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Hallo, muss mich mal auskotzen. Achtung, wenn ich erstmal anfange, bin ich schwer zu stoppen. In mir hat sich einiges aufgestaut. Seit 9 Monaten bin ich mit meinem Freund zusammen, der einen Sohn (12) und eine Tochter (14) hat. Wir wohnen 100 km auseinander, es ist eine Wochenendbeziehung, im Sommer fahr ich auch mal in der Woche. Die Kinder leben bei der Mutter, 50 km weg, und kommen jedes 2. Wochenende und auch mal in den Ferien. Sie lehnen mich nicht ab, ich hätte es schlimmer treffen könnnen. Aber wie Frauen so sind, habe ich trotzdem was zu nörgeln. Hab ja auch selber keine Kinder. Mit der Tochter habe ich kaum Probleme. Der Junge ist auch recht lieb. Aber.... ich kriege zuviel, wenn er in seiner Nase rumpopelt, das Zeug interessiert ansieht und aufißt (obwohl er sieht, dass ich es sehe!) und auf meine Frage "schmeckts?" mit "nö" antwortet und munter weitermacht, da Papa neben mir auf dem Sofa nicht in seine Richtung schaut, tja. Als er sich danach ein Brot schmieren wollte, habe ich ihm gesagt, er soll sich die Hände waschen. Der Vater guckte etwas irritiert und meinte, ich nörgele unbegründet rum. Als ich ihm den Vorgang erzählte, meinte er nur, dass kann der Junge ja nicht wissen, dass man so was nicht macht. Komisch, ich wußte das schon vor der Einschulung. Im Sommer, als ich meinen Schatzi noch nicht so gut kannte, habe ich mir dann doch mal ein Herz gefaßt und gesagt, dass ich den Geruch von Schweiß im Auto oder auch im Wohnzimmer nicht gut abkann, und als ich noch Unterstützung von der Tochter bekam, hat mein Schatzi dann doch angeregt, dass der Kleine mal duschen soll. Das hat er übrigens das ganze Wochenende wieder nicht getan, aber ich habe meinen Mund gehalten, da ich wohl wieder genörgelt hatte zuvor. Und das kam so: der Sohn war etwas erkältet und wischte sich die Nase dauernd mit den Fingern und dem Handrücken ab (nicht mal mit dem Ärmel des Pullis). Zweimal habe ich ihn auf die Tempos auf dem Tisch hingewiesen. Dann sind wir in einen Supermarkt gefahren. Die Tochter war dies Wochenende nicht mit, ich hatte keine Unterstützung. Im Supermarkt ging es so weiter. Als er mit seinen berotzten Händen an der Kasse die Radieschen aufs Band legen wollte und schon der Typ hinter uns interessiert glubschte, habe ich den Sohn wohl etwas ungeduldig auf den Gebrauch von Taschentüchern hingewiesen. Das hörte mein Freund, er murmelte was vor sich hin und ich merkte, dass er verärgert war. Und beim gemeinsamen Essen vergeht mir manchmal der Appetit. Er spießt ein großes Stück Fleisch auf die Gabel, nimmt die Gabel in den Mund, und wenn das Stück doch zu groß ist, fällt halt alles wieder auf den Teller. Und er labert mit vollem Mund, so dass ich genau sehen kann, was sich darin alles befindet. Beim Frühstück lege ich auf die Aufschnittplatte immer eine Gabel, ich kenn das halt so. Jedesmal aufs Neue muss ich oder mein Partner ihm sagen, dass man die Gabel benutzt. Das tut der Sohn dann auch, aber nur, um den Aufschnitt mit der Gabel auf seine freie Hand zu befördern. Dann drückt er die Scheibe mit der flachen Hand auf das Brot oder Brötchen und manscht es richtig fest. Anschließend beklagt er sich, dass er das Gurkenglas nicht aufkriegt, da seine Hände von der Salami so fettig wären. Nun erklärte ich ihm nochmals, wozu die Servietten gut sind. Aha. Nie gehört. Als er beim Frühstück dreimal über den Tisch rotzte, hat er sich