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manzana

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Beiträge: 3857


New PostErstellt: 07.07.11, 01:07     Betreff: Re: Freizeitverhalten an einem Weekend in der Provinz / Las Galeras

Teil 5

Wir haben bisher erfahren, das speziell die Gegend um Las Galeras mit der Baya und der Playa von Rincon eine tolle Gegend für den internationalen und individuellen Gast ist und ganz Samaná mittlerweile auch zu einem binnentouristischen Magneten avanciert ist. Das hat sehr lange gebraucht, bis es soweit war und ist. Das Erfolgsrezept basiert bei den Verantwortlichen hoffentlich auf touristischem Weitblick und auf modernem Straßenbau. Ein leichter Unterton ist sicherlich dabei heraus zu hören und den könnte man so umschreiben – Ich traue dem Frieden nicht so ganz! Aber eigentlich spielt das ja gar keine Rolle, denn wer bin ich oder anders gesagt, was maßt sich der Kerl da an! Wenn ich diesen Beitrag in sauberem spanisch an Hoy (Dominikanische Tageszeitung) senden würde, und die würden ihn bringen, dann wären das sicherlich die Leserreaktionen. Denn Kritik ist eigentlich nicht sonderlich gefragt. Eher Selbstbeweihräucherung! Man rühmt ja jetzt die endlich der komplett renovierten Strassen als touristischen Meilenstein in den höchsten Tönen – endlich renovierte Strasse….? Seht ihr, er tut es schon wieder! Ja, denn diese endlich renovierte Strasse war jahrelang der Hemmschuh für eine positive touristische Entwicklung in der Gegend.

Ich möchte in diesem Zusammenhang nur die heutige Strasse von El Cruce bis nach Rincon erwähnen. Das war vor nicht allzu langer Zeit mal eine einigermaßen befahrbare Strasse. Heute ist sie eine reine Schande. Es ist heute die mit Abstand schlimmste Piste von ganz Samana. Funktionierender Straßenbau ist sicherlich sehr schön! Fulminante Einweihungspartys der neuen Strecke mit oder ohne Präsident sind es auch. Da kann man gleich neue Geschäfte einfädeln. Und was ist mit dem Strassen - Unterhalt? Ist das ein Fremdwort? Der Begriff steht wohl auf einem anderen Blatt, oder gibt es dafür gar kein Blatt? Ist es eigentlich billiger, alle 20 Jahre praktisch eine komplett neue Strasse zu bauen oder wie in diesem Fall komplett zu sanieren und die alte Strasse vorher solange platt zu fahren, bis es gar nicht mehr geht. Oder wäre es eher sinnvoll, eine lokale Firma damit zu beauftragen, gewisse Streckenabschnitte anhand eines sauberen Servicevertrages auf Dauer in Schuss zu halten? Aber das ist ein anderes Thema…

Im Moment ist die neue (alte) Strasse ein Hit! Punkt – und genau das hat sich überall rumgesprochen und sorgt jetzt für viele Weekendgäste aus den Ballungsgebieten und das wiederum sorgt für neue Probleme. Typisch Dominikanische Probleme sind das, behaupte ich mal frech. Wo gehobelt wird, da fallen eben Späne und uns europäischen Menschen wird seit mehr als 2 Jahrzehnten von oben massiv eingebläut, keinen Müll in die Landschaft zu werfen. Sprich – das tut man einfach nicht und das hat sich bei uns wirklich verinnerlicht! Punkt… Dominikaner wissen das in dieser Art noch nicht, also werfen sie ihren mitgebrachten Müll einfach in die Landschaft. Sie sagen höchstens, es gibt ja anscheinend eine lokale Putzkolonne am Werk und die macht das dann schon wieder sauber… das Thema Müll am Traumstrand für sie somit vom Tisch!

Nein, das kann es eben nicht sein und mir als gut dressiertem Europäer will es einfach nicht in den Kopf gehen, wie es einem (Dominikaner) nicht selber peinlich sein kann, seinen Strandrastplatz bereits nach wenigen Stunden wie eine vorgelagerte Müllkippe zu hinterlassen. Sorry – ich verstehe es einfach nicht! Im Beispiel meines imaginären Pedros habe ich dem guten Mann zumindest einen Hauch von Umweltbewusstsein implementiert. Aber so sind sie nicht und wenn, dann bis jetzt sehr rar gesät! Nochmals Punkt!

In dieser Reality - Story wollen Pedro und seine einheimischen Kumpels also am Abend nach Las Galeras ziehen, um dort auf den Putz zu hauen. Eines ist klar – man wird sie sicherlich nicht beim schicken Franzosen mit seinem europäischen – karibischen Ambiente antreffen. Schicke Bar, direkt an bester Lage, sogenannt edles Design und loungige Atmosphäre. Feine Drinks und gestylte Menschen und ein ewig lächelnder Wirt der seine Gäste mit Kennerblick empfängt, taxiert und gut umsorgen lässt. Nicht zu laute Musik – karibisch – europäisch - gallophil, lässig gedämpftes Licht und lauter nette Menschen im Service, die einem fast jeden Wunsch von den Augen ablesen. Zum Teil schöne, dunkelhäutige Frauen an der Seite von meist gut gekleideten, mittelalterlichen bis älteren, hellhäutigen Herren, denen man ansieht, dass sie genau wissen was sie wollen. Also eigentlich völlig normal und man ist dort ungestört unter sich! Die Preise halten sich für normale europäische Touristen und Amerikaner stimmungsbedingt im Rahmen und für normale Dominikaner sind sie schlicht unbezahlbar. Es gibt durchaus auch wohlhabende Dominikaner in diesen Bars und Kneipen, wovon die hier genannte nur die Spitze vom Eisberg vor Ort oder allerorts im touristischen Samana darstellt. Der derzeitige Lokalmatador gibt den Takt an und die anderen ziehen geflissentlich nach, zumindest was die Preise anbelangt. Hier erkennt man klar die fidele Zweiklassengesellschaft. Der Mann hat schließlich investiert!

