Lager für geflohene SS-Männer zu übernehmen. Und damit beginnt Theodor Eickes eigentliche, die politisch-gewalttätige Karriere:



Der KZ-Wächter - und Mörder
Nach der Rückkehr im März 1933 zunächst in politische Auseinandersetzungen mit dem Gauleiter Joseph Bürckel verwickelt, die Eicke einen mehrmonatigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik in Würzburg und die zeitweise Streichung aus den Personalverzeichnissen der SS einbrachte, erinnerte sich Himmler seines Schützlings erst wieder im Juni 1933. Der Anlass waren Beschwerden und Strafverfahren gegen den ersten Kommandanten des Konzentrationslagers Dachau, Hilmar Wäckerle, wegen der Ermordung mehrerer Häftlinge. Eicke übernahm am 28. Juni 1933 die Kommandantur in Dachau und reformierte dieses Lager mit Hilfe neuer Wachvorschriften, einer verschärften Disziplinar- und Strafordnung für die Häftlinge und nicht zuletzt eines auf blinden Befehls- und Gehorsamsprinzipien aufbauenden Drills der Wachmannschaften zu jenem Musterlager aller KZ im Dritten Reich: insbesondere Eickes Strafvorschriften wurden in den Folgejahren auf alle KZ ausgedehnt. Radikaler Antisemitismus und Antibolschewismus, unbedingter Gehorsam gegenüber ihm als Kommandanten wie auch gegenüber der SS-Führung und Hitler sowie die reformierte Lagerverwaltung beeindruckten Himmler so sehr, dass er Eicke am 30. Januar 1934 zum SS-Brigadeführer (Generalmajor) beförderte und ihm im Mai 1934 die Leitung der unter dem Reichsführer SS und Chef der preußischen Gestapo zentralisierten KZ in der "Inspektion der Konzentrationslager" zusagte, die Eicke ab dem 4. Juli 1934 begann - in formaler Hinsicht dem SS-Hauptamt unterstellt, tatsächlich jedoch nur Heinrich Himmler verantwortlich.

Zuvor allerdings legte Eicke, auf Befehl Hitlers und Himmlers, eine Probe seines Gehorsams gegenüber der Staats- und Parteiführung ab: er ermordete gemeinsam mit seinem Adjutanten Michael Lippert am 1. Juli 1934 abends den im Stadelheimer Gefängnis inhaftierten SA-Chef Ernst Röhm - ein Vertrauensbeweis gegenüber Hitler und Himmler, der ihm die Beförderung zum SS-Gruppenführer (Generalmajor) einbrachte, nachdem er mit ausgesuchten Untergebenen der Dachauer Wachmannschaften bereits am 30. Juni Sepp Dietrichs Einheiten der "SS-Leibstandarte Adolf Hitler" bei der Inhaftierung der wichtigsten SA-Führer behilflich war. Eickes Skrupellosigkeit in der Befolgung rechtswidriger Befehle zeigte sich hier zum ersten Mal in ausgeprägter Form.

Die Reorganisation der KZ, die Eicke bis 1939 übernahm, bestand in der Auflösung der weit verstreuten, provisorischen Lager, so dass bis zum August 1937 nur noch vier große Lager bestanden: Dachau, Sachsenhausen, Buchenwald und das Lager Ravensbrück bei Lichtenburg; Neubauten in Österreich 1938 (Mauthausen) und die Reorganisation der Lagerverwaltungen nach dem Dachauer Modell ließen die Inspektion der Konzentrationslager ebenso wie die Einführung von Zwangsarbeit als wirtschaftliche Unternehmungen zu einem mächtigen innenpolitischen Instrument der SS werden, das Eicke auch die Feindschaft z.B. Reinhard Heydrichs einbrachte, der bereits als Chef der Bayerischen Politischen Polizei erfolglos versucht hatte, Dachau unter seine Kontrolle zubringen. Eicke setzte sich, mit Hilfe Himmlers, durch, so dass die KZ bis 1945 nicht nur die von ihm eingeführte Verwaltungsstruktur einschließlich des in Dachau eingeführten Disziplinarkatalogs für die Häftlinge behielten, sondern nach Überführung der IKL in das Amt D des Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes unter Oswald Pohl 1940 nicht der Gestapo bzw. dem SD unterstellt wurden. Dies brachte Eicke auch innerhalb der SS einen furchteinflößenden Ruf ein: "er galt als brutaler und bösartiger Charakter. Immer misstrauisch, eifersüchtig, grausam, humorlos und von einem krebsartig wuchernden Ehrgeiz geplagt, war Eicke ein echt fanatischer Nationalsozialist" (Sydnor, Soldaten des Bösen S. 21) - und voll Hass gegen jeden, der nicht dieser Ideologie folgte.

