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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

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Gast
New PostErstellt: 26.11.07, 21:20  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Tote Lea-Sophie
Großeltern greifen das Jugendamt an
Schwerin (dpa, ddp) - Mit Hunderten Kerzen, Liedern und Bibeltexten ist am Samstag in Schwerin in einer Andacht an den Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie erinnert worden. Etwa zweihundert Menschen, darunter auch die Großeltern, waren in die evangelische Versöhnungskirche im Stadtteil Lankow gekommen, um des toten Kindes zu gedenken.

Auch die Stadtspitze und Mecklenburg-Vorpommerns Sozialminister Sellering (SPD) nahmen an der Feier teil. Nach der Andacht sammelten Kirchenmitarbeiter Spenden für den Grabstein des toten Mädchens.

Die Großeltern von Lea-Sophie zeigten sich tief bestürzt: "Es hilft uns, dass die Anteilnahme da ist. Auch wenn sie es nicht ungeschehen machen kann", sagte der Großvater. "Wir werden uns nie wieder von dem Schlag erholen." Der Tod von Lea-Sophie habe nichts damit zu tun, dass ihre Mutter und der Freund arbeitslos und Hartz-IV-Empfänger seien. Die Tochter habe ihre Ausbildung zur Bürokauffrau abgebrochen, als sie mit dem Mädchen schwanger war. "Sie waren einfach überfordert und haben nicht rechtzeitig um Hilfe geschrien."

Noch vor rund drei Wochen waren die Eltern einer Einladung des Jugendamtes mit dem zweiten Kind der Familie gefolgt. Sie kamen aber ohne Lea-Sophie. "Sie sei bei Bekannten", lautete die Begründung auf eine Nachfrage des Sozialarbeiters. Am vergangenen Dienstag starb das fünfjährige Mädchen, nachdem es ins Krankenhaus gebracht worden war. Die 23-jährige Mutter und der 26-jährige Vater sitzen in Untersuchungshaft. Der zwei Monate alte Bruder von Lea-Sophie wurde in einer Pflegefamilie untergebracht.

Die Behörden waren nach dem Tod des Mädchens zunehmender Kritik ausgesetzt. Die Großeltern hatten das Jugendamt mehrfach um Hilfe gebeten. Er habe sich bei dem Amt um eine Familienhilfe und einen Kita-Platz bemüht, sagte der Großvater. Auch die Mutter des Lebensgefährten, die im Schweriner Umweltdezernat arbeite, habe er um Informationen gebeten.

Die Schweriner Stadtverwaltung hatte nach eigenen Angaben bislang keine Fehler im Vorgehen der Mitarbeiter des Jugendamtes feststellen können.

Sozialminister Sellering kritisierte die Stadt dafür. "Wenn das Jugendamt zweimal Kontakt mit einer Familie hatte und anschließend ist ein Kind tot - da kann man nicht sagen, man habe alles richtig gemacht." Auch Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) übte Kritik am Schweriner Jugendamt.

Verwahrloste Kinder in Berlin gerettet

In Berlin sind unterdessen schon wieder verwahrloste Kinder in einer völlig verdreckten Wohnung gefunden worden. Die drei Mädchen im Alter von zwei, vier und fünf Jahren standen weinend am geöffneten Fenster ihrer Wohnung und riefen nach ihrer Mutter. Nachbarn hatten Polizei und Feuerwehr alarmiert. "Die Wohnung war in einem ganz schlimmen, unhygienischen Zustand", sagte ein Polizeisprecher. Die Mutter sei später betrunken aus einer Kneipe gekommen. Die Geschwister seien vom Kindernotdienst aufgenommen worden.

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Artikel vom 25.11.07 - 21.15 Uhr
Letzte Änderung: 26.11.07 - 18.07 Uhr

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Aus-aller-Welt/Artikel,Grosseltern-greifen-das-Jugendamt-an_arid,1088508_regid,2_puid,2_pageid,4293.html
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Gast
New PostErstellt: 26.11.07, 21:21  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Jugendämter diskutieren nach Tod von Lea-Sophie über Verbesserungen

