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Fabelhafte Befremdlichkeiten... (mögliche Spoiler!)

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Seblon
Administrator

Beiträge: 354
Ort: Bochum/NRW


New PostErstellt: 12.09.05, 20:45  Betreff: Fabelhafte Befremdlichkeiten... (mögliche Spoiler!)  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Derzeit widme ich meine morgendlichen Busfahrzeiten dem Erstling unseres Chinesen.
King Rat ist bisher wirklich ganz fabelhaft: dicht, dunkel, fiebrig...
Was mich allerdings doch sehr mit Befremden erfüllt, sind die menschlichen Tieroberhäupte.

König Ratte, Anansi und Loplop sind ja nicht bloß allegorische Figuren, sondern innerhalb der Handlung ganz „real“ agierende (ehemalige!) Machthaber. Sie werden auch tatsächlich als Menschen beschrieben, wenn auch als seehr spezielle. Die Hälfte des Romans ist meinerseits weggeschmökert und bisher gab es leider keinerlei Erklärungsansatz, wie z.B. Sauls Mutter eine Rättin sein konnte, ohne dass ihr Mann, der alte Sozi, das bemerkt hätte, wie neben der Befruchtung auch Sauls Geburt vonstatten gehen konnte oder wie es kommt dass ein Mensch, sich für den König der Ratten/Spinnen/Vögel hält und dies scheinbar auch von den zu beherrschenden Tieren so (oder so ähnlich!) gesehen wird?
Merkwürdig, dass auch den agierenden Figuren derlei Fragen nicht in den Sinn kommen...

Wer hat hier den Roman gelesen und war ähnlich befremdet und doch auch zeitgleich begeistert wie ich?






Ein Humanist liebt das Licht, gleichgültig, woher es kommt.
Er liebt die Rose, gleichgültig, in welchem Boden sie wächst.
Er ist ein Sucher nach Wahrheit, gleichgültig, aus welcher Quelle sie fließt.
Er weiß: Anhänglichkeit zur Lampe
ist nicht Liebe zum Licht.

frei nach Abdu'l-Baha 1844-1921
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Phileas
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Beiträge: 44
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New PostErstellt: 13.09.05, 15:24  Betreff: Re: Fabelhafte Befremdlichkeiten... (mögliche Spoiler!)  drucken  weiterempfehlen

Ich habe "König Ratte" auch gerade erst vor ein paar Wochen gelesen. Bei den Herrschern der Tiervölker stellte ich mir die gleichen Fragen. Anfangs hatte ich King Rat für eine Art Werratte gehalten. Im Text gibt es dafür zwar keine Anhaltspunkte, aber medial vorbelastet, erwartete ich, das er eine menschliche und eine Rattenform hat.
Nach dem Auftritt von Anansi und Loplop sieht es eher so aus, das alle Tiervölker von einem Menschen angeführt wird bzw. wurde.

Zumindest ein Teil deiner Fragen werden noch beantwortet. Obwohl Mieville auch einiges im Dunkeln lässt, was aber den geheimnisvollen und auch düsteren Charakter der Geschichte unterstützt. Der Roman lebt aber vor allem durch seine Sprache. Mievilles Stil hat mich hier wieder begeistert (wenn mir auch die Farbenpracht von PSS fehlt).

Was mich Leser von phantastischer Literatur mehr befremdet hat als die übernatürlichen Hintergründe, ist mehr die Drum'n'Bass-Szene von London, da ich mit elektronischer Clubmusik so gar nichts anfangen kann .

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Seblon
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Beiträge: 354
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New PostErstellt: 15.09.05, 19:05  Betreff: Re: Fabelhafte Befremdlichkeiten... (mögliche Spoiler!)  drucken  weiterempfehlen

Gehe jetzt very straight in Richtung Finale...
Die Drum'n'Bass - Zusammenhänge irritieren mich nicht so stark, war ich doch früher sehr reger Clubgänger.
Allerdings ist Drum'n'Bass und Jungle etc. eigentlich schon fast wieder Geschichte, das gibt dem Roman etwas merkwürdig historisch Determiniertes.
Diese merkwürdige Unschärfe in Bezug auf die Gestalt und Spezies der Tieroberhäupter hat sich bisher leider noch nicht aufgeklärt.

Innerhalb des Romans scheint es ja zwei Spezies von Ratten (Spinnen und Vögel) zu geben, eine mit einem menschlichen Anlitz und eine mit einem tierischen, die mit einem tierischen, sind denen mit einem menschlichen Untertan. Die Konstruktion dieser Figuren ist wirklich auffallend irritierend.
Ich frage mich, was Miéville damit bezweckt hat?!