Pedro und seine Kumpels sitzen derweil ein paarhundert Meter weiter oben im Dorf vor dem Colmado (Tante Emma Laden) auf den obligatirischen Presidente – Plastikstühlen und gönnen sich bereits die dritte Flasche Brugal Blanco pur oder mit Orangensaft aus dem 2 Litertetra. Unter dem niedrigen, grünen Presidente – Plastiktisch stehen ungefähr 8 leere Presidente Light Jumbos (X- Large Bieflaschen). Sie sind nicht alleine. Rund um sie herum sitzen sicherlich 50 weitere Dominikaner und Dominikanerinnen und ein paar mithaltende Gringos. Rund um sie stehen bis auf die halbe Durchgangstrasse hinaus fast ebenso viele Zweiräder, wild durcheinander geparkt. Aus überdimensionalen Boxen, die zum Glück an der Wand stehen, plärren einem die angesagten Bachatas, Merengues oder wummernder Reggaeton in einer Lautstärke entgegen, das die geliebten Einweg - Plastikbecher von alleine auf den Tischen tanzen. Beleuchtet wird dieses Szenario von stark blendenden Sparlampen. Hier und da bewegt sich aufreizend spontan ein knackiger Hintern im Takt und der etwas beleibte Ladenbesitzer sitzt zufrieden im Geschäft neben dem Eingang hinter der Ladenkasse. Er hat das bunte Treiben gut im Blick und betätigt eifrig den MP3 Player und die klingende Ladenkasse. Hier bezahlt man den ganz normalen Ladenpreis für alles und hier findet am Vorabend das pulsierende Nachtleben statt. Das ist wie gesagt der Vorabend und der geht bis spätestens um 22 Uhr. Dann verteilt sich die ganze Meute in anderen umliegenden Etablissements im Oberdorf, die eigentlich fast alle mehr oder weniger identisch mit dem Colmado sind. Nur hier ist die Musik noch lauter und hier blinken zusätzlich noch Spiegelkugeln und andere vorsteinzeitliche Discoeffekte um die Wette und es umschwärmen einem aufgedonnerte Grazien wie die Motten das Licht. Nett denkt man zuerst und nett sind sie auch. Wenn man aber genauer hinsieht, sind sie alle etwas zu nett, zu billig overdressed und zu stark geschminkt. Sie glucksen um die Wette und sind alle für mehr oder weniger viele Pesos zu haben. Der Preis ist jedoch weder heiß und das Bier ist immer noch recht günstig und kalt. Hier gibt man sich ab jetzt bis zur vorgerückten Stunde die Kante und was danach passiert, das wissen die Götter. Es ist klar, das hier der Motor vor allem die vielen Frauen sind. Nur sind das nicht die eigenen Frauen, sondern die meisten von ihnen kommen wie unser Pedro aus der Hauptstadt. Da sie dort keine Arbeit finden, haben sie sich auf das Hinterland spezialisiert. Nach wenigen Wochen ziehen sie weiter und andere Mädels umschwirren die Gäste auf´s Neue. .

Ich erinnere mich vage an meine Jugend und da gab es auch Tanzschuppen und Discos. wir probten damals auch unsere ersten Gehversuche und mussten uns dabei ganz schön ins Zeug legen, um irgendwie zu landen. Dieses Problem haben Pedro und seine Freunde sicherlich nicht. Hier heißt es nicht wer kann, der darf! – hier lautet die Maxime „wer zahlt - der kann!“ Das ganz normale Nachtleben mit Animation auf dem Campo.

Wer das braucht, wohl bekomm´s… Und irgendwie sagt mir persönlich Disco schon eine ganze Weile nichts mehr. Wenn ich mich mit netten Leuten ungezwungen hinsetzen will, um einen schönen Abend zu verleben, weiß ich eigentlich nicht wohin gehen! Und multikulti findet nicht statt, wenn´s ums Geld geht. Wenn einer meint, das sei eine Marktlücke, dann mag das zum Beispiel in Las Terrenas funktionieren. Hier aber wird es wohl noch eine Weile dauern, bis genug Leute vor Ort leben, die solch ein normales, weltoffenes und bezahlbares Lokal zu schätzen wissen und am Leben erhalten können. Und es geht eigentlich nur, wenn man keine überrissene Miete bezahlen muss, den Draht zu den Menschen und das gewisse Flair hat und viel Power und genug Rücklagen für die Nebensaison besitzt. Die meist astronomischen Mietvorstellungen sind nur ein Teil der Rechnung, denn die angesagten Nebenkosten sind für alle gleich. Dazu kommen Dinge wie Neid, z.T. extremes Konkurrenzdenken und praktisch abgesprochene Preise. Grosse und kleine Bauchlandungen gibt es am Laufmeter. Davon können bereits einige ein Lied singen.


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