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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung

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New PostErstellt: 07.05.08, 07:44  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

06.05.2008 15:09 Uhr Drucken | Versenden | Kontakt
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Inzest-Fall von Amstetten
Wie Josef Fritzl die Behörden täuschte

Einem Magazinbericht zufolge hat das Jugendamt Josef Fritzl jahrelang positiv beurteilt. Der Umgang in der Familie wurde als "liebevoll" beschrieben.
Amstetten Fritzl; AFP
vergrößern 21 dokumentierte Kontakte mit der Jugendwohlfahrt.
Foto: AFP


Im Inzest-Fall von Amstetten will die Staatsanwaltschaft den Verdächtigen Josef Fritzl am Mittwoch befragen. Die Vernehmung des 73-Jährigen werde im Gefängnis in St. Pölten stattfinden, teilte ein Sprecher am Dienstag mit.

Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wurde Fritzl als Pflegevater von der Jugendwohlfahrt Amstetten jahrelang unkritisch und äußerst wohlwollend beurteilt.

Mit den Pflegekindern, die Fritzl mit seiner im Keller gefangengehaltenen Tochter gezeugt und später adoptiert hat, gingen Fritzl und seine Frau "sehr liebevoll um", heißt es laut Spiegel in Unterlagen der Behörde. Von den 21 dokumentierten Kontakten der Jugendwohlfahrt zu der Familie seit 1993 waren demnach nur sechs Hausbesuche, der letzte im Jahr 1997.

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Meist hätten die Pflegeeltern selbst im Amt vorgesprochen, oft habe sich der Kontakt auch auf Telefonate beschränkt. Von 2002 bis 2005 habe sogar Funkstille zwischen der Behörde und den Pflegeeltern geherrscht. Die Berichte enthalten dem Magazinbericht zufolge vor allem Auflistungen über das Verhältnis der Kinder untereinander.

Fritzl selbst habe vor den Behörden den ahnungslosen, überrumpelten Großvater gespielt und sei ohne kritische Fragen durchgekommen.

Keine weiteren Äußerungen

Eine erste medizinische Untersuchung eines der Kinder ergab dem Bericht zufolge offenbar keinerlei Hinweise auf die Geburt im Kellerverlies.

Rahmen
Rahmen Bildstrecke Ein Haus mit schrecklichem Geheimnis Rahmen
Amstetten, AP Amstetten, AP Amstetten, AP Amstetten, AP Amstetten, AFP Amstetten, AFP
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Die Behörden hätten vielmehr festgestellt, dass das Mädchen mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Krankenhaus zur Welt kam, da es fachmännisch abgenabelt worden sei. Fritzl hatte angegeben, das Kind sei im Mai 2003 vor seiner Tür abgelegt worden.

Nach Angaben der österreichischen Behörden hat sich der 73-Jährige seit seinem ersten Geständnis nicht weiter zu dem Verbrechen geäußert. Noch sei unklar, ob er am Mittwoch Fragen beantworten werde, sagte der Sprecher der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Gerhard Sedlacek.

Fritzls Anwalt Rudolf Mayer hat angekündigt, er wolle auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren.

(AP/grc)
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/667/173153/

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New PostErstellt: 07.05.08, 07:52  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

06. Mai 2008

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Schrift:
DER FALL AMSTETTEN
Wie Josef Fritzl die Behörden täuschte

Von Mathieu von Rohr

Ein durchtriebener Verbrecher, gutgläubige Behörden - Josef Fritzl hatte leichtes Spiel. Niemand wurde stutzig, als der Inzest-Täter drei seiner im Verlies gezeugten Kinder offiziell zu sich nahm. Amtsakten belegen: Die Jugendwohlfahrt begleitete Fritzls Machenschaften verständnisvoll.

Amstetten - Der Mann, der am 19. Mai 1993 bei der Jugendwohlfahrt in Amstetten vorsprach, ist heute weltberühmt, bekannt als Meister der Täuschung, als vermutlicher Täter in einem der ungeheuerlichsten Verbrechen der vergangenen Jahrzehnte.

INSZESTFALL AMSTETTEN: DIE VERBRECHEN DES JOSEF FRITZL

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Fotostrecke starten: Klicken Sie auf ein Bild (24 Bilder)

Es war ein gewisser Josef Fritzl, geboren am 9.4.1935, Elektrotechniker, der da im Amt erschienen war - und er erzählte ein verrückte Geschichte: "Heute um 06.20 Uhr fand unsere Tochter Doris vor unserer Wohnungstür in einer ausgepolsterten Schachtel einen Säugling", gab er zu Protokoll, das Kind sei "ordentlich bekleidet" gewesen, "sonstige Kleidungsstücke zum Wechseln fehlen". Ein Brief habe neben dem Kind gelegen und daraus gehe hervor, dass "meine Gattin und ich die mütterlichen Großeltern des Mädchens seien."

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Verbrechen - handeln Straftäter wie Fritzl aus freiem Willen?

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von rabenkrähe
Heute weiß man, dass Josef Fritzl nicht nur der Großvater der kleinen Lisa ist, sondern auch ihr Vater. Dass er sie mit seiner Tochter Elisabeth zeugte, die er 24 Jahre lang in einem engen, dunklen Verlies unter seinem Haus eingesperrt hatte, die er immer wieder vergewaltigte und die sieben Kinder von ihm gebar.

Natürlich wusste Fritzl, wer das Mädchen war, das da aufgetaucht war, natürlich wusste er, wo sich dessen vermeintlich verschwundene Mutter befand und natürlich wusste er auch, dass der Brief, der beigelegt war, in Wahrheit von seiner Tochter Elisabeth stammte - schließlich hatte er sie ja gezwungen, ihn zu schreiben.

"Untersuchung, dass wir tatsächlich die Großeltern sind"

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Foto: Action Press
Video: SPIEGEL TV
Aber vor den Behörden spielte Fritzl seine Rolle perfekt - die Rolle des bedauernswerten Vaters, dem die Tochter weggelaufen war, womöglich zu einer Sekte, und die ihm nun ihr Kind vor die Haustür gelegt hatte. Die Rolle eines Mannes, der alles genau überprüft haben möchte und der sich langsam an den Gedanken gewöhnt, ein weiteres Enkelkind zu haben.

INTERAKTIVE GRAFIK
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Der Inzest- Skandal um Josef Fritzl - Grundriss des Kellerverlieses ...

Vorsichtig bemerkte er damals, er besitze, "noch Schulhefte unserer Tochter und habe vor, den dem Mädchen beigelegten Brief von einem Graphologen untersuchen zu lassen, ob er tatsächlich von unserer Tochter Elisabeth stammt", weiter würde er gerne von einem Arzt wissen, "wie weit eine Untersuchung möglich ist, dass wir tatsächlich die mütterlichen Großeltern sind".

Die zuständige Behörde, die Amstettener Jugendwohlfahrt, schöpfte keinen Moment lang Verdacht. Das legen zumindest die Akten aus jener Zeit nahe, die dem SPIEGEL vorliegen.

Hätten die Verantwortlichen merken müssen, dass da etwas nicht stimmen konnte?

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Wenn Menschen unmenschlich werden: Das monströse Doppelleben des Josef Fritzl
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Hätten sie den Vater, der im Dorf den Ruf hatte, ein Despot zu sein und seine Kinder zu tyrannisieren, kritischer betrachten müssen? Hätte sich noch jemand an seine gelöschten Vorstrafen wegen Sexualdelikten aus den sechziger Jahren erinnern müssen?

Aus heutiger Sicht lässt sich das schwer beantworten. Die Unterlagen zeigen jedoch, wie perfekt Fritzl die Behörden täuschte - und wie arglos diese das Ehepaar Fritzl betreuten. Mitfühlend und wohlwollend begleiteten sie die "Bemühungen" der Fritzls und lobten sie ausführlich in ihren Berichten.

Bisher verweist die zuständige Behörde, die Bezirkshauptmannschaft von Amstetten, immer nur auf die 21 "dokumentierten Kontakte", die es von 1993 bis 2007 zwischen den Behörden und den Fritzls gegeben habe - dass nur sechs davon Hausbesuche waren, der letzte davon 1997, sagen sie nicht. Denn meist sprachen die Pflegeeltern im Amt vor, oft lief der Kontakt auch nur telefonisch - und in den Jahren 2002 bis 2005 herrschte sogar absolute Funkstille zwischen Jugendwohlfahrt und Pflegeeltern.


http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,551598,00.html

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Gast
New PostErstellt: 07.05.08, 07:52  Betreff: Re: Amstettener Inzest-Drama  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

06. Mai 2008

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DER FALL AMSTETTEN
Wie Josef Fritzl die Behörden täuschte

Von Mathieu von Rohr

2. Teil: "Gut gepflegt, sauberes Äußeres, geschnittene Fingernägel"

Fünf Tage nachdem Lisa aufgefunden worden war, notierte ein Beamter nach einem ersten Hausbesuch beim angeblich so überrumpelten Großvater unter dem Aktenzeichen 15M-164-93: "Herr und Frau Fritzl haben sich vorerst vom anfängl. Schock erholt."

