AKW Brokdorf für immer abschalten
Zur Berichterstattung über das Kernkraftwerk Brokdorf:
Zwei Wochen nach den Revisionsarbeiten hat das so genannte Buchholz-Relais
einen der beiden ca. 25 Jahre alten Transformatoren im AKW Brokdorf vor
einem Brand bewahrt. Der Schaden war bei der Revision nicht erkannt
worden, und es stellt sich die Frage: wie viele Aggregate im AKW
Brokdorf bereits ebenfalls ihre Lebensdauer erreicht haben. Der BUND
warnt Eon davor, einen Teillastbetrieb mit dem zweiten Trafo
aufzunehmen; denn aus einem Trafodefekt können sich erhebliche
Komplikationen/Fehlfunktionen ergeben – wie im AKW Krümmel geschehen.
Die diesjährige Revision deckt eine Reihe von Mängeln auf: Wie der
Wiederanfahrgenehmigung für das AKW Brokdorf vom 28. Juli 2011 zu
entnehmen ist
- gab es ein defektes Brennelement im AKW, woraus sich höhere Radioaktivitätsabgaben ergeben
- konnten 39 der 193 Brennelemente wegen Auffälligkeiten an den Abstandshalterecken nicht wieder eingesetzt werden
- ereignete sich eine Leckage mit radioaktivem Jod
- wurden an zwölf der geprüften 40 Steuerelemente Befunde festgestellt (warum wurden nicht alle 61 geprüft?)
- waren falsche („nicht spezifikationsgerechte“) Feinsicherungen eingebaut worden
- war die Revisionszeit um zwei Wochen verlängert, im wesentlichen,
weil es zu Handhabungsschwierigkeiten wegen „steifigkeitsbeeinflussender
Designmerkmale“ der Brennelemente kam.
Die Abschaltsicherheit ist nicht hundertprozentig gewährleistet: Seit
2010 ist bekannt, dass sich Brennelemente im AKW Brokdorf (und anderen
AKW) verbiegen und verdrehen, so dass die Abschaltfähigkeit des AKW
beeinträchtigt werden könnte. Deshalb wurden Steuerstabfallversuche
durchgeführt (entsprechend der Bremsenprüfung beim Auto-Tüv).
Die geforderten Fallzeiten wurden zwar eingehalten. Dennoch hat die
Reaktorsicherheitsbehörde zur Auflage gemacht, dass innerhalb von vier
und acht Monaten erneut Fallversuche durchzuführen sind, und sie hat die
Reaktorsicherheitskommission eingeschaltet.
Der BUND fordert den Betreiber auf, im AKW Brokdorf nur Brennelemente zu
verwenden, die eine ausreichende Steifigkeit aufweisen, weil es sonst
zur Katastrophe kommen kann, wenn nämlich die Steuerstäbe klemmen.
Wirtschaftlichkeit darf nicht vor Sicherheit gehen! Weiter bemängelt der
BUND, dass das AKW Brokdorf wieder angefahren wurde, ohne dass die von
der Reaktorsicherheitskommission nach dem Super
-GAU von Fukushima angeregte Sicherheitsüberprüfung abgeschlossen ist. Auch das AKW Brokdorf muss für immer abgeschaltet werden!
Karsten Hinrichsen, Brokdorf
BUND-Mitglied