Schwerin/Greifswald (dpa/mv) - Knapp eine Woche nach dem Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie in Schwerin gibt es eine landesweite Debatte, wie die Jugendämter ihre Verfahren bei Hinweisen auf die Vernachlässigung von Kindern verbessern können. Das Greifswalder Jugendamt will zukünftig nach einem Hinweis prüfen, wie viele Kinder in der betroffenen Familie leben, ergab am Montag eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Im Landkreis Uecker-Randow arbeiten derzeit acht Sozialarbeiter in der Jugendhilfe. Würden die Mittel aufgestockt, könnten Hausbesuche zukünftig auch zu zweit erfolgen, um intensiver prüfen zu können, hieß es aus der Verwaltung.
http://www.ln-online.de/artikel/2261588/Jugend%E4mter_diskutieren_nach_Tod_von_Lea-Sophie_%FCber_Verbesserungen.htm
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Gast
New PostErstellt: 26.11.07, 21:21  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

24.11.2007
Von der Leyen kritisiert Schweriner Jugendamt im Fall Lea-Sophie
Hannover/Schwerin (dpa) Nach dem Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen Kritik am Vorgehen des Schweriner Jugendamts geübt. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Jugendamt vorschriftsmäßig gehandelt hat», sagte die Ministerin der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung». Die Eltern Lea-Sophies seien als auffällig bekannt gewesen. Da hätte man nachhaken müssen.
http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&id=4150595
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Gast
New PostErstellt: 26.11.07, 21:29  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

26. November 2007
Nach Leas Hungertod: Mehr Hilfe für Risikofamilien?

Nach dem Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie aus Schwerin hat Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) mehr und bessere Hilfsangebote für Eltern gefordert. Es gelte, möglichst früh Risikofamilien zu identifizieren und gezielt zu unterstützen, sagte sie der "Frankfurter Rundschau" vom Montag.

Kinder- und Hausärzte müssten für das Thema sensibilisiert werden, eine besondere Verantwortung komme auch dem Öffentlichen Gesundheitsdienst und der Kinder- und Jugendhilfe zu. "Durch die Summe dieser Aktivitäten, durch eine bessere Vernetzung und durch eine gesteigerte Aufmerksamkeit auch der Bevölkerung und der direkten Bezugspersonen der Kinder können wir aus meiner Sicht am effektivsten zum Schutz vor Kindervernachlässigung beitragen", sagte Schmidt der Zeitung zufolge.

Sie warnte demnach davor, Eltern falschen Anschuldigungen auszusetzen. In einem Brief wies sie laut dem Blatt ihre Länderkollegen auf die Gefahr hin, dass Familien unter ungerechtfertigten Verdacht der Kindervernachlässigung geraten, mit zum Teil drastischen Folgen für die Familien. In dem Schreiben betone sie, Sonderuntersuchungen auf Kindesmisshandlung seien ungeeignet, die Problemfälle korrekt zu identifizieren. Dies habe eine Prüfung des Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten und Krankenkassen ergeben.

Schmidt stellte sich damit gegen Forderungen aus der Union, mit Sonderuntersuchungen beim Kinderarzt die Kontrollen zu verschärfen.

Lea-Sophie verhungerte und verdurstete wegen Vernachlässigung. Das Mädchen wog bei der Einlieferung ins Krankenhaus nur noch 7,4 Kilogramm und war mit Wunden übersät. Sie starb in der Nacht zum vergangenen Mittwoch. Die Eltern sitzen in Untersuchungshaft. Das Jugendamt hatte Hinweise auf Schwierigkeiten in der Familie bekommen und Kontakt mit den Eltern aufgenommen, das Mädchen aber dabei nicht zu Gesicht bekommen. (AP, N24.de)

http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=170376
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Gast
New PostErstellt: 26.11.07, 21:29  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Politik 26.11.2007
Ziel ist, "gefährdete Kinder zu finden"