Eickes Einstellung wirkte sich zunehmend auch aus auf die Wachmannschaften; gehörte es in der Frühzeit der Lager zur alltäglichen Praxis, dass jeder Wachmann nach eigenem Gutdünken Häftlinge grausam und sadistisch behandeln konnte, so sorgten nicht nur Eickes Straf- und Disziplinarvorschriften für eine disziplinierte Atmosphäre der Grausamkeit: "Eickes Absicht war, seine SS-Männer durch seine dauernden Belehrungen und entsprechende Befehle über die verbrecherische Gefährlichkeit der Häftlinge von Grund auf gegen die Häftlinge einzustellen, sie auf die Häftlinge `scharf zu machen´, jegliche Mitleidsregung zu unterdrücken. Er erzeugte damit, durch seine Dauereinwirkung in dieser Richtung, gerade bei den primitiveren Naturen, einen Haß, eine Antipathie gegen die Häftlinge, die für Außenstehende unvorstellbar ist. Diese Einstellung hat sich in allen KL auf alle dort diensttuenden SS-Männer und -Führer weiterverbreitet, weitervererbt, noch viele Jahre nach Eickes Abgang als Inspekteur" (Rudolf Höß: Kommandant in Auschwitz. Autobiographische Aufzeichnungen. Herausgegeben von Martin Broszat. - 14., durchgesehene Auflage München 1994, S. 97f.). Neben Höß gehörten im übrigen auch viele weitere KZ-Kommandanten wie Franz Ziereis (Mauthausen), Karl Koch (Buchenwald) und sein ehemaliger Adjutant Max Kögel (Majdanek) zu Eickes "Schülern" in Sachen systematischer Terror und Mord.

Höß spricht Eickes Befähigung als Ausbilder an, die bereits in Dachau, vielmehr aber noch ab dem Frühjahr 1936 seine Interessen bestimmte mit der Vergrößerung, der Ausbildung und Organisation der Wachverbände des KZ-Systems, der SS-Totenkopfverbände. Der Einteilung in sechs regionale Sturmbanne (Bataillone) 1934 folgte die Anerkennung Hitlers als Verbände der Partei und deren Finanzierung über den Reichshaushalt im September 1935; bis zum März 1936 wurden die Verbände dann auf 5.500 Mann vergrößert, bis März 1938 bestanden - einschließlich einer neu aufgestellten Einheit in Oberösterreich - vier SS-Totenkopfstandarten (Regimenter) zu je 3 Bataillonen. Bis zum Kriegsbeginn betrug mit ausdrücklicher Billigung und Unterstützung Hitlers nach einem Geheim-Erlaß vom 17. August 1938 schließlich infolge der Bestrebungen Himmlers, eine verstärkte Polizeireserve "zur Lösung von Sonderaufgaben polizeilicher Natur" zu schaffen, die Stärke der Totenkopf-Verbände 22.033 Mann, die als motorisierte Infanterieregimenter ausgerüstet waren, bis zum Kriegsbeginn gar 24.000 Mann. Diese wurden zum Stammpersonal jener "3. SS-Division Totenkopf", die als Teil der Waffen-SS im Krieg zu einer der militärisch erfolgreichsten, vor allem aber angesichts ihrer Kriegsverbrechen gefürchtetsten Einheiten der Waffen-SS wurde. Ihre Ausbildung als KZ-Wächter wie als fanatische, weil politisch und ideologisch motivierte Soldaten war Eickes zentrale Aufgabe zwischen 1936 und 1939, aber auch in den Folgejahren als Kommandeur dieser Division.



