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Anarchie - Was ist das?

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Isquierda

Beiträge: 279
Ort: Magdeburg

New PostErstellt: 09.02.06, 14:30  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: soyfer
    Was bei dieser Diskussion übersehen wird, ist:

    1. dass Mathematik, die Naturwissenschaften und die Formallogik keine Wirklichkeit sind, außer durch ihr Dasein als Geistesding und nur Wirklichkeit messbar und so leichter anwendbar machen kann.

    2. dass Mathematik, die Naturwissenschaften und die Formallogik nicht eine Verbindung zur Wahrheit, sondern bestenfalls zur Wirklichkeit herstellen können. Denn die Wirklichkeit steht in einer Beziehung zum Wahrheitsgehalt von etwas konkretem, aber nicht zur Wahrheit schlechthin. Somit beschäftigt sich die Mathematik, die Naturwissenschaften und die Formallogik mit konkreten Wahrheitsgehalten, sie aber nicht einmal in ihrer Summe die Wahrheit ergeben. So können die chemischen Reaktionen nicht - auch nicht in ihrer Summe - das Phänomen Leben oder Verstand, Geis, Wille oder gar Liebe, Schmerz oder Leid erfassen, obwohl nur diese Summe der Reaktionen das auslöst. Wie heißt es da so schön bei Georg Kreissler: chemisch gesehen ist der Mensch nur 40 Schilling wert (österreichischer Schillig stand 7:1 zur DM, d.h. ca. 6 DM=€ 3. Und dennoch ist der Tod eines geliebten Menschen für jeden von uns nicht dasselbe, als hätte er € 3 verloren.
    Naturwissenschaften und angewendete Formallogik beschäftigen sich mit dem chemischen, biologischen, physikalischen, mathematischen, formallogischen etc. Wahrheitshehalt und werden nie zu einer Aussage über die Wahrheit kommen. Wenn ein Physiker glaubt (und derer gibt es leider tatsächlich), damit zur Methaphysik durchstoßen zu können, dann geschieht ihm genau dieser Fehler. Physik beschäftigt sich mit der Wirklichkeit und streift nie die Wahrheit. Solchem Unsinn entstammen z.B. Aussagen von Biologen: Du bist nichts, deine Gene alles.

    3. Was auch übersehen wird, dass die Mathematik und die Formallogik in ihrer Art und Weise (als System) ein INHALTSLOSES Raster sind, Wahr und Falsch zu unterscheiden, rein an der formalen Struktur. Sie können aber nie zu einer konkreten inhaltlichen Aussage kommen, NIEMALS. Die Formallogik, als Wahrheitsfindsystem kann niemals eine Aussage treffen, ob Soyfer eine Primzahl oder/und ein Pseudonym ist. Das ist aus der Formalstruktur nicht ersichtlich. Sie kann nur sagen:
    Wenn die Aussage "Soyfer ist eine Primzahl" richtig ist, dann ist der Satz "Soyfer ist eine Primzahl" richtig. DAS leistet die Formallogik, selbstverständlich auch in wesentlich komplizierteren Zusammenhängen.

