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creepy*

Administrator

Beiträge: 15322


New PostErstellt: 29.10.05, 19:28     Betreff: Re: The White Birch

..kann man(n) wiederstehen, wenn die rezension einer cd so schön (geschrieben) ausfällt?!
ich dachte, dass muss hier noch rein, bevor ich mich auf dem weg zu meinem online-shopper mach...

THE WHITE BIRCH



come up for air

die platte des jahres 2002 - in der geheimen, kleinen hitliste des herzens - war "star is just a sun" dieses trios aus norwegen.und gerade, als die zeit nach dieser platte so lang geworden ist, dass man hätte vergessen werden können, dass es sie die gefühle, die sie in einem auslöste, überhaupt gab - die zeiten sind so unbarmherzig -, kommt die erlösung. "come up for air" ist ein gut gemeinter, leben rettender ratschlag, wenn man in den untiefen einer welt aus chaos und grausamkeiten zu versinken droht, sich nach klarheit, einfachheit und einem ruhepol sehnt. da bitteschön, keine ursache.

und alles ist wieder da. die verlamgsamung des augenblicks, sobald diese reduzierten popsongs in gang gesetzt sind. simpelste melodien schwimmen in der tiefe endlos schöner klangpanoramen. eine platte wie das motiv der schönstzen postkarte der welt. ich frage mich inständig, warum gerade ich sie geschickt bekomme. was habe ich gutes getan, dass ich mir nun dieses labsal fürs gemüt an den badezimmerspiegel pappen kann? noch ein blick. doch, das ist die schönste postkarte der welt. aus der schönsten gegend. warscheinlich vom sanftmütigsten menschen abgeschickt, den es gibt. nicht, dass der dem leben eskapistisch gegenüberstünde. er hört hin, sieht hin, spricht es aus: "can you hear them? the quiet sounds that fill the years. i can hear them. the years of silence in my ears... silence is my history" (aus "silent love"). so viel emotion ist schwer zu ertragen. selbst beim lesen, richtig?

wie öde es wäre, diese musik zu analysieren, sie zu zerlegen in dimensionen wie takt, harmonie oder sound, möchte ich mir gar nicht vorstellen. lieder über leben und die dinge darin in abwesenheit von schmalz, klischee oder beliebigkeit. dahinter stehen menschen, die lange überlegt und in sich hineingehorcht haben, was sie mit ihrer kraft und dem musikalischen entäußerungsdrang anfangen sollen. eine entwicklung, die sie vom wütenden sonic youth-klon bis hierhin glücklicherweise nicht zu norwegens U2 werden ließ. schließlich gehört auch eine menge glück dazu, nicht hier oder da eine falsche abfahrt zu nehmen, wenn man in landschaften unterwegs ist, die einem keinen anhaltspunkt geben, wo man ist oder hin will. das the white birch am ende ihrer fahrt an einem ort sind, den keiner außer ihnen kennt, erfüllt die musik mit seltsam berückender überzeugung und festigkeit. und obwohl alles im ersten moment fragil und zögerlich klingt, kann diese musik nichts zerbrechen, denn je tiefer man hineingleitet, desto unendlicher wird sie.

carsten sandkämper für spex/printausgabe 11/2005



°° i'm so tired, sheep are counting me °°


[editiert: 29.10.05, 19:39 von creepy*]
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