Der Soldat - und Mörder ?
In Polen bestanden die "Sonderaufgaben" der Totenkopfregimenter "Oberbayern", "Brandenburg" und "Thüringen" unter der Befehlsgewalt Eickes im wesentlichen darin, im rückwärtigen Gebiet der 10. deutschen Armee bzw. der 8. Armee jene "Befriedungsaktionen" auszuführen, die zur Vernichtung jedes vermeintlichen oder tatsächlichen Widerstandes gerade der Zivilbevölkerung führen sollten - sprich: Festnahme und Tötung vermeintlicher Gegner wie Juden, Funktionären, Partisanen und "Aufrührern" durch die unter Eickes Befehl stehenden Totenkopfstandarten. Allerdings führte dieser erste, vermeintlich militärische Einsatz der Totenkopfverbände dazu, dass Himmler noch im Oktober 1939 von Hitler die Zustimmung zur Aufstellung von drei SS-Divisionen erhielt - darunter der 3. SS-Division "Totenkopf", deren Befehl Theodor Eicke übernahm. In Frankreich und im Vernichtungskrieg gegen die UdSSR zeichnete sich diese Truppe aus durch unerbittliche Härte gegen sich selbst und gegen ihre militärischen Gegner, aber auch durch zahlreiche Kriegsverbrechen, darunter die Ermordung britischer Kriegsgefangener 1940 in Le Paradis, die Ermordung russischer Kommissare oder das Ausplündern und Niederbrennen russischer Dörfer. Die "Totenkopfdivision" machte unter Eickes Befehl wie auch unter seinen Nachfolgern ihrem Namen alle Ehre, wobei auch eigene hohe Verluste angesichts von Eickes fehlender militärischer Ausbildung und seines unbedingten Offensivdranges in Kauf genommen wurden. Ob während des Vormarsches 1941, während der Sommeroffensiven 1942 bis zur Eroberung von Charkow, im Kessel von Demjansk oder bei der Verteidigung Warschaus und Budapests 1944/45: Eickes Division zeichnete sich stets aus durch eine fanatische Hartnäckigkeit bis hin zur Selbstaufgabe, durch sehr hohe Verlustzahlen und eine äußerst grausame Kriegführung. Insofern war die Totenkopfdivision, als Geschöpf Eickes, die logische Fortsetzung seiner gewalttätigen Politik in den Konzentrationslagern, eine gewalttätige Soldateska, die auch vor Mord ebenso wenig zurückschreckte wie ihr Kommandant, der das Kriegsende selbst nicht erlebte: Theodor Eicke fiel, 1942 noch zum Obergruppenführer befördert, am 26. Februar 1943 auf der Suche nach einer Einheit, als sein Flugzeug von russischer Infanterie abgeschossen wurde. Dieser "Heldentod", wie er von der zeitgenössischen Propaganda genannt wurde, ersparte ihm wahrscheinlich eine Verurteilung als Kriegsverbrecher. Als Schöpfer und Organisator der Konzentrationslager und ihres von ihm systematisierten Terrors, als Truppenführer, Ausbilder und militärischer Befehlshaber war Eicke derjenige Vertreter des NS-Regimes, der nächst Hitler das Halten der Stellung bis zum letzten Gefecht auch in aussichtslosen Abwehrkämpfen praktizierte - auch auf Kosten der eigenen Soldaten, die ihn gleichwohl als "Papa Eicke" ebenso verehrten wie fürchteten. Ein Vollstrecker revolutionär-gewalttätiger Politik - und ein Mörder, der die in Nürnberg 1946 als verbrecherisch beurteilte Organisation "SS" wesentlich prägte.

Autor: Michael Schröders
aus:http://www.shoa.de/p_theodor_eicke.html+Eicke&hl=de&lr=lang_de&ie=UTF-8


[editiert: 26.12.03, 18:23 von Baba Yaga]
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