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BAS-LAG: Das China Miéville-Forum
Das Forum für Fans von China Miéville und seiner Romane
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stratos
Stammgast
Beiträge: 34
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Erstellt: 27.11.05, 18:31 Betreff: Die Crisis-Theorie
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Beim Reread von "PSS" bin ich nun erneut bei der Erläuterung der crisis Theorie hängengebieben. Mag sein, daß mir ein wenig das phsysikalische Wissen über Energien fehlt, aber ich muß (zu meiner eigenen Zerknirschung) gestehen, daß ich die Erklärung von der Gremnebulin nicht ganz folgen kann. Gibt es eine erleuchtete Seele, der sie mir erklären kann?
Der im Unwissen verharrende
stratos
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molosovsky
Experte
Beiträge: 230 Ort: Ffm
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Erstellt: 28.11.05, 10:06 Betreff: Re: Die Crisis-Theorie
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Hallo Stratos.
Hmmm. Ins Blaue zu referieren ist gefährlich. Besser wärs, Du stellst eine Konkrete Frage. Meinst Du die Krisis-Sachen von Kap 14 oder Kap. 20 oder vom Showdown.
Grüße Alex / molosovsky
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stratos
Stammgast
Beiträge: 34
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Erstellt: 28.11.05, 15:20 Betreff: Re: Die Crisis-Theorie
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Ich meine in erster Linie der Gremnebulins Sermon im 14. Kapitel. Er zeichnet Yagharek ein Diagramm: Occult/ Thaumaturgical; Material; Social / Sapential. In diesem Dreieck versucht ter die Kräftebeziehungen auszumachen. Seine Begründung, was denn nun genau crisis energy ist, will mir aber nicht einleuchten; für mich ist das ziemliches "Nullgerede", was der "MUFTI" hier abzieht. Wie und wo manifestiert sich crisis energy? Wie kann sie beeinflußt, produziert, benutzt werden? Wie will er mit ihrer Hilfe Yagharek zum Fliegen bringen? Mir ist das ganze einfach zu abstrakt, aber vielleicht können wir gemeinsam Licht ins Dunkle bringen.
Grüße, Stratos
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Seblon
Administrator
Beiträge: 354 Ort: Bochum/NRW
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Erstellt: 28.11.05, 15:58 Betreff: Re: Die Crisis-Theorie
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Ich muss gestehen, dass ich gar nicht so tief in die Materie eingedrungen bin, weil sich mir solche Zusammenhänge sowieso nur schwer erschließen. Ich hatte den Eindruck von einem netten Techno-Bubble, um einen Ausdruck aus dem Star Trek-Fandom zu benutzen. Techno-Bubble ist ein pseudo-wissenschaftliches Geblubber ohne tiefere Bedeutung (und Star Trek ist ja voll davon!). Ich habe mich bei der Lektüre sowieso gefragt, ob und warum es Yagharek tatsächlich ausreichen würde, mit Hilfe der Krisis-Energie (passiv) zu schweben anstatt wie früher durch aktives Flügelschlagen zu fliegen...
Es grüßt

Actibus aut verbis noli tu adsuescere pravis.
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molosovsky
Experte
Beiträge: 230 Ort: Ffm
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Erstellt: 28.11.05, 18:08 Betreff: Re: Die Crisis-Theorie
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Meine Deutung zum Wissenschafts-Babbel von »PSS« (Seiten-Angaben = S. engl./deutsch. — Deutsch ergänz ich später).
Es gibt drei große Passagen zur Krisis-Theorie von Isaac: Kap 14 (im Gespräch im Yag, S. 201ff.), in Kap 20 (beim Erklären des Krisis-Konduktors, S. 287ff.) und am Ende zur Mottenfalle.
Kap. 14: Man achte darauf, daß es darum geht, Materie dazu zu bringen sich daneben zu benehmen, aus der Reihe zu tanzen.
Meine Assoziation zu ›Ontologische Kondundrum,wie man Materie dzu bringt, äonenlange Verhaltensmuster zu ändern‹: Ontologie ist die Lehre vom Sein, und sich gegen die Regeln die Naturgesetzte zu verhalten heißt, sich gegen den Status Quo des Seins aufzulehnen.
Zum Dreieck: Es fällt mir auf, daß der Materie eine Ordnung der ›Reaktionen‹ von Stofflichem; zum Sozialen/Sapientialen eine ›andere Art von Ordnung‹; zum Okkulten/Thaumaturgischen verborgene ›Dynamiken & Kräfte‹ zugeordnet sind. Gegen den Urzeigersinn kann man großzügig ein dialektisches Dreieck lesen, mit (A) als ›materielle Stoff-Welt‹, (B) als ›geistig-kulturelle Mind-Welt‹ und (C) als ›verborgenen Welt der zwischen A und B vermittelnden Beziehungen‹. Wenn A die These darstellt, auf die B als Anti-These reagiert, dann bildet C die Synthese der eingesetzten Manipulationen.
