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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Jugendamt Sömmerda: Fall Leon

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Seite: 1, 2
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Gast
New PostErstellt: 29.06.07, 07:55  Betreff: Jugendamt Sömmerda: Fall Leon  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Mutter gesteht im Prozess um verdurstetes Baby Vernachlässigung ihrer Kinder

Erfurt/Sömmerda (ddp-lth). Im Prozess um den Tod eines Babys aus dem thüringischen Sömmerda hat die angeklagte 20-jährige Mutter zugegeben, ihre Kinder vernachlässigt zu haben. Die Frau berichtete vor dem Erfurter Landgericht von ihren Lebensumständen vor der Tat. Nachdem ihr im November 2006 wegen offener Rechnungen der Strom abgeschaltet worden sei, habe sie sich nur noch selten um ihre zweijährige Tochter und den neun Monate alten Sohn gekümmert. Anfang Dezember sei ihr erstmals aufgefallen, dass die Kinder dünner geworden sind. «Leon hat nur noch geweint», erklärte sie leise.

Die letzte Mahlzeit der Kinder sei am 12. Dezember eine Scheibe Rosinenbrot und Tee für die Zweijährige und ein Fläschchen für den Säugling gewesen, sagte die Mutter. Danach sei sie nicht mehr in der Wohnung gewesen. Schließlich hätten sich ein Sozialarbeiter und das Jugendamt um die Kinder kümmern wollen, erklärte sie. Daran habe sie geglaubt. Zwei Tage später brach die Polizei die Wohnung auf und fand den toten Säugling sowie die zweijährige Schwester.

Es sei ihr zu diesem Zeitpunkt im Dezember alles zuviel geworden, deshalb habe sie auch einen Sozialarbeiter um Hilfe gebeten, sagte die Angeklagte. Ihm habe sie am 30. November mitgeteilt, dass sie mit der ganzen Situation überfordert sei. «Bitte helfen Sie mir», habe sie geschrieben und sich dann auf Hilfe verlassen. Doch die von ihr geschriebene E-Mail hatte nach Angaben des Gerichtes den Empfänger niemals erreicht.

Die Mutter rechnete nach eigenen Worten nicht damit, dass kleineKinder so schnell wegen Mangelernährung sterben könnten. Dem folgte Richter Holger Pröbstel nicht und verwies auf ihre polizeiliche Aussage im Dezember vorigen Jahres. Darin habe sie angegeben, dass ihr die Folgen ihres Handelns bekannt gewesen seien. «Man könnte sagen, dass es ihnen egal gewesen ist, was mit den Kindern passiert», betonte der Richter und verwies auf eine mögliche Verurteilung wegen Mordes aus Grausamkeit. «Sie hätten nur einmal ein Telefonat des Jugendamtes entgegennehmen und nicht wegdrücken müssen.»

Nach den Worten von Richter Pröbstel hätte der Angeklagten bewusst sein müssen, dass ihre Kinder nach zwei Tagen ohne Essen «Höllenqualen» erlitten haben. «Die Kinder müssen sich die Seele aus dem Leib geschrieen haben», sagte er. Dies sei die Realität und dieser müsse sie sich endlich auch stellen.

Die 20-Jährige hatte zugegeben, in den letzten zwei Novemberwochen bei einer Freundin geschlafen zuhaben und Drogen und Alkohol konsumiert zu haben. Die Kinder seien über Nacht allein zu Hause gewesen. Gelegentlich habe ein Nachbar nach den Kindern geschaut.

Zu Beginn des Prozesstages hatte die Angeklagte ihre schwierige Kindheit geschildert. Sie sprach von Schlägen und Missbrauch in ihrer Familie. Mit zehn Jahren sei sie das erste Mal vom Freund ihrer Mutter vergewaltigt worden. Weitere Missbrauchsfälle seien gefolgt.

Die Frau gab an, sich wegen der Vorfälle selbst verletzt zu haben und psychiatrisch behandelt worden zu sein. Auch der von ihr getrennt lebende Ehemann und Vater ihrer beiden Kinder sei gewalttätig gewesen. Einmal habe er ihr die Hand gebrochen. Verlassen habe sie ihn aus Angst vor weiteren Schlägen dennoch nicht.

Der Prozess hatte in der Vorwoche begonnen. Der Frau wird vorgeworfen, sich vom 10. bis 14. Dezember vergangenen Jahres nicht um ihre beiden in der Wohnung zurückgelassenen Kinder gekümmert zu haben. Der neun Monate alte Sohn war daraufhin verdurstet. Auch das knapp zweijährige Mädchen litt an Flüssigkeitsverlust. Die Frau muss sich wegen Totschlags und versuchten Totschlags verantworten. Die Verhandlung soll am Mittwoch mit der Aussage der Angeklagten fortgesetzt werden.

26.06.2007 Sab

http://www.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=67&id=82436


[editiert: 01.07.07, 08:55 von Admin]
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Gast
New PostErstellt: 29.06.07, 07:55  Betreff: Re: Mutter gesteht im Prozess um verdurstetes Baby  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

25. Juni 2007, 16:38 Uhr
Kriminalität
Die schwere Kindheit einer Rabenmutter
Mit zehn Jahren wurde sie vergewaltigt, danach folgten mehrere Aufenthalte in der Psychiatrie: Eine Mutter berichtet vor Gericht von ihrer schweren Kindheit. Im November soll sie ihre Kinder in Sömmerda in der Wohnung zurückgelassen haben. Ihr Sohn kam dabei ums Leben.

