ver-ruecktes-leben

 
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DasFrosch
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Beiträge: 1227


New PostErstellt: 04.11.06, 12:33     Betreff: Re: Froschs Geschreibsel *t*

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Einsam

Sie sitzt auf ihrem Bett.Die Knie angewinkelt und die Arme um die Beine geschlungen.Fest presst sie ihre Beine in ihren Bauch hinein.Sie starrt ins Leere und versucht zu vergessen.Vergessen was war, was ist und was vielleicht noch kommen wird.

Sie ist allein.

Sie versucht an nichts zu denken, doch das klappt nicht.In ihr ist ein Kampf.Ein Kampf, in dem es nur um eine Frage geht:
"Leben" oder "Sterben"?
Je länger sie dort sitzt, desto mehr wird ihr klar, dass ihr Existieren keinen Sinn hat.Dass sie es nicht wert ist, diese Erde zu beschmutzen.Dass es soweiso keinen stören würde, wenn sie weg wäre und dass ihre Eltern sogar froh sein würden.
Ihre Eltern.Besser gesagt, ihre Mutter und ihre Liebhaber.Ihre Mutter ist arbeitslos und hat sich nie besonders um sie gekümmert.Als sie ein kleines Kind war und der Mutter dabei zugesehen hat, wie diese sich täglich etwas gespritzt hat, durfte sie nicht fragen, was das ist.Sie durfte es eigentlich auch garnicht sehen.Doch sie hat es gesehen.
Wenn ihre Mutter sich eine Spritze in den mageren Arm gejagt hat, ging es los.Das war meistens Abends.Dann ging die Mutter fort und kam erst am Morgen wieder.jedesmal hatte die Mutter einen Mann dabei.Diese Männer waren nicht sehr freundlich.Nachdem sie mit der Mutter eine Zeit lang im Schlafzimmer gewesen waren, kamen sie zu ihr.Sie nahmen sicht, was sie nicht bei ihrer Mutter bekamen.Sie zwangen sie, Sachen zu tun, die siebenjährige Mädchen noch nicht tun sollten.Sie raubten ihre Kindheit und ihre Seele.
Wenn sie nicht wollte, wurde sie geschlagen.Manchmal war die Mutter auch dabei.Sie sah zu, wie die Männer das Mädchen erniedrigten und quälten.Sie fand es toll, dabei zu sein, nicht selten nahm sie die Männer und das Mädchen auf Video auf.

Doch darüber will sie nicht nachdenken.Sie will vergessen.
Ihr Job.Ihr Job in einem Callcenter.Sie hat nichts besseres bekommen,beim Vorstellungsgespräch war ihr der Ärmel hochgerutscht und 500 Linien waren auf ihrem Arm sichtbar.Man hat sie nicht genommen, weil sie psychisch nicht belastbar sei.
Jeden Tag muss sie etwas anderes verkaufen, am einen Tag muss sie für eine Kampagne gegen Pelze und am nächsten Tag für den Kürschner in ihrer Stadt werben.Es ist ein anstrengender Beruf.Dort gibt es keine Menschlichkeit.Was zählt ist das Verkaufte.
Niemand fragt sie dort, warum sie nie T-Shirts trägt.Niemand fragt sie dort, wie es ihr geht.Niemand fragt sie, warum sie manchmal weinend am Arbeitsplatz sitzt.Niemand erkundigt sich nach ihr, wenn sie nicht zur Arbeit erscheint.
Sie hasst diesen Job, doch sie hat zu wenig Kraft, sich erneut zu bewerben und wieder abgelehnt zu werden.

Doch darüber will sie ebenfalls nicht nachdenken.Sie will endlich vergessen.
Doch sie kann nicht vergessen.Zuviel ist passiert.
Sie sitzt auf ihrem Bett und spürt die Angst.Sie hat Angst vor der Liebe und vor Sex.Sie hat Angst vor Männern.Sie hat Angst vor Menschen.Sie hat Angst vor sich selbst.
Tränen rinnen aus ihren Augen und über ihre Wangen.
Der Regen prasselt gegen ihr Fenster.Nur die Laterne, die vor ihrem Zimmer ist, erhellt den Raum schwach.
Sie braucht jetzt jemanden.Sie muss mit jemandem reden.Doch es gibt keinen, der sich ihrer Probleme annehmen würde.Sie hat keinen.
Sie steht auf, nimmt sich die kleine Schachtel und ein altes T-Shirt aus dem Schrank.Sie geht zurück zu ihrem Bett.
Und plötzlich ist sie ganz ruhig.Die Geräusche in ihrer Umgebung verschwimmen immer mehr.
Sorfältig legt sie das T-Shirt auf ihr Bett.Dann nimmt sie die Schachtel, öffnet sie und nimmt die glänzende Klinge heraus.Sie schliesst die Schachtel wieder und legt sie neben das Bett.
Dann nimmt die die Klinge fest in die Hand und führt diese zu ihrem Arm.Dann passiert alles automatisch.Die Klinge tanzt auf ihrem Arm.Ein Schnitt nach dem nächsten, das T-Shirt, welches sie so sorgfältig hingelegt hat ist nun blutdurchtränkt.Sie verspürt Befriedigung als sie auf ihren Arm blickt.Das Blut quillt aus den zahlreichen Wunden hervor.
Ihr Blick bleibt an ihrem Handgelenk hängen.Keine Wunde und keine Narbe ziert ihr Handgelenk.Undschuldig und rein ist es.Die Adern zeichnen sich provokant am Handgelenk ab, man kann sie genau verfolgen.
"Nein", denkt sie sich.
"Soweit bin ich noch nicht.Doch bald, wird auch dieser Tag kommen."


[editiert: 04.11.06, 12:38 von DasFrosch]
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