Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten

Baba Yaga · [editiert: 04.09.03, 02:32 von Baba Yaga]

HauptdarstellerInnen:

- Mimi 6 Jahre, Enkelin von Baba Yaga;
- Alexander, 7 Jahre, Vetter von Mimi und daher Enkel von Baba Yaga;
- Matze, 14 Jahre, Bruder von Mimi, Vetter von Alexander und auch Enkel von Baba Yaga;
- Tobias, 13 Jahre, Freund von allen, hauptsächlich aber von Matze;
- Baba Yaga, Statistin und Berichterstatterin;

Gestern früh:
Einlösung meines Versprechens, Matze in die 15km entfernte Stadt zu einem Anglergeschäft zu fahren, damit er seinen Fischereibedarf auffüllen könne.

Wir verabreden uns mit Tobias, dem Freund von Matze, und verlassen alle zusammen mit dem Auto unser Domizil.

Ich fahre, Tobias sitzt vorne neben mir, hinten im Wagen, auf je einer Kindersitzunterlage haben rechts Mimi und links Alexander Platz genommen, in der Mitte dazwischen Matze,
- aus gutem Grunde,
- ich will mir ein Halligalli zwischen den beiden Kleinen zu früher Morgenstund ersparen!

Ungerührt von der Sitzordnung startet Mimi ihre rätselähnlichen, aber schon im Tonfall provokanten Dialoge:

"Alexander, sing mal: "What shall we do with the drunken sailor early in the morning"!!!

Alexander nimmt die Forderung zum Singen auf und brüllt laut:

"There were ten little bottles of pop on the wall,
Ten little bottles of pop,
If one little bottle should happen to fall
There'd be nine little bottles of pop on the wall.
There were nine little bottles of pop on the wall,
Nine little bottles of pop....."

Die Songs hat ihnen der Opa schon vor langer Zeit beigebracht. Die sind so beliebt, weil sie sich brüllen lassen und dazu schön "fremd" klingen. Das sorgt für Staunen, vor allem, wenn andere Kinder anwesend sind!

Mimi dazwischen in hohem sopran:

"Hooray and up she´s rising,
Hooray and up she´s rising,
Hooray and up she´s rising
Early in the morning.

Alexander bereits bei:
"Six little bottles of pop..."

Mimi immer weiter:

"Put him into a big pot until he´s sober...
Pull out the plug and wet him all over..."

Jetzt reicht es Matze von links und rechts besungen zu werden und er gebietet mit stimmbruchknarrender Stimme:
"Schluß, aus, Ende"!

Tobias neben mir scheint alles nicht zu stören, er erzählt mir, sein Handy aufladen zu müssen und spielt auf der Tastatur herum, wobei Klingeltöne und Melodiefetzen sich abwechseln.

Jedenfalls ist nach Matzes Intervention Schluß mit der Singstunde!

Dafür startet Mimi ganz philosophisch einen Disput:
"In jeder Katze ist ein gefährlicher Löwe versteckt"!

Matze, der seine kleine Schwester nur zu gut kennt:
"Hör auf mit dem Quatsch!"

Alexander nun erst recht neugierig:
"Mimi, in welcher Katze?"

Mimi:
"In jeder Katze"!

Alexander:
"Wo ist die Katze?"

Mimi:
"Ich hab gesagt "in jeder Katze"!

Alexander:
"Ich seh keine Katze"!

Mimi:
"Du frägst mir Löcher in den Bauch"

Alexander:
" Sag schon, welche Katze hat einen Löwen im Bauch?"

Mimi:
"Ich bin schon ein schweizer Käse"

Es ist gut, daß Matze dazwischen sitzt, sonst wäre das Frage-Antwortspiel mit den Händen fortgesetzt worden.

Jedenfalls sind wir vor dem Anglergeschäft angekommen und die beiden Jungfischer verschwinden im Laden.

Mit einer kleinen Tüte steigen sie dann nach 10 Minuten wieder ins Auto und wir treten die Heimfahrt an.

Tobias neben mir unterhält mich mit Informationen über Preisunterschiede von Blinkern, Haken und Schnüren und hinter mir im Autofond ist es ungewöhnlich ruhig, bis Mimi "Iiiiiieeee" quietscht.