Die Annahme, daß die Eck-Begriffe des Dreiecks Aspekte einer umfassenden Kraft/Gesetzmäßigkeit sind, findet sich auch in unserer Welt, wo man die Ambition einer ›Theorie für alles‹ verfolgt (die Relativitätstheorie und Quantenphysik vereint).
Die Abschnitte über ›ruhende‹ oder ›potentielle Energie‹ und die Frage, ob das Universum statisch (SEFTI) oder dynamisch (MUFTI) ist, wurde auch in unserer Welt verhandelt (zuletzt: stürzt Universum zusammen, driftet es auseinander oder pulsiert es). Die Sätze zur Thermodynamik klingen durch (›Das Universum ist entropisch, die Ordnung nimmt langfristig stetig ab‹), physikalisch beim Beispiel mit dem Holzstück, sozial mit einer Gruppe Leut die unter Druck gesetzt werden.
Eine Krise nehmen wir ja als Fieber vor einer Änderung, Zäsur, Wahl oder einem Wandel wahr. Krise bedeutet ›Entscheideungssituation-, Wende- Höhepunkt einer gefährlichen Entwicklung‹, wie mein Duden kurz sagt. ›Krise‹ kommt von gr. ›schneiden,trennen‹ und ist meines Wissens mit ›Kritik‹ und ›Kriterium‹ (Beurteilungsgesichtspunkt für {mittelalterliche Kampf}Richter).
Was Isaac für Yag bauen will ist ein Krisis-Wandler. Unter einer Glassglocke wird einem Objekt (z.B. Stein, Stück Waterkræft) dessen ruhende Krisisenergie entzogen, durch einen Analyse- und Kodensator-Teil geschickt und als entsprechend eines gewünschten Effekts veränderte Krisisenergie dem Zielobjekt aufgespielt.
Soweit mein Angebot einer ›Erkärung‹.
Und fliegen, auch ohne Flügelschlagrommantik, ist einem ›nur auf der Oberfläche rummkrabbeln‹ an Mobilität schlicht überlegen. Die Garuda sind ein stolzes Wüstenkrieger-Jägervolk.
Grüße Alex / molosovsky
August-Bebel-Str. 10 D — 65933 Frankfurt/M. http://molochronik.antville.org
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stratos
Stammgast
Beiträge: 34
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Erstellt: 28.11.05, 18:47 Betreff: Re: Die Crisis-Theorie
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Hi Molo,
soweit, so gut. (Bzw. so weit so hervorragend, denn genau dies ist deine Zusammenfassung). Die Tatsache, daß Materie sich unter bestimmten Bedingungen anders verhält, etwa durch Thaumaturgie, ist sicherlich der entscheidende Hinweis. Auch der Zusammenhang mit der "Krise" der sozialen Materie (etwa die Hafenarbeiter) ist bei Mieville gut ausgearbeitet.
Dennoch steigt bei mir die Theorie an dem Punkt aus, wo die "crisis energy" ins Spiel kommt. Denn die "Krise" ist doch eher ein Zustand als eine meßbare Energie. Wenn wir Materie in der Krise beobachten, sehen wir drei Zustände 1. vor der Krise, 2. in der Krise, 3. nach der Krise. Stadium 2 wird dann erreicht, wenn Energie zugeführt oder weggenommen wird. In der Grimnebulins Dreieck wäre das etwa an der Spitze ein herbeigerufener Dämon (wie der von Rudgutter herbeigerufene Ambassador, der durch Opferungen bzw. eine Opfermaschine beschworen wird), im zweiten Winkel (dem "Material"-Aspekt) das Kochen von Wasser durch zugeführte Hitze, im dritten Winkel ("Social") ein durch miese Löhne aufgeheitzte Volksmenge (hier wurde Energie entzogen). Der kritische Zustand - ob nun mental, sozial oder materiell - ließe sich also durchaus energetisch beschreiben. Aber "crisis" selbst läßt sich nicht entziehen - und wenn doch, dann bleibt der Grimnebulin zu vage (und der ganze Abschnitt in der Tat Techno-Bubble mit ein paar physikalischen Versatzstücken)
Grüße, stratos
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Theophagos
Dauerschreiber
Beiträge: 113
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Erstellt: 29.01.06, 09:22 Betreff: Re: Die Crisis-Theorie
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Hallo Leute, ich habe die Crisis-Theorie immer als Weiterentwicklung der Dialektik - tja, von Hegel? Marx? (oder dessen Nachfolger?) Frankfurter Schule? - gelesen. So firm bin ich da nicht. Sehr grob (gröbster noch als gröbst) gesagt geht es da um die Verbingung des Widerspruchs von Endlichkeit und Unendlichkeit in der Dialektik. (Hegel) Vielleicht will einer (Alex) da mal nachhaken?
Theophagos
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