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Medikamente/Psychiater

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firefly
Moderator

Beiträge: 1070



New PostErstellt: 17.03.11, 13:01  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

Liebe Luna,
du hast uns nicht zugemüllt

Die Reaktion/Aktion deines Arztes finde ich recht heftig. Er kann doch nicht einfach gegen deinen Willen deinen Therapeuten anrufen?! Du bist ja nicht der erste und einzige Mensch, der sich sv und Suizidgedanken hat und diese auch äußert (was ja noch viel besser ist, als es nicht zu äußern), da erwarte ich mir von dem Arzt eigentlich einen kompetenteren Umgang mit der Situation! Vor allem sollte doch ein Vertrauensverhältnis da sein, in dem man dann auch solche Gedanken äußern können sollte. Wenn dann jedesmal über den Kopf hinweg etwas gemacht wird, dann wird das nicht unbedingt für das Vertrauen und deine Offenheit förderlich sein.

Ich hätte mir für dich gewünscht, dass der Arzt es ernst nimmt, dich fragt, wie es dir jetzt geht, was du brauchst und wie du mit der Situation, wenn sie wieder auftreten sollte, gut umgehen kannst. Er kann auch ruhig fragen, ob du in der Therapie darüber sprichst und dich dazu anregen, es das nächste Mal zu thematisieren. Aber gleich selbst anzurufen, ohne es mit dir abzusprechen und es dem Therapeuten quasi brühwarm zu erzählen, geht ja mal gar nicht.

Ich finde es gut, wenn du dem Therapeuten eine Mail schreibst. Aber denke daran, dass du dich nicht entschuldigen musst. Du hast nichts falsch gemacht. Erkläre ihm einfach, wie es abgelaufen ist und dass es über deinen Kopf hinweg passiert ist. Stelle ihm auch die Fragen, die dich noch beschäftigen.

Ich wünsche dir, dass du das am Mo dann gut auch noch persönlich mit ihm besprechen wirst können. Mach dir bis dorthin nicht allzu viele Sorgen (oder am besten gar keine ).

Alles Liebe dir,
firefly



Es tut noch weh, wieder neuen Platz zu schaffen,
mit gutem Gefühl etwas Neues zu zulassen
(Unheilig)


[editiert: 17.03.11, 13:03 von firefly]
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luna-child
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Beiträge: 575
Ort: Hessen (Rhein-Main-Gebiet)



New PostErstellt: 18.03.11, 18:28  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

Hallo ihr Lieben,

ich bin nun komplett verwirrt und weiß nicht, was ich denken bzw. machen soll...

Erstens aber etwas Positives: Ich habe meinem Therapeuten gestern eine Mail geschrieben, dass mir die Geschichte leid tue und er hat mir gestern auch schon geantwortet und gesagt, dass er deshalb nicht sauer auf mich ist (was ja meine Befürchtung war). Das tat echt gut zu lesen. Danke Firefly für deine Meinung zu diesem Problem.


Nun aber zu der Entwicklung, die mich wieder an allem Zweifeln lässt und mich verwirrt hat (könnte triggern ):


Also, ich war gestern bei meinem Hausarzt gewesen, wegen dem Formular für die Therapie und irgendwie ging es mir danach echt mies, irgendwie fühlte ich mich bei ihm unwohl und nicht richtig verstanden. Dementsprechend habe ich am Anfang auch immer nur etwas gesagt, als ich gefragt wurde (bei so manchen Fragen viel mir auf, dass er mich wirklich gar nicht (mehr) kannte. Ich bin wirklich viel zu selten körperlich krank...). Naja, dann als er sagte, dass es jetzt ok sei und er das Formular dann fertig mache, dachte ich dann, dass ich doch jetzt noch mal meine Selbstmordgedanken erwähnen sollte (so als letzter Punkt, dass die Therapie genehmigt wird) und da es grad so gepasst hat, noch das was während der Woche über passiert ist und was ich eigentlich mit den Betriebsärzten beschlossen habe (also Klinik). Und danach ging das Gespräch dann wirklich in eine schlechte Richtung, da er mir zum einen "einreden" wollte, dass ich keinerlei Gründe für solche Gedanken hätte, da es mir ja gut gehn würde, ich hätte keinerlei körperlichen Beschwerden oder so, mein geringes Selbstbewusstsein wäre bei der Erziehung, die ich genossen habe eigentlich normal. Alle meine Verhaltensweisen/Gedanken wären normal, jeder hätte so reagiert, aber es hätte nichts mit mir zu tun gehabt. Er hat dann sogar auch noch gesagt, dass ich mich nur wegen der Aufmerksamkeit sv würde und diese Gedanken hege (was irgendwie auch eine unbewusste Befürchtung von mir ist...). Naja, auf alle Fälle meinte er dann, dass er die Klinik für mich nicht als eine gute Option hält, da ich zum einen auch schon so viel geschafft habe und nun schaun muss, wie ich weiterhin selbstständig klar kommen werde und da ich noch nie einen richtigen Selbstmordversuch gehabt hatte und er es mir auch nicht zutraun würde... Er hätte der Klinik nur zugestimmt, wenn ich gesagt hätte, dass ich gestern 2 Versuche gehabt hätte... Und das Schlimmste bei diesem Teil des Gespräches war dann noch, dass er mir keine Gelegenheit gab noch etwas zu sagen, ich konnte mich nie "verteidigen", ich konnte seinen Redeschwall nie unterbrechen....