Ich frage, aber ein Blick in den Rückspiegel klärt mich auf:

Matze hat aus seiner Einkaufstüte eine kleine runde Plastikdose geholt und sie auf seinen Knieen göffnet.
Maaaaaaaaaaaaaaaaden! - alle DIN-genormt, 1cm lang, 0,3 cm dick, hellbeige, wie Spiralen geformt und mit schwarzem Punkt, dort wo man den Kopf vermuten muß.

"Mach sofort die Dose wieder zu!" schreie ich nach hinten!
"Ich möchte nicht, daß irgend etwas von dem Viechzeug im Auto verschüttet wird, - ich halte sofort an, wenn Du die Dose nicht in der Tasche verschwinden läßt"

Alexander:
"Regenwürmer hat er auch gekauft!"

Matze:
"Nur 15 STück!"

"Auch die bleiben in der Tasche, bis wir zuhause sind. Der Zoo kommt mir nicht in die Wohnung!"

Tobias neben mir, um Ablenkung bemüht:
"Was sind Maden eigentlich für Tiere?"

Ich schlucke, sortiere meine Fassung und doziere:
"Maden sind Larven, - zum Beispiel von Käfern oder Fluginsekten!
Es gibt viele verschiedene Larven, - Du kennst doch sicher die Larven vom Maikäfer oder von Schmetterlingen? "
....sehr viel übers Larvenleben weiß ich auch nicht, aber mir fielen gerade noch Maikäfer und Schmetterlinge ein, Holzwürmer auch noch, aber ob die Larven sind, oder vielleicht fertige Würmer, das weiß ich nicht so genau, deshalb verkneiffe ich mir dieses Beispiel und hoffe damit das Thema abgeschlossen zu haben.

Denkst´e!

Tobias weiter:
"...und bei Fliegen, haben die auch Larven?"

Ich denke mir: "Und das fragt ein Bauernbub"!

Meine Antwort:
"Ja, die legen ihre Eier überall hin, wo Mist, Müll und Abfälle sind und dann kriechen da lauter kleine, weisse Fädchenwürmer heraus"
...ich hoffe nun inständig auf das Ende der Diskussion.
Ich sollte mich verrechnet haben!

Tobias weiter:
"Ah, ja, das kenne ich jetzt schon! Überall wo meine Oma im Stall und Hof die Misthäufchen wegkehrt, sind d´runter lauter weisse Würmerknäule!"

Ich:
"Ja, und deshalb ärgere ich mich immer so, wenn bis an den Gartenzaun gegüllt wird, drei Tage später habe ich nämlich Fliegen in allen Größen im ganzen Haus!"

Tobias:
"Wir auch!"

Mimi:
"Oma, Du hattest aber auch einmal viele Schnecken im Haus, hat mir meine Mama erzählt"!

Ich:
"Ja, deshalb möchte ich nicht, daß Matze die Viecher im Auto verstreut oder in die Wohnung mitnimmt!"

Tobias:
"Was war denn da?"

Matze übernimmt die Geschichte, die meine Tochter ihm und Mimi aus ihrer Kindheit erzählt hatte:
"Eines nachts, als Oma die Runde machte, um nachzusehen, ob meine Mama, Tante und Onkeln alle gut zugedeckt waren und in ihren Zimmern schliefen, kam eine große Überraschung.
Am Schrank, den Wänden und den Fensterscheiben im Kinderzimmer meiner Mama, krochen überall unterschiedlich große Schnecken nach oben.
Meine Mama hatte die in einem Schuhkarton eingesammelt und in ihr Kinderzimmer unters Bett gestellt. Nachts haben die sich dann auf die Wanderung begeben!"

Ich fügte erläuternd hinzu:
"Das Schlimmste aber war, Eure Mama wußte nicht, wieviele Schnecken sie ins Zimmer genommen hatte, sodaß wir beim Abklauben davon ausgehen mußten einige nicht gefunden zu haben!
Das haben wir später dann auch gerochen!"

Mimi:
"Igitt"

Alle anderen lachen schallend noch beim Aussteigen vor der Haustüre und sie begleiten Matze in die Scheune, wo er Maden und Regenwürmer in seinem Angelkoffer verstaut.

Nächster Tag:

Heute abend schleppt Matze mit seinem Freund Tobias einen 5-Pfund-Karpfen an,
....der hatte an den Maaaaaaaaaaaaden Geschmack gefunden, was seinem Leben ein Ende bereitete!

Gute Nacht
Baba Yaga

bjk · Beiträge: 7353 Ort: Berlin