INNENANSICHTEN: DAS VERLIES VON AMSTETTEN

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Das Ehepaar Fritzl sei "immer mehr davon überzeugt, dass es sich bei Lisa um ihre Enkeltochter" handle, "allein ihr Äußeres und diverse Merkmale" zeigten "viel Ähnlichkeit mit der Tochter Elisabeth". Aufgrund der ersten Kontakte spreche "vorerst nichts dagegen, Lisa bei Familie Fritzl zu belassen".

Ein Arzt, der das neun Monate alte Mädchen untersuchte, kam zum Schluss, Lisa sei ein sehr zartes Kind, sie wiege nur 5500 Gramm, sei 61 Zentimeter groß. Mit großer Wahrscheinlichkeit sei Lisa "in einem Krankenhaus zur Welt gekommen, da sie fachmännisch abgenabelt wurde".

Dem Mädchen war nicht anzusehen, dass seine Mutter es in einem dunklen Keller zur Welt gebracht hatte, alleine, ohne jede Hilfe. Nein, Lisa sei in letzter Zeit "gut gepflegt" worden, heißt es in dem Bericht, darauf ließen ihr "sauberes Äußeres" und "geschnittene Fingernägel" schließen.

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Ob die Behörden daraufhin Krankenhäuser überprüfen ließen, auf der Suche nach Elisabeth, lässt sich aus den Akten heute nicht ersehen - in einem handschriftlichen Vermerk steht da nur, die Gendarmerie Amstetten versuche (unterstrichen), die Kindsmutter auszuforschen. Ein Satz, das ist alles.

Ansonsten machten sich die Beamten eher Gedanken darüber, ob denn die Fritzls auch genug Anziehsachen für das Mädchen hätten - aber dies stelle "keinerlei Problem dar, da von den Enkelkindern genügend verwendet werden kann". Sie kamen zum Schluss: "Familie Fritzl kümmert sich sehr liebevoll um Lisa und möchte auch weiterhin für sie sorgen."

Im Dezember waren die Behörden wieder zu Besuch bei der Familie: Lisa könne einige Worte sprechen, stehen und sei ein sehr kontaktfreudiges Kind, steht im Aktenvermerk vom 16.12.1993.

Zu den Großeltern habe sie "eine enge Beziehung". Lisa scheine sich in der Familie "sehr wohl zu fühlen", sei von allen sofort akzeptiert worden und sei "der Mittelpunkt der Familie".

Josef Fritzl spielte oscarreif den Ahnungslosen: Herr und Frau Fritzl, so der Beamte, seien "nach wie vor der festen Überzeugung, dass Lisa ihr Enkelkind" sei. Sie sehe laut Großeltern "ihrer Tochter Elisabeth sehr ähnlich" und gleiche "auch im Wesen ihrer vermeintlichen KM (Kindsmutter)".

Von der hätten sie immer noch nichts gehört, Frau Fritzl stelle "jedoch intensive Bemühungen an, ihre Tochter Elisabeth ausfindig zu machen." Die Großeltern wollten Lisa adoptieren, wären aber bereit, sie an ihre Mutter zu übergeben, falls diese wieder auftauche und "einen entsprechenden Lebenswandel nachweisen" könne - es sind Passagen wie diese, die zeigen, wie kaltblütig und zynisch Josef Fritzl seine Tat durchführte.

Kurz vor Weihnachten 1993 beantragten die Fritzls die "Obsorge" für Lisa, und wenig später erteilte ihnen das Gericht "das Recht und die Pflicht" zu, Lisa "zu pflegen und zu erziehen, ihr Vermögen zu verwalten und sie zu vertreten".

Auch das Gericht hatte keine weiteren Fragen zu der ungewöhnlichen Geschichte um Lisa und ihre verschwundene Mutter, dafür nannte es Rosemarie Fritzl in ihrem Beschluss fälschlicherweise "Maria".

Auszüge aus dem Strafregister für das Ehepaar Fritzl liegen den Akten bei – beide weisen "keine Verurteilung" auf, zu Recht, denn die Strafen, die Josef Fritzl in den sechziger Jahren wegen Vergewaltigung, versuchter Vergewaltigung und Exhibitionismus bekommen hatte, waren nach 15 Jahren gelöscht worden.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,551598-2,00.html
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Gast
New PostErstellt: 07.05.08, 07:53  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

06. Mai 2008

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DER FALL AMSTETTEN
Wie Josef Fritzl die Behörden täuschte

Von Mathieu von Rohr

3. Teil: "Herr und Frau Fritzl gehen liebevoll mit den Kindern um"

In Amstetten konnten sich daran zwar viele noch erinnern und auch daran, dass Fritzl seine sieben Kinder so tyrannisiert und geschlagen hatte, dass alle schnellstmöglich von zu Hause ausgezogen waren. Bis zur Bezirkshauptmannschaft Amstetten und zur Jugendwohlfahrtsbehörde drang dies aber offenbar nicht durch. Am 1.7.1994 adoptierten die Fritzls Lisa.

Nicht einmal ein Jahr später lag schon wieder ein Kind im Haus der Fritzls - die zehn Monate alte Monika. Diesmal war es Rosemarie Fritzl, die aufs Amt ging.

Wie konnte Elisabeth die Geheimnummer der Fritzls kennen?

Sie berichtete, wie sie am 16. Dezember, kurz nach Mitternacht, Kindergeschrei im Vorderhaus gehört hatte, nachschaute und im Kinderwagen von Lisa ein anderes Kind vorfand: Monika.

Auch diesmal lag ein Brief von Elisabeth dabei. Rosemarie Fritzl sagte aus, sie habe das Kind in die Wohnung genommen und da habe, etwa um 00.30 Uhr, das Telefon geklingelt - "es war dies eine Frauenstimme, offensichtlich auf Tonband aufgenommen und hat sich diese als Mutter des Kindes und meine Tochter Elisabeth bezeichnet." Wenig später wiederholte sich der Anruf noch einmal.

Was Rosemarie Fritzl an dem Anruf besonders befremdete, war, dass die Fritzls doch seit kurzem eine Geheimnummer hatten. Wie konnte Elisabeth die kennen? Das sei doch "vollkommen unerklärlich". Ob die Behörden dem Hinweis damals nachgingen, ist unklar. Doch der Mann, der das Kind selber in den Wagen gelegt und natürlich auch angerufen hatte, kannte die Nummer selbstverständlich: Josef Fritzl.

INSZESTFALL AMSTETTEN: DIE VERBRECHEN DES JOSEF FRITZL

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Das Ehepaar nahm auch Monika auf. Und zwei Jahre später, am 3. August 1997, lag das dritte Kind im Vorderhaus: Alexander, damals 15 Monate alt. Auch ihn nahmen die Fritzls auf. Die Mutter der Kinder, Elisabeth, vegetierte gleichzeitig mit ihren beiden Erstgeborenen wenige Meter unter ihnen, in ihrem ausbruchssicheren Verlies. Die Behörden ahnten nichts.

Die Berichte der Jugendwohlfahrt aus jener Zeit sind von geradezu rührender Harmlosigkeit. Nachdem Alexander zur Familie gestoßen war, schrieb der zuständige Beamte, dass Lisa und Monika "teilweise eifersüchtig" reagieren würden und fragten, "wann denn der Bub wieder abgeholt" werde.

"Herr und Frau Fritzl gehen liebevoll mit den Kindern um"

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Die Fritzls seien bemüht, "auch Lisa und Monika die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken, damit sie sich nicht benachteiligt" fühlten. Das dritte Pflegekind bedeute für die Familie wieder eine "Umstellung, welche aber aus der Sicht der GE (Großeltern) sicher zu bewältigen ist".

Sie würden die Kinder "gut und vielseitig fördern" vermerkt der Bericht: Die Mädchen gingen "mit Begeisterung zum Kinderturnen" und auch dass sie sich Bücher und Kassetten aus der Stadtbücherei ausleihen würden, wird lobend erwähnt. "Herr und Frau Fritzl gehen sehr liebevoll mit den Kindern um", schließt der Bericht geradezu euphorisch, die Kinder fühlten sich "in ihrer derzeitigen Umgebung und in der Familie offensichtlich wohl".

In einem weiteren Bericht vom März 2000, der offenbar auf einem Gespräch mit Rosemarie Fritzl im Amt basiert, findet sich der gleiche mütterlich-mitfühlende Tonfall: Lisa besuche "mit viel Ehrgeiz die Volksschule", sie stelle "hohe Ansprüche an sich und lege viel Wert auf Genauigkeit", Lisa und Monika seien sich in ihrem Verhalten ähnlich, Alexander "fremdele" dagegen mehr und hänge stets "an der Kittelfalte" der Pflegemutter.