Jetzt bin ich sowas von verwirrt. Was soll ich bloß machen? Der eine Arzt (Psychiater) will mich bereits nach einem 5 Minuten Gespräch am liebsten einweisen (obwohl ich eigentlich nichts Großes über mich gesagt habe), andere Ärzte (Betriebsärzte) zeigen mir die Möglichkeit Klinik auf und würden es auch am liebsten sehen, wenn ich mich dafür entscheiden würde & mein Hausarzt weigert sich auf meinen Wunsch einzugehn und mir zuzuhören, geschweige denn mir eine Überweisung auszuhändigen (oder ist für meinem Hausarzt Klinik nur gleich Krisenintervention?)...

Was soll ich bloß tun? Vielleicht hat mein Hausarzt ja wirklich recht, dass es schwachsinnig sei, da es mir ja gut gehe und ich mich ja nur aus "minderen" Gründen verletzte bzw. "schädliche Gedanken" hege (also nur wegen der Aufmerksamkeit). Irgendwie ist das ja auch Dinge, die ich selbst denke... aber was ist mit meinen Betriebsärzten? Immerhin sahen sie meine Wunden und füllten sich zunehmend überforderter... und meine eine Freundin hat mir auch zur Klinik bzw. Kur geraten.
Aber jetzt geht es mir ja irgendwie doch wieder gut, die 3 Tage krankgeschrieben taten mir echt gut. Ich hab zwar Druck, wenn ich nicht aufpasse, was ich denke, aber es geht wieder.
Hättet ihr irgendwelche Ratschläge? Vorallem wie soll ich es den Betriebsärzten beibringen, wenn ich jetzt doch wieder nein zur Klinik sagen würde? Ich hab voll das schlechte Gewissen, da ich sie so "aufgescheucht" habe, sie schon viel unternommen haben und sie sich Sorgen machen...

Verwirrte Grüße
luna
und sorry fürs tägliche Dauernerven



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[editiert: 18.03.11, 21:41 von luna-child]
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fleur_bleue
Mitglied

Beiträge: 1627



New PostErstellt: 18.03.11, 18:38  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

Liebe Luna,

a) du nervst nicht! Dafür ist das Forum hier doch da und ich finde es gut, daß du so offen mit uns darüber sprichst!

b) Zum eigentlichen Punkt: Dein Hausarzt hat möglicherweise gewisse Dinge nicht verstanden - hat er jemals Wundversorgung bei dir gemacht? Denn nach dem, was du so andeutest, ist das schon durchaus heftig... Möglicherweise versteht er unter Klinik klassische Psychiatrie und will dich da nicht sehen, das wäre eine Möglichkeit. Oder aber er ist da generell skeptisch. Ich weiß es nicht und ich habe ja auch keine Kristallkugel.

Meiner Meinung nach ist am wichtigsten, was DU denkst. Wenn du meinst, ein Klinikaufenthalt (psychosomatische Reha oder ähnliches) würde dir gut tun, solltest du dir das von dem einen Arzt nicht ausreden lassen. Das versuchen die tendenziell wohl häufiger, denn ich habe das auch schon erlebt. Solltest du für dich die Entscheidung beibehalten, in eine Klinik zu gehen, dann solltest du das hinterher mit denen klären, die dich dabei unterstützen können - und dich nicht von diesem blöden Heini von Hausarzt verunsichern lassen.