zwar die Hand vor die Nase gehalten, trotzdem auf den Tisch gezielt. Durch meinen entsetzten Blick fühlte sich mein Partner aufgefordert, zu sagen, dass er den Kopf beim Niesen wegdrehen solle. Kein Wort über Taschentücher oder Hände waschen, bevor man wieder im Brötchenkorb rumwühlt. Als unsere Beziehung noch erst wenige Wochen alt war, waren wir während eines Stadtbummels (Sohn zog riechbare Spur hinter sich her) in einem Fischgeschäft, wo wir Erwachsenen spontan was gegessen haben. Die Kinder wollten nur was trinken. Im Nachhinein war ich froh, denn als der Sohn zu seinem Glas griff, konnte ich erst nicht glauben, was für ein Dreck unter den ungeschnitten Fingernägeln war. Damit könnte man einen Blumentopf füllen. Ich bin vielleicht etwas pingelig. Mag daran liegen, dass meine Eltern ein Fleisch- und Feinkostgeschäft hatten und mir von klein auf Hygiene eingeimpft wurde (Hände waschen vor dem Essen und vor dem Kontakt mit Lebensmitteln und nach dem Spielen mit den Hunden, blabla), aber das liegt nun mal in mir drin. Und ich glaube, für die leiblichen Eltern sind die Körperflüssigkeiten der Kinder nicht so ekelig wie für Fremde. Und ich weiss, ich BIN pingelig mit Körpergerüchen, ich kann Schweiß einfach nicht ab, bei mir geht viel über die Nase. Ebenso reagiere ich positiv auf schöne Gerüche. Ob Männlein oder Weiblein, wenn jemand ein schönes Parfüm draufhat, schnuppere ich schon mal hinterher. Hinzu kommen die dreckigen Klamotten des Sohns. Dafür kann er nichts, aber es ist mir trotzdem peinlich, wenn wir durch die Stadt gehen und bei seiner beigen Cordjacke die Grundfarbe nicht mehr zu erkennen ist. Dafür kann er echt nichts, daran hat die Mutter schuld. Er wird gegenüber der Tochter total benachteiligt, das merkt man deutlich an Zustand und Menge und Qualität der Kleidung. Ganz zu schweigen von der Größe seines Zimmers. Mein Partner kann ihm nichts Neues kaufen, da er jeden Monat etwa 700 Euro Alimente zahlt oder wie das heißt und auch noch sein Haus abbezahlt. Und so wären wir beim nächsten Thema. Nein, für alle, die bis hierhin durchgehalten haben, es ist noch kein Ende meines Sermons abzusehen. Da mein Schatzi nach Abzug aller Kosten am Existenzminimum rumkrakselt (jetzt hat er einen Nebenjob, da ist ein Ende des Elends abzusehen), bestreite ich praktisch den Lebensunterhalt. Trotz Warnungen all meiner Freundinnen. Vor einem Jahr noch hätte ich auch gesagt, so was würde ich niemals nie nicht tun. Aber die Liebe, ihr wißt ja. Die macht irgendwas mit dem Vernunftzentrum des Hirns. Also kaufen wir Freitag abend, wenn ich ankomme, ein, Samstag auch nochmal. Aufschnitt und so in größeren Mengen, damit mein Partner auch in der Woche noch was hat. Und wenn wir einen Braten oder Schnitzel und so kaufen und zubereiten, dann immer so, dass er noch 1 - 2 Mahlzeiten für die Woche hat. Am Wochenende kaufe ich halt auch für die Kinder. Das ist nicht so viel, aber wenn die Kinder und ich in den Ferien beide da sind, summiert es sich schon. Die Tochter ißt kein Fleisch, nur bestimmten Käse und Milchreis und so Milchbrötchen und Eis und so. Sie ist ziemlich dünn. Der Sohn nicht, er ist nicht zu dick, aber er hat einen gesunden Appetit und ißt bei uns gerne Kassler, gekochten Schinken und so. Wenn wir an der Fleischtheke stehen, "erinnert" mich mein Partner stets daran, was wir für Sachen für den Sohn einkaufen müssen. Da denke ich schon selber dran, ich mag es nur nicht, gedrängt zu