Rosemarie Fritzl war ihren Pflegekindern eine gute Mutter

Der Rest des Berichts befasst sich mit dem Problem, dass Alexander noch nicht die österreichische Staatsbürgerschaft besitze und die Familie sich deswegen "in ihrer Urlaubsplanung eingeschränkt" fühle. Die Fritzls erhofften sich in dieser Frage Hilfe vom niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll - ob er sie gewährte, ist unklar.

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Neuester: Gestern 21:54 Uhr
von rabenkrähe
Rosemarie Fritzl war ihren Pflegekindern offensichtlich eine gute Mutter, das zeigen nicht nur die Berichte der Behörden, das berichten auch Nachbarn und Lehrer. Sie war eine so gute Mutter, dass sich über ihren Ehemann niemand so richtig Gedanken zu machen schien - schon gar nicht die Behörden.

Und so konnte er im Untergrund weiterführen, was er 1984 begonnen hatte: die Beherrschung seiner Tochter in ihrem Verlies, sein zweites Leben. Am 16. Dezember 2002, als Lisa und Monika längst zur Schule gingen, kam im Kerker unter seinem Haus sein bisher vierzehntes Kind zur Welt.

Diesmal blieb das Kind unter der Erde, angeblich glaubte Josef Fritzl, seine Frau könne sich um ein weiteres Kind nicht kümmern - nur ein Brief Elisabeths gelangte Ende 2002 nach oben: Sie habe einen Sohn bekommen, Felix, vielleicht könne sie in zwei oder drei Jahren nach Hause kommen.

Es dauerte schließlich noch fünfeinhalb Jahre, bis Elisabeth Fritzl und ihre Kinder befreit wurden. Eine Rettung, die dem Zufall zu verdanken ist.

Den Sozialbehörden von Amstetten jedenfalls nicht.

DAS VERBRECHEN VON AMSTETTEN
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Die Verschleierungstaktik
REUTERS/ Polizei
Um zu verschleiern, dass er seine Tochter Elisabeth im Kellerverlies gefangen hält, zwingt Josef Fritzl sie, Briefe zu schreiben, die ihr freiwilliges Verschwinden belegen sollen. Sie schreibt darin, sie hätte sich einer Sekte angeschlossen, und bittet ihre Eltern darum, sie nicht zu suchen. Er fährt nach Oberösterreich, schickt von dort die Briefe an seine eigene Adresse oder legt sie den "Findelkindern" bei - Monika, Lisa und Alexander, die er mit Elisabeth im Verlies zeugte und die er dann nach oben holte.
Die Entdeckung
AP
19. April 2008: Als die 19 Jahre alte Kerstin Fritzl, das älteste der Kinder im Verlies, schwer erkrankt, lässt sich Josef Fritzl von seiner Tochter Elisabeth überreden, Kerstin ins Krankenhaus bringen zu lassen. Er macht den Behörden weis, sie vor dem Wohnhaus gefunden zu haben - mit einem handgeschriebenen Brief Elisabeths. Die Klinikärzte initiieren zur Anamnese der Patientin erneut eine landesweite Suche nach Elisabeth. Erneut kann die ihren Vater überreden, auch sie ins Krankenhaus zu lassen. Als sie dort die Zusicherung erhält, dass es nicht mehr zu einem Kontakt mit dem Vater komme und auch für ihre Kinder gesorgt werde, ist Elisabeth zu einer umfassenden Aussage bereit. Die Söhne Stefan (18) und Felix (5) werden aus dem Verlies befreit, sehen zum ersten Mal Tageslicht.
Das Verlies
REUTERS/ Polizei
In einer Kellerecke des Hauses in der Ybbstraße 40 verdecken Regale, Werkzeugkisten und Farbeimer die Stahlbetontür, die zum Verlies führt. Die Tür ist ferngesteuert und mit einem Zahlencode gesichert, den nur Josef Fritzl kannte. Dahinter verbergen sich die Wohnräume der vier Gefangenen: ein fünf Meter langer Flur, eine zweite Stahltür, ein Vorratsraum mit Waschmaschine, ein Zimmer mit zwei Betten, ein 60 Zentimeter schmaler Durchgang in den nächsten Raum, eine Kochstelle mit WC und Dusche, wieder ein Durchgang, ein Schlafzimmer mit Doppelbett - insgesamt etwa 60 Quadratmeter, mit einer maximalen Deckenhöhe von 1,70 Meter. Josef Fritzl besorgt einen Fernseher, Kleidung und Nahrungsmittel. Wenn er in den Urlaub fährt, deponiert er zuvor ausreichend Nahrungsmittel.
Die Pflegekinder
Josef Fritzl lebt mit seiner Frau Rosemarie, 69, und den mit Elisabeth gezeugten Kindern Lisa, 15, Monika, 14, und Alexander, 12, die er als "Enkelkinder" ausgibt, zusammen. Die Großeltern beantragten bei der Jugendwohlfahrt Amstetten die Adoption Lisas. Monika und Alexander wurden von Josef und Rosemarie Fritzl in Verwandtenpflege genommen. Mitarbeiter der Jugendwohlfahrt hätten zur Familie Fritzl Kontakt gehabt, sagte der Amstettener Bezirkshauptmann Hans-Heinz Lenze. Dabei sei Josef Fritzl meist nicht anwesend gewesen. Lenze: "Es bestand kein Verdacht, dass Personen im Keller gefangen gehalten werden."
Der DNA-Test
Ein DNA-Test, dessen Ergebnis am 29. April bekanntgegeben wurde, beweist: Josef Fritzl ist nachweislich der Vater aller sechs Kinder, die Tochter Elisabeth im Verlies zur Welt brachte. Ein siebtes Kind starb kurz nach der Geburt im Verlies - Josef Fritzl verbrannte die Leiche im Heizkessel.
Die Therapie
AP
Die Isolation von Elisabeth Fritzl und ihren drei im Verlies aufgewachsenen Kindern hat schwerwiegende psychische und physische Folgen: Schwere Traumatisierung durch die Misshandlungen, zurückgebliebene sprachliche und motorische Entwicklung. Die 42-jährige Elisabeth und fünf ihrer sechs Kinder werden in einem geschützten Bereich der Landesnervenklinik Amstetten-Mauer betreut. Ein Therapeuten- und Ärzteteam ist rund um die Uhr bei ihnen. Die 19-jährige Kerstin liegt auf der Intensivstation der Klinik von Amstetten. Sie wird künstlich beatmet, einer Antibiotikabehandlung und einer Dialyse unterzogen. Vermutlich bekommen Mutter und Kinder eine neue Identität.
Das Strafmaß
REUTERS
Die Aufarbeitung des Inzestfalles von Amstetten in Niederösterreich könnte nach Einschätzung der Polizei noch "ein halbes Jahr" dauern. Dies sagte der Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Franz Polzer. Josef Fritzl sitzt in der Justizvollzugsanstalt St. Pölten ein; ihm drohen bis zu 25 Jahre Haft. Die Vorwürfe gegen den 73-Jährigen lauten nach Auskunft der Staatsanwaltschaft St. Pölten auf Mord durch Unterlassen, Vergewaltigung, sexuellen Missbrauch und Freiheitsberaubung. Das Justizministerium kündigte an, den neuen Straftatbestand der "beharrlichen Gewaltausübung" einzuführen.
Der Anwalt
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,551598-3,00.html
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New PostErstellt: 07.05.08, 13:12  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Mittwoch, 7. Mai 2008
"Hätte ja alle töten können"
Josef F. beklagt sich bitter

Der Inzest-Vater von Amstetten hat sich über eine seiner Meinung nach "einseitige" Berichterstattung über seine Taten beklagt. "Ich bin kein Monster", sagte Josef F. in einer von seinem Anwalt Rudolf Mayer übermittelten Botschaft an die Boulevardzeitung "Österreich". "Ich hätte ja alle töten können - dann wäre nichts gewesen. Niemand wäre mir draufgekommen", sagte F. weiter.

Der inzwischen 73-Jährige hatte 24 Jahre lang seine Tochter Elisabeth im Kellerverlies seines Hauses gefangen gehalten und sieben Kinder mit ihr gezeugt, von denen er drei adoptierte und eines kurz nach der Geburt starb. Die anderen Kinder wuchsen mit ihrer Mutter im Keller auf, ohne jemals das Tageslicht zu sehen.

Josef F. als Lebensretter

In dem Gespräch mit seinem Anwalt bezeichnete sich F. als Lebensretter der ältesten Tochter, die er mit seiner Tochter Elisabeth gezeugt hatte. "Ohne mich würde Kerstin nicht mehr leben", sagte er. "Ich habe ja dafür gesorgt, dass sie ins Spital kommt." Die 19-Jährige war am 19. April wegen Organversagens ins Krankenhaus gebracht worden, wo sie seither im künstlichen Koma liegt. Erst ihre Einlieferung ins Krankenhaus brachte die Tat ans Tageslicht. Seit 28. April sitzt der 73-Jährige im Gefängnis von St. Pölten. Er hatte zunächst gestanden, seine Tochter vergewaltigt, eingesperrt und sieben Kinder mit ihr gezeugt zu haben, verweigert seither auf Anraten seines Anwalts aber jede weitere Aussage. Am Mittwoch sollte er der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden.

