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Beiträge: 19

New PostErstellt: 08.01.08, 08:35     Betreff: Re: Kommentar zum ersten Artikel Deiner Serie Antwort mit Zitat  

Hallo value

>> Ich kenne Ron Paul hauptsächlich aus den diversen Videos auf Youtube. Und der Eindruck, den er dort auf mich gemacht hat, ist der eines sehr intelligenten Menschen. Er spricht nicht in vorgefertigten Satzbausteinen, sondern geht tatsächlich auf Fragen ein und formuliert Sätze, die nicht verschleiern, sondern tatsächlich Bedeutung enthalten. So gar nicht wie ein Politiker. Und auch gar nicht wie ein "Populist"!

Dem Eindruck, daß RP ein intelligenter Mensch ist, möchte ich nicht widersprechen. Warum auch? Was "Populismus" anbetrifft, kommt es natürlich darauf an, was man unter "Populismus" versteht, und ob man diesen Begriff negativ bewertet oder nicht. Ich habe den Begriff im Zusammenhang mit RP gar nicht verwendet, weil ich weiß, daß der Begriff Populismus unter den "Libertären" eine ganz andere Sache meint als landläufig hierzulande. Nach Aufassung der "Libertären" wäre das Stalin - Regime beispielsweise "populistisch" gewesen, was eine sehr seltsame Zuweisung ist aus meiner Sicht. Ich habe auch Wert darauf gelegt, einen Ron Paul nicht in "amerikanischer Weise" zu würdigen (indem ich ihn etwa persönlich wegen dies oder das verumglimpfe, siehe Lewinsky - Affäre und Clinton).

>>> Ich habe keinerlei Rassismus in seinen Äußerungen entdecken können, und glaube mir, mein Gespür für Rassismus ist sehr ausgeprägt, nicht nur, weil ich mexikanische Freunde in den USA habe.

Nun es gibt eindeutige Aussagen und Zitate von ihm älteren Datum - der Counterpunch führte einige davon auf. Sie liegen etwa in der Qualitätsebene eines Hessen - Koch, nur waren es nicht die kriminellen Ausländer, sondern die kriminellen Schwarzen, die seinen Unmut erregten.
http://www.nizkor.org/ftp.cgi/people/g/ftp.py?people/g/gannon.dan/1992/gannon.0793
Übel ist folgendes Zitat:
"Given the inefficiencies of what D.C. laughingly calls the `criminal justice system,' I think we can safely assume that 95 percent of the black males in that city are semi-criminal or entirely criminal,"
http://www.captainsquartersblog.com/mt/archives/010033.php
Die letzten Jahre hat er sich allerdings zurückgehalten und behauptet, er wäre damals "confused" gewesen.

>>>Du schreibst: "Der „Plan von San Diego“ wird angeblich durch illegale Migranten weiterhin durch demographische Mittel verfolgt. So jedenfalls kolportiert es auch Alex Jones auf seinen Webseiten." Den verlinkten Artikel auf Alex Jones's Website habe ich gelesen und dort keinerlei Rechtfertigung für diese Behauptung gefunden.

Nun, Alex ist natürlich schlau. In seinem Artikel (http://www.infowars.com/articles/immigration/deisyseis_partone.htm#plan) entwickelt er seine Verschwörungslegende mit dem Plan von San Diego. Bedeutsam ist ein Wikipedia - Artikel dem Jones - Artikel beigefügt, wo die Demographie - These explizit formuliert wird:

"The primary method for this 'reconquest' is demographic. By means of legal and illegal immigration from Mexico and Central America, and by means of high birthrates among non-White Hispanics, the non-non-White Hispanic population will be reduced to a minority which can be voted out of power and influence. While nominally nonviolent this will force African-Americans, Asian-Americans, Native-Americans and European-Americans out of what will be called Aztlan."

