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Hallo Ellen,
ich habe ja mein Posting verfasst, möchte aber an Dich noch einmal extra schreiben.
Ich habe das Gefühl, dass ich hier ganz anders rüber komme als ich tatsächlich bin. Ich laufe nicht den ganzen Tag schreiend durch die Wohnung und scheuche die Leute umher. Egoistisch bin ich eher auch nicht. Ich mache mir Tage und Wochen vorher Gedanken, was wir tun können, um ihr die Zeit bei uns schön zu machen. Keine großen Sachen, eher viele Kleinigkeiten. Es ist auch nicht meine Erwartung, dass sie nicht nach der Mama zu weinen hat am Abend. Es ist nur so, dass es viel Schauspielerei ist. Es ist nicht echt und selbst die Mutter weiß das. Das ist aber das, was mich so sehr enttäuscht. Und in meiner Enttäuschung platzt es eben auch mal aus mir heraus. Das ist nicht immer ok, aber aus meiner Sicht auch verständlich.
Weißt Du, ich habe Erziehungsbücher gelesen. Ich habe viele Bücher gelesen, seit ich das Mädchen kenne. Aber in keinem stand: Lassen sie ihr Kind tun, was es will. Grenzen? Nicht notwendig. Nein, ich versuche sogar, mich an einem bestimmten Buch zu orientieren mit dem, was ich tue. Der Rat hilft also nicht wirklich weiter.
Natürlich fallen auch mir Gläser runter und natürlich will auch ich mal was aus der Reihe essen. Aber ich sagte ja auch, dass wir ihr das auch zugestehen. Sie darf genauso Essen aussuchen, was dann alle essen, wie wir eben auch mal entscheiden. Jeden Tag Spagetti mit Tomatensauce sind eben auch nicht so toll. Und bei Missgeschicken hat noch nie einer was gesagt. Da wird sie eher noch ermuntert, weil sie selbst immer gleich weint. Da frage ich mich eher, wo sie das sonst her hat, obwohl sie generell nah am Wasser gebaut ist.
Ach ja, das mit dem Kalender machen wir auch. Sie zählt uns ja auch jeden Tag freudestrahlend vor, wann sie endlich wieder bei Mama ist. Und das tut nicht nur mir manchmal weh. Ihr Vater und ich kümmern und bemühen uns wirklich sehr, wogegen sie mit ihrer Mutter vielleicht zwei Mal im Leben auf dem Spielplatz war. Ich hätte nicht gedacht, dass es einem Kind so schwer fällt, sich an kindgerechte Verhältnisse zu gewöhnen. Zumal sie auch immer sagt, es war sehr schön bei uns.
Sylvia