Immer wieder gibt es ja innerhalb des Textes konkrete Bezüge zu Comic-Superhelden, so nennt sich Saul u.a. an einer Stelle ja selbst den RATMAN und auch das Auftauchen von Anansi erinnert des öfteren an Spiderman. Auch der "Pfeifer" erscheint wie ein typischer übler Superhelden-Gegner, dessen Motivation nicht sonderlich klar wird und dessen Hauptziel das weltliche "Chaos" ist.

Die Frage ist, wie bewußt Miéville einen Comic schreiben wollte?

Es grüßt

Seblon



Der Biss in den Apfel war Zeichen einer Befreiung, er eröffnete den unsicheren, aber nötigen Pfad.... Autonomie beginnt immer mit Schmerz und muss zu Anfang nach Wut schmecken...


[editiert: 14.09.06, 19:58 von Seblon]
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Phileas
Stammgast

Beiträge: 44
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New PostErstellt: 23.09.05, 21:50  Betreff: Re: Fabelhafte Befremdlichkeiten... (mögliche Spoiler!)  drucken  weiterempfehlen

Inzwischen den Schmöker beendet, Seblon?

Wenn ja, hast du ja bemerkt, das die Fragen bezüglich der Tieroberhäupter nicht beantwortet werden. Die Natur von King Rat, Anansi und Loplop bleibt diffus. Mein Hinweis, das ein Teil deiner Fragen beantwortet werden, bezog sich wie du dann inzwischen weisst, vor allem auf Sauls Mutter.

Saul weisst eine Reihe von Ähnlichkeiten zu Batman auf. Man könnte vermuten, Saul würde sich als Ratte am liebsten in der Kanalisation aufhalten, aber er fühlt sich dann besonders befreit, wenn er sich über der Stadt aufhält. Er springt von Dach zu Dach ohne den Boden zu berühren, versteckt sich hinter Schornsteinen und beobachtet London/Gotham City von oben herab. Das sind Bilder, die dem Dunklen Ritter nicht unähnlich sind. Wenn man nach Parallelen sucht, fällt auch der gleiche Ursprung von Saul als Ratte und Bruce Wayne als Batman auf. Beide haben ihre Origin (um einen typischen Superheldenbegriff zu strapazieren) in der Ermordung ihrer Eltern. Dieses Ereignis ist das bestimmende Element ihrer Motivation, beide verweisen immer wieder auf das moralische Leitbild ihrer Väter.

Das ist vielleicht zu sehr konstruiert, aber "King Rat" und Batman sind sich oft sehr ähnlich. Und du hast ja bereits weitere Beispiele für Bezüge zum Superheldengenre aufgezeigt. Ich kann nur spekulieren, wie weit das von Mieville geplant war, oder nur zufällig bzw. unbewusst entstanden ist. Ohne die ganzen hier verlinkten Interviews und Artikel gelesen zu haben, kann ich mir sehr gut vorstellen, das neben dem "Rattenfänger von Hameln" die Superheldencomics, und da vor allem Batman, ganz bewusst als Vorlage genutzt wurden.

In einem Review von "King Rat" meinte der Rezensent auch passend: ". King Rat is the character that Batman ought to have been. He is a far better Dark Avenger than anything Frank Miller ever created."
Wobei ich den Ausspruch eher auf Saul als auf King Rat beziehen würde. (Rezi: Emerald City).

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Seblon
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New PostErstellt: 24.09.05, 04:45  Betreff: Re: Fabelhafte Befremdlichkeiten... (mögliche Spoiler!)  drucken  weiterempfehlen

Ja,habe den Roman letze Woche beendet. Er ist tatsächlich ein Comic-Roman, ganz ohne Frage. Alle nötigen Versatzstücke sind drin. Der Vergleich zu Batman ist gut. Von der Art des Erzählens hat mich der Roman des öfteren an den von mir geschätzen Clive Barker erinnert... Das Finale war etwas strange, alle diese tanzenden Spinnen, Ratten und Menschen... Tztztz..





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Berandor
Registrierter Benutzer

Beiträge: 4


New PostErstellt: 19.10.08, 14:41  Betreff: Re: Fabelhafte Befremdlichkeiten... (mögliche Spoiler!)  drucken  weiterempfehlen

Vielleicht hilft ja Emperor Norton?

http://en.wikipedia.org/wiki/Joshua_A._Norton

Der hat sich damals per Brief an die Zeitung zum Kaiser ernannt und wurde von San Francisco auch entsprechend behandelt, durfte sogar eine eigene Währung ausstellen.


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