F. drohen 15 Jahre Haft wegen Entführung und Vergewaltigung, sowie möglicherweise lebenslänglich wegen Mord durch Unterlassen an einem siebten Kind, das kurz nach seiner Geburt gestorben war. Sein Anwalt will nach eigenen Angaben auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren.

Justiz räumt Fehler ein

Unterdessen räumte die österreichische Justizministerin Maria Berger erstmals Fehler der Behörden ein. Das Verschwinden der Tochter Elisabeth F., die von ihrem Vater 24 Jahre lang im Keller gefangen gehalten und missbraucht wurde, sei nicht ausreichend untersucht worden, sagte Berger in einem Interview. Die Behörden seien sehr leichtgläubig gewesen, als Josef F. behauptete, seine Tochter sei weggelaufen und in den Händen einer Sekte. Heute würde so ein Fall genauer untersucht, führte Berger fort.

"Sehr liebevoller Umgang"

"Der Spiegel" hatte berichtet, F. sei als Pflegevater von der Jugendwohlfahrt Amstetten jahrelang unkritisch und äußerst wohlwollend beurteilt worden. Mit den Pflegekindern, die F. mit seiner im Keller gefangengehaltenen Tochter gezeugt und später adoptiert hat, gingen F. und seine Frau "sehr liebevoll um", heiße es in Unterlagen der Behörde. Von den 21 dokumentierten Kontakten der Jugendwohlfahrt zu der Familie seit 1993 seien nur sechs Hausbesuche, der letzte im Jahr 1997. Meist hätten die Pflegeeltern selbst im Amt vorgesprochen, oft habe sich der Kontakt auch auf Telefonate beschränkt. Von 2002 bis 2005 habe sogar Funkstille zwischen der Behörde und den Pflegeeltern geherrscht.

Keine weiteren Äußerungen

Eine erste medizinische Untersuchung eines der Kinder ergab dem Bericht zufolge offenbar keinerlei Hinweise auf die Geburt im Kellerverlies. Die Behörden hätten vielmehr festgestellt, dass das Mädchen mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Krankenhaus zur Welt kam, da es fachmännisch abgenabelt worden sei. F. hatte angegeben, das Kind sei im Mai 2003 vor seiner Tür abgelegt worden.

Nach Angaben der österreichischen Behörden hat sich der 73-Jährige seit seinem ersten Geständnis nicht weiter zu dem Verbrechen geäußert. Noch sei unklar, ob er Fragen beantworten werde, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Gerhard Sedlacek. F.s Anwalt Rudolf Mayer hatte angekündigt, er wolle auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren.
http://www.n-tv.de/959806.html
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New PostErstellt: 13.10.08, 19:34  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Anklage im Inzest-Fall

Tochter geschwängert, Enkelin missbraucht

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Der 67-jährige Angeklagte hielt sich eine Mappe vor das Gesicht, als er in den Verhandlungsraum geführt wurde
© Michael Urban/DDP
Der 67-jährige Angeklagte hielt sich eine Mappe vor das Gesicht, als er in den Verhandlungsraum geführt wurde

Ein Brandenburger, der seine Stieftochter geschwängert und das gemeinsame Kind später missbraucht haben soll, hat vor Gericht alle Vorwürfe bestritten. Ein- bis zweimal am Tag soll er sich an seiner kleinen Enkelin vergangen haben - mehrere Jahre lang.

Erst hat er seine Stieftochter geschwängert und dann soll sich ein 67 Jahre alter Mann aus Brandenburg an dem gemeinsamen Kind vergangen haben. Wegen jahrelangen sexuellen Missbrauchs seiner Enkelin - und zugleich Tochter - muss er sich seit Montag vor dem Neuruppiner Landgericht verantworten. "Das, was da verlesen worden ist, stimmt alles nicht", sagte der Rentner zum Prozessauftakt und wies damit die Vorwürfe des 19-fachen schweren sexuellen Missbrauchs zurück.

Sieben Jahre alt soll seine Enkelin laut Anklage gewesen sein, als das Martyrium begann. Häufig habe er sie "ein bis zweimal am Tag missbraucht", schilderte die heute 21-jährige junge Frau als Nebenklägerin. "Das hat mich innerlich zerfleischt." Sie hoffe auf eine gerechte Strafe für ihren Vater.

"Wollte auf heile Familie machen"
Bis zu 15 Jahre Haft drohen dem früheren Kraftfahrer, der von Angehörigen streng abgeschirmt in den Saal geführt wurde, nach Auskunft von Gerichtssprecherin Iris le Claire. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft ereigneten sich die Taten zwischen 1994 und 1997. "Ich hatte nur Angst, habe nur geschrien", schilderte die junge Frau vor Gericht. Sie habe sich lange nicht getraut, darüber zu reden. "Ich wollte auf heile Familie machen." Erst im vergangenen Jahr hatte die heute 21-Jährige ihren Vater angezeigt. Sie habe die Hoffnung, dass ihr die Verhandlung bei der Aufarbeitung helfe.
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Recht gefasst äußerte sich die junge Frau am ersten Verhandlungstag vor Gericht, Blickkontakt mit dem Angeklagten vermied sie nicht. Der 67-Jährige gab vor Gericht zu, dass seine Enkelin aus einer Beziehung mit seiner Stieftochter stamme. Es sei jedoch eine Liebesbeziehung gewesen, die begonnen habe, als die Stieftochter 15 Jahre alt war. "Es war nicht gegen ihren Willen." Nach Auskunft eines Sprechers der Neuruppiner Staatsanwaltschaft waren Ermittlungen zu möglichen Straftaten im Zusammenhang mit der Stieftochter wegen Verjährung eingestellt worden.

Opfer in psychiatrischer Behandlung
Ebenfalls verjährt sei der mutmaßliche Inzest des Mannes mit seiner Enkelin. Dies gelte jedoch nicht für die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs des damaligen Kindes, erläuterte Sprecher Jürgen Schiermeyer der dpa. Nach Darstellung von Gerichtssprecherin le Claire hatte sich das mutmaßliche Opfer bereits Ende November 1997 in psychiatrische Behandlung begeben. Die Klinik habe damals auch das Jugendamt informiert, Anzeige sei aber nicht erstattet worden. Laut Staatsanwaltschaft wäre das Jugendamt dazu rechtlich auch nicht verpflichtet gewesen.

Der Prozess wird am Dienstag mit der weiteren Befragung des mutmaßlichen Opfers fortgesetzt. Die Mutter der jungen Frau und Stieftochter des Angeklagten soll Ende Oktober befragt werden. Der 67-Jährige befindet sich auf freiem Fuß.

Imke Hendrich/DPA



Artikel vom 13. Oktober 200
http://www.stern.de/politik/panorama/%3aAnklage-Inzest-Fall-Tochter-Enkelin/642160.html
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New PostErstellt: 22.10.08, 19:01  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Inzest-Fall von Amstetten

Fritzl, der "geborene Vergewaltiger"

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Ein Gutachten attestiert dem Inzest-Vater von Amstetten, Josef Fritzl, eine schwere Persönlichkeitsstörung
© AFP
Ein Gutachten attestiert dem Inzest-Vater von Amstetten, Josef Fritzl, eine schwere Persönlichkeitsstörung

Von Malte Arnsperger

Psychoanalyse des Inzest-Vaters von Amstetten: Ein Gutachten über Josef Fritzl lässt in die Seele eines uneinsichtigen, gestörten Sadisten blicken. "Ich bin zur Vergewaltigung geboren", sagte Fritzl der Gerichtspsychologin, berichtet die Zeitung "Österreich". Für seine Taten fand Fritzl absurde Begründungen.

Josef Fritzl ist ein uneinsichtiger, schwer gestörter Sadist, der seine eigenen traumatischen Kindheitserfahrungen durch Rücksichtslosigkeit, Brutalität und Dominanz gegenüber Frauen kompensiert. So lässt sich ein psychiatrisches Gutachten über den Inzest-Vater von Amstetten zusammenfassen, aus dem die Zeitung "Österreich" ausführlich zitiert. Der Zeitung liegt angeblich der 130 Seiten lange Befund der Linzer Psychiaterin Adelheid Kastner vor, die den in Untersuchungshaft sitzenden Fritzl aufgrund von sechs Gesprächen im Auftrag des Landgerichts St. Pölten analysiert habe.

Demnach wuchs der heute 73-jährige Josef Fritzl in Amstetten in zerrütteten Verhältnissen ohne Vater auf. Seine Mutter war die einzige Bezugsperson des kleinen Josef. Doch sie habe ihn misshandelt und ständig im Stich gelassen, heißt es laut "Österreich" in dem Bericht. Aus dieser Erniedrigung heraus und der Wut auf die Mutter habe sich ein rücksichtsloser Dominanzanspruch gegenüber Frauen entwickelt, schreibt die Zeitung. Fritzl habe das Bedürfnis einen Menschen "ganz für sich zu besitzen" und eine "unzerstörbare und unlösbare Bindung" einzugehen, wird Gutachterin Kastner zitiert. Das Opfer dieser Sehnsucht des Josef Fritzl wurde seine eigene Tochter Elisabeth.