Die Mutter des verdursteten Babys von Sömmerda in Thüringen hat vor dem Landgericht Erfurt von ihrer eigenen schweren Kindheit und Jugend berichtet. Im Alter von zehn Jahren sei sie von einem Freund ihrer Mutter mehrfach vergewaltigt worden, berichtete die 20-Jährige. Sie sei mehrmals in die Psychiatrie eingewiesen worden. Auch in ihrer Ehe habe sie Schläge und Demütigungen ertragen müssen.
Die Frau ist wegen Totschlags und versuchten Totschlags angeklagt. Sie hatte ihre beiden Kinder im Alter von zwei Jahren und neun Monaten im Dezember letzten Jahres vier Tage lang allein in ihrer Wohnung gelassen. Das Jugendamt hatte am 14. Dezember 2006 die Tür aufbrechen lassen. Das zweijährige Mädchen Lena Isabell lebte und konnte gerettet werden. Der kleine Leon Sebastian lag tot in seinem Gitterbett.
Kein Kontakt zum leiblichen Vater
Die 20-Jährige berichtete, dass sie keinen Kontakt zu ihrem leiblichen Vater hatte. Er habe die Familie verlassen, als sie zwei Jahre alt gewesen sei. Der neue Mann ihrer Mutter sei gewalttätig gewesen. Sie sei weggelaufen, habe in Heimen gelebt und sich nach eigener Aussage „irgendwie immer benachteiligt gefühlt“.
Mit 16 Jahren habe sie ernsthaft versucht, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen, berichtete die Angeklagte vor Gericht: „Die Mutter hat mich gefunden und wieder in die Psychiatrie abgeschoben.“ Sie habe sich in die Haut geritzt um zu spüren, „dass auch ich mich verletzen kann und nicht nur andere“.

Mit 17 habe sie ein Lehre als Köchin begonnen, aber nach einem halben Jahr abgebrochen, weil sie ihren späteren Ehemann kennen gelernt habe, der sehr eifersüchtig auf ihre Kollegen gewesen sei. Er habe sie häufig ins Gesicht geschlagen und sogar einen Autounfall provoziert, als sie hochschwanger gewesen sei und sich von ihm habe trennen wollen. Nachdem sie zum zweiten Mal von ihm schwanger geworden sei, habe sie sich von ihm getrennt und sich allein um ihre beiden Kinder gekümmert. Zeitweilig habe sie zugleich zwei Partner gehabt und sich nicht entscheiden können, sagte die arbeitslose Frau.
Interviewt als „Single des Monats“
Am 24. November 2006 sei sie von einem Radiosender sogar als „Single des Monats“ interviewt worden. Die Initiative für die Aktion sei von ihrer Freundin ausgegangen. In dem Gespräch mit dem Sender habe sie sich als allein erziehende Mutter vorgestellt und davon gesprochen, dass ihr Wunschpartner ehrlich und treu sein und dass er zu ihrem Kind stehen müsse. „Mein Kind ist immer an erster Stelle“, zitierte der Vorsitzende Richter Holger Pröbstel aus dem Sendeprotokoll. Auf seine Frage, weshalb sie denn nur von einem Kind gesprochen habe, wusste sie keine befriedigende Antwort zu geben.
Schlagworte
Sömmerda Misshandlung Kriminalität Prozess Drogen
Später sind der jungen Frau die Probleme über den Kopf gewachsen: Sie habe die Wohnungsmiete nicht mehr bezahlt und seit Anfang November sei die Wohnung ohne Strom gewesen, berichtete die Angeklagte. In dieser Zeit habe sie sich immer häufiger bei einer Freundin aufgehalten. Anfangs hätten die Kinder dort noch regelmäßig ihre Mahlzeiten bekommen, später sei sie immer häufiger allein zu der Freundin gegangen, habe mit ihr Drogen und Alkohol konsumiert; zuletzt sei sie auch über Nacht weggeblieben, sagte die 20-Jährige.
ap/gr
http://www.welt.de/vermischtes/article974223/Die_schwere_Kindheit_einer_misshandelnden_Mutter.html
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Gast
New PostErstellt: 01.07.07, 08:42  Betreff: Re: Mutter gesteht im Prozess um verdurstetes Baby  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

