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Wolffsohn Interview in "Die WELT"

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New PostErstellt: 26.06.04, 12:23  Betreff: Wolffsohn Interview in "Die WELT"  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Hier das Interview:
http://www.welt.de/data/2004/06/26/296542.html?s=1

Wolffsohn bestätigt genau das, was ich von Anfang an befürchtet habe: Die Kampagne gegen ihn wegen seiner ausgewogenen Überlegungen zur Anwendung maßvoller FOlter war natürlich nicht sachlich motiviert, sondern es war der Antisemitismus, der hier eine Rolle spielte. Wolffsohn wörtlich dazu:

"In der neuesten Auflage des autoritativen Kommentars zum Grundgesetz, des "Maunz-Dürig-Herzog", wird diese Absolutheit von Artikel 1 in Notsituationen relativiert und Folter als Notwehr nicht nur legitimiert, sondern quasi legalisiert. Das geht viel weiter, als was ich öffentlich gesagt habe. Keinen hat dieser Kommentar zum Grundgesetz gestört. Nur wenn ich darüber rede, werde ich zum Abschuss freigegeben? Und da stellt man sich Fragen. Ich klage an, dass eine Koalition aus Gutmenschen, Rechtsextremisten und Islamisten sich aus unterschiedlichen Gründen auf mich gestürzt hat. Das galt letztlich dem Juden. Eine andere Erklärung finde ich nicht dafür."

Jetzt ist also klar: Folter ist legal, sagt auch der Grundgesetz-Kommentar. Ich denke, jetzt wäre es an der Zeit, dass sich der Herr Struck und Konsorten mal bei Prof. Wolffsohn entschuldigen und ihm die Rufschädigung, die sie zu verantworten haben finanziell kompensieren. Es ist eine Schande, dass in diesem Land mal wieder andere Leute nur wegen ihres Glaubens verfolgt werden!!! Das ist in den USA glücklicherweise anders. Im Interview wird auch auf den bedeutsamen Harvard-Professor Dershowitz verwiesen, der auch Folter empfiehlt und der sich als Inhaber eines israelischen Passes so wie Prof. Wolffsohn mit der Terrorbekämpfung in Nahost auskennt. Die USA sind einfach viel fortschrittlicher als das alte Europa.
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 26.06.04, 14:01  Betreff:  Re: Wolffsohn Interview in "Die WELT"  drucken  weiterempfehlen

kopiert aus: http://www.taz.de/pt/2004/06/26/a0186.nf/text



Opferfantasien


Der Historiker Michael Wolffsohn fühlt sich mit seinen Gedanken zur Folter missverstanden und klagt seine Kritiker an

BERLIN taz Michael Wolffsohn fühlt sich als Opfer einer Kampagne. Seit der Historiker im Mai als Gast einer TV-Talkshow bei Sandra Maischberger die Anwendung von Folter in Extremsituationen als "legitim" bezeichnete, sah er sich harscher öffentlicher Kritik, aber auch einer Flut anonymer E-Mails und Briefe mit persönlichen, oft antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.

Zwischen diesen beiden Reaktionen mag Wolffsohn nun offenbar nicht mehr unterscheiden: Am gestrigen Freitag beschuldigte er in der FAZ unter dem vollmundigen Titel "Jaccuse" in einem ganzseitigen Beitrag seine Kritiker einer "manipulativen Treibjagd" gegen ihn, an der "die Spitzen des deutschen Staats mitgewirkt" hätten. Und, mehr als das: Er sei von Angehörigen der Bundesregierung gezielt "zum Abschuss freigegeben" worden, so Wolffsohn in der FAZ. Das klingt nach einer handfesten Verschwörungstheorie.

