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bjk
Beiträge: 7353
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Erstellt: 27.01.04, 20:12 Betreff: Re: Auschwitz-Gedenktag - - - und kaum jemand weiß ... |
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kopiert aus: http://de.indymedia.org/2004/01/72973.shtml
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Von Erzählen und von fortwährenden Schanden [fwd] Worte eines Überlebenden 27.01.2004 19:52
'Was einmal geschehen ist, kann immer wieder geschehen.' (Primo Levi)
Primo Levi wurde 1919 in Turin geboren. Er war Chemiker und wurde in Zusammenhang mit seiner Auschwitz-Erfahrung zusätzlich Schriftsteller. 1944 wurde er als Jude und Mitglied der Resistenza verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Er war Zwangsarbeiter im IG-Farben-Lager Monowitz.
Am 10. Januar 1946 schrieb der Auschwitz-überlebende Primo Levi folgendes Gedicht:
Ihr, die ihr sicher wohnt, In Euren warmen Häusern Ihr, die ihr beim abendlichen Heimkehren Ein warmes Essen und die Gesichter von Freunden vorfindet
Denkt darüber nach, ob das ein Mensch ist Der im Schlamm arbeitet Der keinen Frieden kennt Der kämpft um ein Stück Brot Der stirbt, auf ein ja oder auf ein nein
Denkt darüber nach, ob das eine Frau ist Kahlgeschoren und ohne Namen Ohne Kraft mehr, sich zu erinnern Leer die Augen und kalt der Schoß Wie eine Kröte im Winter
Denkt tief nach über das, was gewesen ist Ich übergebe euch diese Worte Meißelt sie in eure Herzen Wenn ihr zu Hause seid oder unterwegs Wenn ihr euch hinlegt und wenn ihr aufsteht Sprecht sie immer wieder zu euren Kindern Mögen sonst eure Häuser zerfallen Krankheit euch beeinträchtigen Die von euch Geborenen das Gesicht von euch abwenden.
Einen Tag später, am 11 Januar 1946, schrieb er:
Wir träumten in den entsetzlichen Nächten Schwere Träume voller Gewalt, wir träumten mit der Seele und mit dem Körper: Heimkehr, Essen, Erzählen. Bis der kurze, leise Befehl der Frühe ertönte:
"Wstawac!"
Und uns das Herz in der Brust zersprang.
Jetzt haben wir unser Haus wiedergefunden Unser Bauch ist gesättigt, Wir sind mit dem Erzählen am Ende
Es ist an der Zeit Bald hören wir wieder den fremden Befehl:
"Wstawac!*" * =Aufstehen!
Als er im Februar 1944 nach Auschwitz kam, war Levi 25. Nach seiner Rückkehr aus dem KZ schrieb er erschütternde Zeugnisse der Holocaust-Periode und weitere Werke. Primo Levi hat die grausamen Geschehnisse dieser Zeit nie wirklich verwinden können und nahm sich 1987 das Leben.
Am 14. Januar 1985, 40 Jahre nach Auschwitz schrieb er:
Gesang der vergeblich Verstorbenen
Setzt euch und verhandelt Nach eurem Gutdünken, ihr alten Silberfüchse. Wir mauern euch ein, in einen herrlichen Palast, Mit Essen, Wein, guten Betten und behaglichem Feuer, Sofern ihr nur das Leben unserer Kinder Verhandelt und wiederverhandelt, wie auch das eure. Die ganze Weisheit der Schöpfung Möge mit euch sein, um euren Scharfsinn zu segnen Und euch durchs Labyrinth zu leiten. Doch draußen, in der Kälte, warten wir auf euch, das Heer der vergeblich gestorbenen Wir von der Marne und von Montecassino, Von Treblinka, Dresden und Hiroshima: Und bei uns werden sein Die Lepra- und Trachomkranken, Die Desaparecidos von Buenos Aires, Die Toten von Kambotscha und die Sterbenden von Äthiopien, Die Verhandelten von Prag, Die Entkräfteten von Kalkutta, Die unschuldig Zerfetzten von Bologna. Wehe euch, wenn ihr uneins herauskommt: Ihr werdet von unserer Umarmung erdrückt. Wir sind unbesiegbar, denn wir sind die Besiegten. Unverwundbar, denn wir sind schon tot: Wir lachen über eure Raketen. Setzt euch hin und verhandelt, bis euch die Zunge vetrocknet: Wenn der Schaden fortwährt und die Schande, Ertränken wir euch in unsrer Verwesung.
[editiert: 27.01.05, 15:12 von bjk]
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