ver-ruecktes-leben

 
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Autor Beitrag
DasFrosch
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Beiträge: 1227


New PostErstellt: 22.10.06, 13:14     Betreff: Froschs Geschreibsel *t*

Nokia 1208 black (Farbdi...
Ja, weil es so schön war, steht zwar alles schon bei VS, aber da ich immer für Kritik offen bin und auch nach Kritik suche, werden einige geschriebene Dinge hier nochmal gepostet. Sowohl Kurzgeschichten als auch Gedichte, viel Spaß.


Ich will brennen (inspired by ASP)

Nachdem sie sich über und über mit Benzin begossen hatte, stellte sie den mittlerweile leeren Kanister neben sich auf das Pflasterstein. Die ganzen Passanten um sie rum, beäugeln sie neugierig, doch keiner sagt etwas. Sie schließt die Augen und lässt sich das letzte Mal die Herbstsonne auf ihr Haupt scheinen. Dann nimmt sie ein Feuerzeug in die Hand, entzündet es und schreit: „Zündet mich an! Wer zündet mich an?“ Die Menschen um sie herum und glotzen sie schamlos an. „Na los. Wer will mich anzünden? Wer lässt mich endlich in Flammen aufgehen?“, ruft sie angriffslustig. Viele Menschenaugen gucken sie verständnislos an.
Sie lässt das Feuerzeug wieder zuschnappen, steckt es in die Hosentasche und geht zu einem kleinen Mann mit einer riesigen Bierwampe. Sie zeigt mit dem Finger auf ihn: „Du! Ich wette, deine Frau will nichtmehr mit dir ins Bett, weil du dick und hässlich bist. Entzünde mich!“
Sie geht weiter zu einer großen, hageren Frau mit einer Adlernase: „Und du! Du warst als Kind bestimmt fett und hattest keine Freunde. Aber jetzt mögen dich natürlich alle, weil du dünn bist. Lass mich in Flammen aufgehen!!“ Dann schleicht sie um eine faltige, dicke ältere Frau mit einem frisierten Pudel herum und sagt lauernd: „Und du.. Du hast bestimmt einen erhöhten Cholesterinspiegel, weil du nur Torten frisst. Jeden Tag ein Kaffeekränzchen, nicht wahr? Verbrenne mich!“ Dann schreitet sie wieder hoch erhobenen Kopfes zu ihrem alten Platz vor der gaffenden Menge: „Entflammt mich! Verbrennt mich! Ich will es! Nur ein bisschen Euthanasie! Sterbehilfe! Mehr nicht! Diese Gesellschaft hat mich seit 20 Jahren unterdrückt, erniedrigt und gepeinigt. Also soll sie mich auch umbringen. Los, ihr Spießer, das ist das Highlight eures Lebens!“ Einigen sind die Kinnlade runtergefallen. „Diese Jugend heutzutage.. Vollkommen selbstzerstörerisch“, murmelt ein etwas älterer Herr. Sie läuft zu dem Herren, der diesen Satz verlauten ließ, umkreist ihn und schreit ihn dabei an: „Aha! Selbstzerstörerisch also! Überleg doch mal, warum! Warum ist die Jugend von heute so verrückt? Weil es immer schwerer wird. Es fängt ja schon im Kindesalter an. Ihr hattet damals einen Reifen und einen Stock, den ihr vor euch hergetrieben habt! Das war euer Spielzeug. Und was ist heute? Elektronik, Spielzeug über Spielzeug. Wir haben noch nichteinmal die Wahl uns zu entscheiden, nein alles in den Ar*c* geschoben bekommen wir! Dann geht’s in der Schule weiter. Man wird fertig gemacht, weil man nicht den neuesten Pullover von Adidas hat. In seinem Freundeskreis muss man sich immer beweisen. Sonst ist man nicht cool genug und wird geschnitten.“ Sie reisst die Ärmel ihrer schwarzen Leinenbluse hoch: „Das hier. Das ist selbstzerstörerisch“, schreit sie und zeigt auf ihre Narben, „aber was bleibt uns anderes übrig? Zu dick, zu hässlich, zu uncoole Klamotten. Darum geht es heute. Intelligenz? Nein danke. Bildung? Ach wieso denn?! Du hast keine Ahnung, wie schwer es ist, heutzutage aufzuwachsen!! Verbrenne mich!“, beendet sie und spuckt ihm Spiritus ins Gesicht. Dann geht sie langsam wieder zu ihrem Platz vor der Menge. „Ich werde jetzt gehen. Ich danke euch, dass ihr mich zerstört habt. Ihr dürft euch meinen Tod ansehen.“ , ruft sie laut und deutlich. Dann nimmt sie das Feuerzeug wieder aus der Hosentasche, lässt es aufschnappen und entzündet es: „Auf Wiedersehen“, flüstert sie lächelnd. Und dann hebt sie das Feuerzeug an ihren Bauch und sieht, wie sie lichterloh in Flammen aufgeht. Sie schreit und windet sich unter den Blicken der Passanten. Irgendwann liegt sie nurnoch ganz still da.

Und erst DANN, holen die Passanten die Polizei und den Krankenwagen.



Der Flug der Engel entblößt meinen Neid;
Ach, wär doch auch ich schon dem Tode geweiht

[Samsas Traum]
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