werden. Mich nervt, dass die Wünsche des Sohns vorne stehen und unsere erst später kommen. Das mag für einen liebenden Vater normal sein, jedoch habe ich keine verwandtschaftliche Beziehung zum Sohn. Ich kauf ja trotzdem für ihn ein, aber ich will verdammt noch mal nicht dazu aufgefordert werden. Zuhause bei sich bekommt er nicht so gutes Essen. Bei ihm zu Hause wird nicht nach seinen Wünschen eingekauft. Ich hab einen ziemlich stressigen Job und verdiene mein Geld auch hart. Vor der Beziehung kam ich immer gut hin, konnte auch meinem Hobby (italienische Schuhe, Bücher) frönen und auch mal in den Urlaub fahren. Jetzt fressen die Spritkosten und die Lebensmittel förmlich mein Konto. Mein Sommerurlaub ist nicht mehr drin dies Jahr. Bin ich sehr egoistisch, wenn ich mich manchmal unterschwellig ärgere, dass ich meine hart verdiente Kohle auch in einen Jungen investiere, vor dem ich mich zuweilen ekele? Gestern abend habe ich mit meinem Partner, der mich wirklich liebt und den ich auch liebe, telefoniert, und er meinte ich soll nicht böse sein, aber ich würde zuviel mit dem Sohn nörgeln. Da habe ich gesagt, dass ich mich manchmal ekle. Und er meinte, dann soll ich ihm sagen, er soll ein Tachentuch benutzen, duschen und so. Das mit dem mit vollem Mund sprechen hatte ich gar nicht erwähnt. Er hat halt Angst, dass er nicht mehr kommen möchte am Wochenende. Er hat zwar das Recht, die Kinder zu haben, aber er will sie nicht zwingen. Verstehe ich auch. Auch, dass er seine Kinder liebt. Für Eltern sind die eigenen Kinder ja immer was Besonderes. Ich habe gesagt, dass er selber mal was sagen soll. Damit nicht immer ich der böse Watz bin. Er selber hegt die Befürchtung, dass der Sohn verwahrlost. Ich finde aber, da muss der Vater selber ran. Ich hab schon Angst vor der warmen Jahreszeit, wenn der Sohn nach dem Fußball nicht duscht. Bei Muttern tut er das wohl auch nicht, so wie er riecht. Die Tochter ist auch nicht immer Sonnenschein. Die beiden Kinder streiten ständig, aber Mädchen und Jungs sind wohl in dem Alter nicht kompatibel. Wenn ich aber abgenervt von der Arbeit dort ankomme, stört mich das Gekeife schon. Sie will auch nicht im Haushalt helfen (Tisch decken und so), sagt aber selber von sich: "Ich bin faul und stehe auch dazu". Tja, entwaffnende Ehrlichkeit. Weihnachten war mein Freund Heiligabend bei mir, mit meiner Mutter und meiner Schwester hatten wir gaaanz ruhig Raclette, am 1. Weihnachtstag hatte meine Mutter Geburtstag, es kamen vormittags Gäste, dann hatten wir ein gemütliches Familien-Mittagsessen, alles sehr ruhig. Am 1. Wein8stag sind mein Freund und ich zu ihm gefahren und haben unterwegs die Kinder abgeholt. Und der Kontrast war hart. Die Streitereien, der Krach im Haus, ich wäre am liebsten zurückgefahren. Am 2. Weihnachtstag hatten wir Familienfest bei meinen Freund und ich habe für 16 Leute Essen gemacht. Von meiner Kohle natürlich. Auch die Getränke. Da habe ich der Schwägerin meines Freundes den Unterschied zwischen dem Weihnachten mit meiner Mutter und Schwester und dem weiteren Verlauf bei meinem Freund erzählt und das ich emotional fertig war. Mein Schatzi hat mir an dem Abend mehrfach erzählt, wie sehr er mich liebt, obwohl ich nörgelig bin. Das mit dem Nörgeln hatte ich nicht ernst genommen, ich dachte, das sagt er, weil er einen in der Krone hat oder nur so, um mich zu ärgern. Aber ein paar Tage später kam raus, dass er wirklich meint, ich hätte zu viel genörgelt. Die