Fritzl ist voll zurechnungsfähig
Fritzl sitzt seit Ende April in Untersuchungshaft in St. Pölten. Er war festgenommen worden, nachdem bekannt geworden war, dass er seine heute 42-jährige Tochter 24 Jahre in einem Kellerverlies eingesperrt hatte. Fritzl hat gestanden, die Frau in dieser Zeit sexuell missbraucht zu haben. Elisabeth Fritzl brachte im Kerker unter dem Haus der Familie sieben Kinder zur Welt. Eines starb kurz nach der Geburt, die Leiche wurde von Fritzl verbrannt. Drei der Kinder wuchsen bei ihrer Großmutter Rosemarie, der Ehefrau von Josef Fritzl, auf. Die anderen drei mussten ebenfalls in dem Kellerverlies leben.

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Amstetten: Joseph Fritzl droht Mordanklage
Inzest-Fall Amstetten: Schulalltag beginnt für drei Fritzl-Kinder
Nachdem das Gutachten nun vorliegt, will die Staatsanwaltschaft St. Pölten bis Anfang November die Anklage gegen Fritzl vorlegen, sagte ihr Sprecher Gerhard Sedlacek stern.de. Doch anders als bisher vorgesehen, werde der Prozess wohl erst im Frühjahr beginnen, sagte der Gerichtspräsident Kurt Leitzenberger.

Als sicher gilt, dass Fritzl wegen Entführung, Nötigung, Vergewaltigung und Inzucht angeklagt wird. Offen ist, ob ihm auch Sklaverei und der Mord an dem früh verstorbenen Baby angelastet wird. Die Psychiaterin attestierte ihm trotz seiner gestörten Persönlichkeit die volle Zurechnungsfähigkeit während der gesamten 24 Jahre. Ein für das Gerichtsverfahren entscheidender Punkt, denn damit ist Fritzl für seine Taten selbst verantwortlich und kann zur Rechenschaft gezogen werden. Ihm droht neben einer mehrjährigen Freiheitsstrafe auch die anschließende Einweisung in eine psychiatrische Klinik.

Das Gutachten beschreibt Fritzl als eine gespaltene Persönlichkeit, die sich aber sehr wohl selber einschätzen kann. Er fühle sich "zerrissen", sagte Fritzl angeblich der Psychiaterin. Auf der einen Seite war Fritzl nach eigener Aussage auf ein gutbürgerliches Äußeres bedacht. So konnte er auch sein zweites Ich verbergen, dass dem Gutachten zu entnehmen ist. Denn Fritzl selber hat dem Befund zufolge von sich gesagt, er sei "wie ein Vulkan" und "habe festgestellt, dass er eine bösartige Ader habe" und eine "kaum mehr einbremsbare Flut an destruktiver Lava".

Dieser "Vulkan" brach wohl schon vor der Gefangennahme seiner Tochter im Jahr 1984 aus. Mit 32 Jahren soll Fritzl in die Wohnung einer Frau eingestiegen sein und sie vergewaltigt haben. Beinahe entschuldigend soll Fritzl zu der Psychiaterin gesagt haben: "Ich bin zur Vergewaltigung geboren – dafür habe ich doch relativ lange ausgehalten." Er habe, so zitiert "Österreich" den Inzest-Vater, auch "Ärgeres" machen können. "Aber vielleicht habe ich mich deswegen so in die Arbeit gestürzt. Vielleicht hat mich aber auch ein guter Kern abgehalten."

"Beim Sex nie ins Gesicht gesehen "
Die Art von Fritzl, seine Taten herunterzuspielen oder durch absurde Begründungen in einem anderen Licht darzustellen, zeigt sich auch, wenn er über die 24 Jahre spricht, in denen er seine Tochter in seinem Keller gefangen hielt. Der Psychiaterin Kastner soll Fritzl gesagt haben, die Gefangennahme von Elisabeth diente der Absicht, endlich einen Menschen ganz für sich zu haben. Er habe sie jedoch auch eingesperrt, weil er sie vom Drogenkonsum habe abhalten wollen. Dabei habe er sich sogar fürsorglich gegenüber seinen Gefangenen verhalten, so Fritzl. Denn er habe seiner Tochter und ihren drei Kindern, die in den Kellerverliesen hausen mussten, "ein unter den gegebenen Umständen möglichst gutes Leben geboten". Schließlich, so Fritzl, habe er ihnen Schulsachen, Spielzeug und sogar Haustiere gebracht.

Selbst die Vergewaltigungen von Elisabeth haben für Fritzl durchaus positive Auswirkungen. "Österreich" zufolge sagte er der Psychiaterin: "Ich habe ihr ja nur so viele Kinder gemacht, damit sie immer bei mir bleibt, weil sie ja als sechsfache Mutter für andere Männer nicht mehr attraktiv ist." Fritzl wollte seiner Gutachterin anscheinend auch weismachen, dass er sich für die Vergewaltigung seiner Tochter geschämt habe. "Ich habe ihr beim Sex nie ins Gesicht gesehen."

Pychiaterin Kastner, die auch bei dem Prozess aussagen wird, wollte den Inhalt des Gutachtens nicht kommentieren. Die Veröffentlichung ihres Befundes könnte nun zusätzliche Brisanz in das ohnehin schon spektakuläre Verfahren gegen Fritzl bringen. Denn die österreichische Justiz kennt, ähnlich wie die USA, ein Jury-System. Acht Normalbürger, die zu Prozessbeginn ausgewählt werden, werden als Geschworene über das Schicksal von Fritzl entscheiden. Diese Personen könnten sich nun schon vor dem Prozess ein umfangreiches Bild von Fritzl machen. Deshalb zeigten sich sowohl Kastner als auch das Landgericht St. Pölten im Gespräch mit stern.de verärgert, dass der Befund an die Öffentlichkeit gedrungen ist. "Das ist uns unerklärlich und ist der Sache nicht zuträglich", sagte der Gerichtspräsident Leitzenberger. Zwar gibt Leitzenberger zu, dass es wohl kaum einen Bürger in Österreich gebe, der noch nichts von dem Fall Fritzl gehört habe. "Trotzdem befürchte ich nicht, dass die Veröffentlichung des Gutachtens Einfluss auf das Zustandekommen des Prozesses oder die Geschworenen haben wird."

Fritzl scheint trotz der drohenden Haftstrafe noch Hoffnungen auf ein Leben in Freiheit zu haben. Österreich zitiert Gutachterin Kastner: "Er ist guter Hoffnung, seinen Lebensabend mit seiner Frau Rosi verbringen zu können und argumentiert die Sinnhaftigkeit einer möglichst kurzen Haftstrafe mit dem Wunsch, durch seine Immobiliengeschäfte noch finanzielle Ressourcen für das künftige Auskommen seiner Familie einzufahren."



Artikel vom 22. Oktober 2008
http://www.stern.de/politik/ausland/%3aInzest-Fall-Amstetten-Fritzl%2C-geborene-Vergewaltiger/643125.html
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New PostErstellt: 24.10.08, 10:00  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Freitag, 24. Oktober 2008
Neue Kampusch-Ermittlungen
Suche nach zweitem Täter

Der Fall des österreichischen Entführungsopfers Natascha Kampusch soll überraschend neu aufgerollt werden. Einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Die Presse" bestätigte das Justizministerium in Wien. Kampusch war 1998 von ihrem Kidnapper Wolfgang Priklopil als Zehnjährige auf dem Schulweg entführt und achteinhalb Jahre in einem Bunker-ähnlichen Keller unter einer Garage gefangen gehalten worden. Im August vor zwei Jahren war ihr die Flucht gelungen.

Eine parlamentarische Untersuchung hatte in diesem Jahr zahlreiche, schwere Ermittlungsfehler der Polizei konstatiert. Nach Angaben der Nachrichtenagentur APA soll jetzt unter anderem erneut überprüft werden, ob Priklopil, der sich unmittelbar nach der Flucht von Kampusch das Leben genommen hatte, wirklich ein Einzeltäter war. Im Gegensatz zu den offiziellen polizeilichen Ermittlungen hatte eine damals zwölfjährige Augenzeugin nach dem Kidnapping von zwei Tätern gesprochen.

Neue Soko

Nach Informationen der "Presse" könnten die neuen Ermittlungen in dem Fall bereits in der nächsten Woche beginnen. Unter anderem sei zwischen den zuständigen Justiz- und Innenministerien die Bildung einer neuen Sonderkommission vereinbart werden. Unter anderem soll ein Freund des Entführers erneut befragt werden, der bereits 1998 vernommen worden war.