Abgesehen davon, daß der betreffende Wikipedia - Artikel ziemlich unseriös ist, weil er eine Verschwörungslegende als Tatsache hinstellt, habe ich in meinem Artikel auf den Eintrag im Texas - Handbook hingewiesen (http://www.tshaonline.org/handbook/online/articles/PP/ngp4.html), in dem die Sache anders dargestellt wird als sie Alex Jones verkürzt und entstellt darlegt. Nach dem Texas Handbook gab es nämlich drei verschiedene Varianten dessen, was unter Plan von San Diego verstanden wird. Die vorgebliche Absicht, alle erwachsenen Weißen zu ermorden, wird lediglich über den ERSTEN sogenannten Plan von San Diego behauptet, welcher bei einem gewissen Basilio Ramos gefunden worden sein soll. Dieser ERSTE "Plan von San Diego" war, so wie ich es beurteilen kann, ein Schriftstück, dessen Existenz erst später behauptet wurde.
Das war 1915, und die Sache sieht mir verdammt nach einer Legende aus.
Was nämlich im Laufe der mexikanischen Revolution an der amerikanisch-mexikanischen Grenze passierte, stand in einem ganz anderen Kontext. Es gab in der Tat Vorstöße von Pancho Villa u.a. auf amerikanisches Gebiet. Aber die von mexikanischen Revolutionären u.a. geforderte Wiederangliederung des Südwestens der USA an Mexiko war damals durchaus eine populäre Forderung und eine "soziale Republik" durch das organisierte Proletariat auch. Alex Jones aber vermischt, und zwar genau in diesem Artikel, sehr klug und sehr listig die drei "Pläne von San Diego" mit realen historischen Ereignissen, um den Chicano - Organisationen Rassismus zu unterstellen. Alex Jones rhetorische Vorgehensweise erscheint mir dabei, selbst ohne nähere Ursachen dieses Artikels zu kennen, sehr demagogisch.
Die Haltung eines Pancho Villa und seiner Leute war nie rassistisch gewesen, dazu wäre allein schon in der Mestizenkultur Mexikos kein Platz gewesen. Und selbst wenn es wirklich ein solches Schriftstück gegeben hätte wie den ERSTEN "Plan von San Diego", so sagt das nichts über die Intentionen der mexikanischen Revolutionsbewegung aus, deren Geschichte ja gut dokumentiert ist.
Aber genau diesen Eindruck erweckt Alex Jones, und ich habe zahlreiche Webseiten von Ron Paul - Supportern gefunden, die diese Verschwörungslegende kolportieren. In einer verrückten Art von Beweisumkehr wird den Chicanos historisch ein Rassismus angelastet, der ursprünglich von den angelsächsischen Einwanderern ins Land mitgebracht wurde. Die Art und Weise, wie sich die USA den heutigen Südwesten aneignete (Eroberungskrieg 1846-48), kann nur als imperialistisch bezeichnet werden. Das ganze Land war "Chicano - Land", und daß es den von den weißen Angelsachsen verachteten "Farbigen" aller Couleur, jedenfalls vielen von ihnen, durchaus attraktiv erscheint, Texas, Neu - Mexiko usw wieder von den USA abzuspalten (wie immer das möglich sein sollte) erscheint nachvollziehbar. Nun, zu den Ron Paul - Fans zählen ja auch Anhänger einer neuerlichen Sezession der Südstaaten (League of the South), und erzähle mir niemand, daß die damalige Sezession NICHTS mit Sklaverei und also Rassismus zu tun hatte.
Ja, Alex Jones macht es ganz geschickt, gibt sich als "Anwalt des kleinen Mannes" aus und beschuldigt die Chicanos des Rassismus und finsterer Mordpläne, ohne jede Rücksicht auf historische Zusammenhänge.

>>> Die Ablehnung der NAFTA durch Paul (und auch Jones) ist in erster Linie die Ablehnung des Korporatismus oder "Sozialismus für die Reichen", den die Bush Regierung vertritt für für den auch die NAFTA Agenda steht.