Kinder sollten mir auch bei der Vorbereitung des Essens für 16 Personen helfen. Klar, dass man dadurch nur noch mehr Arbeit hat. Aber das nimmt man ja in Kauf. Nicht in Kauf habe ich die Petzerei des Sohnes genommen. Ich hatte zuvor schon mehrmals gesagt, dass Petzen nicht in Ordnung ist. Das hasse ich einfach. DAS hat er sich gemerkt und nicht mehr direkt gepetzt, sondern in der Küche seine Schwester gleich mehrmals direkt angesprochen, so dass ich es hören musste: sie soll aufhören vom Essen und der Deko, die sie zubereitet haben, zu naschen. Erst hatte ich das ignoriert, dann habe ich gesagt, dass jeder so viel essen oder probieren kann, wie er oder sie mag. Hach, ich habe jetzt Dinge niedergeschrieben, die ich wohl mal meiner besten Freundin erzählt habe, wenn mein Freund das jetzt lesen würde, weiss ich nicht, wie er reagieren würde. Auch wenn niemand bis hierhin gelesen hat, tat es gut, mal alles von der Seele zu schreiben. Auch wenn mich jetzt manche für einen egoistischen Kotzbrocken halten. Ha, und noch was. Im Sommer kam der Junge an (ja, ich hack halt auf ihm rum, das kann ich nur hier im Internet) und hatte jucken an den Füßen. Diagnose: Fußpilz. Hatte ich mit meinen 43 Jahren noch nie. Auch nicht, als ich als Teenie ins Freibad gegangen bin. Mein Freund meinte noch, dass Mama dann mal Salbe holen soll. Da habe ich mir noch nichts bei gedacht, manche Leute bekommen halt Fußpilz. Alle 4 - 6 Wochen gehe ich selber zur Fußpflege. Nicht aus Luxus, sondern weil ich in meinen "jungen Jahren" ständig High-Heels getragen habe und ich Hornhaut kriege, im schlimmsten Fall ein Hühnerauge. Und das tut echt weh! Prophylaktisch gehe ich halt zur Fußpflege. Und die Frau verkündete mir, dass ich einen Anfang von Fußpilz hatte. Ha. Ich war entsetzt. Wirklich. Das muss ich mir geholt haben vom Sofa, oder von den seltenen Gelegenheiten, als der Sohn die Dusche und damit auch die Duschmatte gebraucht hatte. Es ist was anderes, wenn man sich so was in öffentlichen Einrichtungen holt oder aber im eigenen Heim bzw. im Heim des Freundes, was das eigene werden soll. Theoretisch weiss ich, das das nichts mit Unsauberkeit zu tun hat, aber das MUSS ich mir vom Sohn geholt haben, und nur das bleibt in meinem Hirn kleben. Das habe ich mich im Herbst auch getraut, meinen Freund zu sagen, aber er meinte nur, das wäre nicht schlimm. Mag sein. Für mich war es schlimm. O.K., bin ich halt eine Mimose. Ich will so was einfach nicht haben. Jetzt lege ich mir immer ein Handtuch vor die Badewanne/Dusche, wenn ich aussteigen will. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Sohn diese Einrichtung auch benutzt. Hm, es entsteht der Eindruck, dass mein Freund seine Kinder viel mehr liebt als mich. Den Eindruck hatte ich auch, aber er behauptet, er liebt mich mehr. Er ist auch kein Typ, der ausnutzt, auch wenn es so rüberkommt, eher der Typ, der ausgenutzt wird. Für ihn ist es sicher auch nicht leicht, so eine anspruchsvolle Tante wie ich und die Kinder. Ich will ja auch keine Entfremdung von ihm und den Kindern, ich will einfach Friede Freude Sonnenschein, Tischmanieren und keine Ekelgefühle. Zu viel verlangt? So, morgen bzw. heute habe ich einen harten Arbeitstag, dass ich so spät ins Bett gehe, tut mir in einigen Stunden, wenn der Wecker klingelt, bestimmt leid. Und vielleicht kriege ich auch böse Kritik. Egal, im Moment fühle ich mich gut, weil ich allen Müll losgeworden bin. Gute Nacht. Änky. |