Bei der Untersuchung des Falles durch die sogenannte Kampusch-Kommission war unter anderem bekanntgeworden, dass die Polizei 1998 wenige Tage nach dem Kidnapping einer heißen Spur nicht nachgegangen war, die vermutlich zur Festnahme Priklopils geführt hätte. Der Vorsitzende der Kommission, ein pensionierter Verfassungsrichter, hatte in seinem Abschlussbericht zahlreiche Ermittlungsfehler in dem Fall festgestellt.
http://www.n-tv.de/1042688.html
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New PostErstellt: 25.10.08, 19:53  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Fall Kampusch
Neue Gefahr für das Opfer

Von Martin Gantner | © ZEIT ONLINE 24.10.2008 - 15:32 Uhr

* Schlagworte:
* Politik
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* Presse

War Natascha Kampuschs Entführer doch kein Einzeltäter? Die neuerlichen Ermittlungen werden für Österreichs Boulevardpresse zur Bewährungsprobe mit zweifelhaftem Ausgang
Kampusch ist wieder in der öffentlichen Arena. Bleibt abzuwarten, ob sie ein weiteres Mal vom Boulevard vorgeführt wird

Kampusch ist wieder in der öffentlichen Arena. Bleibt abzuwarten, ob sie ein weiteres Mal vom Boulevard vorgeführt wird

© Markus Leodolter/AFP/Getty Images

Glück, sagt Gerald Ganzger, könne er jetzt gut gebrauchen. Ganzger ist Rechtsanwalt und vertritt die Rechte von Natascha Kampusch. Eine zeitintensive Arbeit, denn um Kampuschs Rechte stand es zuletzt nicht gut. Immer wieder waren intime Details Gegenstand öffentlicher Berichterstattung. Ganzger fürchtet, dass sich das jetzt wiederholen könnte.

Der Grund: Justizministerin Maria Berger hat sich entschieden, dass wieder ermittelt wird. Grundlage für die Untersuchungen bietet ein Evaluierungsbericht der sogenannten "Kampusch-Kommission“. Es gilt, Ungereimtheiten zu klären: Im Mittelpunkt steht die Frage, ob tatsächlich nur Wolfgang Priklopil oder doch mehrere Täter für die Entführung der damals Zehnjährigen verantwortlich waren. Grundlage für die Wiederaufnahme des Falls bildet die Zeugenaussage eines zwölfjährigen Mädchens, das die Entführung beobachtet haben will und unmittelbar danach von zwei Tätern berichtet hatte. Bereits nächste Woche könnte eine Sonderkommission mit der Arbeit beginnen.

Ganzger und Kampusch begrüßen offiziell die wieder aufgenommene Untersuchung. Alles sei gut, was der weiteren Aufklärung des Falls dienlich sei, sagt Ganzger im Gespräch mit ZEIT ONLINE. "Tatsache ist aber, dass Frau Kampusch keine eigenen Wahrnehmungen über einen etwaigen Mittäter hat. Ob es aber Mitwisser gab, kann sie natürlich nicht sagen.“

Als im Februar bekannt wurde, dass die Ermittlungen von massiven Pannen geprägt waren, hatte Kampusch selbst Aufklärung verlangt. Der damalige Chef des Bundeskriminalamtes, Herwig Haidinger, hatte in einem Untersuchungsausschuss schwere Vorwürfe an Politiker und Ermittler gerichtet. Er beschuldigte das Innenministerium und das Bundeskriminalamt, sie seien wichtigen Hinweisen auf den Entführer der heute 20-Jährigen nicht nachgegangen. Nur eineinhalb Monate nach dem Verschwinden Kampuschs hätte es seinerzeit einen konkreten Hinweis eines Hundeführers gegeben. Priklopil, der zuvor bereits wegen seines Wagens überprüft worden war, sei danach nicht erneut kontrolliert worden. Ganzger drohte den Behörden mit einer Amtshaftungsklage. Die "Kampusch-Kommission" wurde installiert.

Kampusch versucht derweil, ein in Ansätzen normales und geregeltes Leben zu führen. Auf dem Privatsender Puls4 moderiert sie eine Talkshow und in einem Zeitungsinterview sprach sie sogar davon, eine Familie gründen zu wollen. Es war eines jener Interviews, das sie von Zeit zu Zeit gibt, um die Berichterstattung über sich selbst in geregelte Bahnen zu lenken. Eine Strategie, die sie seit ihrer Selbstbefreiung verfolgt hatte – mit zweifelhaftem Ergebnis. Die neuerliche Aufmerksamkeit könnte für sie deshalb zur Belastungsprobe werden: Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der österreichische Boulevard gewillt ist, Persönlichkeitsrechte und Opferschutz außer Acht zu lassen, wenn es der Steigerung der eigenen Auflage dient.

So hatte die Gratiszeitung Heute im April aus den Protokollen eines Arztes und einer Polizistin vom ersten Tag nach Kampuschs Flucht zitiert und dabei über persönliche Details aus der Zeit von Kampuschs Gefangenschaft berichtet. Ihr Anwalt Ganzger möchte darüber ein halbes Jahr später nicht mehr sprechen. "Das ist erledigt.“ Er glaubt, "dass das Heute heute nicht mehr machen würde“. Dennoch fürchtet er, weitere Informationen aus den Akten könnten an die Öffentlichkeit gelangen und Kampuschs Persönlichkeitsrechte einmal mehr verletzt werden.

Die Sorgen scheinen berechtigt. In dieser Woche zitierte die Tageszeitung Österreich aus einem vertraulichen Gerichtsgutachten zum Inzestfall Amstetten. Der Titel der Geschichte: "Ich habe sie beim Sex nie angeschaut.“ Josef F. ist nicht rechtskräftig verurteilt, ein Verfahren hat bis dato noch nicht stattgefunden. Österreich kümmert das freilich wenig.

Und ob Heute tatsächlich aus den Ereignissen gelernt hat, wie Ganzger hofft, scheint angesichts der aktuellen Berichterstattung zweifelhaft. So feierte die U-Bahnzeitung in seiner Freitagsausgabe die Wiederaufnahme des Falls als "eine wichtige Entscheidung für das Ansehen der Justiz" und vor allem als "Riesenerfolg für Heute“ selbst. Frei nach dem Motto: Wenn's die Behörden nicht können, muss eben der Boulevard ran.

Die Beispiele Kampusch und Amstetten haben deutlich gemacht, dass die Selbstregulierung der Presse in Österreich nicht funktioniert. Der Staat möchte nun gegenlenken. Alfred Noll ist Rechtsanwalt und sitzt in einer Arbeitsgruppe des Justizministeriums. Ihr Ziel: Eine Novellierung des Mediengesetzes. Denn das Organ zur Selbstregulierung der Presse, der Presserat, "ist tot und ich sehe nicht, dass es hier in absehbarer Zeit zu einer Reorganisation kommt“, sagt Noll. Das mache eine Verschärfung des Mediengesetzes durch den Gesetzgeber notwendig.

Künftig soll die betragsmäßige Beschränkung für Entschädigungssummen aufgehoben ("Nach oben hin offen“) und ein Schutz vor Paparazzi eingeführt werden. Weil die Frist für die Geltendmachung von Schadensersatzanspruch verlängert werden soll, könnten neue Persönlichkeitsverletzungen für die Medien auch im Fall Kampusch Folgen haben: Bei einer erfolgreichen Gesetzesänderung hätten die nächsten Grenzüberschreitungen der Boulevardpresse dann äußerst teure Konsequenzen.
Zum Thema
ZEIT ONLINE 44/2008: Fall Kampusch wird neu aufgerollt

Überraschung im Fall des österreichischen Entführungsopfers: Das österreichische Justizministerium will überprüfen, ob ihr Entführer tatsächlich ein Einzeltäter war. [...]»
ZEIT ONLINE 23/2008: Die Meute und das Mädchen

Natascha Kampusch wird die Journalisten nicht los - jetzt wird sie selbst TV-Moderatorin. Ihr Fall ist ein abschreckendes Beispiel für die Opfer von Amstetten. [...]»
ZEIT ONLINE 23/2008: Droge Publicity

Die Talkshow "Natascha Kampusch trifft" ist das jüngste Kapitel einer perfiden österreichischen Mediengeschichte. [...]»

http://www.zeit.de/online/2008/44/kampusch-medien?page=all
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New PostErstellt: 29.10.08, 21:51  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

    Zitat:
    Inzest-Drama in Österreich:
    Behörden wussten von unterirdischen Räumen
    29. Apr 12:01
    Tatort Amstetten: Haus des Inzest-Täters Josef F.
    Bild vergrößern
    Tatort Amstetten: Haus des Inzest-Täters Josef F.
    Foto: dpa
    Bereits 1978 haben die österreichischen Behörden dem Amstettener Inzest-Täter die Baugenehmigung für die Kellerwohnung erteilt. Derlei Bauvorhaben seien damals «nicht ungewöhnlich» gewesen - private Atombunker im Garten waren kein Einzelfall.

    Im Fall der jahrelang eingesperrten und missbrauchten 42-jährigen Elisabeth F. in Österreich wird der geständige Vater Josef F. am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt. Die Ermittlungen am Tatort werden unterdessen fortgesetzt, wie die Behörden mitteilten.

