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Neue Arbeitszeitmodelle für Kindertagesstätten

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Jens Rehde
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New PostErstellt: 16.09.04, 20:50  Betreff: Neue Arbeitszeitmodelle für Kindertagesstätten  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Quelle: http://www.ebelteam.de/wmview.php?ArtID=2596

Schulentwicklung
14 September 2004 - 15:53
Neue Arbeitszeitmodelle für Kindertagesstätten
ver.di-Projekt „Neue kommunale Zeitpraxis“ bezieht Betreuungseinrichtungen in Projekt ein


Eltern pochen auf längere Öffnungszeiten, die Verwaltungen wollen den Kindertagesstätten aber nicht mehr Personal genehmigen. Also bleibt alles, wie es ist? Zur Unzufriedenheit der Eltern, der Chefs in den Rathäusern, der Erzieherinnen und Erzieher? Oder gibt es Möglichkeiten, mit maßgeschneiderten Konzepten den Interessen der Beschäftigten, der Eltern und der Verwaltung entgegenzukommen. In Baden-Württemberg wird dieser Frage nun nachgegangen. Kinderbetreuungseinrichtungen in Baden- Württemberg sind ein weiteres Teilprojekt des ver.di-Projektes „Neue kommunale Zeitpraxis“ des Fachbereichs Gemeinden. Mit verschiedenen Städten und Gemeinden wurden bereits Gespräche geführt, einige zeigten sich sehr interessiert, ein erster Abschluss zur Teilnahme an dem Projekt steht unmittelbar bevor.

In Bauhöfen, Reinigungsbetrieben und in Einzelabteilungen mehrerer Städte, Landkreise und Gemeinden wurden entsprechende Konzepte bereits umgesetzt. Im Mittelpunkt stehen immer maßgeschneiderte Arbeitszeitkonzepte – Einsatzpläne, von denen alle profitieren und die somit nicht nach wenigen Wochen in den Schubladen verschwinden. In den Bauhöfen, bei den Reinigungsbetrieben und den Einzelabteilungen waren die Ergebnisse des Projektes bisher sehr erfolgreich.

KINDER NICHT NUR BETREUEN.Doch warum nun auch Kindergärten, Horte einbeziehen? Und warum gerade in Baden-Württemberg? „Auch Kinderbetreuungseinrichtungen stehen unter Druck“, betont Dagmar Schorsch-Brandt von ver.di-Baden-Württemberg. Vielerorts dringen die Eltern darauf, dass die Einrichtungen ihre Öffnungszeiten verlängern, damit Kinder und Beruf besser miteinander vereinbar sind. Die Kommunen aber sparen und denken darüber nach, Fachpersonal abzubauen.

Die Erzieherinnen und Erzieher wiederum wollen die Kinder nicht nur betreuen, sondern fördern. Nach der Veröffentlichung der PISA-Studie wächst die Einsicht, dass Bildungsprozesse unmittelbar nach der Geburt beginnen und insbesondere im vorschulischen Bereich von großer Bedeutung für die Zukunft der Kinder sind. Singen und Bewegungstraining fördert die Sprachentwicklung; Spielen die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und die soziale Kompetenz; Spaziergänge in der freien Natur das Bewusstsein für die Umwelt; Kochen und Backen das Wissen um eine ausgewogene Ernährung. Die Vermittlung all dieser Kenntnisse und Fähigkeit ist aber nur dann möglich, wenn genügend gut ausgebildetes Fachpersonal zur Verfügung steht.

ANGEBOT NICHT ÜPPIG.In Baden-Württemberg haben sich in den vergangenen Jahren die Bedingungen für Kinderbetreuungseinrichtungen verändert. So fördert das Land seit Beginn dieses Jahres freie und kirchliche Träger von Kinderbetreuungseinrichtungen nicht mehr direkt, sondern gibt die Fördergelder an die Kommunen. Und diese verteilen die Mittel nach einem Bedarfsplan. Das hat zwar einerseits Sinn, denn die Kommunen wissen besser als das Land, welcher Bedarf in den einzelnen Stadtteilen besteht. Anderseits kann aber diese Art der Mittelverteilung dazu führen, dass die Kommunen bestimmte Einrichtungen nach finanziellen Gesichtspunkten bevorzugen und benachteiligen, weil diese ein überörtliches Einzugsgebiet haben – zum Beispiel Betriebskindergärten.