6. Dezember 2006, 00:00 Uhr

Von Lars Kreye

Vernachlässigung

Das traurige Schicksal des kleinen Leon

Jede Woche sterben in Deutschland drei Kinder, weil ihre Eltern sie vernachlässigen. Jüngster Todesfall ist ein Baby aus Sömmerda in Thüringen. Der Bundesrat fordert jetzt verpflichtende Untersuchungen zur Früherkennung. Doch dies hätte den Jungen auch nicht gerettet, denn die Mutter ignorierte Mahnungen und öffnete ihre Tür nicht mehr.
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Ein neuer Fall von tödlicher Vernachlässigung hat die Debatte um mehr staatliche Kontrolle der Kindeserziehung weiter angeheizt: Im thüringischen Sömmerda verdurstete ein Säugling, den die Mutter zusammen mit seiner zweijährigen Schwester tagelang allein in der Wohnung zurückgelassen hatte. Der Bundesrat forderte jetzt die Bundesregierung auf, Früherkennungsuntersuchungen zur Pflicht zu machen. Familienministerin Ursula von der Leyen will die Kommunikation zwischen Jugendämtern und Gesundheitswesen verbessern.
Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus erklärte, verpflichtende Früherkennungsuntersuchungen seien ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung von Vernachlässigung, Misshandlung und sexuellem Missbrauch von Kindern. Der tragische Vorgang in Sömmerda belege erneut, dass ein solches Gesetz nötig sei. Der Bundesrat forderte die Bundesregierung auf, einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber kündigte an, dass der Freistaat in jedem Fall handeln will. Mit den Mitteln der Landespolitik werde dafür gesorgt, dass alle Kinder regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnähmen. Stoibers hessischer Kollege Roland Koch sagte, sollte es nicht zu einer bundeseinheitlichen Lösung kommen, erwäge auch er eine Landesregelung.
Ministerin von der Leyen unterstrich die Notwendigkeit besserer Kommunikation und warb für das dazu geplante systematische Frühwarnsystem. Ein Modellversuch läuft zurzeit im der nordrhein-westfälischen Stadt Dormagen. Dort werden alle Eltern mindestens einmal nach der Entbindung vom Jugendamt besucht. Über drei Jahre läuft der Versuch. Eine Vorsichtsmaßnahme. Scharfe Kritik an von der Leyens Plänen kam vom Bund Deutscher Zu kurz gegriffen, meint Klaus Jansen vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. „Wir brauchen sofort eine personelle und qualitative Verbesserung der Jugendämter. Wir können nicht 510 weitere tote Kinder abwarten.“ Nur ein Besuch vom Jugendamt hätte Leon Sebastian nicht geholfen. BDK und Kinderhilfe forderten die schnellstmögliche Einführung einer Vorsorgeuntersuchungspflicht für Kinder sowie eine personelle und qualitative Verbesserung bei den Jugendämtern. „Das Kinder- und Jugendhilfesystem ist am Ende“, erklärte der Vorsitzende der Kinderhilfe, Georg Ehrmann.
Der Fall Sömmerda
Als das Jugendamt im thüringschen Sömmerda die Tür in der Lucas-Cranach-Straße aufbricht, ist es zu spät. Die Pflanzen im Hausflur sind verdorrt, aus der Küche kommt ein stechender Geruch. Es lässt sich nur ahnen, was die Beamten erwartet, als sie das Kinderzimmer betreten. Sie finden den zehn Monate alten Leon Sebastian in seinem Kinderbett. Er ist tot. Neben ihn liegen zwei fast leere Trinkflaschen. Die Milch, die ihn hätte retten können, ist eingetrocknet. In Nebenzimmer hockt seine zwei Jahre alte Schwester Lena Isabell. Sie fängt an zu schreien.
Die Feuerwehr bringt das Mädchen in ein Krankenhaus, körperlich geht es dem Mädchen inzwischen gut. Fast wäre sie, wie ihr Bruder, verdurstet. Hinter einer von zehn Türen in einem Plattenbau aus DDR-Zeiten. Die 20-jährige Mutter Conny N. hat ihre Kinder allein gelassen. Sie wurde noch am selben Abend bei einer Freundin festgenommen. Der Polizei sagte sie, dass sie seit Sonntag, dem zweiten Advent, nicht mehr zu Hause gewesen sei. Mindestens vier Tage hat sie also ihre Kinder sich selbst überlassen.
Kindestod durch Verwahrlosung. Schätzungen zufolge sind 80.000 Kinder sind in Deutschland bedroht. Nach Kriminalstatistik wurden im letzten Jahr 178 Kinder Opfer von Mord, Todschlag oder fahrlässiger Tötung. Statistisch gesehen, sterben jede Woche drei unserer Jüngsten.
Besonders tragisch sind Fälle im Zusammenhang mit einem Versagen der Behörden stehen: Am 10. Oktober finden Polizisten in Bremen die Leiche des zweijährigen Kevin in einem Kühlschrank. Bei der Obduktion stellt die Gerichtsmedizin mehrere Knochenbrüche fest. In Hamburg verhungert im letzten Jahr die sieben Jahre alte Jessica. Sie wog nur noch 14 Kilo. Und 2004 findet die Polizei in Cottbus den sechs Jahre alte Dennis. Er ist bereits drei Jahre zuvor an Entkräftung gestorben. In jedem Fall wurde den Jugendämter Versagen vorgeworfen. Die Ämter waren von Nachbarn oder Verwandten gewarnt worden und hatten nichts oder zu wenig unternommen. Im Fall Kevin wusste das Amt von den Drogeneskapaden des allein erziehenden Vaters, schickte den Jungen nach einem Aufenthalt im Heim trotzdem zurück zu ihm. Auch in Sömmerda war das Jugendamt alarmiert.
Plattenbausiedlung ist als Problembezirk bekannt
In der Kleinstadt mit 21.000 Einwohnern gilt die Plattenbausiedlung „Neue Zeit“ als Problembezirk. Hohe Arbeitslosigkeit, eine triste Umgebung, der Alkoholkonsum auf der Straße lässt sich nicht leugnen. Es gibt ein Bürgerzentrum, einen Arbeitslosentreff und den gemeinnützigen Verein „Ludothek“, der arbeitslosen Müttern bei der Jobsuche hilft und sich um Kinderspielplätze kümmert. Vielleicht hätte das Jugendamt sensibler reagieren müssen, als eine Nachbarin die Behörde Anfang November anrief.
Sie gab an: In der Nachbarwohnung würde ständig ein Baby schreien, in der Wohnung brenne nie Licht und die Mutter Conny sei nie zu Hause. Die Behörde reagiert, vereinbart für den 15. November eine Gesprächstermin, mit den Kindern. Das Ergebnis laut Fürsorgerin: Die Kinder zeigen keine Spuren körperlicher Misshandlung, aber die Mutter sei nach der Trennung von ihrem Mann überfordert gewesen. Als Conny N. nicht wie vereinbart zu den geforderten Untersuchungen erschien, beantragte das Jugendamt am 29. November beim Familiengericht, die Kinder dem Vater zu übergeben. Doch als weder Mutter noch Vater diese Woche Montag zu den Gerichtsterminen erschienen, will die Behörde die Kinder in ein Heim geben. Zwei Tage später, folgt das Gericht der Empfehlung. Da war Leon Sebastian schon verdurstet.
Schon seit Monaten zahlt Conny N. keine Miete und keinen Strom mehr. Sie reagiert nicht auf Mahnungen, öffnet nicht mehr ihre Tür. Am sechsten November wird bei ihr der Strom abgestellt. Seit dem läuft der Kühlschrank nicht mehr, in der Wohnung fängt es an zu stinken. Die Wohnungsgesellschaft (WGS), der Energieversorger, selbst die Nachbarn haben gemerkt, dass bei dieser Familie etwas nicht stimmt. Warum hat das Jugendamt bei dieser Häufung von Warnzeichen nicht reagiert? Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilger, macht das Problem bei der Arbeitsmarktreform aus. „Seit dem die Sozialhilfe den Arbeitsagenturen übertragen wurde, wurden Jugend- und Sozialhilfe voneinander getrennt“, sagt er. „Jugendämter werden heute also nicht mehr automatisch benachrichtigt, wenn eine Familie in eine finanzielle Notlage gerät.“
http://www.welt.de/vermischtes/article703223/Das_traurige_Schicksal_des_kleinen_Leon.html
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New PostErstellt: 01.07.07, 08:43  Betreff: Re: Mutter gesteht im Prozess um verdurstetes Baby  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