    MEHR IN DER NETZEITUNG:

    * » Inzestopfer erhalten Anwalt
    * » Gefangene hatten keine Chance zur Flucht
    * » Tatverdächtiger legt Geständnis ab

    Der 73-jährige geständige Täter war am Montag von einer Polizeiwache in Amstetten in die Justizanstalt St. Pölten überstellt worden. Am Dienstag soll gegen ihn die Untersuchungshaft verhängt werden, in 14 Tagen sei eine Haftprüfung vorgeschrieben. Nach seiner Festnahme am Samstag hatte der Mann gestanden, seine Tochter Elisabeth 24 Jahre lang in einem Kellerverlies an seinem Haus gefangen gehalten und sie immer wieder sexuell missbraucht und geschlagen zu haben. Er zeugte sieben Kinder mit seiner Tochter, von denen eines kurz nach der Geburt starb.

    Behörden wussten von Kellerraum

    Inzwischen wurde bekannt, dass der Keller, in dem F. seine Opfer jahrelang einsperrte, von den Behörden 1978 genehmigt wurde. «In unseren Unterlagen ist aber nicht explizit von einem Schutzraum die Rede», sagte der Amstettener Bürgermeister Hermann Gruber der österreichischen Zeitung «Die Presse». Allerdings sei die Errichtung von Atombunkern zur Zeit des Kalten Krieges keine Besonderheit gewesen.

    Hintergrund

    * » Wenn Kinder Opfer ihrer Eltern werden
    * » Wie Kindern den Inzest-Skandal erklären?
    * » Inzest birgt hohes Risiko auf Behinderungen
    * » Chronologie: Das Martyrium von Elisabeth F.

    Im Juli 1983 habe die Baubehörde Amstetten die Genehmigung zur Nutzung des Kellers erteilt - ein Jahr, bevor die damals 18-jährige Elisabeth F. eingesperrt wurde. Die Skizzen des Kellers, die in Medien aufgetaucht sind, würden jedoch nicht mit den Plänen übereinstimmen: «Wir sind der Meinung, dass etwas zugebaut worden ist», so Gruber.

    Anwalt der Opfer sieht kein Behördenversagen

    Der Anwalt der Opfer, Christoph Herbst, glaubt nicht an ein Versagen der zuständigen Stellen: «Bis heute hat es keine Anzeichen gegeben, dass es irgendeinen Behördenfehler gibt», sagte der Jurist in der ORF-Sendung «Runder Tisch» am Montagabend. Sollte sich bei den Ermittlungen das Gegenteil herausstellen, «wird man sich natürlich darüber unterhalten müssen.»

    Bilderschau

    * » Der Tatort in Amstetten

    Bezirkshauptmann Hans-Heinz Lenze sagte, man habe das «Märchen von der Sekte», also dass die verschwundene Elisabeth F. im Ausland bei einer Sekte untergetaucht sei, geglaubt. Auch die Nachbarn wehrten sich gegen den Vorwurf, untätig gewesen zu sein: «Hätten wir etwas bemerkt, hätten wir es gesagt», meinte ein Anrainer.

    Ansprüche der Opfer

    Zumindest finanziell dürfen die Opfer auf rasche Hilfe hoffen: Nach dem österreichischen Verbrechensopfergesetz (VOG) können Opfer von gravierenden strafbaren Handlungen beim Bundessozialamt eine finanzielle Hilfestellung beantragen. Die gewährt der Staat nach entsprechender Prüfung im Sinne einer «Bevorschussung» - er behält sich vor, die zur Auszahlung gelangenden Beträge später beim Täter im Regressweg zurückzufordern.

    Weitere Berichte

    * » «Wir haben nie etwas bemerkt»
    * » «Er war freundlich, das ist so unglaublich»
    * » Kampusch bietet Amstettener Opfern Hilfe an

    Auf diesem Weg bekommen Verbrechensopfer in jedem Fall die Kosten für Rehabilitation und Heilbehandlung - etwa Psychotherapie - ersetzt. Auch Verdienstverluste werden abgegolten. Zudem steht ihnen bei Bedarf Pflegegeld nach dem Bundespflegegeldgesetz sowie eine «einkommensabhängige Zusatzleistung» zu: Sollte das erlittene Verbrechen eine Berufsunfähigkeit zur Folge haben, kann den Betroffenen eine monatliche Rente gewährt werden.

    Der Leistungskatalog aus dem VOG sieht dagegen keinen Anspruch auf Schmerzensgeld vor. Diese Form der Wiedergutmachung können die Opfer strafbarer Handlungen in Österreich weiterhin ausschließlich über die Zivilgerichte beim Täter einklagen. Ob dies im Amstettener Fall aber sinnvoll wäre, ist fraglich: Auf Josef F. kommt eine lange Gefängnisstrafe zu, seine Einkünfte dürften entsprechend gering sein. Da bei dem 73-Jährigen vermutlich nicht viel zu holen sein wird, kommt für die Opfer vor allem der sozialversicherungsrechtliche Aspekt zu Tragen. (nz)
    http://www.netzeitung.de/vermischtes/997157.html
29.10.2008

* webnews
* Yigg
* folkd
* Mister Wong
* Linkarena
* Del.icio.us
* Facebook
* MySpace



Schrift:
INZESTFALL AMSTETTEN
Josef Fritzl soll schon seine Mutter eingesperrt haben

Neue Details im Amstettener Inzestfall: Josef Fritzl soll nicht nur seine Tochter und deren Kinder, sondern auch seine Mutter in ein Verlies gesperrt haben. Das berichten österreichische Zeitungen.

Wien - Laut psychiatrischem Gutachten, das dem Nachrichtenmagazin "News" und der Tageszeitung "Österreich" vorliegt, sperrte der heute 73-Jährige auch seine Mutter ein.

INSZESTFALL AMSTETTEN: DIE VERBRECHEN DES JOSEF FRITZL

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Demnach sagte Fritzl über seine Kindheit: "Sie hat mich allein großgezogen, aber Liebe bekam ich nie von ihr", zitiert "Österreich den mutmaßlichen Inzesttäter. "Sie prügelte mich, trat mich, bis ich am Boden lag und blutete. Ich fühlte mich dabei so erniedrigt und schwach."

MEHR ÜBER...
Josef Fritzl Inzest Amstetten
zu SPIEGEL WISSEN
Und weiter: "Meine Mama ist Magd gewesen, musste viel arbeiten, ich habe von ihr nie ein Bussi bekommen und nie eine Umarmung - obwohl ich mich so bemühte, dass sie gut zu mir ist. Das einzige, was sie mit mir tat, war, in die Kirche zu gehen."

Jahre später soll sich der Verdächtige gerächt haben. "Er habe sie beschimpft, in ein Zimmer im Obergeschoss eingesperrt, das Fenster ihres Raumes zugemauert, damit sie kein Tageslicht sehen konnte", schreibt "News". 1980 starb die "wie eine Gefangene" behandelte Frau.

ZUM THEMA AUF SPIEGEL ONLINE

*
Psychiatrisches Gutachten: Josef Fritzl leidet an schwerer Persönlichkeitsstörung (22.10.2008)
*
Inzestfall Amstetten: Josef Fritzl soll voll zurechnungsfähig sein (13.10.2008)
*
Inzestfall Amstetten: Polizei führt Josef Fritzl ins Verlies zurück (26.09.2008)
*
Amstetten: Inzest-Verlies ließ sich im Notfall nicht öffnen (07.08.2008)

Über seine Tochter, mit der er sieben Inzestkinder zeugte, sagte der 73-Jährige laut dem in den beiden Zeitungen veröffentlichten Gutachten: "Die Idee, ein Verhältnis mit ihr anzufangen, kam mir erst nach circa vier bis fünf Monaten. (...) Ich habe zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr daran gedacht, dass sie meine Tochter ist, denn ich sah sie mehr als Frau, als Partnerin."

Und weiter: "Ich habe ihr oft meine Gefühle geschildert, doch sie sagte dann jedes Mal, dass ich sie leiden ließe. Und ich erklärte ihr immer, ich könne sie nicht freilassen, denn damit würde ich sie ja verlieren."

Am 27. April war in Amstetten bekannt geworden, dass Fritzl seine Tochter 24 Jahre lang in einem Verlies eingesperrt und sexuell missbraucht haben soll. Während der Gefangenschaft hatte der Mann mit der 42-Jährigen sieben Kinder gezeugt. Eines von ihnen starb nach der Geburt, das tote Baby soll der Verdächtige angeblich in einem Holzofen verbrannt haben. Der Verhaftete ist weitgehend geständig.

jdl/AP
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,587361,00.html
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New PostErstellt: 14.03.09, 20:29  Betreff: Re: Jugendamt Amstetten (Österreich): Missbrauch, Inzest, Freiheitsberaubung  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Fall Josef F.
Im Namen der Show

Von Florian Klenk, Wien | © ZEIT ONLINE; Falter 14.3.2009 - 15:34 Uhr

* Schlagworte:
* Sexueller Kindesmissbrauch
* Österreich
* Gericht
* Kriminalität

Am Montag beginnt der Prozess gegen Josef F. - und die Justiz gerät zur Unterhaltungsmaschine. Anwälte, Ankläger, Polizisten und Medien profitieren. Nur die Opfer nicht
Franz Polzer, Polizeisprecher, präsentierte die Bilder vom Verlies des Josef F.