Hinzu kommt: In Baden-Württemberg ist das Betreuungsangebot für Kinder bis zwölf Jahren nicht gerade üppig. Im Gegenteil, Kinderkrippen sind absolute Mangelware. Nur 13 von 1000 Kindern unter drei Jahren haben die Möglichkeit, im Südwesten ganztags betreut zu werden; nur 23 von 1000 Kleinkindern haben überhaupt einen Platz in einer Einrichtung; bei nur 74 von 1000 Plätzen für alle Kinder ist das Angebot ganztägig. Gleichzeitig zeigen sich auch im Südwesten die Auswirkungen des Geburtenrückgangs: Zwischen 1993 und 2002 sank die Zahl der Geburten von knapp 120 000 auf knapp 100 000 pro Jahr. Die Folge: Vielen Regelkindergärten und vielen Schulen fehlen die Kinder. Aber für Kinder, die jünger sind als drei Jahre, fehlen gleichzeitig Angebote für Ganztagsbetreuung.

ELTERN WERDEN BEFRAGT.Was können flexible Arbeitszeiten ausrichten? Was bringen sie den Beschäftigten an Zeitsouveränität? Das Projekt „Neue kommunale Zeitpraxis“ des Fachbereichs Gemeinden will diesen Fragen auf den Grund gehen. Wie auch die anderen dieser ver.di-Projekte werden die Städte und die Kindertagesstätten, die sich beteiligen, von der Frankfurter Arbeitszeit- und Beratungsfirma ISA Consult betreut. Das heißt. Die Mitarbeiter fungieren als Impulsgeber, als Moderatoren. Die neuen Arbeitszeiten selbst müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst entwickeln.

„Die Eltern werden befragt werden“, meint Beate Herzog von ISA-Consult. Damit sollen deren Wünsche herausgefunden werden. Gerade in den großen Städten sind die Öffnungszeiten der Kindertagesstätten in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet worden. Gleichzeitig ist es möglich, dass die Kinder nur vormittags oder nur nachmittags betreut werden, oder nur zwei Tage die Woche. In ländlichen Gebieten dagegen gelten oft noch sehr traditionelle Öffnungszeiten. Doch ohne eine Befragung der Eltern weiß niemand, ob es hier nicht so bleiben kann wie es ist, ob vielleicht in den Städten ganz andere Öffnungszeiten gebraucht würden.

NICHT ALLE WÜNSCHE SIND ZU ERFÜLLEN.Aber eines ist auch klar: Das Projekt hat nicht zum Ziel, Kindertagsstätten so lange wie möglich zu öffnen. Es gehe darum, Schwankungen in den Arbeitszeiten aufzuspüren, es wird der Frage nachgegangen, ob durch eine bessere Organisation den Interessen der Eltern wie der Beschäftigten entgegengekommen werden kann. Aber das ist nicht alles. „Wir werden auch Grenzen zeigen“, meint Herzog: „Denn alle Wünsche sind nicht zu erfüllen.“ Das bedeutet: Die Eltern müssen sehen, dass eine Ausweitung in der Betreuungszeit möglicherweise mit weniger Qualität in der Betreuung einhergeht, denn mehr Personal wird es nicht geben. Was pädagogisch sinnvoll und möglich ist, darüber werden auch die Erzieher und Erzieherinnen mitentscheiden. Ihre Meinung als ExpertInnen zu einzelnen Aspekten der altersgerechten Arbeit in Kindertageseinrichtungen ist hier besonders gefragt. Eltern und ErzieherInnen gemeinsam werden dies in die Erarbeitung entsprechender pädagogischer Konzepte einfließen lassen und umsetzen.

Quelle: Mitteilung der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di - FG Allg. Kommunalverwaltung - 13.09.04

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