    Nun nutzt es uns aber gar nichts, ständig zu erfahren, wenn A richtig ist, dann ... Damit erfahre ich letztlich nichts. Denn irgendwas muss mir sagen, OB A wahr oder falsch ist. Erst danach kann die Formallogik, aber auch die Mathematik, zu konkreten Aussagen kommen. Die Aussage "Soyfer ist eine Primzahl" ist falsch. Das muss von außen dem System eingegeben werden. Und diese Eingabe sind die Axiome. Ohne Axiome, keine Aussage des formalen Systems. Diese Axiome sind aber die unbewiesenen und unbeweisbaheren - und jetzt wirklich - "Wahrheiten" des Systems/nicht der Realität, sondern nur des Systems. Diese Axiome können durch das System nicht überprüft werden. So ist das gesamte formallogische Gebäude der konkreten Aussagen gänzlich von der Stimmigkeit der Axiome mit der Realität abhängig. Ist diese auch nur ansatzweise nicht gegeben, so haben alle Aussagen des Systems nichts mit der Realität gemeinsam.
    Wenn nun darauf geantwortet wird, dass die Mathematik und die Formallogik zu ganz konkreten Aussagen kommt und neue Methoden entwickeln kann etc., so sage ich, ja das stimmt, aber ihre Aussagen sind systemimmanent. Es werden Aussagen über mathematische/formallogische Systeme etc. getroffen, aber z.B. nicht über das System Mathematik/Formallogik an sich und nicht Systeme außerhalb der Mathematik/Fo. Dafür benötigt die Mathematik/Formallogik eben bestimmte Axiome, die das dann in in Aussagen außerhalb der Mathematik/Formallogik umwandeln. Also, die Axiome der Chemie machen die Mahematik für die Chemie anwendbar, die Axiome der Physik für diese etc. Und genauso verhält es sich mit der Formallogik: diese kann Aussagen über die bearbeiteten Strukturen treffen, aber sie kann keine Aussage über sich selbst treffen und genausowenig kann sie etwas sagen über die "Realität" außerhalb der Formallogik. Da sind die Axiome die unabdingbar notwendigen Vermittler. Wer behauptet, die Formallogik ohne Axiome auf die Welt anwenden zu können, der trägt diese Axiome als unhinterfragte und unhinterfragbare Wahrheiten in sich und ist so nicht in der Lage, die Axiome und so auch nicht sein Werkzeug Formallogik zu relativieren, hinterfragen und überprüfen.
So ein "Geistesding" ist wirklich. Es existiert und man kann es sogar anfassen, wenn der Sesamstraße glaubt: Du kennst doch Graf Zahl, oder? Mathematik stellt die Wirklichkeit dar und vermittelt sie: 1 Buch+1 Buch = 2 Bücher.

Und natürlich bietet Mathematik Wahrheit: 1+1=2 (Das ist doch wahr!) und 1+1=3 ist falsch.

"Physik beschäftigt sich mit der Wirklichkeit und streift nie die Wahrheit."

Das ist wohl die Höhe: Du zweifelst selbst noch die Schwerkraft an, was? Die Wirklichkeit ist Wahr. Es fehlt nur das entsprechende Theorem, diese Warheit habhaft zu machen: Mathematik wäre so eines. Die Logik der Mathematik kann Vorbild für die Wahrheitsfindung sein. Ich schreibe "kann", weil ich weiß, dass du es bestreiten wirst.)

"Wahr" oder "falsch" sind inhatliche Aussagen.


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soyfer

Beiträge: 205

New PostErstellt: 09.02.06, 16:43  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Isquierda
    So ein "Geistesding" ist wirklich. Es existiert und man kann es sogar anfassen, wenn der Sesamstraße glaubt: Du kennst doch Graf Zahl, oder? Mathematik stellt die Wirklichkeit dar und vermittelt sie: 1 Buch+1 Buch = 2 Bücher.
Es stellt einen Ausschnitt der Wirklichkeit dar. Einen begrenzten Ausschnitt, sozusagen ein Reagenzglas, das ausblendet, dass es links und rechts, drüber und drunter, davor und dahinter auch noch was gibt. Wo kommt das +1 Buch her? Aus dem Nichts? Zauberkünstler Mathi greift in den Zillinder und holt ein zweite Buch hervor, oder den Hasen? Mathematik betrachtet nur Ausschnitte der Wirklichkeit. Die Gesamtheit hingegen übersteigt ihre Kompetenz.

    Zitat: Isquierda
    Und natürlich bietet Mathematik Wahrheit: 1+1=2 (Das ist doch wahr!) und 1+1=3 ist falsch.
Aus der Sicht der Mathematik durchaus richtig. Aber was sagt uns das? Nicht mehr und nicht weniger als da steht. Willst du es aber auf die Welt anwenden, dann machst du daraus zunächst: 1x + 1x = 2x. Und dann kommt das Axiom: x = Apfel. Ohne das Axiom bleibt diese Aussage inhaltsleer (außer für die Mathematik). Und wenn es nur einen Fall gibt, in der ich für x etwas setze, wo irgendwas anderes als 1+1=2 herauskommt, so ist die Aussage der Mathematik 1+1=2 nicht generell auf die Wirklichkeit übertragbar, sondern nur, wenn die Axiome der Realität entsprechen. Z.B., um das Beispiel unseres Gastes zu nehmen: Zeit: x=das Jahr 1808. Das Jahr 1808 + das Jahr 1808 sind jetzt 2 Jahre 1808? Nein, es gibt nur ein Jahr 1808. Das kann sich nicht verdoppeln, es ist singulär. D.h. ein Axiom in diesem Beispiel bezieht sich auf Mengen und nichts Singuläres. Jedes Axiom, das sich auf etwas Singuläres bezieht, führt notgedrungen dazu, dass die mathematische Aussage unsinnig wird. Mengen sind aber Verallgemeinerungen, die aus der Vergleichung von Gegenständen kommen und eben ihre Unterschiede, ihre Einmaligkeit, ausklammern. Mathematik funktioniert also nicht nur durch das Ausklammern der ganzen Realität durch die Betrachtung nur eines kleinen Ausschnittes des gesamten, es funktioniert auch nur, indem das Seiende der Welt in Gruppen zusammengefasst und verallgemeinert wird. Für die Singulatität ist in der Mathematik kein Platz.
Zufälligerweise ist das auch der Weg des menschlichen Verstandes/Gehirnes, zu erfassen und erkennen. Man generalisiert indem man vergleicht, Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellt und das, das wichtige gleiche Gemeinsamkeiten hat, in einen Topf wirft und das, was wichtige Merkmale unterschiedlich hat, in unterschiedliche Töpfe. Somit können wir über den Wahrheitsgehalt der Mathematik nichts sagen, denn es ist unsere menschliche Art, die Welt zu erfassen, bewerten und nutzbar zu machen. Und als solches "Werkzeug" ist es in unseren "Gedanken" und daher über unsere "Gedanken" als "Geistesding" real (nach dem Motto: ich denke es, also ist es).