Von der Leyen warnt vor Hundert-Prozent-Verdacht gegen Eltern
unserem Korrespondenten
Dieter Wonka, Berlin Im Streit um bundesweit verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen zur speziellen Früherkennung von Kindesmisshandlung hat sich Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) strikt gegen solche Sondermaßnahmen ausgesprochen. Nach dem Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie in Schwerin hatten Familienpolitiker aus der Union eine solche Forderung erhoben und zugleich Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) vorgeworfen, sie blockiere entsprechende Rettungsmaßnahmen. Tatsache ist, dass der gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen im September entschieden hat, Reihenuntersuchungen auf Misshandlungen hin abzulehnen, weil die Gefahr falscher Verdächtigungen zu groß sei. Ähnlich argumentiert auch Frau von der Leyen im Interview.
Hätte Lea-Sophie gerettet werden können? Von der Leyen: Ich denke schon, wenn an entscheidender Stelle Menschen aufmerksam sich um das Wohl des Kindes gekümmert und vor allem das Kind auch angeschaut hätten. Es ist ein längerer und schauerlicher Prozess, ehe ein fünfjähriges Kind nur noch 7,5 Kilo wiegt. Solche Eltern lügen notorisch über den Zustand des Kindes und wenden mit großem Geschick Verdunkelungsstrategien an. Um all dem vorzubeugen, gibt es Sicherungsmechanismen, die aber auch umgesetzt werden müssen.
Es gibt immer den gleichen Alarmismus: Einige Tage Aufregung - bis zum nächsten Mal. Was läuft da schief?Von der Leyen: Es gibt solchen Aktionismus. Aber gleichzeitig haben Bund, Länder und Kommunen an einem Netz zum Schutz für Kinder gearbeitet. Größer geworden ist die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Die Zahl der Anzeigen ist ebenso gestiegen wie die Zahl der Kleinst- kinder, die zum Schutz aus den Familien genommen wurden. Polizei und Jugendhilfe arbeiten heute viel enger zusammen. Man wird niemals alle Fälle von Kindestötung verhindern können. Unser Ziel muss sein, die zu hohe Zahl von Verwahrlosung und Misshandlung mit Todesfolge deutlich zu senken. Das ist möglich, wenn wir eine bessere Fehlerkultur entwickeln.

Unterstützen Sie die Forderung nach einer Pflichtuntersuchung auf Misshandlungen? Von der Leyen: Ziel ist es, die gefährdeten Kinder zu finden. Deshalb muss man nicht hundert Prozent der Eltern einem Misshandlungs-Verdacht aussetzen. Aber man kann zwei Dinge tun. Ein verbindliches Einladewesen zur Vorsorgeuntersuchung. Wer nicht kommt, erhält Besuch vom Jugendamt. Eine einzige Misshandlungsuntersuchung in fünf Jahren brächte im Übrigen gar nichts. Eltern, die ihre Kinder schlagen, hören 14 Tage vor der Untersuchung auf zu schlagen, damit die blauen Flecke verschwinden. Deshalb ist die gesteigerte Aufmerksamkeit bei Kinderärzten, Jugendamtsmitarbeitern und Nachbarn so wichtig. Auch wir Ärzte müssen uns fragen, können wir routinemäßig ein Raster entwickeln, das bei Verdachtsmomenten aktives Handeln auslöst.
http://www.gelnhaeuser-tageblatt.de/sixcms/detail.php?template=d_artikel_import&id=3232587&_zeitungstitel=1133845&_resort=1103638&_adtag=nationalnews&_dpa=brennpunkte
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Gast
New PostErstellt: 29.11.07, 00:59  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

dpa/regioline vom 28.11.2007 16:46

Sozialarbeiterverband sieht "fachliche Fehler" im Fall Lea-Sophie

Essen/Schwerin (dpa/mv) - Im Fall der verhungerten Lea-Sophie hat das Schweriner Jugendamt nach Ansicht des Sozialarbeiterverbandes DBSH "fachliche Fehler" gemacht. Diese lägen aber im System, "am allerwenigsten sind sie ein Versäumnis der Kolleginnen und Kollegen", erklärte Verbandssprecher Wilfried Nodes am Mittwoch in Essen. Das Jugendamt hätte sich die ganze Familie einschließlich des fünfjährigen Mädchens ansehen müssen. Wie in vergleichbaren Fällen in Bochum oder Cottbus sei es versäumt worden, nach einem Gefährdungspotenzial in der Familie zu schauen. Die entsprechenden Amtsregeln müssten geändert werden, verlangte Nodes.
http://www.ln-online.de/artikel/2263195/Sozialarbeiterverband_sieht_%22fachliche_Fehler%22_im_Fall_Lea-Sophie.htm
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New PostErstellt: 29.11.07, 01:00  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

dpa/regioline vom 28.11.2007 16:46

Sozialarbeiterverband sieht "fachliche Fehler" im Fall Lea-Sophie

Essen/Schwerin (dpa/mv) - Im Fall der verhungerten Lea-Sophie hat das Schweriner Jugendamt nach Ansicht des Sozialarbeiterverbandes DBSH "fachliche Fehler" gemacht. Diese lägen aber im System, "am allerwenigsten sind sie ein Versäumnis der Kolleginnen und Kollegen", erklärte Verbandssprecher Wilfried Nodes am Mittwoch in Essen. Das Jugendamt hätte sich die ganze Familie einschließlich des fünfjährigen Mädchens ansehen müssen. Wie in vergleichbaren Fällen in Bochum oder Cottbus sei es versäumt worden, nach einem Gefährdungspotenzial in der Familie zu schauen. Die entsprechenden Amtsregeln müssten geändert werden, verlangte Nodes.