Ob Michael Wolffsohn da nicht ein wenig übertreibt? Zwar hatten tatsächlich mehrere Politiker, darunter die Parteivorsitzenden Angelika Beer und Guido Westerwelle, nach Wolffsohns umstrittenen TV-Auftritt im Mai gefordert, dieser solle seine Lehrtätigkeit aufgeben oder als Hochschullehrer abgesetzt werden, weil er mit seinen Äußerungen nicht mehr auf dem Boden des Grundgesetzes stehe. Wolffsohn lehrt an der Universität der Bundeswehr in München Geschichte. Nach einem Gespräch mit Bundesverteidigungsminister Struck, seinem Dienstherrn, fühlte sich Wolffsohn kurz darauf allerdings wieder "völlig rehabilitiert". Der Minister hatte von jederlei rechtlichen und disziplinarischen Konsequenzen abgesehen, und Drohungen gegen Wolffsohn und seine Familie scharf verurteilt. Damit hätte der Fall nun eigentlich angeschlossen sein können.
Warum also nun dieser pamphletartige Rundumschlag in der FAZ, in dem sich Wolffsohn in die Rolle von Alfred Dreyfus und Emile Zola in Personalunion fantasiert? War es ihm zu ruhig geworden um seine Person? Sicher gab es auch Stimmen, die Wolffsohns Verteidigung der Folter in Ausnahmefällen mit dessen Parteinahme für Israel, insbesondere für die Sicherheitspolitik des jüdischen Staates in Verbindung brachten - so etwa Lorenz Jäger im Feuilleton der FAZ. Doch niemand hat Wolffsohns Haltung ausdrücklich auf dessen Jüdischsein zurück geführt.

Das besorgt, in einer überdrehten Volte seiner Verteidigungsschrift, nun Wolfssohn selbst: Juden und Nichtjuden hätten aufgrund unterschiedlicher historischer Erfahrungen eben auch unterschiedliche Standpunkte zu einem Thema wie Folter, so Wolffsohn in der FAZ: "Wie die Deutschen aus der Geschichte lernten, nie wieder Täter sein und Gewalt anwenden zu wollen, so haben wir Juden gelernt, dass wir Gewalt anwenden müssen, um nicht und nie wieder Opfer zu sein."

Nun mag es sein, das viele Juden in Deutschland aus Solidarität mit Israel auch dessen Sicherheitspolitik in milderem Licht betrachten als andere. Dem deutsch-jüdischen Verhältnis hat Wolffsohn allerdings keinen großen Dienst erwiesen, indem er ausgerechnet die Debatte um die Folter nun entlang ethnisch-religiöser Linien eröffnet. Und dass er ernsthaft glaubt, damit gleich für ein wie auch immer geartetes Judentum zu sprechen, zeugt von einer gehörigen Portion Hybris.

DANIEL BAX

taz Nr. 7393 vom 26.6.2004, Seite 12, 110 Zeilen (Portrait), DANIEL BAX

taz muss sein: Was ist Ihnen die Internetausgabe der taz wert?
http://www.taz.de/pt/.etc/nf/surfer





Zu dem Begriff "Hybris = frevelhafter Übermut" in Bezug auf die neuerlichen üblen Tiraden des unbelehrbaren Wolffsohn muß man m. E. die Betonung ganz besonders auf "frevelhaft" legen!

bjk


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[editiert: 26.06.04, 14:03 von bjk]
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bjk

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Ort: Berlin


New PostErstellt: 12.07.04, 15:33  Betreff: Noch ein Interview zum Thema Wolffsohn  drucken  weiterempfehlen




Heute im ND auf Seite 5 gelesen:


Wer austeilt, muss auch einstecken können

Evelyn Hecht-Galinski zur Affäre um den Bundeswehr-Historiker Michael Wolffsohn


Evelyn Hecht-Galinski ist die Toch­ter von Heinz Galinski, dem verstor­benen Vorsitzenden des Zentralra­tes der Juden in Deutschland. Im Gegensatz zu vielen anderen Men­schen jüdischen Glaubens hält sie Dr. Michael Wolffsohn für gefährlich und fordert seine Entlassung. Wolff­sohn, Historiker an der Bundes­wehr-Universität in München, ver­teidigt konsequent Israels Okkupa­tionspolitik. Er hatte jüngst einen Skandal verursacht, als er im TV-­Interview Folter als Mittel gegen Terrorismus nicht ablehnte. Mit Evelyn Hecht-Galinski sprach Jo­chen Bülow.


