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confusia
Ehemaliges Mitglied


New PostErstellt: 26.09.06, 23:27     Betreff: Re: therapeutischer Lebenslauf

Soehnle 658401 digitale Küchenwaage ...
Hey Katzenmädchen,

die Frage nach dem Warum ist doch nicht gleich ein vernichtendes Urteil sondern eine Bitte, etwas besser verstehen zu können.
Ich persönlich finde den Thread gut, da er Betroffenen, die noch nicht in Therapie sind, und Angehörigen ein Bild vermitteln kann, wie Therapien ablaufen können. Vielleicht können so auch Ängste abgebaut werden, was da in der Therapie eigentlich läuft.

Erfahrungsberichte sind oft einfach hilfreich für andere, die gerade vor einer entsprechenden Entscheidung stehen.

Auch wenn Du mich nicht gefragt hast, Blauwal, hast Du jetzt meinen Senf dazu gekriegt.


Ich mache dann auch mal weiter...

ambulante Therapie

Ab Dezember 2002 Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie einmal pro Woche, seit Ende 2005 nur noch alle 6 - 8 Wochen einmal, da die weitere Kostenübernahme von dem Gutachter der Krankenkasse abgelehnt wurde.

Da ich das Glück hatte, auf Anhieb bei einem Therapeuten zu landen, mit dem ich sehr gut zurechtkomme, half mir diese Therapie ungemein. In Anbetracht der Tatsache, daß mein Therapeut nicht auf Trauma und Borderline spezialisiert ist und auch nicht den falschen Ehrgeiz besitzt, daran herumzudoktorn, arbeiten wir vor allem an den Themen Familie/Eltern, Gegenwartsprobleme, Zukunftsperspektiven, Beziehungen, mein Umgang mit mir selbst etc. Heftig genug, aber er hat es geschafft, mir wieder Selbstvertrauen einzuflößen und hat mir gezeigt, wie sehr ich mir selbst schade (nicht nur per SvV) und was ich dagegen setzen kann.
Schon allein die Tatsache, daß sich jemand tatsächlich 50 Minuten hinsetzt und allein für mich da ist, fand ich unglaublich befreiend, da ich sowas vorher nicht kennengelernt habe.
Insgesamt eine Therapie, die mich vor allem stützt und bestätigt, daß ich nicht "falsch" bin oder "falsch" empfinde, wenn es mir schlecht geht.


stationäre Therapie

2003: 13 Wochen Krankenhaus Ginsterhof
2004: 6 Wochen Krankenhaus Ginsterhof
2005: 9 Wochen Sinova-Klinik Zwiefalten
2006: 7 Wochen Sinova-Klinik Zwiefalten

Im Ginsterhof wurde ich ähnlich wie in der ambulanten Therapie sehr behutsam behandelt und erstmal stabilisiert. Die Kunsttherapie lernte ich lieben, weil ich es wunderbar fand, endlich mal nicht reden zu müssen und trotzdem mitzuteilen, wie es in mir aussieht.
Hier lernte ich auch die Gruppentherapie kennen, aus der ich mir viel herauszog - die Erfahrung, gar nicht so ungewöhnlich zu sein, daß andere ähnlich empfinden wie ich war unglaublich erleichternd.

Im zweiten Aufenthalt merkte ich jedoch schnell, daß ich mir in dieser Klinik alles geholt hatte, was sie mir geben konnten. Damals wußte ich nicht, was genau ich noch brauchte, aber ich fand es trotzdem in der Sinova-Klinik:
Traumatherapie im ersten dortigen Aufenthalt - EMDR, was heftig war, aber bei mir super anschlug.
Und Tritte in den Hintern (!) im zweiten Aufenthalt in Zwi.

Wie Blauwal oben geschrieben hat:
Ausschließliches Seelenstreicheln bringt einen nicht unbedingt weiter. Während der ersten Zeit in der Therapie brauchte ich es, um mich selbst annehmen zu lernen. Die Themen, die ich bearbeiten mußte, waren heftig genug, da mußte ich nicht noch getreten werden, sondern brauchte jemanden, der mich auffängt und mir das Gefühl gibt, für mich da zu sein.
Aber irgendwann war eigentlich fast alles aufgearbeitet, was mich aus meiner Vergangenheit belastete. Trotzdem kam ich nicht von der Therapie los, hatte mich total mit meinen Krankheiten identifiziert und den Weg ins Leben nicht wiedergefunden. Wahrscheinlich ein Problem, das häufig vorkommt, wenn man lange und intensiv Therapie gemacht hat.
Jedenfalls änderten meine Kliniktherapeutin und mein Bezugspfleger in meinem letzten Klinikaufenthalt ihre Taktik: Kein mitfühlendes "KeinwunderdaßesIhnenschlechtgeht" mehr, sondern Kontakteinschränkung zum Pflegedienst, maximal zwei halbstündige Pflegegespräche pro Woche, auch keine Notfallgespräche wenn es mir schlecht geht - ich sollte lernen, wieder allein klarzukommen.
Es hat ungefähr zwei Wochen lang gedauert, bis ich das verstand - zwei Wochen mit vielen Tränen, mich unverstanden fühlen, heftige Auseinandersetzungen mit der Therapeutin, in Gedanken die Taschen packen, Bezugspfleger anfauchen, beleidigt sein...
Dann hat es "klick" gemacht - und ich stehe seitdem auf eigenen Beinen...

Die Therapie hat mich wieder lebensfähig gemacht, sowohl die ambulante als auch die stationäre in beiden Kliniken.
Es kam alles zur richtigen Zeit, ich fand immer die Menschen, die mir gerade weiterhelfen konnten - kaum zu glauben eigentlich.

Natürlich gab es Höhen und Tiefen, oft habe ich an allem gezweifelt.
Aber es hat sich ausgezahlt, durchzuhalten, denn nun stehe ich am Ende meiner Therapie - ich werde wohl noch drei oder vier Therapiestunden bis Februar/März haben und sie dann beenden.
Und in den letzten vier Jahren bin ich ein völlig anderer Mensch geworden... wovor ich früher Angst hatte und was sich jetzt einfach gut anfühlt.



Alex



~~~ Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze. ~~~
Oscar Wilde
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