http://www.uena.de/news/norddeutschland/politik-mv/2263195
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Gast
New PostErstellt: 29.11.07, 11:26  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Fall Lea-Sophie

Hungertod in der Familienidylle


© Jens Koehler/ddp
Kerzen und Plakate stehen vor dem Haus in Schwerin, in dem Lea-Sophie mit ihren Eltern lebte

Von Anja Christina Lohmann

Sie erträumten sich ein Zuhause und sperrten die Welt aus. Doch ihre Tochter Lea-Sophie machte in der Idylle nicht mit. Nicole G. und Stefan T. aus Schwerin gaben die Fünfjährige auf - und ließen sie verhungern und verdursten.

Es hätte das Paradies sein sollen. Der Spielplatz vor dem Haus, die Geranien auf dem Balkon, der Seeblick. Keine Vorstadtidylle, aber ein Ort, an dem sich eine Familie wohl fühlen kann. Und man kann nicht mal behaupten, dass sie es nicht gewollt hätten: sich wohl fühlen. Die Familie von Lea-Sophie, verhungert und verdurstet mit 7,4 Kilogramm und fünf Jahren.

Sie sind arbeitslos, ja. Aber weder drogen- noch alkoholunabhängig, ihre Wohnung ist blitzblank, Stefan T. und Nicole G. haben einen Schulabschluss, Stefan auch eine abgeschlossene Ausbildung. Es wird nicht leicht sein, Erklärungen zu finden.

"Die eigene Elternschaft", sagt Kinderpsychiater Prof. Peter Riedesser, "beginnt schon in der Kindheit."

Nicole wurde als Baby adoptiert
Stefans Eltern ließen sich scheiden, als er sechs Jahre alt war. Er habe immer mit dem Stiefvater um die Liebe der Mutter kämpfen müssen und den Kampf verloren, sagt er einem Bekannten später. Nicole wurde bereits als Baby adoptiert, ihre leiblichen Eltern sind eigentlich ihre Tante und Onkel. Der leibliche Vater, so erzählt es ein Verwandter, einst Insasse im Stasi-Gefängnis, stark traumatisiert, stirbt unter ungeklärten Umständen. Seine Frau gibt auch die restlichen Kinder zur Adoption frei. Erst als Jugendliche erfährt Nicole G. von ihrer Herkunft. Ständig habe sie unter Verlustängsten gelitten, sagt Stefan T..
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Das Paar ist noch nicht lange zusammen, als Nicole schwanger wird. Lea-Sophie kommt zur Welt, ein Frühchen. Sie ist unruhig und will nicht so richtig essen. Nicole wohnt bei ihren Eltern. Stefan will sich eigentlich beim Bund verpflichten, doch der Einfluss der Großeltern stört zumindest ihn, so schildert es ein Bekannter. Das Paar will sein eigenes Reich.

Vielleicht beginnt hier der tödliche Kreislauf, im Versuch sich ein perfektes Heim zu schaffen, das mit der Wirklichkeit nicht Schritt halten kann. Gerade traumatisierte Menschen, sehnen sich nach einer heilen Familienwelt, sagen Psychiater, und die Träume können angesichts einer enttäuschenden Realität in Hass umschlagen.

Im Frühjahr 2004 ziehen Nicole und Stefan mit ihrer kleinen Tochter in die Kieler Straße 15. Es gibt Ärger mit den Nachbarn. Und Lea-Sophie bleibt ein anstrengendes Kind, ihr Vater schafft es nicht, eine Bindung zu ihr aufzubauen, Nicole fühlt sich im Stich gelassen, das zumindest erzählt sie später ihrem Anwalt.