(Nur so meine ganz private Meinung zu Klinik oder nicht: Wenn dir das so von mehreren Seiten angetragen wird und in Anbetracht dessen, was du hier so schreibst, kann ich mir durchaus vorstellen, daß das ganz sinnvoll sein könnte.)

Liebe Grüße und fühl dich mal umarmt, wenn du magst,

Fleur



"Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten."
(Hl. Katharina von Siena)
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Fragile
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Beiträge: 1296



New PostErstellt: 18.03.11, 19:01  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

Liebe Luna,

ich bin gerade sehr wütend, wenn ich lese, wie inkompetent dein Hausarzt eine ernstzunehmende Erkrankung abtut. Ehrlich, richtig wütend macht mich das! Aber so leid es mir tut, das sagen zu müssen: ich fürchte von den meisten (nicht allen!!!) Hausärzten kann man tatsächlich nichts anderes erwarten (was ich wirklich sehr bedenklich finde). Die meisten sind einfach zu wenig fachkundig, was das Gebiet „psychische Erkrankungen“ angeht. Aus dem Grund würde ich mal ganz dezent dazu raten, solche Entscheidungen mit einem Facharzt bzw. Therapeuten (und was deren Ansicht zu deiner Situation ist, weißt du ja…) abzusprechen oder gegebenenfalls zu einem kompetenteren Hausarzt zu wechseln…
Darüber hinaus finde ich es grob fahrlässig, einer Person mit Suizidgedanken zu erzählen, dass diese erst ernst zu nehmen seien, wenn bereits Suizidversuche gab... Ich hoffe, du weißt, dass das völliger Quatsch ist!
Und auch was das Thema „Aufmerksamkeit“ angeht, kann ich diese Abwertungen echt nicht mehr hören: und wenn wir es nur der Aufmerksamkeit wegen tun, dann zeugt das ja wohl schon allein von einer großen inneren Not und vielen Entbehrungen in der Entwicklung des Individuums und ist damit absolut ernst zu nehmen! Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und auch das Recht diese zu bekommen. Auch psychisch "gesunde" Menschen streben danach, Aufmerksamkeit zu erhalten. Nur haben sie gelernt, diese anders zu erhalten. Wir tun es auf unsere, natürlich absolut schädliche Weise. Aber ist SVV deshalb herunter zu spielen? Natürlich nicht, denn es zeigt, dass wir nie gelernt haben, wie man auf gesundem Wege zu Aufmerksamkeit gelangt, was weder unsere Schuld ist, noch das SVV weniger dramatisch macht.
Was ich damit sagen will: So, wie du deine Lage beschreibst, scheint es dir nicht gut zu gehen. Auch Fachleute haben deine Not erkannt und das Wichtigste: du willst etwas an deiner Situation ändern. Und verdammt noch mal, du bist es wert, dass du Hilfe erhältst.
Lass dich von solch inkompetenten Einschätzungen nicht verunsichern. Und lass dir erst recht nicht einreden, dass dein Problem zu klein sei, um es ernst zu nehmen oder das du gewisse Dinge aus diesen und jenen Gründen tun würdest und dir damit die Berechtigung auf Hilfe abgesprochen würde.

Luna, du bist wertvoll und hast es verdient, dass es dir mit Hilfe (eines Klinikaufenthaltes) besser gehen darf!!!

Lass dich mal drücken.

Liebe Grüße,
Fragile




Die Naturgewalt des Lachens ist das allergrößte Wunder.

(aus: Aufbruch)
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RonjaRäubertochter
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Beiträge: 1492
Ort: Ulm



New PostErstellt: 18.03.11, 20:51  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

Hey Luna,

ich versuche mal noch meine Gedanken dazu zu formulieren.

Ich denke, Du musst dich nicht von deinem Hausarzt verunsichern lassen. Ich möchte ihm eigentlich nicht Inkompetenz, oder bewusste Unsensibilität dir gegenüber unterstellen - Fakt ist, dass er kein Experte in Sachen Psyche ist und weiter, dass er dich nur in den seltenen Momenten "kennengelernt hat", in denen Du aufgrund körperlicher Beschwerden von ihm behandelt wurdest. Er hat seine Einschätzung geäußert mit den spärlichen Informationen, die er von dir hat (und die Du ihm gegeben hast). Das mag aus seiner Perspektive stimmig sein.