17. Dezember 2006, 00:00 Uhr
Von WELT.de/dpa
Sömmerda

Pflegefamilie für Leons Schwester gesucht

Die Zweijährige hat das Martyrium von Hunger und Durst überstanden und erholt sich weiter im Krankenhaus. Die Mutter ist in Haft. Und zum Vater soll die Kleine nicht zurück – auch wenn gegen ihn nicht ermittelt wird.
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Wenige Tage nach ihrer Rettung ist die zweijährige Schwester des verdursteten Leon aus Sömmerda in Thüringen wohl auf. „Sie ist weiter im Krankenhaus und erholt sich“, sagte Oberstaatsanwältin Anette Schmitt. Danach komme sie in die Obhut des Jugendamts. Für das Mädchen solle eine Pflegefamilie gefunden werden. Lena und ihr knapp zehn Monate alter Bruder Leon waren am vergangenen Donnerstag allein in der Wohnung ihrer Mutter gefunden worden, als das Jugendamt die Kinder abholen wollte. Gegen die Mutter wird wegen Totschlags ermittelt. Unterdessen steht die mangelnde finanzielle Unterstützung der Jugendämter in der Kritik.
Die beiden Kinder waren in der Wohnung in Sömmerda seit Sonntag vergangener Woche ohne Betreuung gewesen. Lena überstand das Martyrium von Hunger und Durst, Leon starb. Die 20 Jahre alte Mutter wurde in die Justizvollzugsanstalt Chemnitz gebracht, wo sie zunächst in Untersuchungshaft sitzt.
„Nach ausführlichen Befragungen des Kindsvaters wird derzeit nicht gegen ihn ermittelt“, sagte die Oberstaatsanwältin. Eine Rückkehr der geretteten Tochter zum Vater sei jedoch unwahrscheinlich. „Ausgerechnet als ihm das Sorgerecht übertragen werden sollte, erschienen beide Eltern nicht beim Familiengericht. Deshalb gehe ich davon aus, dass das Mädchen in der Obhut des Jugendamtes bleibt“, sagte Schmitt. Aus Sicht der Behörden gibt es keine Anhaltspunkte für strafrechtliche Versäumnisse des Jugendamtes. Daher werde auch nicht gegen Mitarbeiter ermittelt.
Leon starb wahrscheinlich bereits am Sonntag
Bruder Leon starb laut Obduktionsergebnis wahrscheinlich bereits am Sonntag oder Montag. Die Mutter war am Donnerstag wenige Stunden nach dem Fund der Babyleiche bei einer Bekannten in Sömmerda festgenommen worden. Gegen sie wurde am Freitag vom Amtsgericht Haftbefehl unter anderem wegen Totschlags erlassen. Sie habe sich überfordert gefühlt und die Kinder seit vergangenem Sonntag in der Wohnung zurückgelassen, sagte die Frau in einer Befragung der Polizei. Für eine monatelange Unterernährung oder Misshandlung der Kinder gab es keine Hinweise. Nach Einschätzung der Ermittler war der Mutter bewusst, dass ihre lange Abwesenheit für die Kinder ernste Konsequenzen haben konnte.
Kinderschutzbund: Hilfesystem vor dem Kollaps
Der Deutsche Kinderschutzbund kritisierte die bundesweit vorhandenen Hilfesysteme für Kinder als mangelhaft. „Das Kinder- und Jugendhilfesystem steht vor dem Kollaps“, sagte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, WELT.de. Zu viele Jugendämter seien finanziell ausgezerrt. „Wir brauchen mehr Personal.“ Unterstützung kam vom Deutschen Städte- und Gemeindebund, der einen Ausbau der Beratungsangebote forderte. „Allen Neugeborenen muss ein Besuch abgestattet werden“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Auch müsse eine verpflichtende ärztliche Vorsorgeuntersuchung für Kinder bis zum Schulalter eingeführt werden. „Entziehen sich Eltern dieser Pflicht, muss das Kindergeld gestrichen werden“, sagte Landsberg.