    Zitat: Isquierda
    Das ist wohl die Höhe: Du zweifelst selbst noch die Schwerkraft an, was? Die Wirklichkeit ist Wahr. Es fehlt nur das entsprechende Theorem, diese Warheit habhaft zu machen: Mathematik wäre so eines. Die Logik der Mathematik kann Vorbild für die Wahrheitsfindung sein. Ich schreibe "kann", weil ich weiß, dass du es bestreiten wirst.)
Ich zweifel nicht die Schwerkraft an. Wo sagte ich so was? Was ich sagte, Wahrheit ist nicht die Summe aller wahren Sätze, oder anders Gesagt, die praktische Anwendung von Mathematik und Formallogik bilden ein Konglomerat von wahr-falsch-Aussagen. Diese kommen zu Erkenntnissen über die Wirklichkeit. Die Wahrheit geht darüber hinaus. Was das Leben "mehr" ist als nur auf die Wirklichkeit angewendete "mathematische" Formeln, das kann so nicht erfasst werden. Beschrieben vielleicht, erfassen nicht. So ist die Schwerkraft als Teil der Wirklichkeit berechenbar, man kann ausrechnen, mit welcher Geschwindigkeit etwas am Boden auftrifft etc. Aber die Panik von Gefangenen, die von Brücken in Schluchten gestürzt wurden, das ist weder berechenbar und noch beschreibbar und schon gar icht erfassbar. Und das ist Teil der Wahrheit der Schwerkraft. Die Physik beschreibt eben auch nur einen Teil.

    Zitat: Isquierda
    "Wahr" oder "falsch" sind inhatliche Aussagen.
Wahr und falsch sind inhaltliche Aussagen, aber wenn die Axiome nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen, dann kommen falsche Aussagen zustande. Wenn ich das Axiom habe: Menschen hungern, weil sie kein Geld haben, dann wäre ein Ergebnis, man druckt einfach unmengen Geld und verteilt es in der ganzen Welt, bis jeder Mensch damit zugeschüttet wird. Und wenn man das dann tatsächlich auch umsetzt und die Leute hungern, weil sie das Geld nun mal nicht essen können, dann stimmt das Axiom nicht, das den Menschen veranlasst hat, hinter den Satz: "Mehr Geld" einen Wahrheitshaken zu setzen. Wahr und falsch sind inhaltliche Aussagen, aber möglicherweise falsche.

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zystein


New PostErstellt: 09.02.06, 17:00  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

Modell und Differenz

"ein hähnchen ist mehr als die summe seiner hälften"...

frei nach Lao Tse

mfg


[editiert: 09.02.06, 17:06 von zystein]
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Riker
New PostErstellt: 09.02.06, 17:01  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

"Willkürliche Setzung bedeutet "metaphysische Betrachtung"? Das sehe ich aber ganz anders. Natürlich kann Willkür kausal sein."

natürlich läuft Willkür kausal ab. das meinte ich nicht.
aber willkür und freiheit des Menschen ist nicht das gleiche