Du allein kannst am ehesten beurteilen, was Du brauchst, Luna! Ob Du Hilfe brauchst und wie diese Hilfe sein muss, damit sie dir auch wirklich nützt.

Wenn ich mich äußern darf, dann wage ich mich behutsam mit dem Gedanken vor, dass dir eine intensive Hilfe, wie sie in der Klinik gewährleistet werden kann, und auch evtl. eine intensive Arbeit an dem, was dich momentan im Leben so beeinflusst, gut tun könnte.
So wie ich das mitbekomme, ist SvV derzeit ein sehr einnehmender Teil deines Lebens und schon alleine, dass Du Suizid in Betracht ziehst, zeigt, dass Du Hilfe nötig hast. Lass es nicht erst auf einen Versuch ankommen, nur damit Du für irgendjemanden "glaubwürdiger" erscheinst, der es nicht besser weiß!

Und zum Thema Aufmerksamkeit: was ist an diesem Wunsch falsch?
Ich kann es nicht verstehen, dass wir das immer so weit und entrüstet von uns schieben und uns dafür schämen (ich schließe mich da in gewissem Maße mit ein)!
Ich habe vor einigen Jahren verstanden, dass der Wunsch wahrgenommen zu werden (also Aufmerksamkeit) mit ein Grund ist, warum ich selbstverletzendes Verhalten zeige. Das ist nicht der richtige (gesunde) Weg. Aber ich habe den richtigen Weg nicht gelernt - die Gründe seien mal dahingestellt. Ich habe nicht gelernt, auf gesunde Weise auf mich aufmerksam zu machen, sei es dadurch, jemanden anzustupsen und zu reden, oder mal auf den Tisch zu hauen und die Gefühle rauszulassen.
Aber wir haben die Chance, mit Hilfe, Versäumtes nachzuholen! Ich habe auch Angst davor und jede Übung in der Therapie verlangt mir unendlich viel Überwindung ab und es hat ja auch "nur" 7 Jahre gedauert, bis ich konsequent war im Hilfe holen und Hilfe akzeptieren...

Du hast die Wahl, Luna!

Liebe Grüße
Räubertochter



"Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein."
(Simone de Beauvoir)

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ypsilon
Mitglied

Beiträge: 694


New PostErstellt: 18.03.11, 23:21  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

Liebe luna,
dein Hausarzt ist nicht der richtige, um dich derart unsicher zu machen. Viele Hausärzte sehen psychische Probleme nicht als ihr Arbeitsfeld an - womit sie ja auch irgendwie recht haben. Das rechtfertig noch lange nicht, dass dein Arzt so unsensibel reagiert hat und deinen Problemen ihre Schwere absprechen wollte. Aber vielleicht erklärt es das ein bisschen - er hat eben keine oder nur sehr begrenzte Ahnung.

Was die Aufmerksamkeit angeht, kann ich mich Ronja nur anschließen - im Prinzip ist der Wunsch nach Aufmerksamkeit etwas total normales und menschliches. Jeder braucht Aufmerksamkeit und jeder darf die auch einfordern. Wenn man aber keinen anderen Weg sieht, als mit SvV auf sehr "ungesunde" Art und Weise Aufmerksamkeit einzufordern, dann ist schon irgendwas nicht richtig. Was genau dahinter steckt und was es vielleicht noch für andere Wege gibt - das muss und kann man lernen... - aber eben häufig nur mit Hilfe.
Also selbst wenn die Suche nach Aufmerksamkeit bei dir ein Grund wäre, hieße das noch lange nicht, dass das kein ernstzunehmender Grund wäre.

Luna, DU bist es wert, die Hilfe zu bekommen, die du im Moment brauchst.

Liebe Grüße!
Y



Wünsch mir die Welt, in der die Völker sagen:
Wir haben endlich den Krieg verloren
und können ihn nicht wiederfinden.
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firefly
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Beiträge: 1070



New PostErstellt: 21.03.11, 10:50  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

Ärzte ich möchte es eigentlich gar nicht mehr weiter kommentieren, zum einen, weil meine "Vorschreiberinnen" schon viel dazu geschrieben haben, was auch meiner Meinung entspricht und zum anderen, weil ich mich dann wohl wieder ziemlich aufregen würde...