http://www.welt.de/vermischtes/article703372/Pflegefamilie_fuer_Leons_Schwester_gesucht.html
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New PostErstellt: 01.07.07, 08:53  Betreff: Re: Mutter gesteht im Prozess um verdurstetes Baby  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

15. Dezember 2006, 00:00 Uhr
Von WELT.de/AFP/dpa

Kriminalität

Ein Baby ist verdurstet - und wieder versagen die Behörden

Im Auftrag des Jugendamtes brachen Beamte eine Wohnung in Sömmerda auf und fanden dort den verdursteten Leon Sebastian. Schon seit Monaten war bekannt, dass es in der Familie Probleme gibt. Der Strom war bereits seit 38 Tagen abgestellt, die Mutter ständig auf Partys. Die Parallelen zum Fall Kevin sind offensichtlich.

Ein zehn Monate alter Junge ist im thüringischen Sömmerda verdurstet, weil ihn seine Mutter vier Tage lang in der Wohnung zurückgelassen hatte. Seine zwei Jahre alte Schwester überstand das Martyrium nach Polizeiangaben vom Freitag in einem Laufgitter trotz akutem Flüssigkeitsmangel in verhältnismäßig gutem Zustand. Zwei Polizistinnen hatten die Wohnung am Donnerstagnachmittag öffnen lassen, weil das Jugendamt die Kinder in seine Obhut nehmen wollte. Wenige Stunden nach Entdeckung der Babyleiche sei die 20 Jahre alte Mutter bei einer Bekannten in der Nähe festgenommen worden. Sie habe sich überfordert gefühlt und die Kinder seit vergangenem Sonntag in der Wohnung zurückgelassen, sagte sie nach Angaben von Erfurts Kriminalpolizeichef Herbert Bauer.






Eine Nachbarin schlug Alarm
Das Jugendamt war nach Angaben von Schmitt von einer Nachbarin darauf aufmerksam gemacht worden, dass sich die Mutter wahrscheinlich zu wenig um ihre Kinder kümmere. Bei einem Termin Mitte November hätte das Jugendamt nicht Auffälliges bei den Kindern feststellen können. Schmitt konnte zunächst nicht sagen, ob das Treffen am 15. November in der Wohnung stattfand, in der nach Angaben des Energieunternehmens mehr als eine Woche zuvor der Strom wegen unbezahlter Rechnungen abgestellt worden war. Das Unternehmen wusste nach Angaben eines Sprechers nicht, dass Kinder in der Wohnung waren.

Anders als vom Jugendamt angeordnet, ließ die junge Frau die Kinder nicht ärztlich untersuchen. Daraufhin plante das Amt, den Jungen und das Mädchen per Gerichtsbeschluss in die Obhut des Vaters zu geben, den die Frau ein Vierteljahr zuvor aus der Wohnung geworfen habe. Als beide Eltern zu dem Termin am vergangenen Montag nicht erschienen, beantragte das Jugendamt, sie selbst in Obhut zu nehmen. Mit dem entsprechenden Gerichtsbeschluss vom Donnerstagmittag fuhren Polizei und Jugendamt zur Wohnung. „Es gibt derzeit keine Anhaltspunkte für strafrechtliche Versäumnisse des Jugendamtes“, sagte Schmitt.

Linkspartei fordert Notfallplan
Die Linkspartei im Thüringer Landtag forderte nach der Tragödie einen Notfallplan bei Anzeichen von Vernachlässig und Misshandlung von Kindern. Der Fall offenbare Lücken im Informationssystem. Die Fraktion beantragte eine Sondersitzung des zuständigen Landtagsausschusses. Die SPD-Fraktion sprach sich unter anderem für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen aus.