Kausalität = die Abfolge von Ursache und Wirkung
wenn jetzt jemand behauptet er könne außerhalb von Ursache und Wirkung eine Handlung (die Setzung einer allgemeingültigen Wahrheit im Rahmen der physischen Realität) erzeugen, kreiert dieser die Hypothese einer Metaphysischen Dimension,in der das Ich als Schöpfer angeblich darüber willkürlich/unabhängig bestimmen kann was das Wir für einen Wahrheitsgehalt zu erfahren hätte.

meint einer er könnte dem Wir aus seinem Ich heraus 1+1=10 als Wahrheit aufzwingen, ist das nichts weiter als eine Selbsterhöhung des Ichs - man könnte es auch als Größenwahn bezeichnen.

was immer auch existiert, existiert nur in Abhängigkeit zu anderen Dingen und Faktoren. Mit anderen Worten, die Realität des Ichs - das was das Ich wahrnimmt kommt nicht aus dem Ich-Punkt

Nehmen wir einen Gegestand: einen Stein. Existiert dieser Stein weil er ein Ich hat. was soll das Selbst des Steins sein ? Seine Atome - dann hätte das Ich des Steins sehr viele Ichs - was absurd ist, denn dann braucht man nicht mehr von einem Ich zu reden . Ein Atom besteht wiederum aus Elektronen,Protonen usw. nein ein Ich als Quelle der Existenz ist nicht einmal auf der atomaren Ebene auffindbar.

natürlich existiert man, wenn man sich auf den Finger haut, dann tut das weh. das ist nicht die frage - aber damit man sich auf den finger hauen kann bedarf es eines Universums - soll jetzt aber nicht heißen, daß der Sinn des Lebens darin besteht sich auf den Finger zu hauen.

Das Universum kann man in lauter IchPunkte aufteilen. Laut der Relativitätstheorie hat jeder Punkt - sprich 4 dimensionale RaumKoordinate - seine eigne Zeit. damit eine Informationsaustausch (kleinster kausaler Vorgang) zwischen zwei Ichpunkten möglich wird, muß die Zeit entweder beschleunigt oder verlangsamt werden. Die Zeit fungiert also als Schnittstelle im Universum.

Fazit: damit ein Gedankenaustausch zwischen zwei Individuen möglich ist, bedarf es der Zeit - wieder eine Abhängigkeit/Bedingung, der keiner entgehen kann, so man sich hier mit jemanden über Anarchismus unterhalten will
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zystein


New PostErstellt: 09.02.06, 17:10  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

sehr schön!

absolute Wahrheit <-> relative Wahrheit

Wahrheit als intersubjektive Gültigkeit



mfg
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soyfer

Beiträge: 205

New PostErstellt: 10.02.06, 09:16  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Riker
    natürlich existiert man, wenn man sich auf den Finger haut, dann tut das weh. das ist nicht die frage - aber damit man sich auf den finger hauen kann bedarf es eines Universums - soll jetzt aber nicht heißen, daß der Sinn des Lebens darin besteht sich auf den Finger zu hauen.
Warum das anders darstellen, als der, der Existenz bewiesen hat: Decartes mit seinem "cogito, ergo sum". Du denkst und das ist der Beweis deiner Existenz.