Ich möchte dir aber etwas anderes mitgeben, liebe Luna. Ich habe irgendwie so ein Bild im Kopf mit dir auf einem Floss. Und dieses Floss treibt einen Fluss entlang - manchmal ist er sehr stürmisch und der Wellengang sehr hoch, so dass du dich gerade noch irgendwie festhalten kannst. Du versuchst nicht loszulassen, irgendwie durchzuhalten und wirst von einer Welle mal dorthin gestoßen und von der anderen Welle wieder ganz wo anders hin. Dann wird der Fluss wieder mal ruhiger, die Stromschnellen nehmen ab und das Wasser wird ruhiger. Du treibst langsamer dahin, kannst dich leichter festhalten, vielleicht sogar etwas erholen und Kraft schöpfen. Du wähnst dich vielleicht sogar ein bisschen in Sicherheit. Aber dann kommt nach der nächsten Kurve die nächste Stromschnelle, das Wasser wird wieder aufbrausender und du wirst auf deinem Floss kräftig herum gewirbelt...

Der Fluss und das Wasser bestimmen deinen Weg, wie es dir geht und wie gut du zurecht kommst. Aber es liegt nicht am Fluss, sondern an dir, die Kontrolle zu übernehmen. Du kannst bestimmen, ob du das Floss nimmst oder nicht lieber ein Boot. Du kannst bestimmen, welchen Weg du nimmst, ob du eine Abzweigung nimmst oder dem Hauptstrom folgst. Du kannst dich sogar dafür entscheiden, ans Ufer zu fahren, anzulegen und an Land zu gehen. Du könntest dann dem Fluss entlang spazieren oder sogar dich vom Fluss entfernen und einem kleinen schmalen Pfad in den Wald folgen oder einer breiteren Straße hin zum nächsten Dorf...

Was ich dir mit meinem Bild sagen will, Luna, ist, dass ich das Gefühl habe, dass du sehr von deinen Gefühlen, Gedanken und anderen Menschen hin und her gewirbelt wirst und dass es vielleicht an der Zeit ist, langsam das Steuer zu übernehmen und dich für ein ruhigeres Wasser oder ganz andere Wege zu entscheiden. Sonst wirst du weiterhin hin und her gewirbelt - denkst einmal darüber nach, dich einfach vom Wasser davon spülen zu lassen und aufzugeben oder denkst, wenn das Wasser wieder einmal ruhiger ist, dass es nun von alleine besser wird und keine Stromschnelle mehr kommen wird, solange bis dich das nächste wilde stürmische Wasser wieder überrascht...

Ich glaube, es ist an der Zeit eine Entscheidung zu treffen. Du kannst natürlich andere um Rat fragen - ob denn eine Abzweigung des Flusses ruhiger ist und dir einmal Erholung und Auszeit ermöglicht, ob du dir nicht vielleicht einen guten Steuermann zur Hilfe auf dein Boot holen solltest oder ob du nicht vielleicht sogar anlegen solltest und dir einmal in dem kleinen Häuschen am Ufer Ruhe und Zuspruch holen solltest. Die Entscheidung musst letztendlich du treffen, aber du hast viele Möglichkeiten und es liegt in deinen Händen...

Alles Liebe,
firefly



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[editiert: 21.03.11, 10:54 von firefly]
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Jule*
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Beiträge: 383
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New PostErstellt: 21.03.11, 11:18  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

@ firefly - Ich glaub besser kann man es gar nicht ausdrücken
    Zitat: firefly
    Du kannst bestimmen, ob du das Floss nimmst oder nicht lieber ein Boot. Du kannst bestimmen, welchen Weg du nimmst, ob du eine Abzweigung nimmst oder dem Hauptstrom folgst.
Ich finde du hast das wunderbar geschrieben und beschrieben. Ich glaub diese Geschicht trifft nicht nur auf Luna zu.
Wenn wir uns diese Worte doch nur mal zu Herzen nehmen würden, könnte der ein und andere sicher mit mehr Kraft und Mut ein Schritt zurück ins Leben gehen.

Danke für diese schöne Gedankenreise
Gruß Jule


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Wenn du keinen Wind mehr spürst,
hat der letzte Engel
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luna-child
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Beiträge: 575
Ort: Hessen (Rhein-Main-Gebiet)



New PostErstellt: 21.03.11, 20:37  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

Vielen Dank euch allen, für eure netten Antworten. Ihr seid echt sowas von superlieb, danke Und firefly, deine Gedankenreise/Metaphern sind wirklich sehr passend. Ein echt tolles Bild.

