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In einem seiner zahlreichen Bücher schrieb der große und unvergeßliche nationale Historiker Hellmut Diwald, unter dem Titel: "Im Fadenkreuz von Geschichte und Wissenschaft, Glaube und Vernunft", unter anderem:
"... Aus wissenschaftlichen Wahrheiten lassen sich keine Imperative des Glaubens ableiten. Und die Imperative des Glaubens haben sich nicht vor der Instanz der menschlichen Vernunft zu verantworten, heute so wenig wie im kommenden Jahrtausend. ... Wer heute versucht, Glaube und Vernunft gegeneinander abzuschwächen, muß zugestehen, daß der morderne Mensch so bemüht wie noch nie zu lernen versucht, seinem Leben einen Sinngehalt ohne den Glauben an Transzendenz, den Glauben an einen persönlichen Gott, zu geben, und daß er dabei keinen Schritt vorangekommen ist. ... Allerdings bricht sich auch ein unausrottbares Bedürfnis des Menschen Bahn: Er will mehr als >>vernünftige<< Erklärungen und sogenannte unumstößliche Tatsachen. Er besitzt einen unermeßlichen Hunger nach all dem, was in den Sammelbegriff der Werte gehört, deren Unentbehrlichkeit sich zwar ebenfalls mit der Vernunft erklären läßt, die aber nicht von der Vernunft leben oder auf ihr gründen. Dazu gehört etwa die fundamentale Bindung an einen anderen Menschen, an etwas Überpersönliches, gehört die ganze geistig-kulturelle Sphäre, gehört alles das, was jenseits der Elementarbetriebe von Essen, Schlafen und Fortpflanzung dem Menschen seinen Sonderstatus erschließt: der Überschuß an zweckfreien Ereignissen und der Teilhabe daran. (...)".