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Quäle nie ein Tier zum Scherz

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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 11.11.11, 17:07  Betreff:  Quäle nie ein Tier zum Scherz  drucken  weiterempfehlen

oder aus Gleichgültigkeit, es fühlt genau wie du den Schmerz.



lesen in: http://www.neues-deutschland.de/artikel/210816.die-elenden.html#comments


Von Ingolf Bossenz

Die Elenden


Der englische König Richard III., der laut Shakespeare in schierer Verzweiflung sein Königreich für ein Pferd bot, hätte heute in Irland die Qual der Wahl. Dazu müsste er nicht einmal einen der zahlreichen Zuchtbetriebe aufsuchen, sondern könnte sich auf Straßen und freiem Feld bedienen. Denn Tausende im Gefolge der Finanz- und Wirtschaftskrise von ihren Haltern ausgesetzte Pferde irren nach wie vor über die Weiten der Grünen Insel - ihr Leben bedroht von Hunger, Krankheit, Straßenverkehr ... Was in Zeiten der Prosperität eine vielversprechende Geldanlage war, wird nun als teurer und überflüssiger Luxus entsorgt. Erregte die irische Pferdetragödie noch bisweilen mediale Aufmerksamkeit, sind andere, des Außergewöhnlichen gänzlich entbehrende Tiere, die über die Straßen und Plätze europäischer Krisenstaaten »streunen«, weder eine Druckzeile noch eine Sendeminute wert. Doch zur Normalität beispielsweise der sich immer schneller abwärts drehenden griechischen Schuldenspirale gehören auch zahllose ausgesetzte Hunde, in Mülltonnen entsorgte Welpen, halb verhungerte Katzen. Die Flut dieser Elendskreaturen wächst jeden Tag und überfordert die verzweifelten Tierschützer und überfüllten Auffangstationen.

Das betrifft auch andere Länder, besonders in Ost- und Südeuropa, in denen sogenannte Straßentiere in Massen einen Dauerskandal darstellen, der sich in Krisenzeiten zusätzlich verschärft. Selbst in Deutschland mit seinem vergleichsweise gut ausgebauten Bestandsnetz sind die Tierheime längst an die Grenzen ihrer Kapazitäten gelangt. Daran kann man ermessen, wie bedrückend es in Ländern und Regionen mit einer weit weniger entwickelten derartigen Tradition aussehen muss.

Immerhin beschäftigte sich im Juli dieses Jahres sogar der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit diesem Problem. Er verurteilte Rumänien wegen einer Attacke wilder Hunde auf eine Frau in Bukarest. Streunende Hunde, so die Straßburger Richter, stellten in Rumänien eine Gefahr dar. Offiziellen Statistiken zufolge habe es im vergangenen Jahr allein in Bukarest bis zu 100 000 frei herumlaufende Hunde gegeben.

Doch dort und anderswo setzen die Behörden nicht auf tierfreundliche Lösungen, also die natürliche Reduzierung der Populationen durch Kastration und Unterbringung in kontrollierten Tierheimen. Die durchaus vorhandenen Mittel, darauf verweist die Organisation »Ärzte für Tiere«, flössen beispielsweise in Rumänien in Taschen von Hundejägern, die für jedes getötete Tier 25 Euro erhielten. Oder die Gelder landeten bei den Müllabfuhren und Verbrennungsanlagen der Städte und Gemeinden, die die Tiere häufig lebendig »entsorgen«.

»Ärzte für Tiere« fordert deshalb die Schaffung eines europaweit geltenden Tierschutzgesetzes für Straßentiere. Einen entsprechenden Antrag will die Vereinigung diesen Monat im Petitionsausschuss des Europäischen Parlaments einreichen. Ein solches Gesetz - verbunden mit zweckgebundener Zahlung von EU-Geldern - soll dazu beitragen, die Grausamkeiten an Millionen auf der Straße lebenden Tieren zu stoppen und die Überpopulationen einzudämmen.

Kernpunkte einer länderübergreifenden Verfügung wären unter anderem die Einschränkung kommerzieller Heimtierzucht, die Einführung staatlicher Impf- und Kastrationsprogramme, das Verbot jeglicher medizinisch nicht indizierter Tötungen von Heim- und Straßentieren, Mindeststandards für Tierheime, Chip- und Registrierungspflicht.

Dass in einer künftigen Gesellschaft um einen angemessenen Umgang mit leidensfähigen Kreaturen derart schwer gerungen werden muss, hätte Shakespeare wohl kaum vermutet. Ließ er doch bereits vor 400 Jahren Isabella in »Maß für Maß« sagen: »Der arme Käfer, den dein Fuß zertritt, fühlt körperlich ein Leiden ganz so groß, als wenn ein Riese stirbt.« Der Dramatiker zeigte damit, dass seine Fähigkeit zur Empathie nicht geringer war als seine dichterische Kunst.

Doch während »Maß für Maß« eine Komödie ist, bleibt Europas Umgang mit Tieren auch im 21. Jahrhundert eine Tragödie.




... ich tue was Linke tun, Ungerechtigkeit bekämpfen!
von Yossi Wolfson
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