Ich schrieb ja auch, daß mexikanische Farmer und amerikanische Industriearbeiter auch gute Gründe haben, gegen die NAFTA zu sein. Interessant ist natürlich die Frage, warum Ron Paul gegen sie ist. "Sozialismus für die Reichen" ist natürlich ein Musterstück von Demagogie. Wahrscheinlich war es dieser Umstand, der mich schon nach wenigen youtube - Videos gegenüber Ron Paul mißtrauisch gemacht hat.
Es gibt keinen "Sozialismus für die Reichen", in jeder Hinsicht des Begriffes handelt es sich um ein Oxymoron (so etwa wie ein schwarzer Schimmel). Der Hintergrund dieses Begriffes ist reine Demagogie, ein Propagandakonstrukt, gerichtet auf historisch ungebildete Menschen, bei denen sich nach der Art von Pawlowschen Hunden die Setzungen "Sozialismus = böse", "Reiche = oft auch böse", "Sozialismus der Reichen = ganz böse" und "also Bush = superduperböse" auslösen läßt. Das ist lächerlich und verachtungswürdig. Mit Leichtigkeit wäre es auch möglich, den netten Dr. Paul mit ähnlichen Formeln zum "neuen Adolf Hitler" zu stilisieren, dazu würde alleine schon die massive Unterstützung Ron Pauls durch die amerikanischen Nazis als "Beweisführung" genügen.
Auch der Begriff "Korporationismus" ist in diesem Sinne völlig irreführend. Korporationismus, das waren Zwangsorganisationen von Arbeitern UND Unternehmern im italienischen Faschismus, und das hat mit der Struktur des Bush - Amerika nicht viel zu tun - außer daß beides Ausformungen kapitalistischer Herrschaft sind.
Ja, sicher Ron Paul spricht für diejenigen bibbernden Mittelstandsbürger, die sich von der Macht der großen Oligopole erdrückt fühlen, aber nicht begreifen wollen, daß das eine zwangsläufige Konsequenz des Kapitalismus ist - daß eben Monopole und Oligopole herrschen. Aber um sich um diese schmerzliche Erkenntnis herumzupissen, bezeichnet man die Herrschaft der Oligopole einfach als "sozialistisch" oder "korporationistisch". Scheint "genial" zu sein, ist aber bloße Rhetorik, da sich durch bloße Titulierung von Unerwünschtem in der Regel die Welt nicht ändern läßt. Das zeigt aber auch, daß diese Richtung keine wirkliche Alternative weiß. Würden denn die Ron Paul - Anhänger auch die Enteignung der verbrecherischen Großkonzerne unterstützen? Wohl kaum. Ein "echter Paläokonservativer" wird niemals auch nur das "Eigentum" ankratzen, sondern lieber versuchen, die bilderbergisch verseuchten Großaktionäre von der guten paläokonservativen Sache zu überzeugen. Und dann, spätestens dann, würde der "Sozialismus für die Reichen" schnell wieder in der propagandistischen Trickkiste verschwinden.

>>> Ich würde sie am ehesten mit der Ablehnung der Franzosen und Holländer (und meiner eigenen) der EU Verfassung vergleichen, obwohl natürlich solche Vergleiche hinken.

Der Vergleich liegt aber durchaus nahe. Es gibt in Europa durchaus verschiedene Opposition gegen die EU - von links und von rechts. Von der Rechten wird meistens fremdenfeindlich argumentiert ("Überfremdung" etc). Auch Ron Paul argumentiert vorzugsweise mit dem Immigrantenthema gegen die NAFTA.

>>> Ich meine, mich erinnern zu können, dass Paul in einem Interview erwähnt hat, die Einkommensteuer durch eine Kapitalertragssteuer zu ersetzen. Was ich dazu auf seiner Website gefunden habe, war allerdings zugegebenermaßen nicht besonders aufschlussreich.

Dazu kann ich nichts sagen. Mir fiel nur auf, daß Steuergutschriften eine Art universelles Allzweckmittel in seinem Programm darstellen. Er beweist sich für mich im wesentlichen als Repräsentant des gehobenen Kleinbürgertums und des zu kurz gekommenen Bürgertums. Wer nicht an den Tröpfen von Regierungsaufträgen sitzt, wie beispielsweise die Rüstungsindustrie, dem scheinen Steuergutschriften die Rettung von allem Ungemach zu sein.

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