Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten

bjk · Beiträge: 7353 Ort: Berlin

Liebe Baba,

Kindermärchen und Fabeln werden auch deswegen geschrieben, damit sich dereinst wenigstens einige Kinder daran erinnern und daraus lernen, wenn sie denn erwachsen geworden sind. Bei manchen erfolgt das Verstehen der eigentlichen Botschaft gleich, bei manchen etwas später - - - und bei manchen leider gar nicht.

Diese sehr schöne, sehr nachdenklich machende Fabel, liebe Baba, hast Du wundervoll erzählt.

Ebenfalls eine gute Nacht

bjk

Reife ist
schärfer zu trennen
und inniger zu verbinden

Baba Yaga · Erstellt: 15.01.04, 21:26 Betreff: . o.T.

Baba Yaga · [editiert: 15.01.04, 21:31 von Baba Yaga]

Heute bekam ich nachfolgende Geschichte "geschenkt"!
Es ist ein Kindermärchen aus Cuba und mir wurde sie von einem lieben Menschen erzählt, als ich mal wieder mit der "Menschheit fertig war".

Hinterher war mir jedenfalls wieder wohler und alles klarer,
- ich dachte nur noch darüber nach, warum es im deutschen, überlieferten Märchenschatz nichts Vergleichbares gibt!

Also:

In einem großen Lagerschuppen mit vielen verschiedenen, landwirtschaftlichen Gütern, lagerten auch große Mengen von Bananen.
Cubanische Mäuse sind ganz erpicht auf Bananen und in dem Lagerschuppen waren sehr viele Mäuse.
Doch die Mäuseplage war für Produzenten und Händler ein großes Ärgernis und natürlich auch ein finanzieller Verlust.
Deshalb wurden einige der Bananen mit Phosphor vergiftet.

In der Nacht, als sich die Mäuse bei den Bananen einfanden, erleuchteten die Phosphor-Bananen die Scheune mit grünem Licht.
Den Mäusen gefiel das und sie wollten sich gleich und zuerst auf die Leuchtbananen stürzen.
Da warnte ein grauer, alter Mäuserich seine ArtgenossInnen vor dem Verzehr, da solch eine Erscheinung bisher an Bananen nicht feststellbar war.

Die Mäuse versammelten sich in einem großen Kreis zur Beratung und der alte, graue Mäuserich meinte, es gäbe keine andere Möglichkeit herauszufinden, was es mit den Bananen auf sich habe, als daß jemand ein Stückchen davon abbeiße und man dann sehe, was mit ihm geschehe!
Natürlich war allen klar, daß das im Ernstfall den Tod des Testers bedeuten könne.
Nach langer, ergebnisloser Diskussion bot der Mäuserich an, den Versuch durchführen zu wollen und von einer solch leuchtenden Banane zu beissen.
Er meinte, daß er eh schon so alt sei, ziemlich viel in seinem Leben hinter sich gebracht und erlebt habe und es daher nicht so viel ausmache, wenn er an dem Biß in die Banane sterben werde.

Gesagt, getan!

Er starb dann wirklich an diesem Bananenbiß, nur das Sterben ging nicht so schnell und so plötzlich, als daß er nicht noch mitbekommen hätte, wie die Mäusegesellschaft daraufhin seinen Einsatz diskutierte.

"Ja, es ist schon sehr gut zu wissen, was mit den Bananen los ist", meinte der Mäusehäuptling,
"aber wir müssen auch wegen unseres grauen Mäuserichs kein schlechtes Gewissen haben.
Er hat doch von der Banane nur deshalb abgebissen, um sich in seinem Alter einmal als Helden aufspielen und feiern zu lassen.
Daß er wirklich daran glauben müsse, damit hatte er bestimmt nicht gerechnet!"

Es gibt auch bei uns viele solche Mäuse, Mäusehäuptlinge und graue Mäuseriche nur, Geschichten über sie, erzählt den Kindern niemand!

Gute Nacht
Baba Yaga