Franz Polzer, Polizeisprecher, präsentierte die Bilder vom Verlies des Josef F.

© Johannes Simon/Getty Images

Anfang der achtziger Jahre begann er seine zwei Töchter zu quälen. Er hatte sie Hunderte Male missbraucht, 19-mal geschwängert. Die Jugendämter versagten, selbst als seine Töchter neun von ihm gezeugte Kinder zur Welt brachten.

Der Name dieses "Inzestvaters" und seiner Familie ist nicht bekannt. Keine Zeitung druckte sein Bild, kein Paparazzi stellte seinen Opfern in der Klinik nach, kein Polizist plauderte drauflos, was die Töchter der Polizei anvertrauten.

Der Fall ereignete sich ja auch nicht im niederösterreichischen Amstetten, sondern im englischen Sheffield. Der zuständige Richter Alan Goldsack hatte die berüchtigte britische Boulevardpresse vergangenen November durch ein Informationsverbot, eine sogenannte gag order ("Knebelorder"), zum Schweigen verurteilt. Bei Millionenstrafen war es allen untersagt, ein Foto des Täters oder seiner Opfer zu drucken oder auch nur einen Vornamen zu nennen.

Der Fall kam erst ans Licht, als Goldsack sein anonymisiertes Urteil veröffentlicht hatte. Behördenvertreter traten vor die Presse und verlasen geschliffene Statements ohne intime Details. Sie versprachen "unabhängige Untersuchungen".

Ein Missbrauchsverfahren ohne Medienvoyeure, Opferschutz durch den Staat, unabhängige Ermittlungen: Großbritannien zeigte vor, dass man die sonst so entfesselte Mediengesellschaft auch in spektakulären Fällen zähmen kann.

Von solchen Zuständen können die Anwälte der gequälten Familie F. in Amstetten nur träumen. Kommenden Montag beginnt die Hauptverhandlung gegen Vater Josef. Sein nicht öffentliches Verfahren wurde und wird nach völlig anderen Regeln inszeniert. Statt gag orders zu verhängen, stellt die Justiz vor dem St. Pöltner Landesgericht für die Reporter ein Zelt mit Würstlbude auf. Rechtspraktikanten leisten Ordnerdienst.

Wozu das alles? Josef F. ist geständig, sein Prozess, so will es das Gesetz, soll aus Rücksicht auf seine Opfer im Geheimen stattfinden. Warum werden die Medien dennoch laufend mit Information bedient?

Es gibt eine Erklärung für das Spektakel: Die Justiz verkommt zur Unterhaltungsmaschine. Sie läuft nicht nur im Amstetten-Prozess wie geschmiert, sondern auch in anderen großen Fällen. Diese Maschine besteht aus vielen kleinen Rädchen: Anwälten, Staatsanwälten, Richtern, Polizisten, Gutachtern. Sie tauschen Information gegen mediale Präsenz. Es reicht ihnen nicht, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen, sie wollen sich darin auch sonnen. Es ist ein Gegengeschäft, das dem Staat und den Medien dient. Kaum einer wirft Sand in dieses geschmierte Getriebe.

Im Fall Amstetten etwa läutete der Staat in Gestalt des niederösterreichischen Polizeisprechers Franz Polzer den ersten Akt im großen Medienjustiztheater ein. Als Josef F. vergangenes Jahr verhaftet wurde, verlas Polzer kein dürres Statement. Er verwechselte, die Kameras der Weltpresse im Hinterzimmer eines Amstettner Hotels auf sich gerichtet, Transparenz mit Voyeurismus. "Elisabeth F.", sagte Polzer nach F.s Verhaftung, "wandte sich vertrauensvoll an uns." Und dann plauderte er drauflos, was das Missbrauchsopfer im Vertrauen erzählt hatte. Er nannte den Namen der Familie – und hielt Fotos von Vater Josef in die Kameras.

So lockte Polzer die Reporter nach Amstetten, anstatt sie zu verscheuchen. Schon hing der britische Boulevard buchstäblich in den Bäumen des Klinikums Amstetten, um Fotos der Opfer zu erhaschen.

Den zweiten Akt inszenierte der Verteidiger von Josef F., Rudi Mayer. Der Wiener Anwalt beklagte zunächst die Medienhatz, dann aber steckte er News "exklusiv" das mit intimen Details gespickte Geständnis des eigenen Mandanten zu. Josef F., News, aber auch Mayer, dem als Anwalt Werbung verboten ist, profitierten von dem Deal: Das Blatt feierte ihn als "Topanwalt".

Womit Mayer hoffentlich nicht gerechnet hat, war die Dreistigkeit, mit der News F.s "Geständnis" ausschlachtete. Josef F. konnte seine Opfer aus der Zelle noch einmal öffentlich demütigen. F., so wurde bekannt, versuchte sogar die Aussageprotokolle seiner Opfer zu verkaufen. Das ging den österreichischen Medien dann doch zu weit. Doch selbst der im Fall F. vorbildlich agierende Kurier ließ sich am Montag dazu hinreißen, aus dem "Tagebuch" von Elisabeth F. zu zitieren.

Dritter Akt, Auftritt Staatsanwaltschaft. Im Fall F. fettete sie die Anklage mit vielen grausamen Details auf – obwohl das rechtlich nicht notwendig wäre, wie Opferanwälte versichern. Irgendwer, vermutlich Josef F. selbst, steckte die Anklage den Medien zu. Dort versagten die Schmutzfilter abermals: Anstatt die Akte pietätvoll selektiv zu zitieren, stellen Wolfgang Fellners Österreich und News das Dokument "zum Durchklicken" auf ihre Websites – obwohl Opfervertreter baten, genau das nicht zu tun.

So rührt der Fall Amstetten an einer grundsätzlichen demokratie- und medienpolitischen Frage. Wie ist es noch zu rechtfertigen, dass Strafprozesse über Sexualstraftäter im Zeitalter des Datenschutzes im Detail öffentlich erörtert werden dürfen?

Wieso müssen Opfer ihre Bloßstellung durch Medien hinnehmen? Wieso werden diese nicht einfach wie in Sheffield zum Schweigen verpflichtet?

Es gibt zwei historische Antworten auf diese Fragen. Eine findet sich in der Verfassung Österreichs. Die Tür zum Gerichtssaal soll jedem Bürger offenstehen, damit der Monarch, also der Staat, nicht der Kabinettsjustiz verfällt. Gerechtigkeit soll nicht nur geschehen, man soll auch sehen, wie sie entsteht. Das ist ein Baustein des fairen Verfahrens. Ein Recht des Beschuldigten.

Es gibt aber auch einen vormodernen Grund für die Öffentlichkeit. Er liegt, wie es der deutsche Strafrechtsexperte Rainer Hamm einmal formulierte, im "tief in der Volksseele verankerten Bedürfnis", den Täter "auf einem erhöhten Marktplatz" in Stücke gerissen zu sehen. Und es gibt auch die Gier, das Leid der anderen zu betrachten. Der Wiener Gesellschaftskritiker Karl Kraus beschrieb in Sittlichkeit und Kriminalität, wie die Wiener Gerichtspresse eben nicht nur unter das Amtskleid reaktionärer Richter blickte, sondern auch in die Unterwäsche jener, die vor Gericht ihr Intimleben ausbreiten mussten.

Hundert Jahre sind seither vergangen. Die Strafjustiz entwickelte sich weiter: Richter wurden moderner, Opfer werden geschützt, Beschuldigte haben den vollen Zugriff auf ihre Akten, sie dürfen diese an Medien weitergeben. Diese Dokumente könnten ja auch Missstände in der Justizverwaltung illustrieren.

Hier beginnt die Gratwanderung zwischen Transparenz und Theater. Die Beschuldigten und ihre Anwälte wenden sich mit Gerichtsakten eben nicht nur an die Öffentlichkeit, um Fehler der Behörden bei ihren Verfahren aufzuzeigen, sondern auch um in eigener Sache Stimmung zu machen; oder um ihre Opfer noch einmal bloßstellen.

Polizisten und Staatsanwälte reagieren neuerdings darauf und stellen sich der Kritik, anstatt zu schweigen. Doch auch sie haben dabei nicht nur hehre Ziele im Sinn, sondern die Eigenvermarktung.

Immerhin: Anders als der Anwalt von Josef F. verweigern sich die Anwälte seiner Familie dem Showgegengeschäft. Die auf Opferrechte spezialisierte Anwältin der F.s, Eva Plaz, gewährt Journalisten ausnahmslos kein Interview. Sie weiß, dass Medien in diesem Fall nicht kontrollieren, sondern Macht über die Geschichten der Opfer und somit ihr Leben erlangen wollen.

Florian Klenk ist stellvertretender Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung Falter
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