Der Teil, der jetzt kommt, könnte triggern!
Ich weiß jetzt aber echt nicht, was ich machen soll. Ich bin so k.o. von dem, was mein Therapeut gesagt hat. Er hat leider etwas ausgesprochen, was ich irgendwie schon die ganze Zeit leicht befürchtet hatte, nämlich, dass es wahrscheinlich ist, dass bei mir eine Borderline-Störung vorliegt (alle meine Argumente dagegen konnte er irgendwie wegargumentieren ). Zudem hat er mir auch zu einer stationären Therapie geraten, da ich unter anderem den Anti-Suizid-Vertrag nicht unterschreiben konnte Ich bin so doof. Er scheint mir nun wirklich sehr professionell und sympathisch und ich schaff es einfach nicht so einen "Wisch" zu unterschreiben. Problem ist nämlich, dass er mich so nicht behandeln will. Erst der Vertrag, dann weitere Termine Ich versteh ihn dabei aber irgendwie sehr gut.


Was soll ich bloß tun?
Ich würde mein Floß wirklich nur zu gerne Richtung Ufer steuern und mich kurz am Uferrand niederlassen und pausieren, aber dafür müsste ich ja aktiv gegenlenken und mich nicht nur treiben lassen. Das Teiben lassen, ist zwar nicht schön, aber ich kann es aushalten. Das dagegenlenken würde Arbeit bedeuten und vorallen Dingen, müsste ich mir endlich eingestehn, dass ich Hilfe brauche. Ich glaube, dies ist der schwierigste Teil. Klar, will ich nicht immer mies drauf sein und daran gerne etwas ändern, aber in Guten Zeiten zweifle ich so stark an dem Sinn der Hilfe.
Wie gut sind den die Chancen Borderline ohne einen Klinikaufenhalt in den Griff zu bekommen? Ist es wirklich zwingend notwendig? Aber was soll ich gegen den kleinen Teil in mir tun, der sich (aus welchen Gründen auch immer) nach der Klinik sehnt.
Hilfe, wieso ist alles so kompliziert

Liebe Grüße
luna

PS: Der Betriebsarzt und der Therapeut meinten zu dem Satz meines Hausarztes auch, dass es sein kann, dass er Klinik mit Akutklinik verwechselt hat bzw. es gleichgesetz hat. An sich scheint mein Arzt doch sehr informiert zu sein, da er bei dem Diagnosebericht alles sehr treffend formuliert hat und als Diagnoseverdacht auch eine Persönlichkeitsstörung angegeben hat. Also habe ich schon wieder einen Menschen zu Unrecht verurteilt.



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ypsilon
Mitglied

Beiträge: 694


New PostErstellt: 21.03.11, 21:45  Betreff: Re: Medikamente/Psychiater  drucken  weiterempfehlen

Liebe luna,
hier kommt erstmal eine ganz liebe Umarmung, wenn du magst.

Zu Borderline selbst kann ich wenig sagen - kenne mich viel zu wenig aus. Und trotzdem - der kleine Teil in dir, der sich nach Hilfe sehnt, ist wahrscheinlich im Moment der vernünftigste. Selbst wenn sich während genauerer Untersuchungen herausstellen sollte, dass du keine Borderlinediagnose gestellt bekommst, ist dein Zustand im Moment so... - so hilflos, traurig... und ernst zu nehmen, dass dir das wirklich gut tun würde. Dahintreiben ist vielleicht im Moment scheinbar das einfachster, aber auf Dauer wahrscheinlich auch das Schädlichste. Es kann sich etwas ändern - aber alleine wird das schwer. Um ans Ufer zu kommen, musst du arbeiten, keine Frage, aber du kannst ganz, ganz viel Hilfe dabei bekommen - jemand, der mit dir zusammen nach einem guten Anlegeplatz Ausschau hält, jemand, der dir ab und zu eine entspannende Massage zukommen lässt, wenn du vom Lenken erschöpft bist, jemand, der mit dir zusammen das Ruder hält, jemand, der dir vom Ufer aus zuwinkt und dir die Hand reicht, damit du heile ankommst...
Diese Menschen gibt es und sie helfen dir gerne und mit der Hilfe wirst du es auch schaffen, ans Ufer zu kommen und dann weiterzusehen. Da bin ich mir ganz sicher.

Liebe luna, ich denke fest an dich.
Y



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[editiert: 21.03.11, 21:46 von ypsilon]
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