Küstenampel will mehr Ökostrom für Landesgebäude
Rot-grün-blau setzt verstärkt auf erneuerbare Quellen – aber auch weiterhin auf Atomstrom
Kiel /bg
Die rot-grün-blaue
Küstenampel will künftig mehr landeseigene Immobilien mit erneuerbarer
Energie versorgen – allerdings den Großteil weiterhin mit einem
konventionellen Strom-Mix inklusive Atomstrom.
Das geht aus der jetzt vom Land veröffentlichten Ausschreibung der
Stromversorgung für die kommenden beiden Jahre hervor.
Wie die grüne Finanzministerin Monika Heinold dazu gestern erklärte,
sollen künftig 250 Abnahmestellen des Landes mit einem jährlichen
Stromverbrauch von zusammen 31 Gigawattstunden Ökostrom erhalten. Bisher
waren es 230 Stellen mit 28 Gigawattstunden – darunter der Landtag und
die meisten Ministerien. „Wir schreiben jetzt elf Prozent mehr Ökostrom
aus“, verkündete eine Sprecherin von Heinold. Der Anteil des Ökostroms
am jährlichen Gesamtverbrauch des Landes von voraussichtlich 102
Gigawattstunden steigt dann von 27 auf 30 Prozent.
Im Energieministerium von Heinolds Parteifreund Robert Habeck zeigte
man sich zufrieden mit dem Fortschritt. Rein rechnerisch werde in
Schleswig-Holstein schon jetzt der gesamte
Strom, der im Land verbraucht wird, aus erneuerbaren Quellen erzeugt,
sagte Habecks Staatssekretärin Ingrid Nestle. „Wir sind stolz darauf,
dass dieser Ökostrom faktisch mit zunehmendem Anteil in unseren
Landesliegenschaften zur Anwendung kommt.“
Tatsache bleibt allerdings auch, dass 70 Prozent des Stroms in den
Landesgebäuden – etwa an der Uni Kiel – auch in den nächsten beiden
Jahren aus konventionellen Quellen wie Kohle und sogar Atomkraft kommt.
Derzeit liegen der Anteil von Kohle bei 35 Prozent und der von Atomkraft
bei 14 Prozent. Ein Komplettumstieg auf Ökostrom würde den Landesetat
wohl mit einem relativ geringen Betrag von 0,4 Cent pro Kilowattstunde
und damit insgesamt nur 400 000 Euro zusätzlich belasten – so viel
teurer war jedenfalls bei der letzten Ausschreibung der Ökostrom.
Heinold verteidigt trotzdem den Umstieg in kleinen Schritten: „Das
Finanzministerium hält es für richtig, bei der Stromausschreibung
vergabekonform auf kostengünstige Angebote zu setzen“, sagte ihre
Sprecherin. Die knappen Haushaltsmittel sollten „dort konzentriert
werden, wo sie am effizientesten wirken“. Dies sei vor allem bei
Maßnahmen zur Energieeinsparung in Landesgebäuden der Fall. Allzu
optimistisch ist Heinold dabei allerdings nicht: In der Ausschreibung
für 2016 und 2017 setzt sie den Stromverbrauch des Landes nur ein
Prozent niedriger an als bisher.