Paar schottet sich ab
Der Traum von der Familienidylle entgleitet ihnen. Beide bleiben arbeitslos, Stefan sitzt viel am Computer, Nicole putzt die Wohnung, kümmert sich um die Haustiere. Vor die Tür gehen sie immer seltener, dafür streiten sie. Nicoles Anwalt sagt, seine Mandantin habe mehrmals versucht sich zu trennen.

Je mehr an der Fassade gekratzt wird, desto mehr schottet das Paar sich ab. Auch von den Großeltern, die ein bis zwei Mal die Woche Essen vorbei bringen und sich um die Enkelin sorgen. Nachbarn sehen das Paar immer seltener, und so gut wie nie mit Lea-Sophie. Irgendwann klemmen Stefan T. und Nicole G. sogar die Türklingel ab.

Am 2. November 2006 wendet sich Nicoles Vater, Norbert G., das erste Mal an das Jugendamt. Das Amt schickt einen Brief, bietet eine Beratung an, keine Reaktion. Am 20. Juni 2007, wird Norbert G. wieder vorstellig, wieder passiert nichts. Schließlich, am 12. November, ein anonymer Anruf aus der Nachbarschaft: Man mache sich Sorgen um einen Säugling, der fast nie zu sehen sei.

Justin, Lea-Sophies kleines Brüderchen, ist Ende September auf die Welt gekommen. Ein Wunschkind. Im abgeschotteten Reich reagiert Lea-Sophie eifersüchtig, macht wieder in die Hose, sagt Stefan T., das Essen habe sie völlig verweigert. Kann ein Kind von fünf Jahren sich aus bloßem Trotz zu Tode hungern? So wollen es die Eltern heute erklären.

Als endlich zwei Jugendamtsmitarbeiter vor der Tür stehen, macht niemand auf. Sie hinterlassen einen Brief, diesmal kommen Nicole und Stefan tatsächlich ins Amt. Justin haben sie dabei, Lea-Sophie sei bei Bekannten sagen sie.
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Auch im Jugendamt bröckelt die Fassade. Im Herbst 2006 bereits hatte die Leiterin, Heike Seifert, bei einer Sitzung fehlende Mittel beklagt. "Sie hat gesagt, sie könne nicht garantieren, dass in Schwerin nicht auch eines Tages ein totes Kind gefunden werde," erinnert sich Verena Riemer, damals stellvertretende Vorsitzende des Landeselternrats. "Das war fast ein Hilferuf." Er verhallt ungehört.

Lea-Sophie stirbt im Krankenhaus, nachdem ihr Vater den Notarzt gerufen hatte. Der Vater von Nicole G. sagt, seine Tochter sei von ihrem Freund "untergebuttert" worden. Sie habe resigniert. Stefan T. sagt, er habe sich die Erziehung anders vorgestellt, aber sich nicht durchsetzen können. Er habe resigniert. Und dass ein Kind sich selbst zu Tode hungert, hätte man doch nicht ahnen können. Man kann es auch nicht glauben.



Artikel vom 29. November 2007
http://www.stern.de/politik/panorama/:Fall-Lea-Sophie-Hungertod-Familienidylle-/603913.html?nv=rss
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Gast
New PostErstellt: 01.12.07, 13:11  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

«In unendlich großer Trauer»
Verhungerte Lea-Sophie in Schwerin beigesetzt

Schwerin (ddp). Rund 30 Angehörige und Bekannte nahmen an diesem herbstgrauen Vormittag unter Absicherung durch die Polizei Abschied von dem kleinen Mädchen, das unter monatelangen Qualen an Hunger und Durst starb, weil seine Eltern es vernachlässigten. Mitarbeiter des Bestattungsunternehmens trugen nach einer kurzen Andacht in der Trauerhalle die rosa Urne mit einem rosa Blumenkranz über das weitläufige Friedhofsgelände zu Lea-Sophies Grab. In einigem Abstand folgte gemessenen Schrittes die Trauergemeinde mit den Großeltern, Angehörigen und Freunden des Kindes. Sie verbargen ihre Gesichter hinter großen Schirmen. Am Grab sagten sie einzeln Lebewohl. Viele legten gelbe oder pinkfarbene Rosen nieder, einige hatten Kuscheltiere dabei.