Der Jenaer Sozialwissenschaftler Roland Merten verlangte eine Änderung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Die Ämter müssten die Möglichkeit bekommen, so genannte „Verfahrenspfleger“ einzusetzen, die sich dann unmittelbar um die Kind kümmern könnten. Nach Angaben des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) sterben in Deutschland statistisch gesehen mindestens drei Kinder pro Woche an den Folgen von Gewalt oder Vernachlässigung.

http://www.welt.de/vermischtes/article702842/Ein_Baby_ist_verdurstet_-_und_wieder_versagen_die_Behoerden.html
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Gast
New PostErstellt: 01.07.07, 08:57  Betreff: Re: Jugendamt Sömmerda: Fall Leon  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

25.06.2007 15:07 Uhr
Prozess um verdurstetes Baby
"Mutter hat mich abgeschoben"
Ihr neun Monate alter Sohn verdurstete in seinem Kinderbett. Nun hat die angeklagte Mutter vor Gericht über ihre eigene schwere Kindheit gesprochen.

vergrößern Die Mutter des verdursteten Babys vor dem Landgericht Erfurt erzählte Details aus ihrem Leben.

Foto: ddp (Archiv)



Die Mutter des verdursteten Babys von Sömmerda in Thüringen hat am Montag vor dem Landgericht Erfurt von ihrer eigenen schweren Kindheit und Jugend berichtet.

Im Alter von zehn Jahren sei sie von einem Freund ihrer Mutter mehrfach vergewaltigt worden, berichtete die 20-Jährige. Sie sei mehrmals in die Psychiatrie eingewiesen worden. Auch in ihrer jungen Ehe habe sie Schläge und Demütigungen ertragen müssen.

Die Frau ist wegen Totschlags und versuchten Totschlags angeklagt. Sie hatte ihre beiden Kinder im Alter von zwei Jahren und neun Monaten im Dezember letzten Jahres vier Tage lang allein in ihrer Wohnung gelassen.

Das Jugendamt hatte am 14. Dezember 2006 die Tür aufbrechen lassen. Das zweijährige Mädchen Lena Isabell lebte und konnte gerettet werden. Der kleine Leon Sebastian lag tot in seinem Gitterbett - er war verdurstet. Die Frau muss sich nun wegen Totschlags und versuchten Totschlags verantworten.

Gewalt in der Ehe

Mit 16 Jahren habe sie ernsthaft versucht, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen, berichtete die Angeklagte vor Gericht: "Die Mutter hat mich gefunden und wieder in die Psychiatrie abgeschoben."

Ihr Ehemann habe sie häufig ins Gesicht geschlagen und einen Autounfall provoziert, als sie sich von ihm habe trennen wollen. Nachdem sie zum zweiten Mal schwanger geworden sei, habe sie sich von dem Mann getrennt und neu verliebt. Zeitweilig habe sie zwei Partner gehabt und sich nicht entscheiden können, sagte die arbeitslose Frau.

Später habe sie die Wohnungsmiete nicht mehr bezahlt, und seit Anfang November sei die Wohnung ohne Strom gewesen. In dieser Zeit habe sie sich immer häufiger bei einer Freundin aufgehalten.

Anfangs hätten die Kinder dort noch regelmäßig ihre Mahlzeiten bekommen, später sei sie immer häufiger allein zu der Freundin gegangen, habe mit ihr Drogen und Alkohol konsumiert; zuletzt sei sie auch über Nacht weggeblieben, sagte die 20-Jährige.

(AP)
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/392/120241/
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New PostErstellt: 01.07.07, 08:59  Betreff: Re: Jugendamt Sömmerda: Fall Leon  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Fall des verdursteten Babys
Mutter bestreitet Schuld am Tod
25.06.2007 - 21:23
Bestürzung in Sömmerda: Nachbarn stellten im Dezember Kerzen für den toten Sebastian auf. Foto: ddp
Erfurt (RPO). Vier Tage ließ sie ihre zwei kleinen Kinder allein zuhause. Als das Jugendamt schließlich die Wohnungstür aufbrach, lag ihr neun Monate altes Baby tot in seinem Gitterbett. Die Mutter des verdursteten Säuglings von Sömmerda in Thüringen hat vor dem Landgericht Erfurt am Montag jede Schuld bestritten.

Nachdem sie ihre beiden Kinder allein in der Wohnung zurückgelassen hatte, in der auch der Strom abgeschaltet worden war, habe sie in einer E-Mail an einen Sozialarbeiter geschrieben, sie sei völlig überfordert und brauche unbedingt eine Auszeit, sagte die 20-Jährige vor dem Landgericht Erfurt. Sie habe geglaubt, dass die Kinder vom Jugendamt abgeholt würden.

Der Vorsitzende Richter Holger Pröbstel warf ihr dagegen vor, dass ihr die Kinder völlig egal gewesen seien. Anrufe der Behörde habe sie auf ihrem Handy stets weggedrückt. Während ihre Kinder vor Hunger und Durst geschrien hätten, habe sie im Restaurant gegessen, empörte sich Pröbstel.

