Sandra
starsailor
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Erstellt: 26.02.09, 09:46 Betreff: Re: Shearwater |
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Ole Cordsen vom Plattentest-Team hat so ne tolle Rezension zum Palo Santo-Album geschrieben, dass ich sie ganz abdrucken möcht
Zitat: plattentest
Freischwimmer
Vielleicht sind es gefrorene Tränen, die eiskalt verschmolzen als fraktales Stalagmitengewirr auf dem Frontbild von "Palo santo" aufragen. Was es ist, bleibt unklar und ist genau deshalb vielleicht beabsichtigt. Das neue Album von Shearwater spielt geschickt mit Verrätselung, verpuppt sich schrittweise und legt wunderschöne Finten inmitten trister Stille. Ursprünglich von Will Sheff und Jonathan Meiburg als kleines Nebenprojekt von Okkervil River aus der Taufe gehoben, verharrten Shearwater trotz toller Platten bislang schüchtern in deren Schatten. Während Sheff als zentraler Kopf von Okkervil Rivers famosem Konzeptalbum "Black sheep boy" von den Kritikern mit verbalem Blattgold überzogen wurde, zog sich Meiburg auf Shearwater zurück und hier alle künstlerischen Fäden an sich. Um nun mit seinem "Palo santo" ein mindestens ebenso brillantes Werk aus dem Hut zu zaubern, bei dem sich diesmal Sheff dezent im Hintergrund hält.
"Palo santo" ist ein janusköpfiger Indiefolkrock-Brocken geworden, der zartspröde, traumschöne Sanftheit mit zerklüfteter, kargschroffer Leidenschaft kontrastiert. Fast aus dem Nichts erwächst das Album. Meiburgs Stimme hebt hauchzart inmitten zerfaserten Rauschens an, wärmend flankiert von leisen Klavierakkorden, gleitet wieder in verrauschte Stille. Urplötzlich bricht Meiburgs Timbre leidenschaftlich aus. Er schreit, nein, fleht aus voller Kehle. Das Klavier versucht nach Kräften, mitzuhalten, ehe der Ausbruch wieder in zärtliche Stille zerrieselt. Der Richtungsweiser am Wegrand zuckt hilflos mit den Schultern - wohin der Hase laufen wird, liegt noch in blickdichtem Nebel verborgen. Dann erst, nach beinahe zwei Minuten, kristallisiert sich aus dem sphärischen Nichts ein Dreiakkord-Motiv des Klaviers und beginnt der eigentliche Song. Besen streicheln die Snaredrum, der Kontrabaß zupft verhalten, butterweich gleiten Meiburgs sehnsüchtige Melodielinien durch "La dame et la licorne", hinterlassen Widerhaken im Gehörgang, berühren Saiten tief im Innern. Schon nach dem ersten Song möchte man unentwegt die Repeat-Taste drücken, so wahnsinnig schön ist er.
Doch dann würde man den großartigen Rest verpassen. Das munter stampfende "Red sea, black sea", in dem verhallte Banjos tanzen, und das sich zum Refrain hin zum zackigen Tanzflächenfeger entwickelt, das zwischen zarter Zerbrechlichkeit und rotzigem Riffrock schwankende "White waves", das mitreißende Achterbahn-Epos "Hail, Mary" und die weiteren ergreifend schönen Balladen wie "Palo santo". Schwächen auf der Platte? Keine einzige. Die Songs packen Dich, verwirren Dich mit überraschenden Schlenkern, führen in die Irre und bezaubern Dich mit ausgefuchsten Arrangements. Das Klavier hat getrunken, torkelt beschwingt und leicht windschief durch graublasse Regenkaskaden, ein Vibraphon schlottert vor Kälte mit den Knien und kuschelt sich an die tränenverhangenen Geigenbögen, die sich am Lagerfeuer aufwärmen. Aus der Ferne hallen Bläserklänge, ein Glockenspiel hüpft vergnügt im Kreis. "Palo santo" ist kein schnelles Album, entfaltet sich in seiner Vielschichtigkeit nur langsam. Doch mit jedem Hören erschließt es sich weiter, gibt neue Facetten und zugleich neue Rätsel preis, jedes Mal aufs Neue ergreift diese seltsam brüchige und gerade darin so spannende Mischung aus zärtlicher Verzweiflung, sphärischer Lebendigkeit und ruppiger Leidenschaft. Spätestens jetzt sind Shearwater nicht mehr nur "die kleinen Okkervil River". Mit dem heiligen Holz von "Palo santo" haben sie sich mehr als nur freigeschwommen.
8/10 Highlights: La dame et la licorne, Palo santo, Hail, Mary
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ist glaub die schönste Rezension, die ich je gelesen hab
Come out tonight, let's go dancing shoot out the lights, the hole distance and throw our souls from tall buildings on broken roads, just like kids Don't give up, just yet..
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