Bestattung sollte geheim gehalten werden
Bis zuletzt hatte die Stadt versucht, den Termin der Beisetzung geheim zuhalten. Als dennoch am Morgen einige Journalisten auf dem Areal auftauchen, lies die Friedhofsverwaltung Handzettel mit der Bitte verteilen, den Wunsch der Angehörigen nach einer Trauerfeier in aller Stille zu respektieren. Rund 30 Polizisten, viele davon in Zivil, durchstreiften den Waldfriedhof und hielten die Medienvertreter immer wieder auf Abstand. Die Stadt soll Angaben der Polizei zufolge kurzzeitig überlegt haben, den Friedhof für die Dauer der Zeremonie zu sperren. Es waren Proteste von aufgebrachten Bürgern befürchtet worden.

Zu Wochenbeginn hatte das Amtsgericht Schwerin dem in Untersuchungshaft sitzenden 26 Jahre alten Vater Lea-Sophies die Teilnahme an der Trauerfeier verweigert. Eine Beschwerde gegen das Urteil beim Landesgericht zog der Anwalt kurz darauf zurück. Die ebenfalls in Haft sitzende 23-jährige Mutter hatte nach Angaben ihres Rechtsbeistands einen solchen Antrag nicht gestellt.

Lea-Sophie war in der vergangenen Woche nach einem Notruf des Vaters in eine Schweriner Klinik eingeliefert worden. Zu diesem Zeitpunkt wog das Mädchen nur noch etwas mehr als sieben Kilo, ein Drittel des Normalgewichts Fünfjähriger. Sie verstarb wenig später. Die Obduktion ergab, dass sie keine Nahrung zu sich genommen hatte.

Bruder der toten Lea-Sophie erst wenige Wochen alt
Ihre Eltern wurden tags darauf festgenommen. Der wenige Wochen alte Bruder des Mädchens ist nach Angaben des Anwalts der Mutter derzeit in der Obhut des Jugendamtes. Die Großeltern wollen ihn zu sich nehmen.

Der Fall hatte die bundesweite Diskussion um den Schutz von Kindern erneut befördert. Vor allem die Stadt und das Jugendamt waren in die Kritik geraten. Eine interne Sondergruppe der Stadt soll nun die genauen Todesumstände sowie die Einhaltung der Verwaltungsvorschriften klären. Darüber hinaus wollen die Stadtvertreter mit einem eigenen Ausschuss die Jugendpolitik der Stadt prüfen. Bislang haben sowohl Oberbürgermeister Norbert Claussen als auch Sozialdezernent Hermann Junghans (beide CDU) wiederholt die Einhaltung aller Vorschriften im Fall Lea-Sophie beteuert und sich damit massiver Kritik ausgesetzt.

An der Beisetzung gestern nahmen keine offiziellen Repräsentanten der Stadt teil. Der Oberbürgermeister schickte dafür einen großen Kranz aus hellen Rosen und Chrysanthemen. Inmitten der Blumen sitzt ein Teddy. Auf der Schärpe steht: «In unendlich großer Trauer».

30.11.2007 SR

http://www.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=65&id=85209
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Gast
New PostErstellt: 04.12.07, 15:59  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Erklärung von Oberbürgermeister Norbert Claussen:
4. Dezember 2007

Unmittelbar nach Bekanntwerden des tragischen Todes von Lea-Sophie hatte ich als Oberbürgermeisters am 21. November 2007 parallel zu den staatsanwaltlichen Ermittlungen Eine intensive und zügige Aufarbeitung des Sachverhaltes unter meiner Federführung veranlasst. Ziel ist alles zu tun, um die Umstände, die zum Tode des kleinen Mädchens geführt haben, lückenlos aufzuklären.

Das Ergebnis wird ein Bericht sein, der aus zwei Teilen besteht. Zum einen aus einer im Detail aufgearbeiteten Sachverhaltsdarstellung, auf Basis der bereits am 22. November 2007 vorgelegten vorläufigen Chronik. Der zweite Teil wird eine Ist-Soll-Analyse zum Thema Kindeswohlgefährdung beinhalten.

Nachdem in der ersten Phase das Jugendamt und das Dezernat die Fakten sichtete und zusammenstellte, soll eine interne Sondergruppe unter Hinzuziehung externen Sachverstandes berufen. Beide Berichtsteile sollen darüber hinaus noch einmal durch einen weiteren, externen Fachmann bewertet werden.

Die Ergebnisse werden wir umfassend mit der Stadtvertretung beraten. Der Hauptausschuss ist am heutigen Abend entsprechend informiert worden.“

http://www.schwerin-news.de/erklaerung-von-oberbuergermeister-norbert-claussen/1654/
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