Die 20-Jährige hatte zuvor von ihrer eigenen schweren Kindheit berichtet. Im Alter von zehn Jahren sei sie von einem Freund ihrer Mutter mehrfach vergewaltigt worden. Sie sei mehrmals in die Psychiatrie eingewiesen worden. Auch in ihrer Ehe habe sie Schläge und Demütigungen ertragen müssen.

Die Frau ist wegen Totschlags und versuchten Totschlags angeklagt. Sie hatte ihre beiden Kinder im Alter von zwei Jahren und neun Monaten im Dezember letzten Jahres allein in ihrer Wohnung gelassen. Das Jugendamt hatte am 14. Dezember 2006 die Tür aufbrechen lassen. Das zweijährige Mädchen Lena Isabell lebte und konnte gerettet werden. Der kleine Leon Sebastian lag tot in seinem Bett.

Die 20-Jährige berichtete, dass sie keinen Kontakt zu ihrem leiblichen Vater hatte. Er habe die Familie verlassen, als sie zwei Jahre alt gewesen sei. Der neue Mann ihrer Mutter sei gewalttätig gewesen. Sie sei weggelaufen, habe in Heimen gelebt und sich nach eigener Aussage "irgendwie immer benachteiligt gefühlt".

Mit 16 Jahren habe sie ernsthaft versucht, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen, berichtete die Angeklagte vor Gericht: "Die Mutter hat mich gefunden und wieder in die Psychiatrie abgeschoben." Sie habe sich in die Haut geritzt um zu spüren, "dass auch ich mich verletzen kann und nicht nur andere".
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Ließ Baby verdursten
Prozess gegen 20-Jährige beginnt

Mit 17 habe sie ein Lehre als Köchin begonnen, aber nach einem halben Jahr abgebrochen, weil sie ihren späteren Ehemann kennen gelernt habe, der sehr eifersüchtig auf ihre Kollegen gewesen sei. Er habe sie häufig ins Gesicht geschlagen und sogar einen Autounfall provoziert, als sie hochschwanger gewesen sei und sich von ihm habe trennen wollen. Nachdem sie zum zweiten Mal von ihm schwanger geworden sei, habe sie sich von ihm getrennt und sich allein um ihre beiden Kinder gekümmert. Zeitweilig habe sie zugleich zwei Partner gehabt und sich nicht entscheiden können, sagte die arbeitslose Frau.

Am 24. November 2006 sei sie von einem Radiosender sogar als "Single des Monats" interviewt worden. Die Initiative für die Aktion sei von ihrer Freundin ausgegangen. In dem Gespräch mit dem Sender habe sie sich als allein erziehende Mutter vorgestellt und davon gesprochen, dass ihr Wunschpartner ehrlich und treu sein und dass er zu ihrem Kind stehen müsse. "Mein Kind ist immer an erster Stelle", zitierte der Vorsitzende Richter Holger Pröbstel aus dem Sendeprotokoll. Auf seine Frage, weshalb sie denn nur von einem Kind gesprochen habe, wusste sie keine befriedigende Antwort zu geben.

Später sind der jungen Frau die Probleme über den Kopf gewachsen: Sie habe die Wohnungsmiete nicht mehr bezahlt und seit Anfang November sei die Wohnung ohne Strom gewesen, berichtete die Angeklagte. In dieser Zeit habe sie sich immer häufiger bei einer Freundin aufgehalten. Anfangs hätten die Kinder dort noch regelmäßig ihre Mahlzeiten bekommen, später sei sie immer häufiger allein zu der Freundin gegangen, habe mit ihr Drogen und Alkohol konsumiert; zuletzt sei sie auch über Nacht weggeblieben, sagte die 20-Jährige.

http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/deutschland/justiz/452192
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Gast
New PostErstellt: 01.07.07, 09:00  Betreff: Re: Jugendamt Sömmerda: Fall Leon  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Zweites Kind halb verhungert
Jugendamt reagiert zu spät - Baby verdurstet
Eine Frau schiebt einen Kinderwagen an dem Haus vorbei, in dem ein Säugling verdurstete. Foto: AP

Erfurt (RPO). Als das Jugendamt im thüringischen Sömmerda die Polizei zur Hilfe rief, war es für den knapp zehn Monate alten Leon Sebastian schon seit Tagen zu spät. Der Säugling war vermutlich schon am Samstag, Sonntag oder Montag verdurstet. Als die Polizei die Wohnung seiner Mutter aufbrach, fand sie seine Leiche und seine halb verhungerte dreijährige Schwester.

Leon Sebastian war qualvoll verdurstet. Klarheit darüber, wann genau das Kind starb, soll eine Obduktion bringen. Dies teilte die Erfurter Oberstaatsanwältin Anette Schmitt am Freitag vor Journalisten mit. Die 20-jährige Mutter sie befinde sich in Haft. Ihr werde Totschlag und Aussetzung mit Todesfolge vorgeworfen, sagte Schmitt. Gegen den Vater bestehe kein Tatverdacht, er befinde sich auf freiem Fuß. Die dreijährige Schwester des Babys wurde unterernährt ins Krankenhaus gebracht.