Zur Frage von Mathematik und Formallogik und Ines Frage an mich, ob ich an die Schwerkraft nicht "glaube", weil ich keine Wahrheit in den Formal"wissenschaften" und auf den Formal"wissenschaften" beruhenden "Naturwissenschaften" zugebe:
Das ist doch letztlich keine Frage, ob man an die Schwerkraft "glaubt". Sie ist da und als Phänomen - sozusagen als Translator - durch die Physik für unser Gehirn beschrieben worden. Die Schwerkraft IST keine Formel, aber sie wird vermittels der Formel für uns bearbeitbar. Und so auch in allen anderen Dingen. ABER diese Formel bezieht sich nur auf die Bereiche der Schwerkraft, die wir bearbeiten wollen. Was uns nicht interessiert (kein Nutzen zu holen, kein Schaden abzuwenden) oder was sich der formalen Erfassung entzieht (Gefühle, Empfindungen z.B.), die werden formal nicht erfasst und an sie kommt das formale System auch nicht heran.
Also: mit formalen Strukturen kann man viel erreichen, aber eben auch vieles nicht. Setzt man nun die formalen Strukturen absolut, so blendet man die Bereiche aus, die durch die formalen Strukturen nicht erreichbar sind.
Dazu gehört die Singularität, die jeder formalen Struktur geradezu konträr gegenübrsteht. Nicht das Individuum wird erfasst, sondern die Zugehörigkeit zu einer Gruppe.
Dazu gehört die Universalität, sozusagen das Gegenstück zur Singularität. Aber Hegel hat das ja sehr schön zu Beginn seiner "Wissenschaft der Logik" dargestellt, das absolute Sein und das absolute Nichts sind beide gleich inhaltsleer.
So ist die absolute Erfassung der Welt als unendliche viele Einzelwesen oder als universelle Einheit für formale Strukturen nicht "begreifbar" sind und sie wird daher ausgeblendet.
Dazu gehört alles, was "nicht rational" abläuft, z.B. die Gefühle etc. Das soll nicht heißen, dass Gefühle nicht irgendwann mal konkret beschreibbar sind (und generell wissen wir, die Botenstoffe flitzen über Nervenzellen etc.). Aber eben nur auf einer formalen Ebene.
Und dazu ommt, dass die formalen Wissenschaften, um aus sich selbst herauszukommen und auf das reale Leben anwendbar zu werden, einer Inhaltsbasid bedürfen, auf der sie anfangen können zu wirken. Diese Basis (die Axiome) enthält die Ausklammerungen des formalen Systems (nicht singuläre und nicht universelle Erfassung der Welt) und kann zusätzlich die Axiome nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Denn ein Axiom ist letztlich nichts anderen, als eine bestimmte Aussage dogmatisch mit Wahr oder Falsch zu belegen. Und da so diese Axiome immer eben das dogmatisch gesetzte Wahr oder Falsch in der konkreten Anwendung erhalten, so können diese Axiome nicht auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden. Man ist also darauf angewiesen, dass die Axiome der Wirklichkeit entsprechen.

Kurz, die formalen Strukturen in einem Absolutheitsanspruch zu überhöhen bedeutet genauso blind zu sein, wie die formalen Strukturen gar nicht zu "glauben". Sie haben ihren Stellenwert, aber keinen absoluten, sondern relativen.

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Isquierda

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New PostErstellt: 10.02.06, 09:17  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: soyfer
    Es stellt einen Ausschnitt der Wirklichkeit dar. Einen begrenzten Ausschnitt, sozusagen ein Reagenzglas, das ausblendet, dass es links und rechts, drüber und drunter, davor und dahinter auch noch was gibt.
Mensch, soyfer, was für ein metaphysisches geschwafel...."einen Ausschnitt der Wirklichkeit" - Was soll es denn da noch geben, was nicht bezeichnet werden kann?

    Zitat: soyfer
    "Die Gesamtheit hingegen übersteigt ihre Kompetenz."
Was soll die "Gesamtheit" sein und warum wäre die nicht mit Worten abzubilden? Was soll der Mist? Veranstaltest du hier ´ne virtuelle Seance? Gläserrücken für Anarchos?


Grüße

Ines

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Isquierda

Beiträge: 279
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New PostErstellt: 10.02.06, 09:20  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: zystein
    Modell und Differenz

    "ein hähnchen ist mehr als die summe seiner hälften"...

    frei nach Lao Tse

    mfg
Nur in der Vorstellungskraft des Betrachtenden. Die Diskussion habe ich etliche male geführt: Das Tortenstück und der Kuchen. Die Idee des Ganzen und die daran geknüpfte Vorstellung - metaphysischer Mummenschanz. Mit ist jedes Stück Schwarzwälderkirsch angenehm. Und 12 Stück sind halt ´ne Torte. Das macht die Torte an sich aber keinesfalls wertvoller als 12 Stücken - denn soviel kann ich nicht essen.

Liebe Grüße

Ines

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Isquierda

Beiträge: 279
Ort: Magdeburg

New PostErstellt: 10.02.06, 09:31  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Riker
    "Willkürliche Setzung bedeutet "metaphysische Betrachtung"? Das sehe ich aber ganz anders. Natürlich kann Willkür kausal sein."

    natürlich läuft Willkür kausal ab. das meinte ich nicht.
    aber willkür und freiheit des Menschen ist nicht das gleiche
Nudelsuppe und Broiler sind auch nicht das Gleiche. Warum siehst du einen Zusammenhang wo keiner ist?

    Zitat: Riker
    Kausalität = die Abfolge von Ursache und Wirkung
    wenn jetzt jemand behauptet er könne außerhalb von Ursache und Wirkung eine Handlung (die Setzung einer allgemeingültigen Wahrheit im Rahmen der physischen Realität) erzeugen, kreiert dieser die Hypothese einer Metaphysischen Dimension,in der das Ich als Schöpfer angeblich darüber willkürlich/unabhängig bestimmen kann was das Wir für einen Wahrheitsgehalt zu erfahren hätte.
Ich verstehe das nicht. Was meinst du?