• Was ist aus Ihrer Sicht das Perfi­de an den Äußerungen von Dr. Mi­chael Wolffsohn?

Wolffsohn versteht sich als »deutsch-jüdischer Patriot«, ich halte ihn eher für einen »deutsch jüdischen Psychopathen« oder ei­nen »Stahlhelm-Juden«. Er bringt Deutsche und Juden in einen Gegensatz, der keiner ist - oder sind Juden keine Deutschen? Der Gegensatz besteht zwischen denen, die das Völkerrecht und die Men­schenrechte achten und denen, die das nicht tun. Ob ein Jude oder ein Deutscher Folter rechtfertigt, ist nicht das Entscheidende.

• Sie sind bekannt für Ihren Israel­kritischen Standpunkt...

Israel verfolgt eine Politik der Landannektierung und Siedlungs­politik, der Landwirtschaftsvernichtung, der Präventivmorde und der Folter: Das ist Staatsterror. Mit seiner grundsätzlich pro-israeli­schen Haltung zu dieser Regie­rungspolitik ist es Wolffsohn schon schwer abzunehmen, dass er für ein öffentliches Amt geeignet ist. Besonders schlimm ist auch, dass beispielsweise Paul Spiegel ihm da­bei zur Seite steht. All das hat aber nichts mit Religion zu tun: Wenn Wolffsohn in der FAZ behauptet, man habe »den Juden treffen wol­len« und sich mit Dreyfuss und Zola vergleicht, dann ist das eine unver­schämte Selbstüberschätzung: Wer austeilt, muss auch einstecken kön­nen.

• Sehen Sie in der Kritik an Wolff­sohn keinen Antisemitismus?

Überhaupt nicht. Der Mann schlägt regelmäßig um sich und wenn die Reaktion folgt, versteckt er sich hinter seinem Judentum. Er zitiert Tote oder Personen der Zeit­geschichte, die sich nicht mehr wehren können. Das alles hat mit der von ihm vorgeschützten Wis­senschaftsfreiheit rein gar nichts zu tun.

*Hätten Sie erwartet, dass Vertei­digungsminister Struck Wolffsohn entlässt?

Wolffsohn unterrichtet deutsche und ausländische Soldaten an der Bundeswehrhochschule. Dem­nächst sollen dort auch irakische Offiziere lernen, dass eine Armee kein Mittel zur Bekämpfung der ei­genen Bevölkerung sein darf. Diese jungen Leute haben einen Lehrer, der Folter legitimiert und seinem Dienstherren, dem Verteidigungs­minister, auf der Nase herum tanzt. Das kann ja wohl kaum Sinn der Sa­che sein.

*Aber er hat seine Äußerungen doch bedauert...

Wissen Sie, der Mann ist einbe­stellt worden und nennt das »Einla­dung« - gehen Sie zu einer Einladung mit Ihrem Anwalt? Er hat ver­sichert, dass er seine Thesen nicht wiederholen wird - und vom Be­dauern bis zur Anklage in der FAZ dauerte es einen Monat. Er macht sich über seinen Dienstherren lus­tig und wiederholt trotz Verbot sei­ne Äußerungen in noch schlimme­rer Form. Ich frage mich, wie lange Struck noch warten will - denn wer Wolffsohn Schriften kennt, weiß, dass der Mann ein Überzeugungs­täter ist. Schon mein Vater hat Wolffsohn für »gefährlicher als Skinheads« gehalten - und dem kann ich mich nur anschließen.


Evelyn Hecht-Galinski (54) war Textilfabrikantin und ist stets kritische Beobachterin des Zeitgeschehens.




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[editiert: 08.08.11, 11:46 von bjk]
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