Die Polizei hatte die Wohnung in der nördlich von Erfurt gelegenen Stadt im Auftrag des Jugendamts aufgebrochen. Nachbarn sagten laut der Zeitung "Thüringer Allgemeine", das Jugendamt sei bereits häufiger bei der Mutter gewesen. Sie hätten das Baby immer wieder schreien hören. Der jungen Frau sei bereits der Strom abgestellt worden, da sie ihre Rechnungen nicht bezahlt habe.

Zuletzt hatte der Tod des kleinen Kevin in Bremen bundesweit für Entsetzen gesorgt. Im Oktober war die Leiche des Zweijährigen im Kühlschrank des Stiefvaters gefunden worden. Das Kind hatte unter der Vormundschaft des Jugendamtes gestanden, lebte aber beim drogenabhängigen und vorbestraften Lebensgefährten seiner verstorbenen Mutter. Gegen den Stiefvater wurden anschließend Ermittlungen wegen Totschlagsverdachts aufgenommen.
http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/panorama/deutschland/katastrophe/387248
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Gast
New PostErstellt: 08.07.07, 06:54  Betreff: Re: Jugendamt Sömmerda: Fall Leon  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Geradezu vorbildlich

Das Sömmerdaer Jugendamt hat wahrscheinlich einem kleinen Mädchen das Leben gerettet. Für den Bruder kam die Hilfe zu spät.

ERFURT. Beide weinen. Die Mitarbeiterin des Jugendamtes im Zeugenstand und die 20-Jährige auf der Anklagebank. Sie ist die Mutter der beiden Kinder, die Polizei und Jugendamt im Dezember vergangenen Jahres in einer dunklen Wohnung in Sömmerda fanden. Der zehnmonatige Leon war schon tot. Verdurstet. Seine Schwester stand ausgezehrt, vertrocknet und kotverschmiert in ihrem Bettchen, aus dem sie nicht selbst herauskam. Das Fenster war verdunkelt, die Tür von außen abgeschlossen. Bis der Notarzt kam, habe die Zweijährige geschrien - und immer wieder getrunken.

Das alles erzählen die Mitarbeiterin des Jugendamtes und die Polizistinnen, die die Kinder im Dezember fanden. Keine der Zeuginnen wirkt unberührt. Wenn es doch alle Ämter so machen würden, sagt der Richter später. Das Sömmerdaer Jugendamt habe "geradezu vorbildlich gehandelt".

Der Anruf einer Nachbarin hatte das Jugendamt im November auf die Angeklagte und ihre Kinder aufmerksam gemacht. Immer wieder bot das Amt Hilfe an. Es gab Hausbesuche, Telefonate, Termine im Amt. Doch irgendwann machte niemand mehr auf, wurden die Anrufe weggedrückt, Termine versäumt. Das Amt schaltete das Familiengericht ein, das Aufenthaltsrecht für die Kinder wurde dem getrennt lebenden Vater übertragen. Als der nicht sofort nach dem Gerichtsbeschluss zu den Kindern ging, gab es im Sömmerdaer Jugendamt noch einmal eine Sitzung, zwei Stunden später ging eine Mitarbeiterin mit Polizei und Schlüsseldienst zur Wohnung der Angeklagten. Was sie dort sah, wird sie nie mehr vergessen.

Polizeibeamte suchten danach die Mutter, sie fanden sie bei einer Freundin. Sie habe sich zunächst als jemand anderes ausgegeben, sagte ein Beamter. Erst als er einen Ausweis verlangte, habe die junge Frau ihre Identität gelüftet. Nach ihren Kindern habe sie erst sehr viel später gefragt.

Jetzt steht die 20-Jährige wegen Totschlags und versuchten Totschlags vor der Jugendkammer des Erfurter Landgerichts. Am Montag sollen der Ehemann und die Freundin als Zeugen gehört werden.

05.07.2007 Von Paula PETER
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New PostErstellt: 20.07.07, 00:14  Betreff: Re: Jugendamt Sömmerda: Fall Leon  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Gutachter hält Mutter im Prozess um toten Säugling für schuldfähig

Erfurt (ddp-lth). Im Prozess um einen verdursteten Säugling aus Sömmerda hat ein Gutachter der Angeklagten vor dem Erfurter Landgericht volle Schuldfähigkeit bescheinigt. Zwar liege bei der Frau eine Störung des Sozialverhaltens vor, diese entspreche aber nicht einer Persönlichkeitsstörung, sagte der Psychologe Bernhard Blanz. Auch ihr Drogenkonsum im Tatzeitraum habe keine Auswirkungen auf die Tat gehabt.

Der Gutachter geht zudem davon aus, dass die 20 Jahre alte Frau nach Erwachsenen-Strafrecht zu verurteilen ist. Eine Reifeverzögerung sei nicht erkennbar. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass sie Verantwortung für sich und ihre Kinder übernehmen könne.

Das neun Monate alte Baby und dessen zweijährige Schwester waren im Dezember 2006 unversorgt in der Wohnung der Mutter aufgefunden worden. Der Säugling war tot, das Kleinkind litt an Flüssigkeitsverlust.

19.07.2007 Sab
http://www.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=67&id=82842
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