    Zitat: Riker
    meint einer er könnte dem Wir aus seinem Ich heraus 1+1=10 als Wahrheit aufzwingen, ist das nichts weiter als eine Selbsterhöhung des Ichs - man könnte es auch als Größenwahn bezeichnen.
Das wird nicht funktionieren. Wenn gleich es ab und versucht wird.

    Zitat: Riker
    was immer auch existiert, existiert nur in Abhängigkeit zu anderen Dingen und Faktoren. Mit anderen Worten, die Realität des Ichs - das was das Ich wahrnimmt kommt nicht aus dem Ich-Punkt
Was ist der "Ich-Punkt"? Meinst du Subjektivität?

    Zitat: Riker
    Nehmen wir einen Gegestand: einen Stein. Existiert dieser Stein weil er ein Ich hat. was soll das Selbst des Steins sein ? Seine Atome - dann hätte das Ich des Steins sehr viele Ichs - was absurd ist, denn dann braucht man nicht mehr von einem Ich zu reden .
Der Stein existiert, wenn ihn jemand betrachtet, ihn wahrnimmt. Ob dieser Stein etwas wahrnimmt, sollte ihm überlassen bleiben.

    Zitat: Riker
    Ein Atom besteht wiederum aus Elektronen,Protonen usw. nein ein Ich als Quelle der Existenz ist nicht einmal auf der atomaren Ebene auffindbar.
ICH ist die Summe aller Erfahrungen und Wahrnehmungen. ICH ist Bewußtsein, Hirnaktivität, Nervenreizungen....Warum sollte es die "Quelle der Existenz" sein? Wer behauptet denn sowas?

    Zitat: Riker
    natürlich existiert man, wenn man sich auf den Finger haut, dann tut das weh. das ist nicht die frage - aber damit man sich auf den finger hauen kann bedarf es eines Universums
Und eines Hammers. Eines "Universum" bedarf es dafür nicht zwangsläufig. Und was meinst du damit?

    Zitat: Riker
    - soll jetzt aber nicht heißen, daß der Sinn des Lebens darin besteht sich auf den Finger zu hauen.
Der "Sinn des Lebens"? Wer sucht danach?

    Zitat: Riker
    Das Universum kann man in lauter IchPunkte aufteilen. Laut der Relativitätstheorie hat jeder Punkt - sprich 4 dimensionale RaumKoordinate - seine eigne Zeit. damit eine Informationsaustausch (kleinster kausaler Vorgang) zwischen zwei Ichpunkten möglich wird, muß die Zeit entweder beschleunigt oder verlangsamt werden. Die Zeit fungiert also als Schnittstelle im Universum.
"Ich-Punkte" - was ist das?

    Zitat: Riker
    Fazit: damit ein Gedankenaustausch zwischen zwei Individuen möglich ist, bedarf es der Zeit - wieder eine Abhängigkeit/Bedingung, der keiner entgehen kann, so man sich hier mit jemanden über Anarchismus unterhalten will
Das hört sich schlau an: Aber ist es das?

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soyfer

Beiträge: 205

New PostErstellt: 10.02.06, 10:34  Betreff: Re: Anarchie - Was ist das?  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Isquierda
    Mensch, soyfer, was für ein metaphysisches geschwafel...."einen Ausschnitt der Wirklichkeit" - Was soll es denn da noch geben, was nicht bezeichnet werden kann?
Na, sagte ich doch, es kann nicht begriffen werden, dass ich nur einen begrenzten Raum betrachte. Aber selbstverständlich steht es dir frei, Argumenten anderer abzusprechen Argument zu sein und Aussagen, die dir nicht in dein Konzept passen, zu ignorieren. Selbstverständlich steht es dir frei, selbst keine Argumente zu bringen, sondern deine Argumentlosigkeit mit Scherzchensätzen zu überspielen. Selbstverständlich.
Nur wird SO deine Darstellung weder wahrer, noch plauisibler. Mit keinem Wort gehst du auf das Problem Axiom, das Problem der Verallgemeinerung, der Kritik am "begrenzten Raum" und anderes ein. Aber das kannst du natürlich halten, wie du lustig bist, aber ich und viele andere werden sich ihren Teil denken, von wegen Dogma.

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